Viktor Frankl's LOGOTHERAPIE/EXISTENZANALYSE

Die Logotherapie/Existenzanalyse von Viktor E. Frankl

Neben Sigmund Freuds Psychoanalyse und Alfred Adlers Individualpsychologie spricht man noch von der dritten Wiener Schule, der Logotherapie/Existenzanalyse von Viktor E. Frankl

Ich möchte hier auf dieser Seite diese Schule thematisieren. 

 

26. August 2022 

 

Vor 25 Jahren starb der Dritte Wiener Psychologe Viktor E. Frankl. Frankl betonte immer wieder, dass er mit seiner Lehre der Logotherapie/Existenzanalyse an und für sich seine beiden Kollegen Freud und Adler keineswegs ersetzen möchte. Vielmehr ginge es ihm darum, das bisher Erreichte durch seine Sicht zu erweitern. Ich denke, dass v.a. seine Message vom "Sinn des Lebens" gerade in heutigen, unsicheren Zeiten ganz besonders wichtig ist. Jeder von uns, muss  sich seinen eigenen "Sinn des Lebens" immer wieder von neuem überdenken und - je nach Lebenssituation - wieder neu erarbeiten. 

 

Viktor E. Frankl starb vor 25 Jahren. Die Online-Publikation ISRAEL ZWISCHENZEILEN (der Gesellschaft Israel-Schweiz) wagt einen Nachruf:  

 

Vor 25 Jahren starb der Wiener Psychiater Viktor Frankl

Er überlebte den Holocaust und sah Sinnhaftigkeit selbst im grössten Leid. Mit "... trotzdem Ja zum Leben sagen" schrieb der Wiener Psychiater und Begründer der Existenzanalyse Viktor Frankl einen Weltbestseller.

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3

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„Wenn Leben überhaupt einen Sinn hat, dann muss auch Leiden einen Sinn haben“: Diese Erkenntnis bestätigt sich für Viktor Frankl mitten in der Hölle von Auschwitz. „Trotzdem Ja zum Leben sagen“ wurde eine seiner Lebensdevisen. Für den Wiener Psychiater und Begründer der Logotherapie stand fest, dass menschliches Leben unter allen Umständen einen Sinn hat. Aus seinem Mund klingt das mehr als glaubwürdig: Der jüdische Mediziner überlebte vier Konzentrationslager. Vor 25 Jahren, am 2. September 1997, starb Frankl mit 92 Jahren.

von Angelika Prauß

Schon in seiner Schulzeit pflegte Frankl persönliche Kontakte zu den Psychologen Sigmund Freud und Alfred Adler. 1923 machte er in Wien sein Abitur, studierte anschliessend Medizin und promovierte 1930. Dem Leiden am Leben, Depressionen und Suizid galten sein Hauptinteresse. Frankl bemerkte die Orientierungs- und Hoffnungslosigkeit vieler Menschen. Frankl sah die Sinnsuche als Hauptmotivation des Menschen: „Der Mensch ist nicht auf Glück, sondern auf Sinn angelegt.“ 1926 verwendete er erstmals den Begriff Logotherapie. Die Methode unterstützt Klienten dabei, in ihrem Leben einen Sinn zu finden.

Als Oberarzt leitete er von 1933 bis 1937 den sogenannten Selbstmörderpavillon im psychiatrischen Krankenhaus in Wien, wo er 3.000 suizidgefährdete Frauen betreute. Danach durfte er keine „arischen“ Patienten mehr behandeln und übernahm die Leitung eines Spitals für jüdische Patienten. Um ihr Leben zu retten, umging er mit gefälschten Gutachten die Euthanasie-Anordnung. 

1942 heiratete er und wurde kurz darauf mit seiner Frau und seinen Eltern ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Ausser ihm überlebte niemand seiner Familie die Lagerzeit. Drei Jahre verbrachte Frankl in Auschwitz und anderen Konzentrationslagern, wo sich seine Lehre unter grausamen Umständen bewähren konnte.

In seinem eindrucksvollen Buch „… trotzdem Ja zum Leben sagen. Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager“ verarbeitet der Häftling mit der Nummer 119104 seine Erlebnisse. Für ihn kommt es auf die innere Haltung an, mit der man existenziellen Krisen begegnet und diese als „innere Bewährungsprobe“ annimmt. So sei es möglich, „aus seinem blossen Leidenszustand eine innere Leistung zu gestalten“ und selbst schwerste Krisen seelisch heil zu überstehen. Gerade aussergewöhnlich schwierige Lebensumstände böten die Gelegenheit, „über sich selbst hinauszuwachsen“.

Nicht jeder in Auschwitz konnte oder wollte dem folgen. Frankl, der dort als ärztlicher Seelsorger arbeiten durfte, traf im KZ auf viele Menschen mit Selbsttötungsabsichten. Er versuchte, seinen Mithäftlingen eine Perspektive zu zeigen, „dass das Leben von ihnen etwas erwarte, dass etwas im Leben, in der Zukunft, auf sie warte“. Für ihn selbst war es der Wille, seine von der Gestapo vernichtete Habilitationsschrift über die Logotherapie wieder zu rekonstruieren. Einer ihrer Ansätze ist angelehnt an Nietzsches Satz: „Wer ein Warum zu leben hat, erträgt fast jedes Wie“.

Nach dem Krieg leitete Frankl von 1946 bis 1970 in Wien die Neurologische Poliklinik und begründete die österreichische Ärztegesellschaft für Psychotherapie. 1955 wurde er Professor für Neurologie und Psychiatrie in seiner Heimatstadt, erhielt aber auch Gastprofessuren in Harvard, Cambridge und Stanford. Daneben schrieb Frankl rund 30 Bücher, die auch Dank ihrer guten Verständlichkeit in 22 Sprachen übersetzt wurden. Von seinem populärsten Werk „Man’s search for meaning“ (Trotzdem ja zum Leben sagen) wurden allein in den USA vier Millionen Exemplare verkauft. Frankl, der als einer der grössten Fachleute auf seinem Gebiet gilt, erhielt 29 Ehrendoktorate.

KNA/aps/pko

 

13. März 2022

 

Mitte März 2021 nahm ich an einer Reihe von Vorlesungen über diese Fachrichtigung der Psychologie teil. Hier nachstehend möchte ich die Themen, die dort rund um die Logotherapie/IExistenzanalyse von Viktor Frankl präsentiert wurden, aufgreifen. 

Ich kann die folgenden Vorträge auf der Basis von Logotherapie/Existenz-Analyse wärmstens empfehlen: 

https://www.dropbox.com/sh/3k7pvmx7w824qgi/AACU91s96rQoHW2-xSK0TcTFa?dl=0

Die folgenden Texte entnahm ich den einzelnen Vorträgen des Viktor-Frankl-Symposiums (Auditorium). Sie umfassen eine kurze Einführung, resp. Zusammenfassung: 

Viktor Frankl:

Das ärztliche Gespräch

Frankl spricht über die Wichtigkeit des Gespräches zwischen Arzt und Patient. So werden gewisse Krankheitszustände beispielsweise durch ungeschickte Bemerkungen von Ärzten hervorgerufen. Frankl bezeichnet diese als „iatrogene“, also vom Arzt verursachte Schädigungen. Aber nicht nur Ärzte haben Einfluss auf den Patienten. Auch die Verbreitung von Klischeevorstellungen durch die Massenmedien unterstützen neurotische und hypochondrische Tendenzen in der Bevölkerung. Frankl zeigt dies anhand von Beispielen auf und erörtert die Möglichkeiten der Logotherapie zur Vorbeugung und Behandlung. 

Alfried Längle:

Die Aktualisierung der Person

Existenzanalytische Beiträge zur Personierung der Existenz

Der Schlüssel zur Existenz liegt in der Aktivierung der Person. Darum ist ein Vorgehen, das die Ressourcen der Person anspricht und mobilisiert, grundlegend für die Existenzanalyse – und wohl für jede Psychotherapie. – Nun ist die Person aber nicht erst zu ›schaffen‹ – sie ist schon da und hat spezielle Charakteristika. Sie zu finden und in die Arbeit einzubinden ist eine wichtige Aufgabe in der Therapie und Beratung. Der Vortrag nimmt Bezug zu Grundcharakteristika der Person: Die Person ist "akthaft": aktiv, dynamisch, prozesshaft. Durch sie wird das Vorhandensein des Menschen zur Existenz. - Doch was können wir zur Aktualisierung der Person beitragen? Wie kann sie angetroffen werden, wie kann sie zur Wirkung kommen? - Und auch: Was sieht die Person selbst, wofür ist sie empfänglich, was strebt diese Kraft in uns an? Die Person hat ein Gesicht: sie sieht und will auch gesehen werden. Was der Mensch sieht, wenn er als Person schaut, ist wesentlich. Das gilt auch umgekehrt: Wenn der Mensch als Person gesehen wird, wird der Augenblick wesentlich. Person-Sein ist Offenheit. Daraus erwachsen Grundfähigkeiten wie Präsenz und Verstehen. Dabei geschieht Integrieren und Separieren, Sich-Auseinandersetzen mit den Grunddimensionen der Existenz und Erreichen einer spirituellen Tiefe. So kann der Mensch über das Person-Sein zum Wesen des Lebens gelangen: zur Seinsberührung, in der der personale Sinn der Existenz aufgeht.

Vortrag anlässlich des GLE-International Kongresses 2014 "Potentiale der Person. Ressourcenorietierung in Psychotherapie, Beratung, Coaching und Pädagogik" in Berlin 

Christoph Kolbe:

Methodik Phänomenologischer Gesprächsführung (Teil 1/2)

Wer sich mit Phänomenologie beschäftigt, weiß, wie anspruchsvoll dieser Ansatz zu lehren ist. In diesem Seminar wird die Methodik Phänomenologischer Gesprächsführung in einem Phasenmodell von sechs Schritten dargestellt, in Rollenspielen demonstriert und auf einer Metaebene reflektiert. Dabei wird insbesondere der Prozess vertieft, wie Wesentliches sichtbar werden kann und dieses von personalen und psychodynamischen Motiven unterschieden werden kann. Hierbei ist die Differenzierung von Person und den emotionalen Mitspielern des Antreibers, des verletzten oder bedürftigen Kindes und der diesbezüglichen Copingreaktionen von zentraler Bedeutung, um zu tragfähigen Lösungen und Gestaltungsmöglichkeiten für den Klienten bzw. Patienten zu kommen.

Methodenseminar anlässlich der Jubiläumstagung 10 Jahre GLE-D "Wozu? Warum? Wofür? Verstehen ermöglichen - Sinnhorizonte erschließen" in Hannover

Viktor Frankl:

Die Behandlung neurotischer Störungen durch den praktischen Arz

Viktor Frankl beschreibt das Entspannungstraining von Schultz-Hencke, die larvierte Suggestion (Placebo-Effekt) und ausführlich die Methode der Paradoxen Intention, bei der der Patient dazu angeregt wird, genau das zu tun, wovor er die größte Angst hat. An Krankengeschichten aus seiner Praxis zeigt er erfolgreiche Anwendung und Wirkungsweise dieser Methode.

Alfried Längle:

Das Bewegende spüren - Phänomenologie in der existenzanalytischen Praxis

Vortrag im Rahmen des Kongresses: „Das Wesentlische sehen - Phänomenologie in Psychotherapie und Beratung“ in Wien 

Karin Grossmann:

Bindungswissen für medizinische, psychotherapeutische und helfende Berufe (Teil 5/6)

Die Notwendigkeit und Entwicklung der Bindungen eines Kindes an seine Eltern und Familie sind Forschungsgegenstand der Entwicklungspsychologie und Entwicklungspsychopathologie seit ca. 60 Jahren. In den letzten Jahren haben die Neurowissenschaft und die Psychobiologie beeindruckende Erkenntnisse gewonnen über die hirnstrukturierenden und psychosomatischen Korrelate von sicheren oder unsicheren Bindungen sowie von traumatischen Bindungserfahrungen. Besonders die Verhaltensbeobachtungen weisen auf Fehlentwicklungen hin, die auf mangelnde, für die seelische Gesundheit aber notwendige Erfahrungen einer Person während der ganzen Zeit der Unreife zurückführbar sind. Videoclips aus unserer Arbeit können vieles anschaulich vermitteln.

 Mit dem Wissen, wie eine sichere Bindung entsteht, lässt sich auch später noch psychische Sicherheit vermitteln. Die Entwicklung von unsicher-vermeidenden oder unsicher-verstrickten Bindungsmustern enthalten Hinweise auf ihre therapeutischen Veränderungsmöglichkeiten. Bindungsdesorganisation in seiner nahen Verwandtschaft zur Borderline Störung gilt als Pathologie. Sie erfordert den intensivsten therapeutischen Einsatz.

Das Wissen um die tief liegende Angst vor dem Verlassen-Werden, die Entwicklung der Bindungsmuster und ihre weiteren Einflüsse auf die Fähigkeit einer Person, zu lieben und zu arbeiten,- wie Freud die seelische Gesundheit definierte- - sind die heutige Basis einer evidence based Therapie oder Intervention. 

Anton Nindl:

Ja, aber... Von der Ambivalenz zur Entschiedenheit

Unsere individualisierte Gesellschaft mit ihren unzähligen Möglichkeiten stellt uns permanent vor Entscheidungen: Was ist passend, was ist stimmig für mich? Der situative Leistungsdruck in einer immer schneller werdenden Lebenswelt verführt viele von uns zu konformistischer Getriebenheit, zum Funktionieren bis zum Umfallen, zur Zerstreuung wann und wo immer nur möglich. Burn-out ist wieder in aller Munde. In diesem maßlosen Sich-verlieren nach außen, stellt sich uns die Frage: Wann ist es genug? Die Antwort ist häufig geprägt von der Sehnsucht das Viele zu lassen, nach achtsamer Einkehr bei sich selbst. In dem Vortrag wird der Frage nachgegangen, was es so schwer macht, sich zu begrenzen und seinem Gespür zu folgen - und wie Abgrenzung und Gelassenheit zumindest in Ansätzen gelingen kann.

Vortrag anlässlich des Herbstsymposiums der GLE-Ö: "Mir reichts!" - Der Maßlosigkeit und Überforderung entgegentreten“ in Hall (Tirol) 

Viktor Frankl:

Theorie und Therapie der Neurosen (Vorlesung 4/5)

Prof. Frankl stellt die Theorie und Therapie der Neurosen aus logotherapeutischer Sicht dar. Im Unterschied zu anderen psychologischen und therapeutischen Schulen verfügt die Logotherapie mit der Existenzanalyse über eine explizite Anthropologie, deren Methode phänomenologisch zu nennen ist. Als wichtigste humane Phänomene in diesem Sinn gelten dabei die Selbst-Transzendenz und die Selbst-Distanzierung der Existenz. Mit der Entwicklung seiner Dimensional-Ontologie gelingt es Frankl, eine kategoriale Differenz zwischen Tier und Mensch zu beschreiben, die sich in der allein dem Menschen geeigneten noetischen oder geistigen Dimension äußert. 

