PSYCHOLOGISCHE TÄTIGKEITEN

Hans Daniel Schürch-Tal

 H. Daniel Schürch-Tal

 

Hier nachstehend möchte ich Ihnen einen Überblick auf meine Arbeitsgebiete und mein Vorgehen rund um meine psychologische Tätigkeit geben.

Neu: ab 2020 möchte ich auch von mir gelesene Bücher des Fachgebiets "Psychologie" hier vorstellen. Diese Buchbesprechungen sind anschliessend an die Ausführungen meiner psychologischen Tätigkeiten zu finden. 

 

Setting/Praxis

Gättenhusenstrasse 4, 8118  Pfaffhausen

Tel. 044-341 94 02     Natel  078-767 56 57

 

Fachmitgliedschaft (mit verbindlichen ethischen Richtlinien)

  • SGIPA (Schweiz. Gesellschaft für Individualpsychologie nach Alfred Adler)
  • inkl. den ethischen Richtlinien der SGfB (Schweiz. Gesellschaft für Beratung)

 

Meine psychologischen Abschlüsse

  • dipl. individualpsychologischer Berater SGIPA, Abschluss am Alfred Adler Institut in Zürich
  • Ausbilder/Berater/Coaching CH-Q (Zertifizierungsstufen 1- 3)
  • Nacht- und Krisenbegleiter (Diplom Spital Triemli)
  • Ausbildung und Abschluss im Windhorse-Modell (nach E. Podvall)

 

Weiterbildungen und Kurse

Generelle Grundlagen: in Lösungs- und Ziel orientiertem Vorgehen, in Altersarbeit, Palliativvorgehen, in systemischer Paar- u. Familientherapie/-beratung, Seminar am HAP (SAG): "Brennende Fragen der Gerontologie", Seminare in Essstörungen, Weiterbildung in spiritueller Sterbebeghleitung, jahrelange Teilnahme am Psychoseseminar  etc. 

Weiterbildung, Teilnahme an Symposien, Kursen  in "palliative Care" (Gesundheit und Medizin), "Vom Sinn der Angst" (Gesundheit und Medizin), "Paarberatung" (AAI), Fortbildung in "Essstörungen" (SGIPA), Fortbildung "Hirnforschung" (SGIPA), "Wohin mit der Ohnmacht" (SGIPA), "Interkulturelle Fragestellungen" (Ethik-Forum Triemli-Spital), "Systemische Paar- und Familientherapie/-Beratung" (VEF), "Symposium 'Continuing on the way to quality'" (Jahrestagung palliative Care), Symposium "Bindung und Beziehung" (SGIPA), Psychose-Seminare Zürich 2003-2007), "Schreiben in der Trauer" (Paulus-Akademie), Fortbildungs-Tagung "Glück" (SGIPA),  "Die erschöpfte Seele" (Gesundheit und Medizin), ICASSI 2011: u.a. "Traumtherapie/Using Dreams", Teilnahme am AUDITORUM-Kongress (online) Viktor Frankl (März 2021) - siehe Unterlagen unter "LOGOTHERAPIE"; April 2021: AUDITORIUM-Kongress "Psychotherapie mit Kindern und Jugendlichen".  

Fortlaufende Supervision und Weiterbildung  auf allgemein psychologischem Gebiet.

 

Vorgehen (in Beratung und Therapie)

  • gesprächstherapeutisch auf der Basis der Individualpsychologie von Alfred Adler
  • lösungs- und zielorientiert (Basis  de Shazer),
  • traum- und maltherapeutisch
  • Kompetenzmanagement (Standortbestimmung, Laufbahngestaltung u. -Beratung)

 

Arbeitsgebiete (in psychologischem Vorgehen)

Einzel- und Paarberatung, Coaching, Gruppenarbeit, Kurse, Vorträge 

psychologische Beratungen, psychosoziale Beratung/Begleitung, Kompetenzberatung, Lebensphasenberatung , Trauerberatung und -Begleitung, Nacht- und Krisenbegleitung

 

Tätigkeiten

  • in Krisensituationen
  • bei zwischenmenschlichen Problemen
  • bei Schulproblemen
  • bei Mobbing/generellen Arbeitsplatzproblemen
  • bei Arbeitsplatzverlust
  • bei vorzeitiger Pensionierung
  • bei Sexualproblemen
  • bei schweren Erkrankungen
  • nach Verlust von Partnern, nahen Verwandten, Freunden
  • Sterbebegleitungen
  • in generellen Krisensituationen

 

Bücherbesprechungen und besuchte Weiterbildungskurse

 

Wie in jeder Berufssparte so ist es ganz besonders wichtig, dass auch auf psychologischem Gebiet Weiterbildung praktiziert wird. Ich möchte hier die wichtigsten Weiterbildungskurse, die ich besuche, thematisieren.  

Und was ist auf dem Psychologie-Büchermarkt erschienen, was habe ich gelesen und kann es weiterempfehlen? (Für Bücherbesprechungen vor 2020 verweise ich auf die Seite "Bücher/Filme" meiner Homepage! 

Auf dem Büchermarkt der Psychologie/Psychiatrie gibt es laufend Neuerscheinungen. Ich denke, dass in Sachen „Weiterbildung“ auch das Lesen dieser Neuerscheinungen, die doch auch immer wieder neue Erkenntnisse anbieten, eine wichtige Sache ist.

 

Übersicht der Buchbesprechungen/Weiterbildungskurse

  • Ein Nachruf auf Viktor E. Frankl (zum 25. Todestag)
  • Psychotherapie mit Jugendlichen und Kindern (Auditorium)
  • "Siegerin" von Yishai Sarid (Roman über Psychologie des Tötens in Kampfhandlungen) 
  • Viktor E. Frankl - ...trotzdem ja zum Leben sagen.
  • Viktor E. Frankl - was nicht in meinen Büchern steht (Lebenserinnerungen)
  • Alfred Adler – die Vermessung der menschlichen Psyche, von Alexander Kluy
  • Jonathan Sacks  und seine Welt
  • Was hilf Psychotherapie, Herr Kernberg? (2020) von Manfred Lütz

 

26. August 2022 

Vor 25 Jahren starb der Dritte Wiener Psychologe Viktor E. Frankl. Frankl betonte immer wieder, dass er mit seiner Lehre der Logotherapie/Existenzanalyse an und für sich seine beiden Kollegen Freud und Adler keineswegs ersetzen möchte. Vielmehr ginge es ihm darum, das bisher Erreichte durch seine Sicht zu erweitern. Ich denke, dass v.a. seine Message vom "Sinn des Lebens" gerade in heutigen, unsicheren Zeiten ganz besonders wichtig ist. Jeder von uns, muss  sich seinen eigenen "Sinn des Lebens" immer wieder von neuem überdenken und - je nach Lebenssituation - wieder neu erarbeiten. 

Viktor E. Frankl starb vor 25 Jahren. Die Online-Publikation ISRAEL ZWISCHENZEILEN (der Gesellschaft Israel-Schweiz) wagt einen Nachruf:  

Vor 25 Jahren starb der Wiener Psychiater Viktor Frankl

Er überlebte den Holocaust und sah Sinnhaftigkeit selbst im grössten Leid. Mit "... trotzdem Ja zum Leben sagen" schrieb der Wiener Psychiater und Begründer der Existenzanalyse Viktor Frankl einen Weltbestseller.

Lesezeit: 3 Minuten

„Wenn Leben überhaupt einen Sinn hat, dann muss auch Leiden einen Sinn haben“: Diese Erkenntnis bestätigt sich für Viktor Frankl mitten in der Hölle von Auschwitz. „Trotzdem Ja zum Leben sagen“ wurde eine seiner Lebensdevisen. Für den Wiener Psychiater und Begründer der Logotherapie stand fest, dass menschliches Leben unter allen Umständen einen Sinn hat. Aus seinem Mund klingt das mehr als glaubwürdig: Der jüdische Mediziner überlebte vier Konzentrationslager. Vor 25 Jahren, am 2. September 1997, starb Frankl mit 92 Jahren.

von Angelika Prauß

Schon in seiner Schulzeit pflegte Frankl persönliche Kontakte zu den Psychologen Sigmund Freud und Alfred Adler. 1923 machte er in Wien sein Abitur, studierte anschliessend Medizin und promovierte 1930. Dem Leiden am Leben, Depressionen und Suizid galten sein Hauptinteresse. Frankl bemerkte die Orientierungs- und Hoffnungslosigkeit vieler Menschen. Frankl sah die Sinnsuche als Hauptmotivation des Menschen: „Der Mensch ist nicht auf Glück, sondern auf Sinn angelegt.“ 1926 verwendete er erstmals den Begriff Logotherapie. Die Methode unterstützt Klienten dabei, in ihrem Leben einen Sinn zu finden.

Als Oberarzt leitete er von 1933 bis 1937 den sogenannten Selbstmörderpavillon im psychiatrischen Krankenhaus in Wien, wo er 3.000 suizidgefährdete Frauen betreute. Danach durfte er keine „arischen“ Patienten mehr behandeln und übernahm die Leitung eines Spitals für jüdische Patienten. Um ihr Leben zu retten, umging er mit gefälschten Gutachten die Euthanasie-Anordnung. 

1942 heiratete er und wurde kurz darauf mit seiner Frau und seinen Eltern ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Ausser ihm überlebte niemand seiner Familie die Lagerzeit. Drei Jahre verbrachte Frankl in Auschwitz und anderen Konzentrationslagern, wo sich seine Lehre unter grausamen Umständen bewähren konnte.