Karin Steinert:

Voll verwickelt - Therapeutische Schritte durch den Dschungel der Psychodynamik

Vor dem Hintergrund unterschiedlicher Anthropologien in den verschiedenen Therapierichtungen stellt sich die Frage nach der Beziehungsgestaltung zwischen PsychotherapeutIn und PatientIn als zentraler Wirkfaktor für den Therapieerfolg. Die Bedeutung von Methode und Technik wird dadurch relativiert. In der Existenzanalyse ist es die Phänomenologie, die einen freien Blick auf das Wesen der Person eröffnet und dadurch Begegnung ermöglicht. Vorstellungen, Theorien, aber auch die eigene Psychodynamik sollen von TherapeutInnen mittels Epoché eingeklammert werden. In diesem komplexen therapeutischen Prozess laufen nicht nur PatientInnen Gefahr von ihrer Psychodynamik erfasst zu werden, auch bei TherapeutInnen können Copingreaktionen ausgelöst werden, die eine offene Begegnung in der Therapie verhindern. Wie es TherapeutInnen gelingen kann, sich aus störender Psychodynamik zu befreien und diese stattdessen unterstützend im therapeutischen Prozess anzusehen und einzusetzen, soll Thema des Vortrages sein und anhand von Falldarstellungen aus der Praxis illustriert werden.

Vortrag im Rahmen der GLE-International "Psyche Macht Dynamik“ in Salzburg

Christoph Kolbe:

Existenzanalytische Paartherapie

Eine Liebensbeziehung gerät in die Krise, wenn der Dialog der Partner über wesentliche Themen nicht mehr gelingt. Die Begegnung ist dort gestört, und die Liebe kann sich nicht weiter vertiefen. Existenzanalytische Paartherapie hat zum Ziel, die Auseinandersetzung zu dem, was für den jeweiligen Partner existentiell wichtig ist, zu ermöglichen. Darüber kann ein neues Miteinander entstehen. Dies kann dann die Grundlage einer Entscheidung für oder gegen die Beziehung bilden. Um diese Auseinandersetzung zu ermöglichen, wird es in der therapeutischen bzw. beraterischen Begleitung von Paaren darum gehen, auf interpersonaler Ebene das, was für die jeweils Beteiligten wesentlich ist, in seiner Bedeutsamkeit herauszuarbeiten, um es dann einer neuerlichen Stellungnahme zugänglich zu machen. Diese Bedeutsamkeit wird erst dann transparent, wenn sowohl die personalen Werte als auch die grundmotivationalen Voraussetzungen der Beteiligten mit ihrem Wechselspiel in den Blick kommen. Der Vortrag wird einen diesbezüglichen Ansatz aufzeigen.

Vortrag im Rahmen des Kongresses: "Für immer und ewig...?" - Paarkonflikte zwischen Sehnsucht und Realität - Paartherapie-Kongress“ in Berlin

Susanne Pointner:

Wie soll ich meine Seele halten

Vom Schrei nach Liebe zum Zuruf des Liebenden

Frauen und Männer erleiden in den eigenen vier Wänden verbale Attacken, Demütigung, Ausgrenzung, Kälte. Betroffene fühlen sich fremdbestimmt - von den PartnerInnen, von der eigenen Angst und Wut, von der Belastung des Alltags und der Ausweglosigkeit der Situation. Dennoch wünscht sich die überwiegende Mehrzahl der Jugendlichen und Erwachsenen nach wie vor eine monogame, langjährige Beziehung. Die (erotische) Liebe kommt nicht aus der Mode, auch wenn "Fluchtwege" in unverbindlichere Beziehungsmodelle oder in künstliche Ersatzwelten in den modernen Paarraum hineindrängen. Um die Kluft zu überbrücken, wird immer häufiger professionelle Hilfe im Einzel- oder Paarsetting in Anspruch genommen, in der in einem sicheren Begegnungsraum der beharrliche Ruf nach Nähe und gemeinsamer Entwicklung unüberhörbar wird. Aus der Sicht der Existenzanalyse widmet sich der Vortrag diesen Phänomenen und dem möglichen Prozess des Paares aus psychodynamischen Automatismen hin zur Nutzung personaler Potentiale für eine freiere, liebevollere und würdevollere Beziehung.

Vortrag im Rahmen der GLE-International "Psyche Macht Dynamik" in Salzburg

Jürg Willi:

Menschenbild, Ziele und Wege der koevolutiven Paartherapie

Paartherapeutische Verfahren unterscheiden sich stark in ihren Zielsetzungen und therapeutischen Methoden und implizit auch in ihrem Verständnis der Paarbeziehung. Die koevolutive Paartherapie legt den Schwerpunkt auf die Herausforderung persönlicher Entwicklungen durch die Auseinandersetzung der Liebenden. Therapeutische Methoden, wie eine fruchtbare Auseinandersetzung in Paartherapien begünstigt werden kann, werden präsentiert.

Vortrag im Rahmen des Kongresses: "Für immer und ewig...?" - Paarkonflikte zwischen Sehnsucht und Realität - Paartherapie-Kongress“ in Berlin

Hans Jellouschek:

Affären und Dreiecksbeziehungen - Was ist therapeutisch machbar?

Schätzungsweise gehen die Partner in etwa 50% aller Ehen zuweilen fremd. Obwohl Untreue dem Prozentsatz nach also „normal“ ist, löst sie doch in den meisten Fällen emotionale Katastrophen aus. Die Betroffenen wissen oft nicht, wie sie damit konstruktiv umgehen können. In dem Vortrag wird der Referent ein Modell des therapeutischen Umgangs mit solchen Situationen vorstellen.

Vortrag im Rahmen des Kongresses: "Für immer und ewig...? - Paarkonflikte zwischen Sehnsucht und Realität - Paartherapie-Kongress“ in Berlin 

Viktor Frankl:

Einführung in die Logotherapie und Existenzanalyse (Teil 5/5)

Frankl betrachtet die Suche nach Sinn als primäre Motivation des Menschen. Seelische Konflikte oder Neurosen sind für Frankl der Ausdruck von Sinndefiziten. Die Logotherapie und Existenzanalyse hilft Menschen, die Blockaden der Sinnsuche zu entdecken und aufzuheben. In diesen Vorlesungen beschreibt Prof. Dr. Viktor Frankl die Grundgedanken seines Ansatzes. Anhand vieler Beispiele verdeutlicht er sehr anschaulich die Arbeitsweise der Logotherapie. 

Alfried Längle:

Der Angst ins Gesicht lachen.

Humor als paradoxe Intention bei Viktor Frankl

Stephen Porges:

Leitbahnen des Vagus - Tore zu Mitgefühl und Nervensystem Traditionelle Rituale und klinische Interaktionen durch die Linse der Polyvagalen Theorie (Teil 5/6)

Der weltbekannte Neuro-Forscher Stephen W. Porges präsentiert die neurobiologischen Grundlagen von Präsenz und Mitgefühl aus der Perspektive der von ihm entwickelten Polyvagalen Theorie. Er legt dar, wie spezifische Eigenschaften von therapeutischer Präsenz einen speziellen neurophysiologischen Zustand auf beiden Seiten auslöst - bei der Klientin oder dem Klienten ebenso wie bei der Begleitperson. Das Essenzielle dabei ist ein Gefühl von Sicherheit, das entsteht. Gemäss der Polyvagalen Theorie können expressive Züge von sozialem Engagement (z.B. freundliche Gesichtszüge, Gesten oder rhythmische, akzentuierte Stimmgebung) dem Gegenüber Sicherheit kommunizieren. Dadurch wird eine feindselige, defensive Haltung im Nervensystem nach unten reguliert. Damit sind die Grundlagen für ein Zusammensein auf der Basis von Mitgefühl und Präsenz geschaffen.

Aus dem Blickwinkel der Polyvagalen Theorie bietet sich auch eine neue Sichtweise für die Betrachtung von althergebrachten Ritualen an. Sie sind aus dem Blickwinkel von Stephen W. Porges effiziente Methoden für die Regulation von biologisch verankerten Verhaltensformen. Rituale, welche spezifische freiwillige Ausdrucksformen (z.B. Atem, Klang oder Körperhaltung) als Basis einer kontemplativen Praxis pflegen, tragen in sich ein grosses Potenzial zur Veränderung von vagaler Reaktion im Körper. Sie führen in einen direkten Kontakt zu den Organen der Viszera, die für die Gesundheit eine tragende Rolle spielen. Ein glücklicher Bauch trägt auch dazu bei, dass expansive subjektive Erfahrungen von Mitgefühl, Dankbarkeit und ein Verbunden-Sein mit allem was ist, erst entstehen und sich dann vertiefen können.

Die Effektivität von Ritualen und die individuelle Fähigkeit zur Präsenz sind von einem im Umfeld spürbaren Zustand von Sicherheit abhängig. Wie es das Modell der Neurozeption zeigt, können Kampf-, Flucht- oder Verflüchtigungsebenen biologisch gesehen nur ausgeschaltet werden, wenn alle Sensoren im menschlichen System Sicherheit markieren. In diesem Sinne gibt es keine volle Präsenz und kein Mitgefühl, wenn keine Form von Sicherheit vermittelt wird. Neben den theoretischen Ausführungen wird der Referent auch kontemplative Übungen einbauen und Raum für Diskussion schaffen.

Vortrag im Rahmen des Schweizer Bildungsfestivals in Weggis, Schweiz

Joseph Campbell:

Die Macht der Mythen - Teil 3/6: Die ersten Geschichtenerzähler

Den Höhepunkt seines Ruhmes erlangte der Mythenforscher Jospeh Campbell (geb. 1904) nach seinem Tod (1987), ausgelöst durch die oben genannte Fernsehserie "Joseph Campbell and the Power of Myth" (Joseph Campbell: Die Macht der Mythen), einer sechsteiligen Interview-Reihe (unterlegt mit 100en von Bildern, Filmausschnitten und Musik) mit dem TV-Journalisten Bill Moyers, aufgenommen auf der Skywalker Ranch des Star Wars/Krieg der Sterne - Regisseurs George Lucas. (Jospeh Campell nannte George Lukas seinen besten Studenten.) Joseph Campell selbst hat die Aufnahmen nie gesehen. Er starb für alle überraschend. Die Reihe erreichte unmittelbar nach seinem Tod 1987 ein Millionenpublikum.

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Tag 4

Klinische Themen II

Frankl Viktor:

Unsere Zeit und ihre Ängste

Wird der Wille zum Sinn frustriert, werden Ängste verstärkt. Im Instrumentarium der Logotherapie ist vor allem die paradoxe Intention eine höchst wirksame Methode, um der Angst den „Wind aus den Segeln“ zu nehmen. 

Alfried Längle:

Die Zustimmung in der Süchtigkeit

Ein existenzanalytischer Zugang

Abhängigkeit ist Behinderung des Person-Seins. Diese überaus starke psychische Bedürftigkeit zwingt den freien Willen regelmäßig, sich ihm zu unterwerfen. Der Wille beugt sich und spielt mit. Das bringt Entlastung. Das Üble daran: Der Wille handelt gegen das eigene Person-Sein, der Mensch also gegen sich. Der Mensch ist sich selbst zum Feind geworden, in einen Zustand der Selbstzerstörung geraten. - Um aus diesem autodestruktiven Umgang wieder herauszukommen, bietet sich eine systematische Bezugnahme zur eigenen Person an, um sich wieder in ihr verankern und allmählich aus dem Wesentlichen leben zu können. Dazu werden Übungsschritte zur Stärkung der personalen Kräfte vorgestellt, die anfänglich im Leben mit der Sucht ansetzen und über diesen Weg versuchen, der Person wieder mehr Spielraum zu verschaffen und die Abhängigkeit von innen heraus zu überwinden.

Vortrag anlässlich der GLE-International "Sucht. Wege aus dem Verfallen-Sein" in Salzburg 

Ingo Zirks:

Wenn alles überstanden ist, ist es noch nicht vorbei!

Psychotherapie mit erwachsenen Survivors aus Suchtfamilien

Erwachsene Kinder von suchtkranken Eltern haben nicht selten Schwierigkeiten in der späteren Lebensführung. Sie haben u.a. Probleme in der Beziehung zu sich selbst und zu anderen. Sie gehen sich selbst immer wieder verloren. In dem Vortrag wird aus existenzanalytischer Sicht beschrieben, wie es lebensgeschichtlich zum Selbstverlust kommt und welche Auswirkungen er im Lebenslauf haben kann. Anhand eines Fallbeispiels werden typische therapeutische Themen dargestellt.

Vortrag anlässlich der GLE-International "Sucht. Wege aus dem Verfallen-Sein" in Salzburg

Frankl Viktor:

Bis zur Deportation ins KZ – Erinnerungen

Viktor Frankl spricht über persönliche Erinnerungen aus der Vor- und Zwischenkriegszeit. 

Brigitte Heitger-Giger:

Nur getrieben? Zur Bearbeitung fixierter Verhaltensweisen

Festgefahrene, reaktive Verhaltensmuster belasten Betroffene und oft auch ihr Umfeld. Eine existenzanalytische Behandlung sucht das annehmende, fühlende Wahrnehmen und Erkennen dieser Abläufe. Durch das Innehalten und Betrachten derselben entsteht ein erster Stopp der reinen Dynamik und dadurch jener spezifische Spalt zwischen Reiz und Reaktion. In der Folge können die Ursachen für diese automatisierten, unkontrollierten Abläufe untersucht werden. Die Differenzierung zwischen Affekt, Impuls und Reaktion, das Verstehen der Entstehung und Aufrechterhaltung der eingefleischten Verhaltensmuster sowie das Erarbeiten von möglichen Gründen für einen entschiedeneren Umgang im Leben des Betroffenen führen zu einer Erweiterung des Handlungsspielraums. Der Vortrag versucht methodische Schritte auf diesem Weg aufzuzeigen.

Vortrag im Rahmen der GLE-International "Psyche Macht Dynamik" in Salzburg  

Emmanuel Bauer:

Verzweiflung im Selbst Zu den tieferen existentialen Ursachen der Sucht

Noch bevor genetische Faktoren und neuronale Muster schlagend oder biochemisch messbare Degenerationserscheinungen manifest und als unmittelbare Ursachen der Sucht diagnostiziert werden können, ist der süchtige Mensch existential von der Verzweiflung am Selbst (Kierkegaard) und von der Verfallenheit an das Man (Heidegger) in ihren verschiedenen Konkretionen gezeichnet. Die darin sichtbar werdende "Geistlosigkeit" (Kierkegaard), die letztlich Selbst-losigkeit und Selbst-Sucht in einem ist, sowie das Scheitern an der Aufgabe, zur Eigentlichkeit des eigenen Daseins vorzudringen, sind unter fundamentalontologischem und existenzanalytischem Gesichtspunkt der wohl nur mittelbare, aber doch eigentliche und tiefste Grund für das Entstehen eines Suchtverhaltens des Menschen. Diese tiefe existentialphilosophische Struktur lässt verstehen, dass und warum Suchtverhalten in gewissem Maß und meist in latenter und kontrollierbarer Form fast bei jedem Menschen auftritt. Während die rein medizinische, empirisch-psychologische, therapeutische Perspektive vornehmlich auf "Reparatur" abzielt, hat das existenzphilosophische Verstehen der Sucht- Gründe den großen Wert, der Neigung zur Sucht präventiv zu begegnen.

Vortrag anlässlich der GLE-International "Sucht. Wege aus dem Verfallen-Sein" in Salzburg 

Viktor Frankl:

Theorie und Therapie der Neurosen (Vorlesung 3/5)

Prof. Frankl stellt die Theorie und Therapie der Neurosen aus logotherapeutischer Sicht dar. Im Unterschied zu anderen psychologischen und therapeutischen Schulen verfügt die Logotherapie mit der Existenzanalyse über eine explizite Anthropologie, deren Methode phänomenologisch zu nennen ist. Als wichtigste humane Phänomene in diesem Sinn gelten dabei die Selbst-Transzendenz und die Selbst-Distanzierung der Existenz. Mit der Entwicklung seiner Dimensional-Ontologie gelingt es Frankl, eine kategoriale Differenz zwischen Tier und Mensch zu beschreiben, die sich in der allein dem Menschen geeigneten noetischen oder geistigen Dimension äußert. 

Michael Musalek:

Das Mögliche und das Schöne als Antwort

Nur wenn eine Neugestaltung des Lebens geling, gelingt auch der Ausstieg aus dem Gefangen-Sein in chronischer Erkrankung - im anderen Fall wird einem durch therapeutische Maßnahmen nur ein Mehr oder weniger kurzer Moment der Verschnaufpause gegönnt. Wie weitreichend eine solche Lebensneugestaltung sein muss hängt zum einen von den krankheitserhaltenden Faktoren ab und zum zweiten davon wie weit der Krankheitsprozess bereits fortgeschritten ist. Ein solcher Neubeginn manifestiert sich im Abkehren von früher bestehenden und in einem sich Einlassen auf Neues, Attraktives und Schönes. Dabei gilt es das Mögliche möglich zu machen. Das Mögliche und das Schöne werden damit zu zentralen Triebkräften im kosmopoetischen Prozess. Im Orpheus-Programm werden gerade diese optativen (fiktionalen) und ästhetischen Ressourcen entfaltet und entwickelt, um dem Einzelnen damit die Möglichkeit zu eröffnen, wieder ein freudvolles und damit auch sinnvolles Leben führen zu können.

Vortrag anlässlich der GLE-International "Sucht. Wege aus dem Verfallen-Sein" in Salzburg

Christina Strempfl:

Onkologie - Krankheit und Tod als existenzielle Grenze 

Eine Krebserkrankung wird meist als Grenzerfahrung des Daseins, als eine Konfrontation mit der Endlichkeit des Lebens erlebt und erfahren. Existentielle Themen tauchen auf, wenn aufgrund der Diagnose der Blick auf das Leben "verstellt" ist, weil die Frage auftaucht, wie weiterleben, wenn durch die Krankheit der (mögliche) Tod so "nahe rückt". Wie wirkt sich diese Grenzerfahrung auf die Person aus und welche personal-existentiellen Möglichkeiten können in dieser Erschütterung liegen? Dieser Frage wird im Referat nachgegangen, und es wird ein Prozess dargestellt, wie mit der Diagnose Krebs ein zuversichtliches Leben gefunden werden kann, wo Tod und Abschied nicht mehr als vernichtend erlebt werden.

Symposium im Rahmen des Kongresses GLE International, "Grenze. Ende und Wende" in Freiburg 

Karin Grossmann:

Bindungswissen für medizinische, psychotherapeutische und helfende Berufe (Teil 4/6)

Die Notwendigkeit und Entwicklung der Bindungen eines Kindes an seine Eltern und Familie sind Forschungsgegenstand der Entwicklungspsychologie und Entwicklungspsychopathologie seit ca. 60 Jahren. In den letzten Jahren haben die Neurowissenschaft und die Psychobiologie beeindruckende Erkenntnisse gewonnen über die hirnstrukturierenden und psychosomatischen Korrelate von sicheren oder unsicheren Bindungen sowie von traumatischen Bindungserfahrungen. Besonders die Verhaltensbeobachtungen weisen auf Fehlentwicklungen hin, die auf mangelnde, für die seelische Gesundheit aber notwendige Erfahrungen einer Person während der ganzen Zeit der Unreife zurückführbar sind. Videoclips aus unserer Arbeit können vieles anschaulich vermitteln.

Mit dem Wissen, wie eine sichere Bindung entsteht, lässt sich auch später noch psychische Sicherheit vermitteln. Die Entwicklung von unsicher-vermeidenden oder unsicher-verstrickten Bindungsmustern enthalten Hinweise auf ihre therapeutischen Veränderungsmöglichkeiten. Bindungsdesorganisation in seiner nahen Verwandtschaft zur Borderline Störung gilt als Pathologie. Sie erfordert den intensivsten therapeutischen Einsatz.

Das Wissen um die tief liegende Angst vor dem Verlassen-Werden, die Entwicklung der Bindungsmuster und ihre weiteren Einflüsse auf die Fähigkeit einer Person, zu lieben und zu arbeiten,- wie Freud die seelische Gesundheit definierte- - sind die heutige Basis einer evidence based Therapie oder Intervention. 

Elisabeth Petrow:

Krankheit als Grenzsituation

Bodenlosigkeit, Schmerz, Angst und Wachstum 

Schwere Krankheiten oder Unfälle können wie ein Blitz

Symposium im Rahmen des Kongresses GLE International, "Grenze. Ende und Wende" in Freiburg

Viktor Frankl:

Einführung in die Logotherapie und Existenzanalyse (Teil 4/5)

Frankl betrachtet die Suche nach Sinn als primäre Motivation des Menschen. Seelische Konflikte oder Neurosen sind für Frankl der Ausdruck von Sinndefiziten. Die Logotherapie und Existenzanalyse hilft Menschen, die Blockaden der Sinnsuche zu entdecken und aufzuheben. In diesen Vorlesungen beschreibt Prof. Dr. Viktor Frankl die Grundgedanken seines Ansatzes. Anhand vieler Beispiele verdeutlicht er sehr anschaulich die Arbeitsweise der Logotherapie. 

Stephen Porges:

Leitbahnen des Vagus - Tore zu Mitgefühl und Nervensystem Traditionelle Rituale und klinische Interaktionen durch die Linse der Polyvagalen Theorie (Teil 4/6)

Der weltbekannte Neuro-Forscher Stephen W. Porges präsentiert die neurobiologischen Grundlagen von Präsenz und Mitgefühl aus der Perspektive der von ihm entwickelten Polyvagalen Theorie. Er legt dar, wie spezifische Eigenschaften von therapeutischer Präsenz einen speziellen neurophysiologischen Zustand auf beiden Seiten auslöst - bei der Klientin oder dem Klienten ebenso wie bei der Begleitperson. Das Essenzielle dabei ist ein Gefühl von Sicherheit, das entsteht. Gemäss der Polyvagalen Theorie können expressive Züge von sozialem Engagement (z.B. freundliche Gesichtszüge, Gesten oder rhythmische, akzentuierte Stimmgebung) dem Gegenüber Sicherheit kommunizieren. Dadurch wird eine feindselige, defensive Haltung im Nervensystem nach unten reguliert. Damit sind die Grundlagen für ein Zusammensein auf der Basis von Mitgefühl und Präsenz geschaffen.

Aus dem Blickwinkel der Polyvagalen Theorie bietet sich auch eine neue Sichtweise für die Betrachtung von althergebrachten Ritualen an. Sie sind aus dem Blickwinkel von Stephen W. Porges effiziente Methoden für die Regulation von biologisch verankerten Verhaltensformen. Rituale, welche spezifische freiwillige Ausdrucksformen (z.B. Atem, Klang oder Körperhaltung) als Basis einer kontemplativen Praxis pflegen, tragen in sich ein grosses Potenzial zur Veränderung von vagaler Reaktion im Körper. Sie führen in einen direkten Kontakt zu den Organen der Viszera, die für die Gesundheit eine tragende Rolle spielen. Ein glücklicher Bauch trägt auch dazu bei, dass expansive subjektive Erfahrungen von Mitgefühl, Dankbarkeit und ein Verbunden-Sein mit allem was ist, erst entstehen und sich dann vertiefen können.

Die Effektivität von Ritualen und die individuelle Fähigkeit zur Präsenz sind von einem im Umfeld spürbaren Zustand von Sicherheit abhängig. Wie es das Modell der Neurozeption zeigt, können Kampf-, Flucht- oder Verflüchtigungsebenen biologisch gesehen nur ausgeschaltet werden, wenn alle Sensoren im menschlichen System Sicherheit markieren. In diesem Sinne gibt es keine volle Präsenz und kein Mitgefühl, wenn keine Form von Sicherheit vermittelt wird. Neben den theoretischen Ausführungen wird der Referent auch kontemplative Übungen einbauen und Raum für Diskussion schaffen.

Vortrag im Rahmen des Schweizer Bildungsfestivals in Weggis, Schweiz 

Elisabeth Lukas:

Vom Sinn im Leben

Perlen der Logotherapie (Vortrag 4/8)

Von der Selbstverwirklichung zur Weltverantwortung 

Die bekannte Schülerin Viktora Frankls Elisabeth Lukas, lässt uns einen Schatz der Weisheit miterleben, der aus einem reichen, gelungenen Leben entstand. Die anerkannte Psychotherapeutin nimmt uns mit in essentielle Lebenssituationen und geht auf Lebensaspekte ein, bei denen Sinnfindung in einem verantwortlich gelebten Leben eine Konstante ist. 

Joseph Campbell:

Die Macht der Mythen - Teil 2/6: Die Botschaft von Mythen

Den Höhepunkt seines Ruhmes erlangte der Mythenforscher Jospeh Campbell (geb. 1904) nach seinem Tod (1987), ausgelöst durch die oben genannte Fernsehserie "Joseph Campbell and the Power of Myth" (Joseph Campbell: Die Macht der Mythen), einer sechsteiligen Interview-Reihe (unterlegt mit 100en von Bildern, Filmausschnitten und Musik) mit dem TV-Journalisten Bill Moyers, aufgenommen auf der Skywalker Ranch des Star Wars/Krieg der Sterne - Regisseurs George Lucas. (Jospeh Campell nannte George Lukas seinen besten Studenten.) Joseph Campell selbst hat die Aufnahmen nie gesehen. Er starb für alle überraschend. Die Reihe erreichte unmittelbar nach seinem Tod 1987 ein Millionenpublikum.

Wenn Sie sich also z.B. gefragt haben, warum der Kinofilm Star Wars/Krieg der Sterne seit 30 Jahren unvermindert hunderte Millionen Menschen auf der ganzen Welt (ob alt oder jung) fasziniert und in seinen Bann schlägt - diese Serie "Die Macht der Mythen", deren Rechte wir in den USA gekauft haben und in der ebenfalls Sequenzen der Star Wars/Krieg der Sterne Trilogie gezeigt und interpretiert werden) und die erstmals mit deutscher Übersetzung im deutschsprachigen Raum erhältlich ist) gibt Ihnen die Antwort. Der Film "Star Wars/Krieg der Sterne" ist eine moderne, unserer Zeit entsprechende, Mythologie. 

Viktor Frankl:

Sinnfrage und Psychotherapie

Markus Angermayr:

Bevor du sprichst, spricht dein Körper zu dir

Freiraum durch Körperwahrnehmung In-Der-Welt-Sein bedeutet, in viele innere und äußere Dynamiken verwoben zu sein, die uns die Welt erschließen, aber die Weltoffenheit auch einengen oder verunmöglichen können. Person-Sein ist mehr als Dynamik. Ein Weg zur Wahrnehmung der Vibrationen des Personalen und zum Erleben des "Ich bin" ist die Eröffnung eines inneren Freiraums. Eine differenzierte, nicht bewertende Körperwahrnehmung unterstützt dieses "sich in Empfang nehmen mit allem was sich zeigt". Die explizite Bezugnahme auf das körperleibliche Dasein in einer phänomenologischen Betrachtung autonomer Köperreaktionen im Zusammenspiel mit der Psychodynamik kann Tiefenschichten der Person freilegen und diesen Freiraum eröffnen. Diese Phänomene dürfen sein, wollen uns etwas sagen. Die dialogische Anverwandlung in ein ganz eigenes entschiedenes Leben wird angebahnt.

Vortrag im Rahmen der GLE-International "Psyche Macht Dynamik“ in Salzburg 

Alfried Längle:

Das eingefleischte Selbst

Viktor Frankl:

Theorie und Therapie der Neurosen (Vorlesung 2/5)

Prof. Frankl stellt die Theorie und Therapie der Neurosen aus logotherapeutischer Sicht dar. Im Unterschied zu anderen psychologischen und therapeutischen Schulen verfügt die Logotherapie mit der Existenzanalyse über eine explizite Anthropologie, deren Methode phänomenologisch zu nennen ist. Als wichtigste humane Phänomene in diesem Sinn gelten dabei die Selbst-Transzendenz und die Selbst-Distanzierung der Existenz. Mit der Entwicklung seiner Dimensional-Ontologie gelingt es Frankl, eine kategoriale Differenz zwischen Tier und Mensch zu beschreiben, die sich in der allein dem Menschen geeigneten noetischen oder geistigen Dimension äußert. 

Renate Bukovski:

Eine Botschaft des Körpers

"Krank ohne (oder mit, die Symptomatik nicht ausreichend erklärendem) Befund" ist ein wesentliches Phänomen von PatientInnen mit somatoformen Störungen und psychosomatischen Störungen i. e. S. Die auftretenden körperlichen Symptome können vordergründig nicht erklärt werden und machen PatientInnen und auch BehandlerInnen oft hilflos. Anhand von Fallbeispielen aus der existenzanalytischen Praxis soll die Möglichkeit aufgezeigt werden, über diese Körpersymptome in einen inneren Dialog mit sich und dem eigenen Geworden-Sein zu kommen. Die phänomenologische Arbeit zielt dabei auf das Wahrnehmen des körperlich, oft schmerzhaft Gefühlten, auf die Zuwendung zu und auf die Begegnung mit dem hier "Sprechenden" und nimmt auch innere Bilder zu Hilfe. Über eine Annäherung an die "Botschaft des Körpers" sollen Betroffene zu einem leiblichen Verstehen und in eine personale Verarbeitung kommen. Ziel ist die Aktualisierung der Person zu einem aktiven, ressourcenorientierten, von Selbstheilungskräften begleiteten Umgang mit sich und der Erkrankung.

Symposium anlässlich des GLE-International Kongresses 2014 "Potentiale der Person. Ressourcenorietierung in Psychotherapie, Beratung, Coaching und Pädagogik" in Berlin

Thomas Fuchs:

Leibgedächtnis und Lebensgeschichte

Vortrag im Rahmen des Kongresses: "leibhaftig" - Körper & Psyche, Internationaler Kongress der Gesellschaft für Logotherapie und Existenzanalyse“ in Salzburg 

Karin Grossmann:

Bindungswissen für medizinische, psychotherapeutische und helfende Berufe (Teil 3/6)

Die Notwendigkeit und Entwicklung der Bindungen eines Kindes an seine Eltern und Familie sind Forschungsgegenstand der Entwicklungspsychologie und Entwicklungspsychopathologie seit ca. 60 Jahren. In den letzten Jahren haben die Neurowissenschaft und die Psychobiologie beeindruckende Erkenntnisse gewonnen über die hirnstrukturierenden und psychosomatischen Korrelate von sicheren oder unsicheren Bindungen sowie von traumatischen Bindungserfahrungen. Besonders die Verhaltensbeobachtungen weisen auf Fehlentwicklungen hin, die auf mangelnde, für die seelische Gesundheit aber notwendige Erfahrungen einer Person während der ganzen Zeit der Unreife zurückführbar sind. Videoclips aus unserer Arbeit können vieles anschaulich vermitteln.

Mit dem Wissen, wie eine sichere Bindung entsteht, lässt sich auch später noch psychische Sicherheit vermitteln. Die Entwicklung von unsicher-vermeidenden oder unsicher-verstrickten Bindungsmustern enthalten Hinweise auf ihre therapeutischen Veränderungsmöglichkeiten. Bindungsdesorganisation in seiner nahen Verwandtschaft zur Borderline Störung gilt als Pathologie. Sie erfordert den intensivsten therapeutischen Einsatz.

Das Wissen um die tief liegende Angst vor dem Verlassen-Werden, die Entwicklung der Bindungsmuster und ihre weiteren Einflüsse auf die Fähigkeit einer Person, zu lieben und zu arbeiten,- wie Freud die seelische Gesundheit definierte- - sind die heutige Basis einer evidence based Therapie oder Intervention. 