In seinem eindrucksvollen Buch „… trotzdem Ja zum Leben sagen. Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager“ verarbeitet der Häftling mit der Nummer 119104 seine Erlebnisse. Für ihn kommt es auf die innere Haltung an, mit der man existenziellen Krisen begegnet und diese als „innere Bewährungsprobe“ annimmt. So sei es möglich, „aus seinem blossen Leidenszustand eine innere Leistung zu gestalten“ und selbst schwerste Krisen seelisch heil zu überstehen. Gerade aussergewöhnlich schwierige Lebensumstände böten die Gelegenheit, „über sich selbst hinauszuwachsen“.

Nicht jeder in Auschwitz konnte oder wollte dem folgen. Frankl, der dort als ärztlicher Seelsorger arbeiten durfte, traf im KZ auf viele Menschen mit Selbsttötungsabsichten. Er versuchte, seinen Mithäftlingen eine Perspektive zu zeigen, „dass das Leben von ihnen etwas erwarte, dass etwas im Leben, in der Zukunft, auf sie warte“. Für ihn selbst war es der Wille, seine von der Gestapo vernichtete Habilitationsschrift über die Logotherapie wieder zu rekonstruieren. Einer ihrer Ansätze ist angelehnt an Nietzsches Satz: „Wer ein Warum zu leben hat, erträgt fast jedes Wie“.

Nach dem Krieg leitete Frankl von 1946 bis 1970 in Wien die Neurologische Poliklinik und begründete die österreichische Ärztegesellschaft für Psychotherapie. 1955 wurde er Professor für Neurologie und Psychiatrie in seiner Heimatstadt, erhielt aber auch Gastprofessuren in Harvard, Cambridge und Stanford. Daneben schrieb Frankl rund 30 Bücher, die auch Dank ihrer guten Verständlichkeit in 22 Sprachen übersetzt wurden. Von seinem populärsten Werk „Man’s search for meaning“ (Trotzdem ja zum Leben sagen) wurden allein in den USA vier Millionen Exemplare verkauft. Frankl, der als einer der grössten Fachleute auf seinem Gebiet gilt, erhielt 29 Ehrendoktorate.

Das Viktor Frankl Seminarzentrum in Wien führt seit 2004 mit umfangreichen Vorträgen, Workshops und Fortbildungen das Erbe seines Namensgebers fort. Dort befindet sich auch das nach eigenen Angaben weltweit erste Viktor Frankl Museum. Besucher sind dort eingeladen, mit dem Begründer der Logotherapie in einen Dialog zu treten, um so ihre eigene Sinn-Welt wahrzunehmen und ihre persönlichen Chancen und Potenziale zu entdecken.  KNA/aps/pko

13. März 2022

12. bis 18. April 2021 (via ZOOM)

Willkommen zu 
unserem Online-Kongress
"Psychotherapie mit Kindern und Jugendlichen"



Sehr geehrtes Auditorium, sehr geehrte Auditorium-Community,

Jesper Juul: Fünf Grundbausteine für eine Familie - Teil 1

Kooperation und Integrität (1/3)


Für viele Eltern ist es ein täglicher Kampf: Sie fühlen sich von ihren Kindern herausgefordert und provoziert. Während die Eltern vergeblich versuchen, Grenzen zu setzen, versuchen Kinder und Jugendliche unablässig, diese zu überschreiten. Der Wunsch der Eltern, ein Machtwort zu sprechen und "Nein!" zu sagen, ist groß - und wenig erfolgversprechend. Glücklicherweise gibt es andere Möglichkeiten als Gebote und Verbote, um seinen Einfluss geltend zu machen Dabei geht es nicht um die perfekte Erziehung, sondern vielmehr um Beziehung.

Eines der Grundaxiome von Jesper Juul: "Geht etwas in einer Beziehung schief, ist das immer wegen der Beziehung." Die Erwachsenen sind verantwortlich für die Beziehungsqualität zwischen Eltern und Kind - dabei geht es weder um Moral noch darum, wer Schuld hat. Nicht was wir machen, ist wichtig, sondern wie und warum wir etwas machen in der Beziehung zu Kindern und Jugendlichen, ob als Eltern, Lehrer, Erzieher oder Sozialarbeiter. Entscheidend ist, das Kind in seiner gesamten Persönlichkeit und aus vollem Herzen anzunehmen, denn die Beziehungsgesundheit ist für die Entwicklung und Gesundheit der Kinder wie der Erwachsenen äußerst wichtig.

Jesper Juul (1948 - 2019) war Däne und einer der innovativsten und erfahrensten Familientherapeuten Europas. Er arbeitete Jahrzehnte mit Familien. Seine respektvolle, gleichwürdige Art mit Menschen umzugehen beeindruckt Fachleute und Familien immer wieder aufs Neue. Jesper Juul hält dieses Seminar auf Deutsch.

Susy Signer-Fischer: Einführung in die Kinderhypnotherapie (1/3)

Bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist der Einsatz von klinischer Hypnose äußerst sinnvoll, hilft sie doch, Stress, Schmerzen und verschiedene psychosomatische und psychosoziale Beschwerden zu verringern. Susy Signer-Fischer präsentiert in ihrem Workshop zahlreiche Interventionsvorschläge, Indikationen, Kontraindikationen und Grenzen für die Arbeit mit Kinderhypnotherapie. So ist etwa darauf zu achten, jede Trance auf das jeweilige Kind und dessen spezielle Situation zuzuschneiden. Dem Kind sollte vermittelt werden, wann es in einem Trance-Zustand ist und wann nicht, und auf welche Art es das kontrollieren und wahrnehmen kann. Mit Tranceanleitung zur eigenen Erfahrung und Demonstrationen. Ein spannender Workshop, nicht nur für Psychotherapeuten, Ärzte und Zahnärztinnen.

Susy Signer-Fischer ist Fachpsychologin für Psychotherapie und Kinder- und Jugendpsychologie (FSP) und arbeitet am Zentrum für Entwicklungs- und Persönlichkeitspsychologie der Universität Basel und in freier Praxis in Bern. Außerdem ist sie tätig in der Aus- und Weiterbildung von PsychotherapeutInnen, vor allem in Hypnose-Therapie, Familientherapie und Kinderpsychotherapie.

Workshop im Rahmen der Kindertagung "Hypnotherapeutische und systemische Konzepte für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen" in Heidelberg.



Thich Nhat Hanh: Gemeinsam wachsen in Familie, Schule, Beruf und Gesellschaft - Für eine bessere Welt (1/8)

Die Kunst der achtsamen Kommunikation

Um in der postmodernen Welt in Frieden leben zu können, müssen wir lernen, die Neuerungen in Gesellschaft und Technologie sinnvoll einzusetzen, ohne uns von ihnen beherrschen zu lassen. Vor allem aber ist es wichtig, Familienstrukturen zu entwickeln, in denen Kinder und Erwachsene sich wirklich zu Hause fühlen. Vor allem in Schulen und am Arbeitsplatz brauchen wir eine unterstützende Umgebung. Wir müssen lernen, gemeinschaftlich zu denken und zu handeln. Um diese Aufgaben bewältigen zu können, bedarf es einer spirituellen Dimension in unserem Leben - einer Spiritualität, die ohne Dogmen und Ausgrenzung auskommt.

In diesem Retreat erlernen wir die Kunst der achtsamen Kommunikation und der Versöhnung: Tiefes Zuhören und liebevolle Rede sind ein wichtiges Hilfsmittel, um die Wunden in Familien, in Schulen, am Arbeitsplatz in verschiedenen Gruppen und ganz allgemein in der Gesellschaft zu heilen.

Thich Nhat Hanh teilt mit uns seine jahrzehntelange Erfahrung hinsichtlich der Bildung von Gemeinschaften.



Andreas Krüger:
Psychodynamisch Imaginative Traumatherapie für Kinder & Jugendliche
Block 1: Grundkurs und Vertiefung PITT-KID® in München (1/3)


Diagnostik, Psychoedukation, stabilisierende, distanzierende Maßnahmen und Übungen sowie die Arbeit mit den inneren jüngeren Kindern/Anteilen in Theorie und Praxis werden vermittelt.

PITT-KID ist ein psychodynamisches Verfahren, das sich um eine Integration verschiedener Ansätze bemüht, die sich in der Behandlung von traumatisierten PatientInnen als hilfreich erwiesen haben. Insbesondere bei chronisch-komplexen Trauma-Folgestörungen hat sich PITT-KID bewährt. Auch bei der Arbeit mit akut seelisch erschütterten Kindern und Jugendlichen ist der Einsatz von Behandlungselementen von PITT-KID sinnvoll. Es leitet sich vom Vorgehen des PITT-Verfahrens ab, das von Prof. Luise Reddemann für erwachsene PatientInnen erarbeitet wurde.

Der soziale Kontext aus familientherapeutischer, systemischer Perspektive wird traumapsychologisch fundiert ebenso berücksichtigt wie entwicklungsbezogene Aspekte der Behandlung von Kindern und Jugendlichen. Insbesondere geht es um die Nutzung entwicklungsabhängiger Quellen der Kraft sowie die imaginative Arbeit im Spiel und bei gedanklicher Auseinandersetzung, die viele PatientInnen/KlientInnen da abholt, wo sie ohnehin Ressourcen haben.