Helene Drexler:

Existenzanalytische Therapie von Essstörungen

Essstörungen sind Suchterkrankungen mit einer langen Geschichte, an deren Anfang Verletzungen stehen, die tiefgreifenden Veränderungen von Wahrnehmung, emotionalem Erleben und Verhalten nach sich ziehen. Die komplexe, ineinandergreifende Symptomatik verlangt ein mehrdimensionales Vorgehen in der Therapie. Ressourcenorientierung zu Beginn stärkt die Person und bildet so die Basis der weiterführenden therapeutischen Arbeit. Mit ihrem personalen Ansatz kann die Existenzanalyse die betroffene Person in ihren Beweggründen ansprechen und ihr zu einem Verstehen ihrer selbst und ihres Geworden-Seins verhelfen. Adjuvante Methoden eröffnen die Möglichkeit, Störungen der Körperwahrnehmung und der Emotion, denen Speicherungen im Körper- und Bildgedächtnis zugrunde liegen, einer therapeutischen Aufarbeitung zugänglich zu machen. Im Vortrag werden die Schwerpunktsetzungen der Therapie von Essstörungen dargestellt. Dabei soll auch gezeigt werden, wie adjuvante Methoden mittels Personaler Existenzanalyse (PEA) in die existenzanalytische Therapie integriert werden können.

Vortrag anlässlich der GLE-International "Sucht. Wege aus dem Verfallen-Sein" in Salzburg

Christoph Kolbe:

Das verletzte Selbst

Persönlichkeitsstörungen aus existenzanalytischer Sicht

Im Vortrag werden zunächst die Grundprinzipien der menschlichen Persönlichkeitsentwicklung dargestellt. In Gegenüberstellung hierzu werden dann die wesentlichen Merkmale der Persönlichkeitsstörungen beschrieben. Am Beispiel der histrionischen und narzisstischen sowie der Borderline-Persönlichkeitsstörung wird ausgeführt, worin die spezifische Verletzung für diese Menschen besteht, wie es zu dieser Verletzung kommt, wie diese Menschen mit dieser Verletzung typischerweise umgehen und wie sich dies auf die Beziehung zu anderen Menschen auswirkt.

Vortrag im Rahmen des Internationalen Kongresses in Wien der GLE-International "Schmerz-Haft - Verständnis und Behandlung der Borderlinestörung" in Wien

Alfried Längle:

Ohne Fühlen? - Bin ich nicht!

Vom verzweifelten Greifen des Menschen nach Leben

Ein phänomenologischer Zugang zum spezifischen Leiden der Borderline-Patienten zeigt in der Tiefe dieser impulsiven, intensiven aber instabilen Persönlichkeit einen tödlichen Schmerz des inneren Selbstverlusts. Das Phänomen des Borderline erweist sich als grundlegendes Gespaltensein, verbunden mit einem gespaltenen Welterleben. Aus dieser Spannung wird das Aufbäumen der psychodynamischen Gegenwehr verständlich. Dieses ist überlebenswichtig. Es kann daher in der Therapie ob der Bedrohlichkeit und Schmerzhaftigkeit der fehlenden und verletzten Strukturen des Ichs diese Dynamik nur langsam abgebaut und durch ein zunehmend personales Verhalten ersetzt werden. Es soll das Bild des Borderline-Leidens als Phänomen vor dem Hintergrund seiner Entstehung aufgezeigt und die typische Schutz-Dynamik daraus abgeleitet werden. Es wird deutlich, wie diese das Beziehungsgeschehen durchwirkt. Grundzüge der existenzanalytischen Therapie runden den Vortrag ab.

Vortrag im Rahmen des Internationalen Kongresses in Wien der GLE-International "Schmerz-Haft - Verständnis und Behandlung der Borderlinestörung", in Wien

Christoph Kolbe:

Warum tue ich nicht, was ich will? Emotionale Orientierung zum Umgang mit psychodynamischen Blockierungen

Wir kennen es alle: Das, was wir eigentlich wollen, tun wir nicht, obwohl wir wissen und empfinden, dass wir es wollen und tun sollten. Wir erleben uns blockiert und sind am Ende unglücklich. Die Gründe hierfür sind nach existenzanalytischer Theorie auf zwei Ebenen zu suchen: In existentieller Hinsicht können personale Wertberührung oder Wertklarheit fehlen, so dass Diffusität entsteht. Schwieriger jedoch und in psychotherapeutischer Hinsicht alltäglicher ist das Problem, dass personale Werte aufgrund psychodynamischer Blockierungen nicht gelebt werden. Im Hintergrund steht hier eine Angst, die zunächst vordringlich beruhigt wird. Im Vortrag werden typische Konfliktthemen benannt, die das personale Wollen behindern, sofern sie nicht gelöst sind und deshalb mit psychodynamischen Reaktionsmustern bewältigt werden. Für die therapeutische Arbeit soll hier ein Modell der Emotionalen Orientierung (EMO) vorgestellt werden, das sowohl dem Therapeuten, als auch dem Patienten/Klienten eine Möglichkeit der inneren Orientierung im Dschungel der Emotionen und Affekte an die Hand gibt, sich hinsichtlich divergenter Motivationen wahrzunehmen. Zudem zeigt es Möglichkeiten auf, Position im Sinne der personalen Motivation zu beziehen und mit Bedürftigkeit und/oder Verunsicherung umzugehen.

Vortrag im Rahmen des Kongresses "Wo ein Wille - da ein Weg!? Vom Wollen und Lassen in der Therapie und Beratung" in Wien

Alfried Längle:

Persönlichkeitsstörungen und Traumagenese

Existenzanalyse traumabedingter Persönlichkeitsstörungen

Das Thema „Traumatisierung“ hat eine besonders große existentielle Relevanz. In der Existenzanalyse wird das Spezifische der schweren Traumatisierung im Erleben des „Entsetzens“ gesehen, in dem die Abgründigkeit des Seins (statt des Nichts) erfahren wird. Diesem zentralen Erleben der Traumatisierung wird auf zwei Ebenen nachgegangen: die Prozessebene wird durch eine Analyse der Ich-Struktur aufgerollt. Das Modell der Ich-Struktur der Existenzanalyse wird an jenes von Ch. Scharfetter angelehnt. in der strukturellen Ebene sind durch ein schweres Trauma alle vier Grunddimensionen erfüllter Existenz betroffen. Das macht einerseits die Entstehung einer PTBS (Posttraumatische Belastungsstörung) und andererseits den hohen Komorbiditätsgrad dieser Störung verständlich. Als direkte Traumafolge besteht durch die Lähmung auf der Prozeßebene eine verminderte Wechselwirkung mit der existentiellen Struktur mit Weltverlust, Beziehungsverarmung, Selbstverlust und Zukunftsverlust. Typische Copingreaktionen begleiten das Erleben – vor allem Totstellreflexe und ein Aktivismus der ersten Grundmotivation. Therapeutisch ist eine Restrukturierung der existentiellen Grundbezüge und der personalen Funktionen erforderlich. Das Modell der Grundmotivationen gibt spezifische therapeutische Schritte vor, um die existentielle Entwurzelung zu überwinden und mit dem Einsatz „unspezifischer“ Faktoren wie Dialog und Begegnung die personalen Funktionen zu mobilisieren.

Vortrag im Rahmen des Kongresses: „Trauma und Persönlichkeit - Die verletzte Person“ in Wien

Luise Reddemann:

Kriegskinder, Kriegsenkel und Nachkriegskinder in der Psychotherapie

Vortrag im Rahmen der Jubiläumstagung der GLE Österreich "Von Entsetzen, Verzweiflung, Mitgefühl und Trost“ in Wien

Renate Bukovski & Lilo Tutsch:

Von Entsetzen, Verzweiflung, Mitgefühl und Trost

Zum schwierigen Weg von der öffentlichen Moral zur persönlichen Stellungnahme  

Jana Bozuk:

Traumakonfrontation - Begegnung mit dem Schrecken

Vortrag im Rahmen der Jubiläumstagung der GLE Österreich "Von Entsetzen, Verzweiflung, Mitgefühl und Trost" in Wien 

Viktor Frankl:

Einführung in die Logotherapie und Existenzanalyse (Teil 3/5)

Frankl betrachtet die Suche nach Sinn als primäre Motivation des Menschen. Seelische Konflikte oder Neurosen sind für Frankl der Ausdruck von Sinndefiziten. Die Logotherapie und Existenzanalyse hilft Menschen, die Blockaden der Sinnsuche zu entdecken und aufzuheben. In diesen vier Vorlesungen beschreibt Prof. Dr. Viktor Frankl die Grundgedanken seines Ansatzes. Anhand vieler Beispiele verdeutlicht er sehr anschaulich die Arbeitsweise der Logotherapie.

Stephen Porges:

Leitbahnen des Vagus - Tore zu Mitgefühl und Nervensystem Traditionelle Rituale und klinische Interaktionen durch die Linse der Polyvagalen Theorie (Teil 3/6)

Der weltbekannte Neuro-Forscher Stephen W. Porges präsentiert die neurobiologischen Grundlagen von Präsenz und Mitgefühl aus der Perspektive der von ihm entwickelten Polyvagalen Theorie. Er legt dar, wie spezifische Eigenschaften von therapeutischer Präsenz einen speziellen neurophysiologischen Zustand auf beiden Seiten auslöst - bei der Klientin oder dem Klienten ebenso wie bei der Begleitperson. Das Essenzielle dabei ist ein Gefühl von Sicherheit, das entsteht. Gemäss der Polyvagalen Theorie können expressive Züge von sozialem Engagement (z.B. freundliche Gesichtszüge, Gesten oder rhythmische, akzentuierte Stimmgebung) dem Gegenüber Sicherheit kommunizieren. Dadurch wird eine feindselige, defensive Haltung im Nervensystem nach unten reguliert. Damit sind die Grundlagen für ein Zusammensein auf der Basis von Mitgefühl und Präsenz geschaffen.

Aus dem Blickwinkel der Polyvagalen Theorie bietet sich auch eine neue Sichtweise für die Betrachtung von althergebrachten Ritualen an. Sie sind aus dem Blickwinkel von Stephen W. Porges effiziente Methoden für die Regulation von biologisch verankerten Verhaltensformen. Rituale, welche spezifische freiwillige Ausdrucksformen (z.B. Atem, Klang oder Körperhaltung) als Basis einer kontemplativen Praxis pflegen, tragen in sich ein grosses Potenzial zur Veränderung von vagaler Reaktion im Körper. Sie führen in einen direkten Kontakt zu den Organen der Viszera, die für die Gesundheit eine tragende Rolle spielen. Ein glücklicher Bauch trägt auch dazu bei, dass expansive subjektive Erfahrungen von Mitgefühl, Dankbarkeit und ein Verbunden-Sein mit allem was ist, erst entstehen und sich dann vertiefen können.

Die Effektivität von Ritualen und die individuelle Fähigkeit zur Präsenz sind von einem im Umfeld spürbaren Zustand von Sicherheit abhängig. Wie es das Modell der Neurozeption zeigt, können Kampf-, Flucht- oder Verflüchtigungsebenen biologisch gesehen nur ausgeschaltet werden, wenn alle Sensoren im menschlichen System Sicherheit markieren. In diesem Sinne gibt es keine volle Präsenz und kein Mitgefühl, wenn keine Form von Sicherheit vermittelt wird. Neben den theoretischen Ausführungen wird der Referent auch kontemplative Übungen einbauen und Raum für Diskussion schaffen.

Vortrag im Rahmen des Schweizer Bildungsfestivals in Weggis, Schweiz

Elisabeth Lukas:

Vom Sinn im Leben

Perlen der Logotherapie (Vortrag 3/8)

Quellen sinnvollen Lebens 

Die bekannte Schülerin Viktora Frankls Elisabeth Lukas, lässt uns einen Schatz der Weisheit miterleben, der aus einem reichen, gelungenen Leben entstand. Die anerkannte Psychotherapeutin nimmt uns mit in essentielle Lebenssituationen und geht auf Lebensaspekte ein, bei denen Sinnfindung in einem verantwortlich gelebten Leben eine Konstante ist.

Joseph Campbell:

Die Macht der Mythen - Teil 1/6: Die Heldenreise

Den Höhepunkt seines Ruhmes erlangte der Mythenforscher Jospeh Campbell (geb. 1904) nach seinem Tod (1987), ausgelöst durch die oben genannte Fernsehserie "Joseph Campbell and the Power of Myth" (Joseph Campbell: Die Macht der Mythen), einer sechsteiligen Interview-Reihe (unterlegt mit 100en von Bildern, Filmausschnitten und Musik) mit dem TV-Journalisten Bill Moyers, aufgenommen auf der Skywalker Ranch des Star Wars/Krieg der Sterne - Regisseurs George Lucas. (Jospeh Campell nannte George Lukas seinen besten Studenten.) Joseph Campell selbst hat die Aufnahmen nie gesehen. Er starb für alle überraschend. Die Reihe erreichte unmittelbar nach seinem Tod 1987 ein Millionenpublikum.

Wenn Sie sich also z.B. gefragt haben, warum der Kinofilm Star Wars/Krieg der Sterne seit 30 Jahren unvermindert hunderte Millionen Menschen auf der ganzen Welt (ob alt oder jung) fasziniert und in seinen Bann schlägt - diese Serie "Die Macht der Mythen", deren Rechte wir in den USA gekauft haben und in der ebenfalls Sequenzen der Star Wars/Krieg der Sterne Trilogie gezeigt und interpretiert werden) und die erstmals mit deutscher Übersetzung im deutschsprachigen Raum erhältlich ist) gibt Ihnen die Antwort. Der Film "Star Wars/Krieg der Sterne" ist eine moderne, unserer Zeit entsprechende, Mythologie. 

 

Willkommen zu Tag 1 unseres Online-Kongresses
"Der Mensch auf der Suche nach Sinn"
Existenzanalyse und Logotherapie

16. März 2021



Sehr geehrtes Auditorium, sehr geehrte Auditorium-Community,

seit über einem Jahr ist nichts mehr, wie es einmal war. Viele sinnstiftenden Zusammenhänge unseres Alltags wurden - vorerst - mehr oder weniger außer Kraft gesetzt.

Sinn aber, das hat Viktor Frankl im KZ erfahren und visualisiert, wird selbst geschaffen. Den gibt es nicht unabhängig von uns irgendwo da draußen.

Oder, wie es Josef Campbell in unserer Aufnahme "Die Macht der Mythen" sagt:

"... der Sinn des Lebens ist es, sich lebendig zu fühlen."


Wie aber geschieht gesundes sich lebendig Fühlen?

In der kommenden Woche zeigen wir Ihnen Konzepte der Existenzanalyse und Logotherapie aus beiden Schulen, die durch Viktor Frankl angestoßen wurden.

"Was der Mensch ist, ist er durch die Sache, die er zur Seinen macht."
Viktor Frankl


Hat man diese Sache gefunden, dann wird der Sinn quasi gratis mitgeliefert.

Ich wünsche eine gute Reise zum Horizont, der ja niemals erreicht werden kann, der aber wichtig ist, damit man den Kurs und die Aufgabe des Weiterwachsens nicht aus den Augen verliert.


Übersicht und Grundlagen


Alfried Längle: Gefühle - erwachtes Leben.
Zur Begründung der existenzanalytischen Emotionstheorie


Erst wenn Gefühle mit im Spiel sind, findet unser Leben wirklich statt. Ohne Gefühl kein Erleben. Gefühle sind jedoch nicht alles, wir haben auch weitere Grundmotivationen, geht es doch ebenso um eine faktische Auseinandersetzung mit verschiedenen Lebensaspekten. Wenn wir ins Restaurant oder Kino gehen, geht es oft weit mir um Gefühle, als uns bewusst ist. Ist das Fühlen aus der Balance geraten, werden wir von ihnen überschwemmt oder sie sind kaum in uns zu wecken. Geben wir der Gefühlsdimensionen nicht genügend Raum, kann aus diesem Mangel an Leben Sucht entstehen. In der Existenzanalyse wird das Fühlen als Oberbegriff verwendet, der Fühlen und Spüren beinhaltet.

Prof. Dr. Dr. Alfried Längle beleuchtet Gefühle, die in unserem Leben einen so wichtigen Raum einnehmen, existenzanalytisch, geht auf ihre verschiedenen Dimensionen ein und in einem weiteren Schritt auf die praktische Arbeit mit ihnen.

Vortrag anlässlich des Kongresses "Vom Leben berührt - Emotion in Therapie & Beratung" Internationaler Kongress der Gesellschaft für Logotherapie und Existenzanalyse in Wien.



Eva Maria Waibel: Inneres Wachstum durch personale Begegnung Impulse Existenzieller Pädagogik

Entwicklungspsychologisch wird das Wachstum des Menschen üblicherweise als ein biologisch, sozial und psychisch geprägter Reifungsprozess beschrieben, der dem Menschen durch Begleitung das Hineinwachsen in die Gesellschaft ermöglicht. Auch viele reformpädagogische Ansätze orientieren sich an diesen Prämissen. Wenig Thema ist jedoch, wie die Person selbst ihr inneres Wachsen initiiert und beeinflusst und wie sie an ihrer Auseinandersetzung mit der Welt wächst. Um dem jungen Menschen gerade dies zu ermöglichen, bedarf es aus Sicht einer Existenziellen Pädagogik der Begegnung mit dem Anderen.

Diese Begegnung eröffnet einen Raum für Selbstentfaltung, Selbstbestimmung und entschiedenes Tun. Dadurch kann der junge Mensch lernen, mit herausfordernden Situationen umzugehen und seinen authentischen Lebensweg zu finden. Wie aber kann dies pädagogisch begleitet werden? In welcher Art und Weise sollen sich Erziehende und Lehrpersonen einbringen, um dieses Gegenüber zu sein? Welche Haltungen müssen sie mitbringen, um dieses innere Wachstum zu ermöglichen? Der Vortrag wird diesen Fragen nachgehen.

Vortrag im Rahmen des GLE International-Kongresses vom Dresden.



Alfried Längle: Sinn – Bedürfnis, Notwendigkeit oder Auftrag?

Eine existentielle Fundierung der Logotherapie im psychotherapeutischen Prozess


Weil "das Leben unter allen Umständen Sinn hat" (Frankl 1984), suchen wir nach Sinn. Der "Wille zum Sinn" ist der anthropologische Spiegel des längst vorgegebenen Sinns, der Durst nach dem Wasser, das schon lange vor dem Durst da ist. So steckt Sinn in allem, was ist, und ist situativ jeweils neu zu finden. So das Konzept der Franklschen Logotherapie. In der Existenzanalyse wird Sinn als die Tiefe der vierten existentiellen Grundmotivation aufgefasst. Grundmotivationen sind tiefe Beweggründe des Menschen, die aufgrund der dialogischen Veranlagung der Person auf der Basis des unaufhebbaren Weltbezugs entstehen. Dies stellt den Menschen vor Realitäten, denen er sich nicht entziehen kann: Welt, Leben, Selbstsein und als vierte: Veränderung, Kontext, Zukunft.

So wie sich Vertrauen, Beziehung und Authentizität als personale Verdichtungen in den ersten drei Grundmotivationen entwickeln, kristallisiert sich die existentielle Aufgabe in der vierten Dimension der Existenz im Thema Sinn heraus. Sinn ist dabei jene Struktur, die den Zusammenhang zwischen vergangenen und gegenwärtigen Erlebnissen schafft, und sie in einen größeren Kontext einbindet. Dadurch kann das Geschehen die Situation übersteigen, sowohl im Inhalt als auch in der Zeit, und sie mit »anderem« verbinden. Das schafft einen Zugang zu »Zukunft«. Das Eingehen auf solche Situations-Transzendenz ist zumeist mit der Erfahrung von Glück und innerer Erfüllung verbunden.

Vortrag anlässlich der Jubiläumstagung 10 Jahre GLE-D "Wozu? Warum? Wofür? Verstehen ermöglichen - Sinnhorizonte erschließen" in Hannover.



Karin Steinert: (Wie) sprichst Du mit Dir? Anleitung zum inneren Dialog

Die Person ist das in mir Sprechende, lautet eines ihrer Charakteristika. Wie jemand mit sich redet, gibt Aufschluss über die Art und Weise der gelebten Selbstbeziehung. Die Selbstbeziehung wiederum hat entscheidenden Einfluss darauf, wie die Beziehung zur Welt gestaltet wird. Existenzanalytische Psychotherapie ist immer auch Anleitung zum inneren Dialog. Die Psychotherapeutin ist Vorbild dafür, wie personale Begegnung im Gespräch stattfindet. Diese Erfahrung kann vom Patienten in seine Innenwelt übernommen werden. Dadurch lernt er einen achtsamen, zugewandten und respektvollen Umgang mit sich selbst und wird gleichzeitig offener der äußeren Welt gegenüber.

Anhand von Fallbeispielen aus der therapeutischen Praxis soll gezeigt werden, wie sich die Stimme der Person von anderen inneren Stimmen unterscheiden lässt, und wie die Anleitung zum inneren Dialog in der Psychotherapie eine Möglichkeit darstellt, Zugang zu den Ressourcen der Person zu bekommen.

Vortrag anlässlich des GLE-International Kongresses "Potentiale der Person. Ressourcenorientierung in Psychotherapie, Beratung, Coaching und Pädagogik" in Berlin.



Christoph Kolbe: Von der Kunst, erwachsen zu werden -
Entwicklung durch Selbsterkenntnis


Worin besteht die Kunst, erwachsen zu werden? Sie zeigt sich in der Fähigkeit, Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen und sich den schicksalhaften Lebensthemen zu stellen. Damit dem Menschen dieser Vollzug personaler Aktivität gelingen kann, bedarf es einer personalstrukturellen Stabilität, um aus dieser Verankerung den Aufgaben der Welt zu begegnen. Dann erlebt er das Glück des Selbstseins und der erfüllenden Begegnung.

Im Horizont dieses Zusammenhangs von struktureller Stabilität und personaler Aktivität beschreibt Christoph Kolbe kindliche Haltungen des Menschen und ihr erwachsenes Pendant, und er reflektiert existenzanalytische Beobachtungen zu einer Konfliktdynamik. Es wird dargelegt, wie innere Ängste oder Konflikte die Bewältigung der jeweiligen Lebensaufgabe blockieren. Sie gilt es, in ihrer Bedeutung zu erarbeiten, um schließlich Haltungen zu finden, die personale Aktivitäten im Umgang mit Situationen möglich werden lassen.

Vortrag im Rahmen des GLE International-Kongresses in Dresden.



Viktor Frankl: Der Mensch vor der Frage nach dem Sinn

Der Überlebende von vier Konzentrationslagern schildert hier seine Holocaust-Erfahrungen aus Sicht des Psychologen. Der vorliegende Vortrag eignet sich hervorragend als Einstieg in Viktor Frankls Werk. Frankl gibt darin Einblick in seine grundlegenden Theorien, seine Einstellung zur Psychoanalyse und die Entwicklung der Logotherapie. Zu deren Kerngedanken zählt insbesondere die Frage nach dem Sinn des Lebens.

Diese Frage macht den Menschen erst zum Menschen. Bleibt sie unbeantwortet, kann es zu depressiven oder neurotischen Erkrankungen kommen. Deshalb gilt es, den Sinn immer wieder neu zu finden: im Tun, im Erleben und in der Einstellung auch schweren Schicksalen gegenüber. Die Logotherapie und Existenzanalyse hilft dem Menschen, die Blockaden der Sinnsuche zu erkennen und aufzuheben. Sie bietet keinen generellen Lebenssinn an, sondern möchte den Menschen zu einer Offenheit führen, die Voraussetzung für eine sinnvolle Lebensführung ist.



Jürgen Kriz: Entwicklung und Wachstum im Verständnis der Humanistischer Psychotherapie

Entwicklung und Wachstum sind Kernkonzepte in der Humanistischen Psychotherapie (HPT), zu der im groben Raster der vier Grundorientierungen (psychodynamisch, behavioral, humanistisch und systemisch) auch die Logotherapie und Existenzanalyse zählt. Trotz anders lautender Behauptungen sind die Richtungen der HPT mit ihren gemeinsamen Wurzeln und Kernkonzepten homogener als die der anderen drei Grundorientierungen. Gleichwohl bestehen zwischen den Hauptansätzen auch deutliche Unterschiede in den Sichtweisen und den genaueren Bedeutungen dieser Konzepte.

Logotherapie und Existenzanalyse, personenzentrierte Psychotherapie, Gestalttherapie, Körperpsychotherapie, Psychodrama und Transaktionsanalyse, die in der deutschen "Arbeitsgemeinschaft Humanistische Psychotherapie" vertreten sind, verstehen unter "Entwicklung" und "Wachstum" nicht dasselbe, schätzen aber die Vielfalt der Perspektiven und unterschiedlichen Zentrierungen, welche die Komplexität des Lebens und der Kulturen widerspiegelt. Der Vortrag widmet sich gemeinsamen und unterschiedlichen Aspekten, wie Wachstum zu verstehen ist und wie dieses gefördert werden kann.

Vortrag im Rahmen des GLE International-Kongresses in Dresden.



Viktor Frankl: Einführung in die Logotherapie und Existenzanalyse (Teil 1/5)

Frankl betrachtet die Suche nach Sinn als primäre Motivation des Menschen. Seelische Konflikte oder Neurosen sind für Frankl der Ausdruck von Sinndefiziten. Logotherapie und Existenzanalyse helfen Menschen, die Blockaden der Sinnsuche zu entdecken und aufzuheben. In diesen Vorlesungen beschreibt Prof. Dr. Viktor Frankl die Grundgedanken seines Ansatzes. Anhand vieler Beispiele verdeutlicht er sehr anschaulich die Arbeitsweise der Logotherapie.





Karin Grossmann: Bindungswissen für medizinische, psychotherapeutische und helfende Berufe (Teil 1/6)

Die Notwendigkeit und Entwicklung der Bindungen eines Kindes an seine Eltern und Familie sind seit ca. 60 Jahren Forschungsgegenstand der Entwicklungspsychologie und der Entwicklungspsychopathologie. In den letzten Jahren haben die Neurowissenschaft und die Psychobiologie beeindruckende Erkenntnisse gewonnen über die hirnstrukturierenden und psychosomatischen Korrelate von sicheren oder unsicheren Bindungen sowie von traumatischen Bindungserfahrungen. Besonders die Verhaltensbeobachtungen weisen auf Fehlentwicklungen hin, die auf mangelnde, für die seelische Gesundheit aber notwendige Erfahrungen einer Person während der ganzen Zeit der Unreife zurückführbar sind. Videoclips aus unserer Arbeit können vieles anschaulich vermitteln.

Mit dem Wissen, wie eine sichere Bindung entsteht, lässt sich auch später noch psychische Sicherheit vermitteln. Die Entwicklung von unsicher-vermeidenden oder unsicher-verstrickten Bindungsmustern enthalten Hinweise auf ihre therapeutischen Veränderungsmöglichkeiten. Bindungsdesorganisation in seiner nahen Verwandtschaft zur Borderline Störung gilt als Pathologie. Sie erfordert den intensivsten therapeutischen Einsatz.

Das Wissen um die tief liegende Angst vor dem Verlassen-Werden, die Entwicklung der Bindungsmuster und ihre weiteren Einflüsse auf die Fähigkeit einer Person, zu lieben und zu arbeiten - wie Freud die seelische Gesundheit definierte - sind die heutige Basis einer evidenzbasierten Therapie oder Intervention.



Stephen Porges: Leitbahnen des Vagus - Tore zu Mitgefühl und Nervensystem

Traditionelle Rituale und klinische Interaktionen durch die Linse der Polyvagal-Theorie (Teil 1/6)

Der weltbekannte Neuro-Forscher Stephen W. Porges präsentiert die neurobiologischen Grundlagen von Präsenz und Mitgefühl aus der Perspektive der von ihm entwickelten Polyvagal-Theorie. Er legt dar, wie spezifische Eigenschaften von therapeutischer Präsenz auf beiden Seiten einen besonderen neurophysiologischen Zustand auslösen - bei der Klientin/dem Klienten ebenso wie bei der Begleitperson. Wesentlich dabei ist, dass ein Gefühl der Sicherheit entsteht. Gemäß der Polyvagal-Theorie können expressive Züge von sozialem Engagement (z. B. freundliche Gesichtszüge, Gesten oder rhythmische, akzentuierte Stimmgebung) dem Gegenüber Sicherheit kommunizieren. Dadurch wird eine feindselige, defensive Haltung im Nervensystem nach unten reguliert. Damit sind die Grundlagen für ein Zusammensein auf der Basis von Mitgefühl und Präsenz geschaffen.

Aus dem Blickwinkel der Polyvagalen Theorie bietet sich auch eine neue Sichtweise für die Betrachtung von althergebrachten Ritualen an. Sie sind aus dem Blickwinkel von Stephen W. Porges effiziente Methoden für die Regulation von biologisch verankerten Verhaltensformen. Rituale, die spezifische freiwillige Ausdrucksformen (z. B. Atem, Klang oder Körperhaltung) als Basis einer kontemplativen Praxis pflegen, tragen ein großes Potenzial zur Veränderung von vagaler Reaktion im Körper in sich. (...)

Vortrag im Rahmen des Schweizer Bildungsfestivals in Weggis, Schweiz.


Elisabeth Lukas: Vom Sinn im Leben
Perlen der Logotherapie (Vortrag 1/8)

Heilung durch Sinnfindung

Die bekannte Schülerin Viktor Frankls Elisabeth Lukas, lässt uns einen Schatz der Weisheit miterleben, der aus einem reichen, gelungenen Leben entstand. Die anerkannte Psychotherapeutin nimmt uns mit in essentielle Lebenssituationen und geht auf Lebensaspekte ein, bei denen Sinnfindung in einem verantwortlich gelebten Leben eine Konstante ist.

 

Willkommen zu Tag 2 unseres Online-Kongresses
"Der Mensch auf der Suche nach Sinn"
Existenzanalyse und Logotherapie


Sehr geehrtes Auditorium, sehr geehrte Auditorium-Community,

seit über einem Jahr ist nichts mehr, wie es einmal war. Viele sinnstiftenden Zusammenhänge unseres Alltags wurden - vorerst - mehr oder weniger außer Kraft gesetzt.

Sinn aber, das hat Viktor Frankl im KZ erfahren und visualisiert, wird selbst geschaffen. Den gibt es nicht unabhängig von uns irgendwo da draußen.

Oder, wie es Josef Campbell in unserer Aufnahme "Die Macht der Mythen" sagt:

"... der Sinn des Lebens ist es, sich lebendig zu fühlen."


Wie aber geschieht gesundes sich lebendig Fühlen?

In der kommenden Woche zeigen wir Ihnen Konzepte der Existenzanalyse und Logotherapie aus beiden Schulen, die durch Viktor Frankl angestoßen wurden.

"Was der Mensch ist, ist er durch die Sache, die er zur Seinen macht."
Viktor Frankl


Hat man diese Sache gefunden, dann wird der Sinn quasi gratis mitgeliefert.