PITT-KID ist als Behandlungsverfahren bei schwerer, chronifizierter PTBS mit komplexer komorbider Symptomatik bei Kindern und Jugendlichen von der DeGPT - Deutschsprachigen Gesellschaft für Psychotraumatologie e.V. anerkannt als Zusatzqualifikation "spezielle Psychotraumatherapie mit Kindern und Jugendlichen". Die Wilhelms-Universität Münster hat die Wirksamkeit des Verfahrens in einer Evaluationsstudie nachgewiesen.



Inge Seiffge-Krenke: Entwicklungsbedingungen und fördernde Umwelt

Kinder und Jugendliche sind sehr aktiv an ihrer Entwicklung beteiligt. Inge Seiffge-Krenke, Professorin für Psychologie und Psychoanalytikerin, geht in dieser Vorlesungsreihe detailliert auf den Prozess der kindlichen Entwicklung in seinen verschiedenen Phasen ein.

Inge Seiffge-Krenke beschreibt die Entwicklung des Säuglings mit ihren jeweiligen Charakteristika sowie die verschiedenen Stadien der befriedigenden elterlichen Fürsorge. In den ersten Monaten etwa weiß die Mutter durch ihre Identifikation mit dem Säugling, wie er sich fühlt und ist daher fähig, genau das zu liefern, was der Säugling braucht. Anhand der Grundlagenforschung, die teils bis zu Bowlby zurückführt, stellt Seiffge-Krenke dar, zu welche Entwicklungshemmungen es kommen kann, wenn sich keine menschliche Beziehung entwickeln kann, und wie sich dies Manko auf alle Bereiche auswirkt – denn es entsteht keine Neugier, kein Lernen, keine Exploration.

Für berufstätigen Mütter und Väter ist wichtig, dass es nicht die Quantität, sondern die Qualität der Beziehung ist, die sich auf das Kind auswirkt, das, was Mutter oder Vater in der Zeit tun, in der sie mit dem Kind zusammen sind.

Sehen Sie heute die beiden ersten Vorlesungen der fünfteiligen Reihe:

Vorlesung 1:

Was passiert, wenn die fördernde Umwelt ausfällt? Von wilden Kindern, Studien zu Hospitalismus und Bindungsstörungen.

Vorlesung 2:

Die Entwicklung von Beziehungen, die Dialektik zwischen Bindung und Exploration, soziale Interaktionen zwischen Mutter und Kind, Bindungsforschung und weitere soziale Entwicklung.

Vorlesung 3 (Tag 2):

Kindliche Ressourcen und fördernde Umwelt, Kinder als Produzenten ihrer eigenen Entwicklung, die wichtige Entwicklung der Fähigkeit der Emotionsregulierung in der Beziehung zwischen Kind und Eltern, die Bedeutung von Phantasien und Übergangsobjekten, die Bedeutung von Märchen, Spiel und Kreativität als Ressourcen für Kinder.

Vorlesung 4 (Tag 2):

Perspektiverweiterung auf Freundschaftsbeziehungen und romantische Partner, die als "Entwicklungshelfer" dienen können.

Vorlesung 5 (Tag 3):

Familiäre Interaktionen - wie beeinflussen Kinder ihre Familie, besonders auch im Jugendalter? Historische Veränderung, Entwicklungsstadien in der Familie - von der Geburt des ersten Kindes bis zum Auszug des letzten Kindes, die Bedeutung von Vätern, Gesundheitsprobleme bei Müttern, vor allem, wenn Kinder das Jugendalter erreichen.
Eltern, Großeltern und alle, die in psychotherapeutischen, psychosozialen und pädagogischen Berufsfeldern mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben, erhalten wertvolle Informationen und spannende Hinweise für die Beziehung zu und den Umgang mit ihren Kindern, Enkeln, Klienten und Schülern.



Hans Hopf: Die Psychoanalyse des Jungen (1/3)

"Der Knabe ist aber unter allen Geschöpfen das am schwierigsten zu behandelnde; denn je mehr er eine Quelle des Nachdenkens besitzt, die noch nicht die rechte Richtung erhielt, wird er hinterhältig und verschlagen und das übermütigste der Geschöpfe. Darum gilt es, durch mannigfache Zügel ihn zu bändigen".

Dieses Zitat des Philosophen Platon (348/347 v. Chr.) zeigt, dass sich seither wohl wenig geändert hat. Jungen können problematisch werden, wenn sie nicht ausreichend begrenzt werden. Neben einer empathischen Mutter benötigen sie einen liebevollen und grenzsetzenden Vater, mit dem sie sich identifizieren können. Jungen haben nicht selten Probleme mit der Beherrschung von Affekten, tendieren zu grandiosen Phantasien und zum Externalisieren. Untersuchungen ihrer Träume lassen darauf schließen, dass sich bei ihnen stärker eine narzisstische Tendenz manifestiert, bei Mädchen eher eine anklammernd-depressive.

Jungen erfreuen sich an den Außenwelten, haben Lust am Abenteuer, gelegentlich auch am Rivalisieren, und sie können Risikoverhalten entwickeln mit erheblichen Selbstgefährdungen, insbesondere in der Adoleszenz. Darum fallen sie auch öfter als Mädchen wegen ihrer sozial störenden Verhaltensweisen auf, mit Aggressionen und Hyperaktivität. Sie tragen ihre Konflikte in die Außenwelt und bringen damit leicht Sand in die sozialen Getriebe. Diese Tendenzen sind zum einen Folgen der Physiologie, vor allem der Hormone. Geformt werden die vorhandenen Prägungen durch die Interaktionen der Jungen mit ihren primären Beziehungspersonen.
Den vielfältigen Veränderungen der heutigen Gesellschaft können sich Jungen auch nur schwerer anpassen als Mädchen.

Vorlesung/Seminar im Rahmen der Lindauer Psychotherapiewochen "Angst - Ressentiment - Hoffnung".

 

Peter A. Levine:

 

Die Stimme des Unausgesprochenen

 

Wie der Körper Trauma loslässt und Wohlbefinden wieder herstellt (2/2)

 

Trauma ist weder eine Krankheit noch eine Störung, betont Peter A. Levine in seinem international viel gepriesenen Buch „In an Unspoken Voice: How the Body releases Trauma and restores Goodness“. 

 

Diese Perspektive präsentiert er beim 5. Bildungsfestival in Weggis und weist dabei auf seine neuste Sicht der Dinge hin: Dass es sich bei einem Trauma um eine Verletzung handelt,  die durch paralysierende Furcht, Hilflosigkeit und Verlust verursacht wurde. Und er zeigt auch den aus seiner Sicht fruchtbaren Weg aus dieser oft langfristig wirkenden Lebensbedrohung heraus: Wenn wir auf die Weisheit des lebendigen, spürenden Körpers horchen und die uns innewohnende Fähigkeit zur Selbstregulation hoher Aktivierungszustände und intensiver Emotionen nutzen, kann Trauma transformiert und geheilt werden.

In seinem Beitrag zum diesjährigen Bildungsfestival eröffnete Peter A. Levine den Raum für ein neues Verständnis von Trauma als außergewöhnlicher Chance im menschlichen Leben. Gleichzeitig bietet er den  Anwesenden die Möglichkeit, in die Welt des Kreativen und Genussvollen einzutauchen und mit dieser gefühlten inneren Vernetzung zu erfahren, wie es möglich ist, auch heftige Lebensherausforderungen ebenso intensiv wie gezielt zu durchschiffen. Die Reise am dritten Tag des Bildungsfestivals führt vom evolutionären Verständnis des Ursprungs von Trauma bis hin zur spirituellen Dimension, die uns erkennen lässt, dass wir als menschliche Wesen durch die Heilung eines Traumas enorm gestärkt werden können. Eine Grundvoraussetzung für diese Reise ist Offenheit für die Stimme des kognitiv Unaussprechbaren, die wir im bewussten Kontakt zum Körper und dessen subtilen Botschaften finden.  

 

Jesper Juul:

Gibt es unerreichbare Jugendliche oder sind unsere Arme zu kurz? (1/2)

Die Gesellschaft muss aufhören, sich vor der Jugend zu fürchten. Eltern sind vor allem in ihrer Rolle als

Sparring-Partner gefragt, der maximalen Widerstand bietet und minimalen Schaden anrichtet.

Wir haben in den letzten 20 Jahren mehr oder weniger willig neue Erkenntnisse über Kleinkinder integriert. Unser Bild von Erwachsenen hat sich in den letzten 40 Jahren total verändert. Aber bei zwei Gruppen hat sich nichts geändert: bei den Jugendlichen und den Alten.

Wir müssen aufhören zu erziehen, und zwar mit Beginn der Pubertät. Kleinkinder brauchen dringend eine Erziehung, die aus Dialog, Erfahrung und mehr Wissen besteht. Erwachsene entscheiden und sagen, was das Beste für das Kind ist. Ab der Pubertät sollten Kinder sich fragen: „Wer bin ich eigentlich? Ich habe jahrelang gedacht, meine Eltern seien die Besten der Welt. Jetzt muss ich ausprobieren, was richtig für mich ist.“

Doris Kraus interviewt Jesper Juul für »Die Presse«.

Die Aufzeichnung wurde beim familylab-Symposium mit Jesper Juul erstellt. Moderation: Cordula Stratmann. 