Ich wünsche eine gute Reise zum Horizont, der ja niemals erreicht werden kann, der aber wichtig ist, damit man den Kurs und die Aufgabe des Weiterwachsens nicht aus den Augen verliert.


Tag 2

Existenzielle Themen



Christoph Kolbe: Ich - Selbst - Person
Klärungen sowie existenzanalytische Anmerkungen zur Ich-Struktur

In Fortsetzung der Verhältnisbestimmung von Person und Struktur wird es in diesem Vortrag um eine differenzierende Klärung eines existenzanalytischen Verständnisses von Ich, Selbst und Person gehen. Wozu ist dies wichtig?
Im Fokus der Existenzanalyse als psychotherapeutischer und beraterischer Methode steht das Anliegen, den Menschen zu einem freien und verantwortlichen Umgang in dessen Welt zu befähigen. Dies verlangt die Fähigkeit, in das eigene Leben gestaltend einzugreifen, um es selbstbestimmt zu vollziehen. Wir verorten diese Fähigkeit in der Geistigkeit des Menschen, in deren Zentrum die Person steht.

Welche Aufgaben und Funktionen kommen in diesem Prozess dem Ich und dem Selbst zu? Welche ichstrukturellen Voraussetzungen müssen gegeben sein, um personale Aktivitäten vollziehen und Konflikte unterschiedlicher Strebungen oder Konflikte zwischen Strebungen und Bedürfnissen bewältigen zu können? Wie entsteht diese Ich-Struktur?

Die Klärung dieser Fragen soll helfen zu erkennen, in welchen Kontext das Personsein eingebettet ist. Dies ist u. a. von Bedeutung für die Diagnostik und die Bearbeitung fixierter Affektdynamik.

Vortrag im Rahmen des Kongresses der GLE International "Psyche Macht Dynamik" in Salzburg.



Viktor Frankl: Von der Trotzmacht des Geistes

Als Trotzmacht des Geistes bezeichnet Frankl die Fähigkeit des Menschen, trotz widriger äußerer Umstände sein Schicksal in die eigene Hand zu nehmen, über sich hinauszuwachsen. Dies gelingt, sobald ein Mensch eine Sinnmöglichkeit außerhalb seiner selbst wahrnimmt, für die es sich lohnt, sich einzusetzen.

Frankl erörtert die Bedeutungen dieses menschlichen Potenzials, dessen Wirkung er auch durch eigene Erfahrungen in Konzentrationslagern belegt.



Christoph Kolbe: Selbstannahme und Selbstvertrauen

Personale Voraussetzungen für den Umgang mit Grenzerfahrungen

Wenn wir in unserem Leben an Grenzen stoßen, können wir nicht einfach so weitermachen wie bisher, auch wenn manche Menschen dies zunächst versuchen. Die Grenzerfahrung stellt uns vor eine zu meisternde Herausforderung, weil etwas in unserem Leben (manchmal unverhofft) anders ist, als wir es uns dachten oder wünschten oder meinten zu brauchen.

Wie können wir damit leben, wenn uns dies irritiert oder überfordert, die Situation deshalb ausweglos scheint, vielleicht sogar weh tut und schmerzhaft ist? Was brauchen wir, um das Gefühl der Ohnmacht hinter uns zu lassen und neue Perspektiven zu finden? In jedem Falle sind wir aufgefordert, uns mit dem Widerständigen auseinanderzusetzen, es zu integrieren und mit ihm zu Recht zu kommen.

Im Vortrag sollen die Aspekte der Selbstannahme und des Selbstvertrauens als wesentliche Referenzpunkte, Grenzen im Leben zu bewältigen, aufgezeigt werden. Selbstannahme bildet den personalen Boden für das Umgehen mit und Überwinden von Grenzen. Sie macht den Menschen unabhängig von äußeren Gegebenheiten und verbindet sich mit der unverletzlichen Würde des Menschen. Im Selbstvertrauen aktiviert der Mensch diese Selbstannahme, so dass es zu einer Auseinandersetzung mit seinen inneren und äußeren Gegebenheiten kommen kann. Im Vortrag werden wesentliche Schritte und typische Konflikte zur Arbeit an und mit der Selbstannahme sowie dem Selbstvertrauen dargelegt.

Vortrag im Rahmen des Kongresses GLE International, "Grenze. Ende und Wende" in Freiburg.



Viktor Frankl: Bewältigung der Vergänglichkeit


Viktor Frankl behandelt in diesem Vortrag die Vergänglichkeit des Lebens, also des menschlichen Daseins schlechthin, und was den Menschen dazu befähigt, trotz seiner Sterblichkeit das Leben zu bejahen. Der Tod ist ein Endpunkt des ständigen Sterbens und Abschiednehmens, und es stellt sich die Frage, ob diese Vergänglichkeit das Leben rückwirkend entwertet und es dadurch nicht lebenswert oder sogar unsinnig wird.



Gerald Hüther: Die neurobiologischen Grundlagen unserer Würde

"Kein Mensch kann die in ihm angelegten Potentiale entfalten, wenn er in seiner Würde von anderen verletzt wird oder er gar selbst seine eigene Würde verletzt."
Prof. Dr. Gerald Hüther

Der Neurobiologe Gerald Hüther engagiert sich für die Qualität der Würde, die so wichtig ist für menschliches Zusammenleben. Wer sich seiner Würde bewusst ist, ist nicht mehr so verführbar, da der innere Würdekompass Denken und Tun leitet. Gerald Hüther zeigt, was es bedeutet, würdig zu leben und andere würdig zu behandeln und auch, wie unser Gehirn die Vorstellung von der eigenen Würde verankert.

2018 jährt sich die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte zum 70. Mal. Die BildungsArt nimmt dieses Jubiläum zum Anlass, die Frage nach den Menschenrechten und einem lebenswerten Leben heute und in Zukunft in vielfältiger Weise zu bearbeiten. Die Würde des Menschen ist der Ausgangspunkt aller folgenden Grund- und Menschenrechte.



Helmut Dorra: Kontinuität und Wandel

Lebensgeschichtliche Perspektiven im Alter

Menschliches Dasein ist ein Werden in der Zeit. Immer wieder sind wir zu Veränderungen, zu Wachstum und Entwicklung herausgefordert bis zuletzt, solange wir leben. Im geschichtlichen Horizont unserer Lebenswelt werden wir an den Übergängen und Zäsuren sich wandelnder Altersphasen mit spezifischen Daseinsthemen konfrontiert, die in temporaler Sicht ein Ende signalisieren und zugleich auf einen neuen Anfang verweisen. Wir müssen Abschied nehmen vom Bewährten und Gewohnten, von bisher gelebten, mithin auch nicht gelebten Möglichkeiten und bleiben gegenwärtig auf Zukunft hin ausgerichtet mit allem, was wir zu verwirklichen, zu bewahren und zu gewinnen suchen.

Mit dieser lebensgeschichtlichen Perspektive kann eine biographische Rückschau und bilanzierende Reflexion zur Vergewisserung der eigenen Identität und Kontinuität wie auch zur Versöhnung mit dem je individuellen Schicksal, den Versäumnissen und Versagungen der Vergangenheit beitragen. So stellt das höhere Lebensalter die Person vor die Aufgabe, das eigene und einzige Leben, wie es gelebt wurde, zu bilanzieren und anzunehmen. Schließlich wird man der Tatsache zustimmen müssen, für sein eigenes Leben verantwortlich zu sein. Und jedem Einzelnen ist aufgegeben, sein Lebensalter und sein Älterwerden unter den jeweiligen Bedingtheiten unserer geschichtlichen Existenz im Alltag der Welt und im Miteinander der Menschen initiativ und aktiv zu gestalten.

Vortrag im Rahmen des GLE International Kongresses "Wachstum ermöglichen – Veränderungsprozesse in Therapie und Beratung" in Dresden.



Renate Bukovski & Lilo Tutsch: Was uns nicht umbringt ...

Zum Janusgesicht des Traumas

Nur sechs bis 18 Prozent der Überlebenden von Verletzungen, Unfällen oder Kriegen entwickeln eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), sagt der Psychologe George Bonanno von der Columbia University. PTBS verdient große Aufmerksamkeit. Aber die überwiegende Mehrheit derer, die lebensgefährlichen Ereignissen ausgesetzt waren, entwickeln diese Störung nicht. Das findet bisher nicht genügend Beachtung. Traumatische Erfahrungen bergen zum einen zerstörerische Kräfte in sich, zum anderen die Macht zu Transformation und Wachstum. Im Vortrag gehen wir der Frage nach dem Phänomen des "traumatic growth" nach.

Vortrag im Rahmen des GLE International-Kongresses "Wachstum ermöglichen - Veränderungsprozesse in Therapie und Beratung" in Dresden.



Alfried Längle: Existenz ist nicht das Paradies

Leben und Leiden an den Grenzen des Daseins

Dass das Leben begrenzt ist, ist allen klar. Doch wie sehr berücksichtigen wir im täglichen Leben die vielfache Begrenztheit der Welt und des Daseins? In welchem Verhältnis zu den Grenzen leben wir: verdrängend, übergehend, verschreckt, erleichtert? Nehmen wir auf die Begrenztheit Bezug, bauen wir sie in unser Leben ein? Der Umgang mit Grenzen ist ein Reifungsprozess: ihre Berücksichtigung führt zu einem intensiveren Dasein. Das Wesen der Grenze ist dialektisch; es hat ein ebenso positives Gesicht wie eine leidvolle Seite. Beide Seiten integrieren zu können, ist Reife. Für den akzeptierenden Umgang mit der Begrenzung ist das Verständnis wichtig, warum Grenzen überhaupt Leiden verursachen, und was daran selbstgemacht ist. Nach einer anthropologischen und psychologischen Einführung in dieses Dilemma des Daseins reflektiert Alfried Längle den praktischen Umgang mit der existentiellen Begrenzung in verschiedenen Lebensbereichen.

Vortrag im Rahmen des GLE International Kongresses "Grenze. Ende und Wende" in Freiburg.



Helmut Dorra: Sein zum Ende. Existenz im Horizont der Zeit

Die Zeit ist Medium unseres Daseins, in dem wir unser geschichtliches Wesen entfalten, das im Gefüge der Welt konkrete Gestalt gewinnt. Wir leben im Laufe der Zeit, nach der wir uns richten und das Tagesgeschehen strukturieren, wir verhalten uns in allen Belangen unseres Alltagslebens zeitlich. Im Bewusstsein einer endlichen Befristung aber verleitet uns eine chronologische Zeiterfahrung dazu, immer schneller zu werden, um Zeit zu gewinnen. Unter dem Diktat der Beschleunigung ist die Frage stets virulent, was zu machen ist, was wir noch optimieren müssen und was wir maximieren können. Hier erweist sich ein forciertes Tempo als Dynamik betriebsamer Geschäftigkeiten, die in vielfachen Facetten hastiger Reagibilität und operativer Aktivität ihren Ausdruck findet, die dem Fortschritt alle möglichen Formen der Entgrenzung subsumiert.

Jedoch leben wir mit unserem geschichtlichen Werden und Wandel im Laufe einer vergehenden Zeit, die allem Beginnen ein Beenden gebietet. Wir können in der Welt keinen erworbenen Status beständig bewahren und bleibend in Besitz nehmen. Unsere Lebenszeit ist endlich, sie verrinnt, und wir sind nicht in der Lage, die Hin-richtung unseres Lebensweges umzukehren. Der Tod ist die unausweichliche Schranke und Beschränkung unseres Daseins, nicht nur Begebenheit einer unbestimmten bevorstehenden Zukunft, vielmehr mitten im Leben gegenwärtig, wann immer wir an Grenzen gelangen. Hier und heute sind unserem Dasein im Horizont der Endlichkeit Grenzen gesetzt, mit denen uns geboten ist, unsere je eigenen Entfaltungs- und Werdemöglichkeiten wahrzunehmen. Auf diese Weise wird die Gegenwart zu einer qualifizierten Zeit durch die Möglichkeiten (Werte), die wir wählen und verwirklichen, eine durch ihre Inhalte, deren Eigenheiten und Eigenzeiten widerfahrene und erfüllte Zeit.

Vortrag im Rahmen des GLE International Kongresses "Grenze. Ende und Wende" in Freiburg.



Alfried Längle: Trauma und Sinn

Wider den Verlust der Menschenwürde

Verletzungen, Erschütterungen, Abgründe, die uns fassungslos machen - auch das sind Seiten menschlicher Realität. Diese Wirklichkeit kann uns unvermutet z. B. durch einen Unfall, durch ein Unglück, eine Naturkatastrophe (am Meer oder im Schnee!), ein Selbstmordattentat usw. einholen. Für gewöhnlich denken wir nicht an diese Möglichkeiten – und sind dann umso unvorbereiteter, wenn sie uns zustoßen. Dann aber bricht oft vehement die Sinnfrage auf. Und wenn es Menschen sind, die das Unfassliche zufügen, wird auch unsere Würde untergraben.

Ein besonders eindrückliches Beispiel dazu hat Viktor Frankl beschrieben, der solche Grenzsituationen im Konzentrationslager durchleben musste. Was uns Menschen hier so erschüttert, wie wir dem Entsetzen vielleicht etwas vorbeugen, wie wir es verstehen und was wir daraus für unser tägliches Leben lernen können - darauf soll in diesem Vortrag eingegangen werden.

Vortrag im Rahmen des Kongresses "Trauma und Persönlichkeit - Die verletzte Person" in Wien.



Stephan Marks: Scham - Hüterin der Menschenwürde

In diesem Vortrag werden grundlegende Informationen über Scham vermittelt.
Was ist Scham? Wie funktioniert sie? Wie zeigt sie sich? Wie entsteht sie?
Es wird aufgezeigt, wie wir konstruktiv mit dieser - oft übersehenen - Emotion umgehen können.

Vortrag im Rahmen der Tagung "Stärke statt Macht - Ermutigung für Bildung und Erziehung", veranstaltet vom Institut für Systemische Impulse, Entwicklung und Führung in Zürich.



Doris Fischer-Danzinger: Strafe getilgt - Schuld abgesessen

Zum schwierigen Weg von der öffentlichen Moral zur persönlichen Stellungnahme

Der Titel nimmt Bezug auf eine Sichtweise, mit der man als forensische Therapeutin häufig konfrontiert ist. Rein rechtlich ist die im Titel genannte Aussage richtig. Aus der Perspektive der Personalität und hinsichtlich einer Prävention ist aber eine Entwicklung hin zur Beziehungsaufnahme mit der eigenen Moralität und dem Gewissen vonnöten. Nach einigen allgemeinen Reflexionen zu diesem Thema wird anhand eines konkreten Beispiels ein möglicher Weg "von der öffentlichen Moral (Gesetzgebung) zur persönlichen Stellungnahme" aufgewiesen.

Vortrag anlässlich des Kongresses der GLE "Wer sagt, was richtig ist? Ethik in Psychotherapie, Beratung und Coaching" in Zürich.



Viktor Frankl: Einführung in die Logotherapie und Existenzanalyse (Teil 2/5)

Frankl betrachtet die Suche nach Sinn als primäre Motivation des Menschen. Seelische Konflikte oder Neurosen sind für Frankl der Ausdruck von Sinndefiziten. Logotherapie und Existenzanalyse helfen Menschen, die Blockaden der Sinnsuche zu entdecken und aufzuheben.
In diesen Vorlesungen beschreibt Prof. Dr. Viktor Frankl die Grundgedanken seines Ansatzes. Anhand vieler Beispiele verdeutlicht er sehr anschaulich die Arbeitsweise der Logotherapie.





Karin Grossmann: Bindungswissen für medizinische, psychotherapeutische und helfende Berufe (Teil 2/6)

Die Notwendigkeit und Entwicklung der Bindungen eines Kindes an seine Eltern und Familie sind seit ca. 60 Jahren Forschungsgegenstand der Entwicklungspsychologie und der Entwicklungspsychopathologie. In den letzten Jahren haben die Neurowissenschaft und die Psychobiologie beeindruckende Erkenntnisse gewonnen über die hirnstrukturierenden und psychosomatischen Korrelate von sicheren oder unsicheren Bindungen sowie von traumatischen Bindungserfahrungen. Besonders die Verhaltensbeobachtungen weisen auf Fehlentwicklungen hin, die auf mangelnde, für die seelische Gesundheit aber notwendige Erfahrungen einer Person während der ganzen Zeit der Unreife zurückführbar sind. Videoclips aus unserer Arbeit können vieles anschaulich vermitteln.

Mit dem Wissen, wie eine sichere Bindung entsteht, lässt sich auch später noch psychische Sicherheit vermitteln. Die Entwicklung von unsicher-vermeidenden oder unsicher-verstrickten Bindungsmustern enthalten Hinweise auf ihre therapeutischen Veränderungsmöglichkeiten. Bindungsdesorganisation in seiner nahen Verwandtschaft zur Borderline Störung gilt als Pathologie. Sie erfordert den intensivsten therapeutischen Einsatz.

Das Wissen um die tief liegende Angst vor dem Verlassen-Werden, die Entwicklung der Bindungsmuster und ihre weiteren Einflüsse auf die Fähigkeit einer Person, zu lieben und zu arbeiten - wie Freud die seelische Gesundheit definierte - sind die heutige Basis einer evidenzbasierten Therapie oder Intervention.



Stephen Porges: Leitbahnen des Vagus - Tore zu Mitgefühl und Nervensystem

Traditionelle Rituale und klinische Interaktionen durch die Linse der Polyvagal-Theorie (Teil 2/6)

Der weltbekannte Neuro-Forscher Stephen W. Porges präsentiert die neurobiologischen Grundlagen von Präsenz und Mitgefühl aus der Perspektive der von ihm entwickelten Polyvagal-Theorie. Er legt dar, wie spezifische Eigenschaften von therapeutischer Präsenz auf beiden Seiten einen besonderen neurophysiologischen Zustand auslösen - bei der Klientin/dem Klienten ebenso wie bei der Begleitperson. Wesentlich dabei ist, dass ein Gefühl der Sicherheit entsteht. Gemäß der Polyvagal-Theorie können expressive Züge von sozialem Engagement (z. B. freundliche Gesichtszüge, Gesten oder rhythmische, akzentuierte Stimmgebung) dem Gegenüber Sicherheit kommunizieren. Dadurch wird eine feindselige, defensive Haltung im Nervensystem nach unten reguliert. Damit sind die Grundlagen für ein Zusammensein auf der Basis von Mitgefühl und Präsenz geschaffen.

Aus dem Blickwinkel der Polyvagalen Theorie bietet sich auch eine neue Sichtweise für die Betrachtung von althergebrachten Ritualen an. Sie sind aus dem Blickwinkel von Stephen W. Porges effiziente Methoden für die Regulation von biologisch verankerten Verhaltensformen. Rituale, die spezifische freiwillige Ausdrucksformen (z. B. Atem, Klang oder Körperhaltung) als Basis einer kontemplativen Praxis pflegen, tragen ein großes Potenzial zur Veränderung von vagaler Reaktion im Körper in sich. (...)

Vortrag im Rahmen des Schweizer Bildungsfestivals in Weggis, Schweiz.



Elisabeth Lukas: Vom Sinn im Leben
Perlen der Logotherapie (Vortrag 2/8)

Vom Sinn im Leben

Die bekannte Schülerin Viktor Frankls Elisabeth Lukas, lässt uns einen Schatz der Weisheit miterleben, der aus einem reichen, gelungenen Leben entstand. Die anerkannte Psychotherapeutin nimmt uns mit in essentielle Lebenssituationen und geht auf Lebensaspekte ein, bei denen Sinnfindung in einem verantwortlich gelebten Leben eine Konstante ist.



Viktor Frankl: Theorie und Therapie der Neurosen (Vorlesung 1/6)

Prof. Frankl stellt die Theorie und Therapie der Neurosen aus logotherapeutischer Sicht dar. Im Unterschied zu anderen psychologischen und therapeutischen Schulen verfügt die Logotherapie mit der Existenzanalyse über eine explizite Anthropologie, deren Methode phänomenologisch zu nennen ist. Als wichtigste humane Phänomene in diesem Sinn gelten dabei die Selbst-Transzendenz und die Selbst-Distanzierung der Existenz. Mit der Entwicklung seiner Dimensional-Ontologie gelingt es Frankl, eine kategoriale Differenz zwischen Tier und Mensch zu beschreiben, die sich in der allein dem Menschen eignenden noetischen oder geistigen Dimension äußert.

17. März 2021

Willkommen zu Tag 3 unseres Online-Kongresses
"Der Mensch auf der Suche nach Sinn"
Existenzanalyse und Logotherapie


Sehr geehrtes Auditorium, sehr geehrte Auditorium-Community,

seit über einem Jahr ist nichts mehr, wie es einmal war. Viele sinnstiftenden Zusammenhänge unseres Alltags wurden - vorerst - mehr oder weniger außer Kraft gesetzt.

Sinn aber, das hat Viktor Frankl im KZ erfahren und visualisiert, wird selbst geschaffen. Den gibt es nicht unabhängig von uns irgendwo da draußen.

Oder, wie es Josef Campbell in unserer Aufnahme "Die Macht der Mythen" sagt:

"... der Sinn des Lebens ist es, sich lebendig zu fühlen."


Wie aber geschieht gesundes sich lebendig Fühlen?

In der kommenden Woche zeigen wir Ihnen Konzepte der Existenzanalyse und Logotherapie aus beiden Schulen, die durch Viktor Frankl angestoßen wurden.

"Was der Mensch ist, ist er durch die Sache, die er zur Seinen macht."
Viktor Frankl


Hat man diese Sache gefunden, dann wird der Sinn quasi gratis mitgeliefert.

Ich wünsche eine gute Reise zum Horizont, der ja niemals erreicht werden kann, der aber wichtig ist, damit man den Kurs und die Aufgabe des Weiterwachsens nicht aus den Augen verliert.


Klinische Themen I

Tag 3 des kostenlosen Online-Trainings zum Thema Existenzanalyse und Logotherapie | Auditorium Netzwerk (auditorium-netzwerk.de)

Viktor Frankl: Sinnfrage und Psychotherapie

Frankl in einer seiner letzten Vorlesungen.
Er erklärt, wie der Weg zu Lustgewinn nur über Sinnerfüllung gelingen kann. Zur Sprache kommen Probleme der Sinnwahrnehmung in einer konkreten Situation und die Notwendigkeit eines Lebenssinnes, um zu leben und zu überleben. Das Erkennen von somatogenen, also rein körperlich bedingten Pseudoneurosen erörtert er ebenso wie das Problem des Sinnverlustes und des grassierenden Nihilismus, der nicht selten durch Künstler und Literaten verstärkt wird. Letztlich sind die Begriffe Freiheit und Verantwortlichkeit eng miteinander verknüpft und die Sehnsucht nach einem Sinn der sicherste Beweis für dessen Existenz.



Markus Angermayr: Bevor du sprichst, spricht dein Körper zu dir

Durch Körperwahrnehmung entsteht Freiraum. In-der-Welt-Sein bedeutet, in viele innere und äußere Dynamiken verwoben zu sein, die uns die Welt erschließen, aber die Weltoffenheit auch einengen oder unmöglich machen können. Person-Sein ist mehr als Dynamik. Ein Weg zur Wahrnehmung der Vibrationen des Personalen und zum Erleben des "Ich bin" ist die Eröffnung eines inneren Freiraums. Eine differenzierte, nicht bewertende Körperwahrnehmung unterstützt dieses "sich in Empfang Nehmen mit allem, was sich zeigt". Die explizite Bezugnahme auf das körper-leibliche Dasein in einer phänomenologischen Betrachtung autonomer Köperreaktionen im Zusammenspiel mit der Psychodynamik kann Tiefenschichten der Person freilegen und diesen Freiraum eröffnen. Diese Phänomene dürfen sein und wollen uns etwas sagen. Die dialogische Verwandlung in ein ganz eigenes entschiedenes Leben wird angebahnt.

Vortrag im Rahmen der GLE-International "Psyche Macht Dynamik“ in Salzburg.



Alfried Längle: Das eingefleischte Selbst

Die Rolle des Körpers ist für die Existenz fundamental, denn existieren bedeutet, so Längle, leibhaftig sein. Das Dasein in der Welt ist körperlich vermittelt. "In der Welt sein heißt Leib sein." Die Person wie auch das Psychische sind im Körper enthalten. Indem wir sie fühlen, verbinden wir uns mit uns selbst. Körpererfahrung ist notwendig, um erleben zu können sowie, um Werte zu fühlen. So kann der Mensch mehr sein, als er ist, kann ganzer, ganzheitlicher sein und mehr spüren, was Seines ist, was für ihn richtig ist. Um etwas in der Welt zu bewirken, brauchen wir den Körper.

Alfried Längle geht ein auf die Leib-Seele-Problematik in der Existenzanalyse, auf psychosomatische Aspekte, die Einheit des Menschen in der Vielfalt (Viktor Frankls dimensionales Menschenbild), die Dimensionen des Körperlichen, Seelischen, Geistigen sowie auf die Kräfte, die sich in dieser Einheit entfalten. Er erörtert die Grundmotivationen der Existenz - die Beziehungen zur Welt, zum Leben, zur Person und der Zukunft sowie die Rolle verschiedener Behandlungsmodelle.

Vortrag im Rahmen des Kongresses "leibhaftig" - Körper & Psyche, Internationaler Kongress der Gesellschaft für Logotherapie und Existenzanalyse" in Salzburg.



Viktor Frankl: Theorie und Therapie der Neurosen (Vorlesung 2/6)

Prof. Frankl stellt die Theorie und Therapie der Neurosen aus logotherapeutischer Sicht dar. Im Unterschied zu anderen psychologischen und therapeutischen Schulen verfügt die Logotherapie mit der Existenzanalyse über eine explizite Anthropologie, deren Methode phänomenologisch zu nennen ist. Als wichtigste humane Phänomene in diesem Sinn gelten dabei die Selbst-Transzendenz und die Selbst-Distanzierung der Existenz. Mit der Entwicklung seiner Dimensional-Ontologie gelingt es Frankl, eine kategoriale Differenz zwischen Tier und Mensch zu beschreiben, die sich in der allein dem Menschen eignenden noetischen oder geistigen Dimension äußert.



Renate Bukovski: Eine Botschaft des Körpers

"Krank ohne (oder mit die Symptomatik nicht ausreichend erklärendem) Befund" ist ein wesentliches Phänomen von PatientInnen mit somatoformen Störungen und psychosomatischen Störungen im eigentlichen Sinne. Die auftretenden körperlichen Symptome können vordergründig nicht erklärt werden und machen PatientInnen und auch BehandlerInnen oft hilflos.

Anhand von Fallbeispielen aus der existenzanalytischen Praxis soll die Möglichkeit aufgezeigt werden, über diese Körpersymptome in einen inneren Dialog mit sich und dem eigenen Geworden-Sein zu kommen. Die phänomenologische Arbeit zielt dabei auf das Wahrnehmen des körperlich oft schmerzhaft Gefühlten, auf die Zuwendung zu und auf die Begegnung mit dem hier "Sprechenden" und nimmt auch innere Bilder zu Hilfe. Über eine Annäherung an die "Botschaft des Körpers" sollen Betroffene zu einem leiblichen Verstehen und in eine personale Verarbeitung kommen. Ziel ist die Aktualisierung der Betroffenen zu einem aktiven, ressourcenorientierten, von Selbstheilungskräften begleiteten Umgang mit sich und der Erkrankung.

Symposium anlässlich des GLE International Kongresses "Potentiale der Person - Ressourcenorientierung in Psychotherapie, Beratung, Coaching und Pädagogik" in Berlin.



Thomas Fuchs: Leibgedächtnis und Lebensgeschichte

Für gewöhnlich verstehen wir unter Gedächtnis, uns an bestimmte Ereignisse und Kenntnisse zu erinnern, sie abzurufen und zu vergegenwärtigen Das Phänomen des Gedächtnisses erschöpft sich darin jedoch bei weitem nicht. Außer dem bewussten Erinnerungsgedächtnis, gibt es auch ein leibliches Gedächtnis, in das sich durch Wiederholung und Übung Bewegungsabläufe eingeprägt haben – etwa beim Klavierspielen, Sprechen, Schreiben, Skifahren, Tanzen und dergleichen mehr. Körperliche Abläufe sind „in Fleisch und Blut übergegangen“ und zu Fähigkeiten geworden, die wir ganz selbstverständlich einsetzen.

Dass es sich hier um ein eigenständiges Gedächtnissystem handelt, wurde erst in den 70-er Jahren deutlich; fortan unterschied man in der Forschung zwischen explizitem/deklarativem und implizitem/leiblichem Gedächtnis. Implizites Können, etwa das Spielen eines Instrumentes, braucht keine explizite Erinnerung mehr – dies Können hat sich in das Leibgedächtnis eingeprägt, dass das Erlernte im leiblichen Vollzug reinszeniert. Thomas Fuchs stellt die beiden Gedächtnissysteme einander gegenüber und erläutert deren Unterschiede, Eigenschaften und Charakteristika.

Vortrag im Rahmen des Kongresses "leibhaftig" - Körper & Psyche, Internationaler Kongress der Gesellschaft für Logotherapie und Existenzanalyse" in Salzburg.



Karin Grossmann: Bindungswissen für medizinische, psychotherapeutische und helfende Berufe (Teil 3/6)

Die Notwendigkeit und Entwicklung der Bindungen eines Kindes an seine Eltern und Familie sind seit ca. 60 Jahren Forschungsgegenstand der Entwicklungspsychologie und der Entwicklungspsychopathologie. In den letzten Jahren haben die Neurowissenschaft und die Psychobiologie beeindruckende Erkenntnisse gewonnen über die hirnstrukturierenden und psychosomatischen Korrelate von sicheren oder unsicheren Bindungen sowie von traumatischen Bindungserfahrungen. Besonders die Verhaltensbeobachtungen weisen auf Fehlentwicklungen hin, die auf mangelnde, für die seelische Gesundheit aber notwendige Erfahrungen einer Person während der ganzen Zeit der Unreife zurückführbar sind. Videoclips aus unserer Arbeit können vieles anschaulich vermitteln.

Mit dem Wissen, wie eine sichere Bindung entsteht, lässt sich auch später noch psychische Sicherheit vermitteln. Die Entwicklung von unsicher-vermeidenden oder unsicher-verstrickten Bindungsmustern enthalten Hinweise auf ihre therapeutischen Veränderungsmöglichkeiten. Bindungsdesorganisation in seiner nahen Verwandtschaft zur Borderline Störung gilt als Pathologie. Sie erfordert den intensivsten therapeutischen Einsatz.

Das Wissen um die tief liegende Angst vor dem Verlassen-Werden, die Entwicklung der Bindungsmuster und ihre weiteren Einflüsse auf die Fähigkeit einer Person, zu lieben und zu arbeiten - wie Freud die seelische Gesundheit definierte - sind die heutige Basis einer evidenzbasierten Therapie oder Intervention.