Frauke Niehues:

Hoch- und Höchstbegabung (2/2)

Herausforderungen und Lösungen außerhalb der Norm

In diesem Workshop werden die realen Herausforderungen für Hochbegabte vorgestellt und nachvollziehbar gemacht. Sie lernen, ein individuelles Hochbegabtenprofil zu erstellen und Hilfen zielgenau zusammenzustellen.
Neben psychologischem Hintergrundwissen bekommen Sie alltagstaugliche Lösungen für häufig vorkommende Themen wie z. B. Selbstwert, soziale Herausforderungen, Lernstrategien, Selbstmanagementf ähigkeiten und vieles mehr vermittelt.
Darüber hinaus werden Sie für Fehldiagnosen sensibilisiert und lernen ein Therapie- und Beratungskonzept kennen. Dieses umfasst Tipps für die Beziehungsgestaltung, den Stundenaufbau und besonders effektive Methoden.
Der Workshop ist für Hochbegabte und deren Angehörige sowie für Berater, Therapeuten, Lehrer und Erzieher sehr hilfreich und bereichernd.   

Ale Duarte:

Die fünf Phasen der Selbstregulation Komplexe Informationen pragmatisch angehen (1/2)

Im Seminar unterstütz Ale Duarte TherapeutInnen, LehrerInnen und BetreuerInnen darin, ihren Körper und ihre Präsenz dazu einzusetzen, die Selbstregulation von Kindern (oder Kindergruppen) zu fördern, die sich schwer tun, ihre Energie zu zügeln oder auch genügend Energie zu mobilisieren.
Ausgehend von Ale Duartes "fünf Phasen des Selbstregulationszyklus" wird gezeigt, wie sich dieser nonverbale Ansatz nutzen lässt, die eigene Präsenz, den Körper, Blickkontakt und Gesten optimal einzusetzen, damit Kinder sich in ihrem jeweiligen Umfeld gut aufgehoben fühlen und in die Lage versetzt werden, auf gesunde Weise aktiv mitzuwirken.
Ale Duarte vermittelt vier zentrale Strategien für den Umgang mit kleinen Energiebündeln sowie mit antriebslosen Kindern. Sie bestehen aus Annäherung, Halt bieten, Ermutigen und einem unbeschwerten Miteinander. Sie alle zielen darauf ab, die Gruppenenergie mehr in Balance zu bringen und sich selbst dadurch einen hohen Energieaufwand zu ersparen. 

Stephen Porges:

Das gestresste Nervenkostüm

Stress und der Verlust spontaner, zutiefst menschlicher Verhaltensweisen Prof. Stephen Porges ist der Entdecker der Polyvagalen Theorie. Er ist emeritierter Professor für Psychiatrie und Direktor des Brain-Body Centers am College of Medicine an der University of Illinois in Chicago. Zurzeit ist er leitender Forscher im Bereich Neurowissenschaften am Research Triangle Institute (RTI) in North Carolina. Auf Deutsch erschien von ihm das Buch: Polyvagal Theorie - Neurophysiologische Grundlagen der Therapie. Emotion, Bindung, Kommunikation und ihre Entstehung.

Sie sehen die ersten 45 Minuten des Tagesseminars in Englisch mit deutscher Konsekutivübersetzung im RAhmen des Schweizer Bildungsfestival "Stress-Management" in Weggis.

 

Viel Spaß und viele Aha-Momente wünschen Ihnen



Ihr Bernd Ulrich-Buff
und das Auditorium-Netzwerk-Team

 

 

 

 

6. April 2021

Ich habe soeben ein Buch eines israelischen Autors gelesen, das mich nicht nur extrem gefesselt, sondern richtiggehend aufgewühlt hat. Es geht in diesem Buch um posttraumatische Belastungsstörungen von Soldaten, die im Kampf töten mussten: 

Siegerin von Yishai Sarid  

In Israel wird viel "geschrieben"; es tauchen immer wieder ganz neue Autoren auf, die zu reden geben, deren Bücher kurz nach Erscheinen der hebräischen Erstausgabe in alle möglichen Sprachen übersetzt werden.  Aber es gibt nicht nur viele neue Autoren, die ihre Bücher publizieren. Es gibt vor allem viele SEHR GUTE Autoren. In all the publizierten Büchern geht es immer wieder um psychologische Themen. 

Ein neues Buch von einem Author ist gerade erschienen, von dem ich noch nie etwas gehört habe und das ein hochaktuelles Thema beinhaltet: Yishai Sarids Siegerin (erschienen auf deutsch bei Kein & Aber, Zürich 2021). Es geht in diesem Roman um die Thematik des "Tötens" in Kampfhandlungen und den entsprechenden Folgen bei Soldaten, die sich in posttraumatischen Belastungsstörungen zeigen. Diese Thematik empfand ich als derart interessant und vor allem aufwühlend, dass ich das Buch gleich bei Amazon bestellt  und nach Erhalt sofort durchgelesen habe.

Um was geht es hier, ganz kurz zusammengefasst: 

(Amazon) Wie lernt man zu töten, ohne daran zu zerbrechen? Als Psychologin berät Abigail seit Jahren erfolgreich das israelische Militär, wie es Soldaten besser auf Einsätze vorbereitet. Doch dann wird ihr einziger Sohn Schauli einberufen, und sie muss sich entscheiden:Was wiegt schwerer, das Wohl ihres Landes oder das ihres Kindes? 

Im TACHLES las ich soeben ein Interview von Valerie Wendenburg mit dem Autor Yishai Sarid (dem Sohn des ehemaligen linken israelischen Politikers, dem Meretz Vorsitzenden Sarid), das dieses neueste Buch von Sarid zum Inhalt hat: 

«Es ist eine israelische Tragödie»

Der israelische Autor Yishai Sarid legt in seinem neuen Buch «Siegerin» den Finger auf eine offene Wunde Israels.

In seinem neuen Roman «Siegerin» erzählt Yishai Sarid von der israelischen Armee, die das umkämpfte Land verteidigen muss – den Preis zahlen die jungen Soldatinnen und Soldaten und ihre Familien. 

tachles: Abigail, die Protagonistin in Ihrem Buch «Siegerin», ist Expertin für die Psychologie des Tötens. Sie trainiert Soldatinnen und Soldaten, ihre Feinde ohne moralische Bedenken umzubringen. Ist dies aus Ihrer Sicht überhaupt möglich?

Yishai Sarid: Mir ist wichtig zu betonen, dass Abigail nicht fanatisch ist. Sie möchte erreichen, dass unsere Soldaten ihr feindliches Gegenüber töten – und nicht umgekehrt. Ich spreche natürlich nicht von Kriegsverbrechen oder dem Töten von Zivilsten. Aber wenn Soldaten ihren Feinden gegenüberstehen, sollte Moral eine untergeordnete Rolle spielen. Zahlreiche psychologische Studien zeigen, dass die meisten Menschen grosse Schwierigkeiten damit haben, andere Menschen zu töten, vor allem aus der Nähe. Dies scheint aber noch mehr am Instinkt zu liegen als an Moralvorstellungen. Abigails Aufgabe ist es, die Soldaten auf genau diese herausfordernde Situation vorzubereiten, die in Israel ja leider immer wieder Realität ist. 

Ist es für Israel eine Herausforderung, junge Menschen zu rekrutieren und für das Militär zu gewinnen?

In Israel ist es nach wie vor Usus, dass die jungen Leute in die Armee gehen, um das Land zu verteidigen. Dies ist selbst für Linke wie mich eine Selbstverständlichkeit. Meine Tochter ist zurzeit im Militär. Ich selbst habe sechs Jahre gedient, drei Jahre länger als es Pflicht ist. Die Jahre im Militär waren für mich sehr prägend und wichtig hinsichtlich meiner persönlichen Entwicklung. Ich war allerdings nie in einer Kampfeinheit, sondern im Nachrichtendienst. 

Heute steht Israel aber vor einem Problem: Die jungen Frauen und Männer sind erst 18 Jahre alt und in einer westlichen Welt aufgewachsen. Plötzlich wird von ihnen erwartet, im Ernstfall Menschen zu töten, und das ist für die meisten ein echtes Problem. Es ist nicht leicht, junge Menschen für den Nahkampf zu begeistern. Das Land hat hervorragende Technologien, Hightech-Kampfflugzeuge und erfolgreiche Rakentenabwehrsysteme. Aber wenn es darum geht, Menschen für den Kampf an vorderster Front zu finden, wie damals im Gaza- oder im Libanon-Krieg, so stösst das Militär an seine Grenzen.

Sind viele Menschen in Israel aufgrund ihrer Erfahrungen im Militär traumatisiert?

Ja, das ist ein Fakt. Es wurde nie wirklich darüber gesprochen, aber es gab eine Zeit, in der fast jeder Einwohner Israels irgendwie von den Kriegen betroffen war. Die Situation hat einen signifikanten psychologischen Einfluss auf alle Menschen. Nach den Einsätzen führen die Soldaten ihr Leben zwar meist fort wie bisher, auch wenn es einige Schwierigkeiten geben sollte. Aber eine beachtliche Anzahl von Menschen ist psychologisch oder emotional beeinträchtigt. 

Werden die Betroffenen auch von der Armee unterstützt, ihre Traumata zu verarbeiten?

Ja, sie werden schon behandelt, aber die Ressourcen sind auch begrenzt. Man kann nicht jedem helfen und manche Fälle sind schwerwiegend.

Die Tatsache, dass der Krieg und ein Kampfeinsatz so real sind, hat doch sicher einen grossen Einfluss auf die junge Generation?

Auf jeden Fall. Als ich im Jahr 1983 rekrutiert wurde, war es noch etwas unangenehm, nicht in eine Kampfeinheit zu gehen. Heute ist es anders, es ist viel mehr akzeptiert, seinen Militärdienst zum Beispiel im Nachrichtendienst zu absolvieren. Daher setzen sich viele Eltern natürlich dafür ein, ihre Kinder in Einheiten zu schicken, in denen diese sicherer sind, zumal sie dort ebenso bedeutsame Arbeit leisten können. Was zählt ist, dass sie weder getötet werden noch andere Menschen töten müssen. 

Was tut die Regierung, um wieder mehr Menschen für die Kampftruppen zu begeistern?

Es ist nicht nur ein militärisches Problem, sondern ein gesellschaftliches. Junge Menschen aus der höheren Gesellschaftsschicht gehen nicht mehr in die Kampfeinheiten, sie suchen sich andere Einsatzmöglichkeiten. Ausnahmen gibt es allerdings immer wieder für Ultraorthodoxe – und das ist eine Ungerechtigkeit. Hier handelt es sich um eine der grössten offenen Wunden innerhalb der israelischen Gesellschaft, denn wir fragen uns doch: Weshalb müssen unsere Kinder ins Militär einrücken und andere nicht? 

Zahlt Israel einen hohen Preis für seine Sicherheit?

Heute gehen rund 70 Prozent aller jungen Männer und 50 Prozent der jungen Frauen in die Armee. Sie verbringen dort zwei oder drei Jahre – die besten Jahre ihres jungen Lebens. Statt zu studieren, zu arbeiten oder zu reisen. Hinzu kommt das Risiko, kämpfen zu müssen, entführt oder sogar umgebracht zu werden. Natürlich zahlt Israel einen hohen Preis. 

Im Verlaufe des Romans muss auch Abigails Sohn Schauli ins Militär einrücken. Man hat den Eindruck, dass sie ihn immer mehr verliert. Warum?

Das stimmt. Ihr Sohn Schauli ist nicht schwach, aber sehr sensibel und kultiviert. Er geht nur für seine Mutter in eine Kampfeinheit, ohne sie hätte er sicher einen anderen Weg in der Armee für sich gesucht. Abigail lässt ihm keine andere Chance und er entfernt sich von ihr. 

Als er Probleme hat und während eines Einsatzes zusammenbricht, wird sie gerufen, kann ihm aber nicht helfen. Sie wirkt das erste Mal im Buch hilflos.

Abigail steht in dieser Szene für viele israelische Mütter und auch Väter. Sie schicken ihre Kinder aus Überzeugung ins Militär und verlieren von diesem Moment an die Kontrolle über sie. Die Eltern kooperieren und unterstützen die Armee, sie geben ihre Töchter und Söhne in ihre Hände. Von dem Moment an wissen sie nicht mehr, was mit ihren Kindern im Ernstfall geschieht. Dies ist ein grosser Konflikt. Schauli kann seine Mutter in seiner Not nur rufen lassen, da sie eine Persönlichkeit innerhalb des Militärs ist, aber selbst sie stösst an ihre Grenzen. 

Interessant ist auch die Rolle des Vaters von Schauli, der Generalstabschef und Vertrauter von Abigail ist. Sie denkt, niemand wüsste etwas über ihr gut gehütetes Geheimnis. Ist dies ein Trugschluss?

Abigail denkt an ihre gemeinsame Abmachung und geht davon aus, dass niemand weiss, wer Schaulis Vater ist, nicht einmal ihr Sohn selbst. Aber wir wissen ja aus dem echten Leben, dass Geheimnisse schneller bekannt werden, als man ahnt – dies ist aus meiner Sicht besonders in Israel der Fall. 

Im Buch gibt es eine junge Soldatin, die Hubschrauberpilotin Noga, die Menschen aus der Luft abschiesst.

Noga steht für eine neue Generation von Frauen in Israel und Abigail ist es deshalb extrem wichtig, dass Noga erfolgreich ist. Sie ist eine Feministin, die absolute Gleichberechtigung fordert, auch innerhalb der Armee. Das ist ein neues Phänomen in Israel, denn früher waren die jungen Frauen nicht unbedingt an vorderster Front, sie wurden anders eingesetzt. Heute möchten sie gleichberechtigt dabei sein, zum Beispiel in der Luftwaffe oder der Marine. Noga ist eine echte Kämpferin in einer Eliteeinheit, anders als Abigail, die ja eher im Hintergrund wirkt. Feministinnen wie Noga betonen heutzutage, Frauen könnten ebenso gut kämpfen und auch töten wie Männer. Die Armee ist in Israel von grosser Bedeutung und es ist genauso wichtig für Frauen wie für Männer, dort erfolgreich zu sein, wenn sie Karriere machen wollen. 

Wie kamen Sie auf das Thema des Romans?

Ich stehe politisch links, mein Vater war Vorsitzender der Partei Meretz. Man wundert sich immer wieder, wie ich mit meinem Hintergrund überhaupt dazu komme, einen Charakter wie Abigail zu beschreiben. Zuerst einmal aber handelt es sich um einen Roman und nicht um ein Buch über den Krieg, das ist mir sehr wichtig zu betonen. Abigail möchte ja auch keine Kriege führen, sie tut nur ihre Pflicht in ihrem Beruf, um den Soldatinnen und Soldaten zu helfen. Ich möchte mit meinem Buch die israelische Tragödie aufzeigen: Das Land muss Jahrzehnte nach seiner Gründung noch seinen Kriegsapparat am Laufen halten und Jahr für Jahr junge Menschen rekrutieren mit all den Risiken, die damit verbunden sind. Ihr Leben aufs Spiel setzen. Das ist ein Fakt, den ich wichtig finde, zu thematisieren. Und die Literatur ist für mich der einzige Ort, an dem ich diesen Gedanken Ausdruck verleihen kann. 

Wie wurde Ihr Buch in Israel besprochen?

Dies ist nicht so leicht zu beantworten. Zuerst einmal ist das Buch recht erfolgreich in dem Sinne, dass es eine hohe Auflage und eine grosse Aufmerksamkeit erreicht hat. Erstaunlicherweise wurde es aber sehr wenig politisch diskutiert. Vielmehr steht Abigails Charakter im Vordergrund des Interesses. Einige Leserinnen und Leser respektieren Abigail und schätzen ihre Stärke und auch ihr Pflichtbewusstsein. Andere mögen ihren Charakter gar nicht und kritisieren ihr Verhalten scharf – aus exakt den gleichen Gründen. 

Nächste Woche wird in Israel zum vierten Mal in zwei Jahren gewählt. Was wäre Ihr Wunsch für die israelische Politik?

Ich kann Ihnen ganz sicher sagen, dass meine Hoffnungen nicht erfüllt werden. Ich bin ein linker Zionist. Mein Traum ist ein friedliches Zusammenleben mit unseren Nachbarn, die Einhaltung der Menschenrechte und so weiter. Aber diese Ansicht ist in Israel zurzeit nicht so populär. Israel hat sich in den vergangenen Jahren politisch stark nach rechts bewegt. Der Grund ist das Scheitern des Osloer Friedensprozesses und die zweite Intifada. Der Mörder von Itzhak Rabin war jüdisch, aber hauptsächlich geht der Terrorismus von den Palästinensern aus. Israel war bereit, Kompromisse einzugehen und Territorium abzugeben. Ehud Barak stimmte zu, den Palästinensern Ost-jerusalem zurückzugeben. Die Antwort der Palästinenser war weiterer Terror. Diese Tatsache hat die israelische Linke getötet. Die Menschen in Israel haben kein Vertrauen mehr in die Palästinenser und daher gibt es für viele keine Alternative mehr zur rechten Politik. Obwohl die Wahlen in wenigen Tagen stattfinden, kann ich nicht abschätzen, wie sie ausgehen. Wenn ich raten müsste, dann tippe ich darauf, dass Netanyahu wieder Premierminister wird.

Können Sie sich eine stabile Regierung in Israel vorstellen?

Nur sehr schwer, denn das politische System ist sehr instabil. Genau so wie die israelische Gesellschaft ist auch die Politik aufgesplittert. Es gibt Religiöse und nicht Religiöse, Liberale und Konservative, es gibt Araber und Juden, Linke und Rechte. Viele kleine Parteien erschweren es, eine stabile Regierung zu bilden. Das politische System in Israel ist genauso so gespalten wie seine Gesellschaft. 