Helene Drexler: Existenzanalytische Therapie von Essstörungen

Essstörungen sind Suchterkrankungen mit einer langen Geschichte, an deren Anfang Verletzungen stehen, die tiefgreifenden Veränderungen von Wahrnehmung, emotionalem Erleben und Verhalten nach sich ziehen. Die komplexe, ineinandergreifende Symptomatik verlangt ein mehrdimensionales Vorgehen in der Therapie. Ressourcenorientierung zu Beginn stärkt die Person und bildet so die Basis der weiterführenden therapeutischen Arbeit.

Mit ihrem personalen Ansatz kann die Existenzanalyse die betroffene Person in ihren Beweggründen ansprechen und ihr zu einem Verstehen ihrer selbst und ihres Geworden-Seins verhelfen. Unterstützende Methoden eröffnen die Möglichkeit, Störungen der Körperwahrnehmung und der Emotion, denen Speicherungen im Körper- und Bildgedächtnis zugrunde liegen, einer therapeutischen Aufarbeitung zugänglich zu machen. Helene Drexler stellt die Schwerpunktsetzungen der Therapie von Essstörungen dar. Dabei zeigt sie auch, wie unterstützende Methoden mittels Personaler Existenzanalyse (PEA) in die existenzanalytische Therapie integriert werden können.

Vortrag anlässlich der GLE International "Sucht. Wege aus dem Verfallen-Sein" in Salzburg.



Christoph Kolbe: Das verletzte Selbst

Persönlichkeitsstörungen aus existenzanalytischer Sicht

Christoph Kolbe stellt zunächst die Grundprinzipien der menschlichen Persönlichkeitsentwicklung dar. In Gegenüberstellung hierzu beschreibt er die wesentlichen Merkmale der Persönlichkeitsstörungen. Am Beispiel der histrionischen und narzisstischen sowie der Borderline-Persönlichkeitsstörung führt er aus, worin die spezifische Verletzung für diese Menschen besteht, wie es zu dieser Verletzung kommt, wie diese Menschen mit dieser Verletzung typischerweise umgehen und wie sich dies auf die Beziehung zu anderen Menschen auswirkt.

Vortrag im Rahmen des internationalen Kongresses der GLE International in Wien "Schmerz-Haft - Verständnis und Behandlung der Borderline-Störung" in Wien.



Alfried Längle: Ohne Fühlen? - Bin ich nicht!
Vom verzweifelten Greifen des Menschen nach Leben


Ein phänomenologischer Zugang zum spezifischen Leiden der Borderline-Patienten zeigt in der Tiefe dieser impulsiven, intensiven aber instabilen Persönlichkeit einen tödlichen Schmerz des inneren Selbstverlusts. Das Phänomen des Borderline erweist sich als grundlegendes Gespaltensein, verbunden mit einem gespaltenen Welterleben. Aus dieser Spannung wird das Aufbäumen der psychodynamischen Gegenwehr verständlich. Dieses ist überlebenswichtig. Es kann daher in der Therapie ob der Bedrohlichkeit und Schmerzhaftigkeit der fehlenden und verletzten Strukturen des Ichs diese Dynamik nur langsam abgebaut und durch ein zunehmend personales Verhalten ersetzt werden. Alfried Längle zeigt das Bild des Borderline-Leidens als Phänomen vor dem Hintergrund seiner Entstehung auf und leitet die typische Schutz-Dynamik daraus ab. Es wird deutlich, wie diese das Beziehungsgeschehen durchwirkt. Grundzüge der existenzanalytischen Therapie runden den Vortrag ab.

Vortrag im Rahmen des Internationalen Kongresses in Wien der GLE International "Schmerz-Haft - Verständnis und Behandlung der Borderlinestörung", in Wien.



Christoph Kolbe: Warum tue ich nicht, was ich will?
Emotionale Orientierung zum Umgang mit psychodynamischen Blockierungen


Wir kennen es alle: Das, was wir eigentlich wollen, tun wir nicht, obwohl wir wissen und empfinden, dass wir es wollen und tun sollten. Wir erleben uns blockiert und sind am Ende unglücklich. Die Gründe hierfür sind nach existenzanalytischer Theorie auf zwei Ebenen zu suchen: In existentieller Hinsicht können personale Wertberührung oder Wertklarheit fehlen, so dass Diffusität entsteht. Schwieriger jedoch und in psychotherapeutischer Hinsicht alltäglicher ist das Problem, dass personale Werte aufgrund psychodynamischer Blockierungen nicht gelebt werden. Im Hintergrund steht hier eine Angst, die zunächst vordringlich beruhigt wird.

Christoph Kolbe benennt typische Konfliktthemen, die das personale Wollen behindern, sofern sie nicht gelöst sind und deshalb mit psychodynamischen Reaktionsmustern bewältigt werden. Für die therapeutische Arbeit stellt er ein Modell der Emotionalen Orientierung (EMO) vor, das sowohl dem Therapeuten, als auch dem Patienten/Klienten eine Möglichkeit der inneren Orientierung im Dschungel der Emotionen und Affekte an die Hand gibt, sich hinsichtlich divergenter Motivationen wahrzunehmen. Zudem zeigt es Möglichkeiten auf, Position zu beziehen im Sinne der personalen Motivation und mit Bedürftigkeit und/oder Verunsicherung umzugehen.

Vortrag im Rahmen des Kongresses "Wo ein Wille - da ein Weg!? Vom Wollen und Lassen in der Therapie und Beratung" in Wien.



Alfried Längle: Persönlichkeitsstörungen und Traumagenese
Existenzanalyse traumabedingter Persönlichkeitsstörungen


Das Thema "Traumatisierung" hat eine besonders große existentielle Relevanz. In der Existenzanalyse wird das Spezifische der schweren Traumatisierung im Erleben des "Entsetzens" gesehen, in dem die Abgründigkeit des Seins (statt des Nichts) erfahren wird. Diesem zentralen Erleben der Traumatisierung wird auf zwei Ebenen nachgegangen: die Prozessebene wird durch eine Analyse der Ich-Struktur aufgerollt. Das Modell der Ich-Struktur der Existenzanalyse wird an jenes von Christian Scharfetter angelehnt.

In der strukturellen Ebene sind durch ein schweres Trauma alle vier Grunddimensionen erfüllter Existenz betroffen. Das macht einerseits die Entstehung einer PTBS (Posttraumatische Belastungsstörung) verständlich und andererseits den hohen Komorbiditätsgrad dieser Störung. Als direkte Traumafolge besteht durch die Lähmung auf der Prozessebene eine verminderte Wechselwirkung mit der existentiellen Struktur mit Weltverlust, Beziehungsverarmung, Selbstverlust und Zukunftsverlust. Typische Coping-Reaktionen begleiten das Erleben – vor allem Totstellreflexe und ein Aktivismus der ersten Grundmotivation. Therapeutisch ist eine Restrukturierung der existentiellen Grundbezüge und der personalen Funktionen erforderlich. Das Modell der Grundmotivationen gibt spezifische therapeutische Schritte vor, um die existentielle Entwurzelung zu überwinden und mit dem Einsatz "unspezifischer" Faktoren wie Dialog und Begegnung die personalen Funktionen zu mobilisieren.

Vortrag im Rahmen des Kongresses "Trauma und Persönlichkeit - Die verletzte Person" in Wien.



Luise Reddemann: Kriegskinder, Kriegsenkel und Nachkriegskinder in der Psychotherapie

Erst in den letzten Jahren wird deutlich, wie viele Menschen immer noch - wenn man genau hinsieht - an den Folgen der NS-Zeit und des 2. Weltkriegs leiden.

Das sind sowohl direkt Betroffene, die so genannten "Kriegskinder", wie auch deren Kinder, die "Kriegsenkel".

Luise Reddemann geht der Frage nach, wie sich diese Belastungen ausgewirkt haben und auch heute bzw. gerade heute zeigen, und wie man in Psychotherapien auf die daraus resultierenden Themen eingehen kann.

Vortrag im Rahmen der Jubiläumstagung der GLE Österreich "Von Entsetzen, Verzweiflung, Mitgefühl und Trost“ in Wien.



Renate Bukovski & Lilo Tutsch: Von Entsetzen, Verzweiflung, Mitgefühl und Trost
Zum schwierigen Weg von der öffentlichen Moral zur persönlichen Stellungnahme.


Das Entsetzen über ein Geschehen, das zugleich wirklich und doch so unwirklich ist, die Verzweiflung über die "Exterritorialität" des Unfassbaren, sind existenzielle Einschnitte in das Leben von Betroffenen.

Die Mobilisierung der personalen Kompetenzen - vor allem der Selbstdistanzierung - kann helfen, in eine aushaltbare Begegnung und einen Dialog zu kommen, die "unwirkliche Wirklichkeit" zu begreifen, und über das Mitgefühl mit sich diese Erfahrungen als dem eigenen Leben zugehörig anzunehmen, zu betrauern und Stellung zu beziehen. Im Trost kann das Entsetzliche letztendlich zur Ruhe kommen und auch die Exterritorialität des Geschehenen kann ihren Ort im Lebenszusammenhang des Betroffenen finden.

"An der Hand" eines Beispiels aus der Praxis werden wir die wesentlichen Brennpunkte der Vorgangsweise und der Theorie einer Traumatherapie reflektieren, die sich - basierend auf der Anthropologie und Phänomenologie der Existenzanalyse und der Vorgangsweise der Psychoimaginativen Traumatherapie nach Luise Reddemann - im Laufe der letzten 10 Jahre entwickelt hat.

In diesem Zusammenhang gehen wir auch der Frage nach, ob eine Integration zweier, aus Unterschiedlichen anthropologischen Quellen stammender Konzepte gelingen kann, oder ob es sinnvoller erscheint, trotz aller Kompatibilität der Vorgangsweisen "zweisprachig" zu bleiben.



Jana Bozuk: Traumakonfrontation - Begegnung mit dem Schrecken

"Es ist gut darüber zu sprechen" - diese Einstellung ist bei der Therapie von PatientInnen mit traumatischen Erfahrungen weit verbreitet und entspricht der Vorstellung vieler PatientInnen und TherapeutInnen, dass etwas, was weh getan hat, noch einmal durchlebt werden muss, um geheilt werden zu können. Dieser Grundgedanke bestätigt sich immer wieder in der Therapiepraxis - gleichzeitig aber birgt er die evidente Gefahr, dass ein nicht genügend gut vorbereitetes und gesichertes Freilegen der traumatischen Erfahrung bei den PatientInnen eine Retraumatisierung, Destabilisierung und damit einhergehend eine Verschlechterung ihres Zustandes auslösen kann.

Jana Bozuk geht am Beispiel einer Traumakonfrontation aus der Praxis auf folgende Punkte ein:

• Welche Vorbedingungen sind für die Traumakonfrontation unerlässlich und notwendig?

• Wie bereiten wir Patienten auf diese Therapiephase vor?

• Mit welchen methodischen Schritten führen wir diese Traumakonfrontation durch?

Vortrag im Rahmen der Jubiläumstagung der GLE Österreich "Von Entsetzen, Verzweiflung, Mitgefühl und Trost" in Wien.



Viktor Frankl: Einführung in die Logotherapie und Existenzanalyse (Teil 3/5)

Frankl betrachtet die Suche nach Sinn als primäre Motivation des Menschen. Seelische Konflikte oder Neurosen sind für Frankl der Ausdruck von Sinndefiziten. Logotherapie und Existenzanalyse helfen Menschen, die Blockaden der Sinnsuche zu entdecken und aufzuheben.
In diesen Vorlesungen beschreibt Prof. Dr. Viktor Frankl die Grundgedanken seines Ansatzes. Anhand vieler Beispiele verdeutlicht er sehr anschaulich die Arbeitsweise der Logotherapie.





Stephen Porges: Leitbahnen des Vagus - Tore zu Mitgefühl und Nervensystem

Traditionelle Rituale und klinische Interaktionen durch die Linse der Polyvagal-Theorie (Teil 3/6)

Der weltbekannte Neuro-Forscher Stephen W. Porges präsentiert die neurobiologischen Grundlagen von Präsenz und Mitgefühl aus der Perspektive der von ihm entwickelten Polyvagal-Theorie. Er legt dar, wie spezifische Eigenschaften von therapeutischer Präsenz auf beiden Seiten einen besonderen neurophysiologischen Zustand auslösen - bei der Klientin/dem Klienten ebenso wie bei der Begleitperson. Wesentlich dabei ist, dass ein Gefühl der Sicherheit entsteht. Gemäß der Polyvagal-Theorie können expressive Züge von sozialem Engagement (z. B. freundliche Gesichtszüge, Gesten oder rhythmische, akzentuierte Stimmgebung) dem Gegenüber Sicherheit kommunizieren. Dadurch wird eine feindselige, defensive Haltung im Nervensystem nach unten reguliert. Damit sind die Grundlagen für ein Zusammensein auf der Basis von Mitgefühl und Präsenz geschaffen.

Aus dem Blickwinkel der Polyvagalen Theorie bietet sich auch eine neue Sichtweise für die Betrachtung von althergebrachten Ritualen an. Sie sind aus dem Blickwinkel von Stephen W. Porges effiziente Methoden für die Regulation von biologisch verankerten Verhaltensformen. Rituale, die spezifische freiwillige Ausdrucksformen (z. B. Atem, Klang oder Körperhaltung) als Basis einer kontemplativen Praxis pflegen, tragen ein großes Potenzial zur Veränderung von vagaler Reaktion im Körper in sich. (...)

Vortrag im Rahmen des Schweizer Bildungsfestivals in Weggis, Schweiz.



Elisabeth Lukas: Vom Sinn im Leben
Perlen der Logotherapie (Vortrag 3/8)

Quellen sinnvollen Lebens

Die bekannte Schülerin Viktor Frankls Elisabeth Lukas, lässt uns einen Schatz der Weisheit miterleben, der aus einem reichen, gelungenen Leben entstand. Die anerkannte Psychotherapeutin nimmt uns mit in essentielle Lebenssituationen und geht auf Lebensaspekte ein, bei denen Sinnfindung in einem verantwortlich gelebten Leben eine Konstante ist.



Joseph Campbell: Die Macht der Mythen
Teil 1/6: Die Heldenreise


Den Höhepunkt seines Ruhmes erlangte der Mythenforscher Jospeh Campbell (geb. 1904) nach seinem Tod (1987), ausgelöst durch die oben genannte Fernsehserie "Joseph Campbell and the Power of Myth" (Joseph Campbell: Die Macht der Mythen), einer sechsteiligen Interview-Reihe (unterlegt mit 100en von Bildern, Filmausschnitten und Musik) mit dem TV-Journalisten Bill Moyers, aufgenommen auf der Skywalker Ranch des Star Wars/Krieg der Sterne - Regisseurs George Lucas. (Jospeh Campell nannte George Lukas seinen besten Studenten.) Joseph Campell selbst hat die Aufnahmen nie gesehen. Er starb für alle überraschend. Die Reihe erreichte unmittelbar nach seinem Tod 1987 ein Millionenpublikum.

Wenn Sie sich also z. B. gefragt haben, warum der Kinofilm Star Wars/Krieg der Sterne seit 30 Jahren unvermindert hunderte Millionen Menschen auf der ganzen Welt (ob alt oder jung) fasziniert und in seinen Bann schlägt - diese Serie "Die Macht der Mythen", deren Rechte wir in den USA gekauft haben und in der ebenfalls Sequenzen der Star Wars/Krieg der Sterne Trilogie gezeigt und interpretiert werden) und die erstmals mit deutscher Übersetzung im deutschsprachigen Raum erhältlich ist) gibt Ihnen die Antwort. Der Film "Star Wars/Krieg der Sterne" ist eine moderne, unserer Zeit entsprechende, Mythologie.

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