Yishai Sarid: Siegerin. Kein & Aber, Zürich 2021. - Valerie Wendenburg

Ich denke, dass das Interview von Valerie Wendenburg mit Yishai Sarid sehr schön darauf eingeht und umschreibt, welcher Hintergrund hier besteht und was der Autor mit diesem Buch aussagen möchte. Israel wurde - das ist eine Tatsache - seit Gründung im Jahr 1948 von den arabischen Nachbarstaaten (heute betrifft dies v.a. den Iran mit seinen Vasallen, und auch Syrien)   in seiner Existenz schwerstens bedroht. Die israelische Armee hatte durch all diese Jahre seiner Existenz bis heute immer wieder die klare Aufgabe der Verteidigung seiner Bürger. Das, was mit "Sicherheit" umschrieben werden kann, ist auch politisch das nach wie vor geltende Gebot der Stunde. 70 Prozent der männlichen Jugend (und 50% der weiblichen)  muss in die Armee eingezogen werden und verbringt dort mindestens 3 Jahre Wehrdienst. Tatsache ist auch, dass die ultra-orthodoxe Bevölkerung sich bis heute an diesen bürgerlichen Pflichten nicht beteiligt, sondern nur vom Staat auf extreme Weise zu profitieren versucht. - Die israelischen Soldaten geraten während der Grundausbildung, aber nicht weniger in den jährlichen Wehreinsätzen (und v.a. während den Verteidigungskriegen) immer wieder in Situationen der direkten Konfrontation mit dem Feind. Es muss "geschossen" und in Selbstverteidigung  "getötet" werden. Nach Untersuchungen weiss man, dass weltweit etwa 20% der Soldaten mit diesem "Töten" keine Mühe haben. Die verbleibenden 80% Mehrheit hat aber in der Regel mit schwerwiegenden seelischen Folgen  zu kämpfen: posttraumatische Belastungssyndrome sind in der Regel die Folgen. Yishai Sarid geht diesem fürchterlichen Problem in seinem Buch nach. Seine Protagonistin Abigail, eine Psychologin und Fachfrau auf diesem Gebiet, versucht in Kursen (und Therapien) den Soldaten und Offizieren diesbezüglich beizustehen. 

Yishai Sarid beschreibt in seinem Buch nicht nur sehr detailliert, sondern auch sehr emphatisch unzählige Situationen rund um Abigails berufliche Tätigkeit. Aber nicht nur das. Er schildert auch enorm eindrücklich das persönliche Leben von Abigail in ihrem sozialen Umfeld. 

Dieses Buch hat mich nicht unberührt gelassen! Ich empfehle es all ldenjenigen, die sich mit postraumatischen Belastungsstörungen beschäftigen weiter. Hier wird wieder einmal mehr aufgezeigt, wie wichtig es ist, jede Art von Traumata möglichst rasch zu behandeln, zu therapieren versuchen! 

5. Januar 2021

Die Zweite Corona-Pandemie Welle hat wieder zugeschlagen, und über das Jahresende bei all den einzuhaltenden Restriktionen bot das Bücherlesen eine wunderbare Alternative. Ich vertiefte mich in Barack Obamas neueste Autobiografie (englische Originalausgabe) und, wieder einmal mehr, in die Lehrbücher von Viktor E. Frankl's Logotherapie/Existenzanalyse.

Eines der für mich wichtigsten Publikationen des dritten Wiener Psychologen (neben Freud und Adler) Viktor E. Frankl ist die Publikation

 "... trotzdem ja zum Leben sagen" (Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager) 

Ich habe dieses Buch von Frankl in der Vergangenheit schon einige Male gelesen und jedesmal wieder auf eine ganz neue Art erlebt. So ging es mir auch jetzt! Frankl schrieb kurz nach Befreiung aus der furchtbaren KZ-Gefangenschaft diese Gedanken über das Erlebte. Nichts ist beschönigend, was der Leser hier vorgesetzt bekommt. Aber hier erlebt man von einem Betroffenen während der schlimmen, unmenschlichen Zeit sehr viel sehr Menschliches, das Frankl durchmachen musste, das er erlebte und nur durch seinen selbst erfahrenen und praktizierten "Sinn des Lebens". Das bewegt! 

Amazon beschreibt dieses Werk von Frankl kurz und bündig auf sehr treffende Weise: 

 

" Mehrere Jahre musste der österreichische Psychologe Viktor E. Frankl in deutschen Konzentrationslagern verbringen. Doch trotz all des Leids, das er dort sah und erlebte, kam er zu dem Schluss, dass es selbst an Orten der größten Unmenschlichkeit möglich ist, einen Sinn im Leben zu sehen. Seine Erinnerungen, die er in diesem Buch festhielt und die über Jahrzehnte Millionen von Menschen bewegten, sollen weder Mitleid erregen noch Anklage erheben. Sie sollen Kraft zum Leben geben."

 

Man muss dieses Buch gelesen haben, um diese Aussage von Amazon zu verstehen. Man muss es auch gelesen haben, um Frankls dort praktisch erfahrene Lebensweisheit und seine erarbeitete psychologische Richtung der Logotherapie/Existenzanalyse verstehen zu können. 

 

25. Dezember 2020

Die "Sinnsuche" ist aus meiner Sicht für jeden Menschen etwas Grundsätzliches, etwas vom Wichtigsten. Viktor E. Frankl hat diese Menschliche Sinnsuche in seiner Logotherapie/Existenzanalyse zum Zentrum seines Anliegens gemacht. 

Es gibt viele Bücher von und über Viktor E. Frankl. Er selber hat 31 Bücher selber publiziert. Das 31. Buch trägt den Titel: 

VIKTOR E. FRANKL - Was nicht in meinen Büchern steht. Lebenserinnerungen

Mit seinen 114 Seiten, gespickt mit vielen "Lebenserinnerungen", die mit viel Humor und Lebensweisheit von Viktor E. Frankl vorgetragen werden, wirkt dieses Buch ausserordentlich erfrischend auf mich! 

Auf dem Klappentext lesen wir: 

Der weltberühmte Psychiater Viktor E. Frankl ist der Begründer der Dritten Wiener Schule der Psychotherapie - der Logotherapie. Seine über 30 Bücher sind in 24 Sprachen übersetzt worden. Für seine wissenschaftlichen Verdienste wurde er weltweit mit 27 Ehrendoktorate^n ausgezeichnet. 

In seinen Erinnerungen und Reflexionen fasst Viktor E. Frankl assoziativ zusammen, was ihm in seinem Leben wichtig erscheint: seine Kindheit und Jugend in Wien, die Arbeit als Nervenarzt, die Anfänge der Logotherapie, seine Auseinandersetzung mit Freud und Adler und ihren Einfluss auf die Logotherapie. Aber auch seinen Aufenthalt in vier verschiedenen Konzentrationslagern und seine Rückkehr nach Wien, wo er bis zu seinem Tod im Jahr 1997 lebte. 

Ich habe mich mit den Ideen und dem Vorgehen rund um Psychotherapie von Viktor E. Frankl seit Jahren autodidaktisch beschäftigt. Diese Franklschen "Lebenserinnerungen" haben mich  animiert, wieder einmal mehr die Bücher über Logotherpie/Existenzanalyse unter die Lupe zu nehmen. In meinem reifen Alter gibt es nach wie vor "Sinn", meinen "Sinn des Lebens" zu hinterfragen. 

Diese Lebenserinnerungen von Viktor E. Frankl, lebhaft, frisch und eindrücklich geschrieben, kann ich wärmstens weiter empfehlen! 

 

Dezember 2020 

Während fast 7 Jahren absolvierte ich im Zürcher Alfred Adler Institut meine individualpsychologische Ausbildung. Mit meiner Diplomarbeit mit dem Titel „Alfred Adler und Fjodor M. Dostojevskij – Vergleich der Menschenbilder“ beschäftigte ich mich natürlich sehr intensiv mit Adlers Biographie. Die allerneueste Biografie über Alfred Adler (2019) beinhaltet nunmehr derart detaillierte und komplett neue Informationen über Persönliches von Adler, aber auch über die Ereignisse seiner Welt, in der er lebte und wirkte,  die mich überraschen!

ALFRED ADLER – Die Vermessung der menschlichen Psyche – Biographie. Von Alexander Kluy

Was sagt die AMAZON Buchbesprechung über dieses Buch:

 "Die große Biographie des Erfinders der Individualpsychologie"

Alfred Adler, neben Sigmund Freud und C. G. Jung einer der Urväter der modernen Psychologie, ist der Begründer der Individualpsychologie. 1911 setzte sich Adler scharf vom Übervater der Psychoanalyse ab. Er wollte eine lebensnahe Psychologie schaffen, die es ermöglicht, den Einzelnen aus seiner individuellen Lebensgeschichte heraus zu verstehen. Seine optimistische positive Lehre wurde rasch sehr populär. In den 1930er Jahren war Adler einer der bekanntesten Psychologen der Welt.

Eingebettet in die Zeitgeschichte und aktuelle Forschungserkenntnisse zeichnet Alexander Kluy das Leben Alfred Adlers nach, der, 1870 in Wien geboren, 1937 auf dem Höhepunkt seines Ruhmes unerwartet in Schottland starb. Diese Biographie mit erstmals veröffentlichten Archivfunden zeigt den Menschen Adler – und die bis heute ungebrochene, hochaktuelle Wirkung seines Werks."

AMAZON übertreibt es nicht: Kluys Adler-Biographie darf man ganz ruhig als "grosse Biographie" bezeichnen, die mit vielen Details über diesen grossen Psychologen aufwartet, die bis anhin nicht bekannt waren. Kluy beschenkt den Leser mit persönlichen Details, die das Leben von Adler,  das Wirken, aber auch seine innerfamiliären Beziehungen, aufzeichnet, die es bis anhin nicht gab. Ich kann diese Adler-Biographie nicht nur für Individualpsychologen, sondern auch jedermann sonst empfehlen, der sich mit der Zeit von damals und mit der Persönlichkeit eines grossen Mannes jener Zeit auseinandersetzen möchte.

27. September 2020

In den letzten Wochen vertiefte ich mich in die Bücher von Jonathan Sacks, dem weltberühmten Neurologen, der vor fünf Jahren starb. Als Ausgang für das Lesen der Bücher von Oliver Sacks las ich seine Autobiographie «On the Move». Der Mann, v.a. sein Leben, so wie er es in seiner Autobiographie «On the Move» aufzeichnet, faszinierte mich. Bevor ich auf die einzelnen Bücher von Jonathan Sacks eingehe, möchte ich ein Video über den kürzlichen über ihn gedrehten Film präsentieren.

https://www.youtube.com/watch?list=RDCMUCuF-f_kairxTjOyHSItrmtg&v=47ooNWugxRE&feature=emb_rel_end

JEW THE CALL: 'OLIVER IS DYING. WOULD YOU COME AND FILM HIM?'

With months to live, neurologist Oliver Sacks gave a master class on how to die

Documentarian Ric Burns captures celebrated Jewish MD’s final days in a meditation on Sacks’s Orthodox youth, tumultuous career and acceptance of mortality. Film debuts Wednesday

By RICH TENORIO - 23 September 2020, 4:53 am

A photo of Oliver Sacks featured in the Ric Burns documentary, 'Oliver Sacks: His Own Life.' (Courtesy)A photo of Oliver Sacks featured in the Ric Burns documentary, 'Oliver Sacks: His Own Life.' (Courtesy)A still of Oliver Sacks from the Ric Burns documentary, 'Oliver Sacks: His Own Life.' (Courtesy)A still of Oliver Sacks from the Ric Burns documentary, 'Oliver Sacks: His Own Life.' (Courtesy)A photo of Oliver Sacks as a young man with his motorcycle featured in the Ric Burns documentary, 'Oliver Sacks: His Own Life.' (Courtesy)A photo of Oliver Sacks as a young man with his motorcycle featured in the Ric Burns documentary, 'Oliver Sacks: His Own Life.' (Courtesy)A still of Oliver Sacks from the Ric Burns documentary, 'Oliver Sacks: His Own Life.' (Courtesy)A still of Oliver Sacks from the Ric Burns documentary, 'Oliver Sacks: His Own Life.' (Courtesy)

On a Friday night in February 2015, the legendary British Jewish neurologist and writer Oliver Sacks gathered his inner circle in his New York City apartment. For much of his life, Sacks had penned poignant books about his disabled patients, sharing insights about their lives. On this night, however, Sacks gave his audience a heartfelt message about his own life: He had received a terminal cancer diagnosis.

Over the next six months, Sacks gave what one of his friends, the author Lawrence Weschler, called “a master class in how to die.” He continued to write thoughtful prose, this time meditating on mortality, in the company of family, friends and his partner Bill Hayes.

Sitting for filming sessions with award-winning documentarian Ric Burns, Sacks reflected on an extraordinary, sometimes tumultuous life — running away from an Orthodox upbringing, wrestling with his homosexuality, facing rejection by the scientific community for much of his career and finally winning admiration from academia and the public. The year he died, 70 percent of neurology majors at Columbia University Medical School credited Sacks, at least in part, as the inspiration for their choice of study.

Five years later, filmmaker Burns is ready to release his documentary about Sacks to the public. “Oliver Sacks: His Own Life” debuts September 23, through New York’s Film Forum and the Kino Marquee virtual cinema platform. Over the previous year, it was screened at Telluride and the New York Film Festival. Although the general release was delayed six months by COVID-19, Burns is excited that the public now has a chance to see it.

The winner of two Emmy Awards and a Peabody Award, Burns is part of a celebrated duo of American documentarians. He and his brother, Ken Burns, worked together on the 1990 epic “The Civil War” before going on to make separate ventures. Ric Burns has directed a similarly epic series about the history of New York City, and is working on the latest installment, which will cover the period from 9/11 to the COVID-19 era.

In a phone interview with The Times of Israel on August 30 — the fifth anniversary of Sacks’s death — Ric Burns described the unexpected genesis of his latest-released project.Early in January 2015, Sacks had just finished what Burns described as “a not-yet-published, remarkably candid autobiography.” Around that time, the filmmaker got a call from Sacks’s longtime editor and chief of staff, Kate Edgar.

“Oliver is dying,” he remembered her saying. “Would you come in and film him?”

 He got a mortal diagnosis and very much wanted to share the time he had

“He got a mortal diagnosis and very much wanted to share the time he had,” Burns said. “He was told he would die in six months. Indeed, he died in six months. He wanted to think, reflect, explain himself, not only in print, but also on film.”

 Documentarian Ric Burns. (Courtesy)

 “It was kind of a very different way of doing a film,” Burns said, adding that usually, “someone brings the idea to you, you talk about it and reflect how to go on — writing, interviewing people, fundraising.”

This film, he said, was a “yes” project from the start, and time was of the essence.

 Burns embarked upon marathon filming sessions at Sacks’s apartment on Horatio Street in Greenwich Village. Shooting for a total of 80 hours, sometimes using multiple cameras, he filmed Sacks and the rotating circle of loved ones who checked in on him. Prominent journalists and writers dropped in, including surgeon-writer Atul Gawande, and Temple Grandin, an advocate for animal rights and autism awareness. Also interviewed for the film was the theater and opera director Sir Jonathan Miller, who was a friend of Sacks’s since childhood.

 “[Sacks] was always sort of surrounded by, in a sense, the family he created for himself during his lifetime,” Burns reflected. “That itself was really quite unique.”

 Sacks’s background was also unique. Burns describes him as an atheist homosexual English Jew, and the film sensitively addresses each of these aspects of his life. Notably, he was the uncle of former British chief rabbi Jonathan Sacks, who was criticized in 2013 for his opposition to civil marriage for gay couples in the UK.

 A remarkable life unfolds

 Oliver Sacks was born in 1933 to accomplished Orthodox parents Samuel Sacks, a general practitioner, and Muriel (Landau) Sacks, who was among the earliest female surgeons in the UK. Sacks was their fourth child. He was a distant relative of Israeli statesman Abba Eban and Nobel Prize-winning economist Robert John Aumann.

 A photo of Oliver Sacks featured in the Ric Burns documentary, ‘Oliver Sacks: His Own Life.’ (Courtesy)

 Sacks’s childhood was interrupted not only by the Blitz, but also by his brother Michael Sacks’s struggle with schizophrenia. A few years later, when Oliver Sacks turned 18, he came out as gay to his father, and soon his mother learned as well. According to the film, she called him an abomination and wished he never had been born.

 “In a sense, from that moment on, he was on the run,” Burns said. “He was escaping his mom, family, sexuality, himself,” with Sacks “running from madness, trying to hide it, soothe it, exacerbate it.”

 After receiving his medical degree at Oxford, Sacks left for the United States, finding an uneasy refuge in San Francisco, where the film shows him setting a weightlifting record, having an unsuccessful relationship with a man, taking recreational drugs and going for risky motorcycle rides — all while undertaking a medical residency at UCLA.

He got a new start when he relocated across the country to Beth Abraham Hospital in the Bronx. There, he treated patients left catatonic by a sleeping sickness epidemic from the 1920s. He took the unorthodox step of prescribing a drug called L-dopa. Initial results seemed promising as patients began to walk and talk, yet they had to contend with side effects of the drug and some reverted to their previous condition, according to an article on the NIH website.

The film shows him setting a weightlifting record… taking recreational drugs and going for risky motorcycle rides

 Sacks wrote about these experiences in his book “Awakenings,” which he penned with his mother’s input in the family home on Mapesbury Road in London after mending ties with her.

The film shows Sacks continuing to write about his disabled patients in books and articles. After “Awakenings,” for instance, there was the anthology “The Man Who Mistook His Wife for a Hat.” The media proved receptive to Sacks’s contributions.

A photo of Oliver Sacks as a young man with his motorcycle in Greenwich ViIlage, 1961, featured in the Ric Burns documentary, ‘Oliver Sacks: His Own Life.’ (Courtesy)

“I’d read many of his books, I knew him the way most people did,” Burns said. In addition to Sacks’s books, he frequently wrote contributions to The New York Review of Books and The London Review of Books.

 Making disability palatable

 Burns characterized Sacks’s writings as a bridge between disabled individuals and the wider world. He embodied a trove of data that colleagues initially misjudged as meaningless.

 “The data he collected and summarized in his stories was uniquely qualified data — a narrative of interesting, subjective experience,” Burns said. “To know what [his patients are] like, not what it looks like on an MRI, to be a person with myopathy, autism, a neurological condition, whatever it might be.”

 A still of Oliver Sacks from the Ric Burns documentary, ‘Oliver Sacks: His Own Life.’ (Courtesy)

 The film examines Sacks’s detractors, including those who accused him of sensationalizing his patients. Yet, Burns said, by the 1980s and 1990s, things began to change. The 1990 Robin Williams film adaptation of “Awakenings” brought Sacks large-scale fame, while his ideas won acceptance from respected colleagues such as Francis Crick, who won the Nobel Prize for the co-discovery of DNA.

 Oliver did not measure in numbers, but in words

 “[Sacks’ work] suddenly seemed relevant,” Burns said. “For most of Oliver’s life, it had been meaningless, unqualified, not data at all… not measurable. But Oliver did not measure in numbers, but in words.”

The hidden decades

 While reading Sacks’s books and articles, Burns noted that something was missing.

 “From the ’80s on, I did not know anything about his life,” Burns said. “He was guarded until the very end. Openness was something he arrived at only at the very end.”

 A still of Oliver Sacks from the Ric Burns documentary, ‘Oliver Sacks: His Own Life.’ (Courtesy)

 Sacks had an earlier bout with melanoma in 2005. When it returned a decade later, the diagnosis was terminal.

 Burns kept the camera on when Sacks announced the diagnosis to his inner circle.

 “Here is a person coming to the end of his life, facing the inevitable, with the people around him who mean the most,” Burns said. “His boyfriend Billy, his longstanding writing partner Kate, his sister-in-law… He was intensely aware of who we were. And, you know, he wanted to talk about what matters in life.”

 Here is a person coming to the end of his life, facing the inevitable, with the people around him who mean the most

 Weeks before Sacks’s death, he penned an op-ed for The New York Times entitled “Sabbath,” in which he reflected upon his Jewish background, including family Shabbats, living on a kibbutz as a young man and returning to Israel with his partner decades later for the 100th birthday of a relative. He described an unexpectedly welcoming reception for both himself and Hayes, and mused on what might have happened had he stayed observant.

 A still of Oliver Sacks from the Ric Burns documentary, ‘Oliver Sacks: His Own Life.’ (Courtesy)

 “He lost his faith early on,” Burns said. “He was not going to be himself an Orthodox Jew. But the experience of it — Shabbat, the seder — and also the reverence for what was ultimately a world [where] mysteries could be possible, was never fully conquered and he carried within himself a profound sentiment, sort of a Judaism without the religious belief in a supreme being, but a deep sense of the holiness of existence.”

 Calling Sacks’s Judaism “central and shaping,” he added that it was “intrinsically, of course, complex and a journey.”

 “He was not a saint, but led a life in which he was always moving toward what he understood as the light,” Burns said. “[This] meant understanding and connection — how do I understand myself, how do I understand another human being, how do I make connection, how do I share that connection, how can I be honest?”

 Dezember 2020

Was hilf Psychotherapie, Herr Kernberg? (2020) von Manfred Lütz

 

Otto Kernberg wird in diesem Buch von Manfred Lütz als „der berühmteste Psychotherapeut der Welt“ angepriesen. Das ist wohl etwas hoch gegriffen. Aber „berühmt“ und ein Experte ist Otto Kernberg ganz sicher bezüglich seiner Arbeit auf dem Gebiet der Narzissmus-Forschung.

 

Der Psychoanalytiker Otto Kernberg ist ein psychologisches Schwergewicht, ein Urgestein und ein grosser Psychologe aus altem Schrot und Korn, geprägt durch seine Wiener Zeit der Dreissigerjahren. Hier in diesem Buch von Manfred Lütz lernte ich diese Persönlichkeit in Dialogform auf eine sympathische Art kennen. Lütz wird in diesen Gesprächen mit Kernberg jeweils sehr direkt. Er will wissen, was „die Seele“ ist, ob er zB auch den US-Präsidenten Trump behandeln würde, was als  Irrwege der Psychotherapie zu betrachten sei, was einen guten Psychotherapeuten ausmache.

 

Kernberg erzählt auch sehr detailliert über seine Jugend in Wien als jüdisches Kind, seine Begegnung mit Sigmund Freud, und auch seine Erfahrungen mit Antisemitismus und seine weitere Entwicklung in Chile, wohin er mit seiner Familie noch vor der Machtergreifung der Nazis flüchtet. In diesen Gesprächen wird das ganze Leben dieses in die Jahre gekommenen Psychologen abgerollt und auf sehr menschliche Art hinterfragt.

 

Was hat AMAZONA Buchbesprechung über dieses Buch zu sagen:

 

"Otto Kernberg (Jahrgang 1928) ist einer der einflussreichsten Vertreter psychotherapeutischer Praxis, Lehre und Forschung und der weltweit prominenteste Wissenschaftler auf dem Gebiet der narzisstischen Persönlichkeitsstörung. Bestseller-Autor Manfred Lütz trifft ihn für dieses Buch zum Gespräch. Erstmals zieht Kernberg darin Bilanz seines privaten und beruflichen Lebens, das ihn auf der Flucht vor den Nazis von Wien über Chile bis in die Akademikerkreise der USA führte. Bei der Beantwortung von Fragen wie „Was sind Irrwege der Psychotherapie?“, „Wer ist ein guter Therapeut?“, „Was ist die Seele?“ schöpft er aus über 65 Jahren Praxiserfahrung – mit höchster Kompetenz ebenso wie mit spannenden Patientengeschichten. In seiner New Yorker Praxis, nur wenige Hundert Meter vom Trump-Tower entfernt, äußert sich der Spezialist für Narzissmus dann auch zum amerikanischen Präsidenten Donald Trump.

 

Zwischen Manfred Lütz (Psychiater und Theologe) und Otto Kernberg entwickelt sich während ihres drei Tage dauernden Zusammentreffens ein fesselnder und tiefgehender Dialog. Im Austausch über erschütternde Erlebnisse Kernbergs als jüdisches Kind im von den Nazis besetzen Wien, seine Schul- und Studienjahre in Chile, den Missbrauchsskandal der katholischen Kirche, die Frage nach der Existenz Gottes und vieles mehr entsteht ein faszinierendes Porträt Kernbergs, der eine wahre Jahrhundertpersönlichkeit ist.

 

Im Vorwort beschreibt Lütz seine Begegnung mit Kernberg mit diesen Worten: „Was mich aber wirklich überwältigte, war der Inhalt unseres Gesprächs. Ich wusste, dass es spannend werden würde, aber was ich dann erlebte, übertraf jede Erwartung. Otto Kernberg war rückhaltlos offen, offenbarte mit größter Selbstverständlichkeit höchst Persönliches, was öffentlich bisher niemandem bekannt war, und diese Offenheit ließ das Gespräch immer wieder existenzielle Tiefen erreichen.“

 

Beim Lesen dieses Buches hatte ich so zwischendurch den Eindruck, dass ich direkt dabei war, mithören konnte und auch eigene Fragen stellen durfte. Das ist ein „schönes“ Buch, das Türen zu einem wirklich grossartigen Menschen öffnet. Ich kann es für alle an Psychologie Interessierten wärmstens empfehlen!

 

4. Mai 2020

 

Das folgende Buch, das mir von unseren Freunden E. und P. empfohlen wurde, hat mir «gut» getan. Es ist ein Buch, das etwas anders ist, als durchschnittliche Bücher, geschrieben von einer Ärztin, die selber mit einer Krankheit zu kämpfen hatte und sich als Psychotherapeutin auf eine sehr sensible Art bei Ihren Patienten eingab.

 

«Aus Liebe zum Leben» - Geschichten, die der Seele gut tun. - Von Rachel Naomi Remen

 

Diese Geschichten von Rachel Naomi Remen sind Spiegelbilder ihrer ärztlichen und psychotherapeutischen Arbeit mit Menschen v.a. in sehr ausweglosen Situationen, teilweise am Ende ihres Lebens, die an einer unheilbaren Krankheit leidend

 

.Amazon beschreibt den Inhalt folgendermassen:Durch ihre vitale, heilende Kraft offenbaren uns die Geschichten von "Aus Liebe zum Leben" Rachel Naomi Remen nicht nur als eine der großen Geschichtenerzählerinnen unserer Zeit, sondern vor allem als eine Heilerin des Herzens.

 

Was auch immer Rachel Naomi Remen am "Küchentisch des Lebens" ausbreitet, es gebietet uns, innezuhalten, nachzudenken und zu staunen. Es sind die alltäglichen, oftmals sogar unbemerkten Segnungen, um die sich Remens Erzählungen ranken - jene Wohltaten, die in einer Geste, einem Wort oder einer unvermuteten Tat ins Leben treten können.

 

Remen erinnert uns daran, daß hinter allen Geschichten eine Geschichte steht. Diese eine große Geschichte handelt von unserer wahren Identität, davon, wer wir sind, warum wir hier sind und was uns trägt.

 

So ist jede Geschichte ein überzeugendes Plädoyer für das Leben." (Amazon)

 

Die Autorin kommt immer wieder auf ihre Begegnungen mit ihrem Grossvater, einem Rabbiner, zurück, der in ihrer Frühkindheit eine grosse Rolle spielte und sie immer wieder liebevoll in Gesprächen auf die wirklich wichtigen Punkte in diesem Leben anleitete (er nannte sie «Neshume-le», mein Seelchen). Ich empfand diese «Geschichten», Lebensgeschichten, beim Lesen auf eine Art von Meditation.  Ich fühlte mich jeweils direkt involviert in die beschriebenen Situationen, hatte sogar den Eindruck, miteinbezogen zu sein. Die Autorin benutzt in ihren Ausführungen wiederholend die Tätigkeit des «segnen», eine Bezeichnung, die ich immer wieder für mich neu übersetzen musste. Es mag sein, dass das englische Original «to bless» im Amerikanischen eine etwas andere Aussage beinhaltet, als das «segnen» im Deutschen hat. Ich konnte mich aber im Laufe des Lesens mit diesem Ausdruck, der anfangs für mich etwas frömmlerisch wirkte, aussöhnen!

 

Rachel Naomi Remen teilt ihre «Lebensgeschichten» in sechs Kapiteln mit den folgenden Überschriften ein: Gesegnet werden/Zum Segen werden/Stärke finden, Zuflucht nehmen/Das Gewebe der Segnungen/Sich mit dem leben anfreunden/Die Wiederherstellung der Welt.

 

Ich kann dieses Buch jedermann, der sich für die Feinheiten und den Sensibilitäten des Lebens und den zwischenmenschlichen Beziehungen offen zeigt, wärmstens empfehlen. Remens Ausführungen tun … der Seele wirklich gut (wie der Nachsatz im Titel sagt)!