Neu ab 2022

Ich bin - nach wie vor - ein Bücherwurm...

Liebe Leser

Ich heisse Sie herzlich willkommen auf der neuen Seite meiner Buchbesprechungen. Ich betreibe die Seite "Bücher/Filme, bis 2021" nun seit 2015 und offensichtlich ist der verfügbare Speicher dieser Seite derart gefüllt, dass ich eine neue Seite beginnen muss.  Die "alte" Seite möchte ich jedoch weiterhin beibehalten. Die dort beschriebenen Bücher- und Filmbetrachtungen sind also weiterhin ersichtlich.

Aber ab 2022 geht es nun auf dieser Seite weiter! Ich bitte Sie um Ihr Verständnis.

Sie finden zuerst eine Zusammenfassung der Buchtitel und gerade anschliessend folgen dann die detaillierten Buchbesprechungen (also scrollen!) 

2022

  • Vladimir Putin: Seht Ihr, was Ihr angerichtet habt? (von Thomas Röper)
  • ZEITENWENDE - Putins Krieg und die Folgen, von Rüdiger von Fritsch
  • Dror Mishani: "Vertrauen"
  • "Das Judentum" von Hans Küng
  • "Becoming Myself", von Irvin D. Yalom
  • "Mord in der Strasse des 29. November", von Alfred Bodenheimer
  • "Serotonin", von Michel Houellebecq
  • "Die Enkelin", von Bernhard Schlink (2021)
  • Harry Kemelmans Krimis vom cleveren Rabbi David Small 

 

 

 

Oktober 2022

Wir stehen mitten in einem grausamen Eroberungskrieg Russlands der Ukraine! Ob man will oder nicht: wir müssen uns mit diesem Krieg beschäftigen. Vor allem muss ein Interesse am Verursacher dieses blutigen Angriffskriegs, Vladimir Putin, bestehen. Wer ist dieser Mann, der offensichtlich die europäischen  Politiker jahrelang hinters Licht geführt hat und sie am 21. Februar 2022 mit einem Angriffskrieg auf die Ukraine - offensichtlich mehr oder weniger - überrascht hat?  Wie üblich suchte ich in AMAZON.de nach Biographien über Wladimir Putin und stiess, ganz am Anfang der Amazon-Empfehlungen auf das folgende Buch von Thomas Röper.

Thomas Röper (ein Deutscher, der seit einiger Zeit in Moskau lebt) behauptet von sich selber, dass er den Despoten Putin wesentlich besser kennt, als alle antirussischen Medien Westeuropas und den USA ihn seit Jahren darstellen: 

 

VLADIMIR PUTIN - Seht Ihr, was Ihr angerichtet habt?

 

Herausgeber (der Buchdeckel schreibt: "Zusammengetragen und kommentiert von)  Thomas Röper. 

Zuerst einmal gerade: wer ist dieser Thomas Röper, der sich herausnimmt, den Menschen und Politiker Putin bestens zu kennen. Erst nach Lesen dieses Buches musste ich feststellen, dass Thomas Röper als höchst problematische Person gilt, der sich auch rund um die CORONA-Pandemie mit Verschwörungstheorien und weiteren merkwürdigen Behauptungen in die Schlagzeilen setzte. Dass Amazon dieses Buch, ohne auf diese Tatsachen hinzuweisen, anpreist, ist für mich nicht nachvollziehbar:

Thomas Röper (* 26. November 1971 in Bremen[1]) ist ein in Sankt Petersburg lebender deutscher Sachbuchautor und Blogger. Er gilt als „Kreml-treuer“ Verbreiter von Desinformation wie falscher Behauptungen und Fake NewsVerschwörungsideologien sowie russischer Regierungspropaganda. Seit 2018 betreibt er das Blog Anti-Spiegel.[2][3] Weitere Details in WIKIPEDIA: https://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_R%C3%B6per 

Was hat AMAZON über den Inhalt dieses Buches zu berichten 

"In den westlichen Medien wird viel über Putin geschrieben. Aber Putin kommt praktisch nie selbst zu Wort und wenn doch, dann stark verkürzt. Man kann Putin mögen oder auch nicht, aber man sollte wissen, was Putin selbst zu den drängendsten Fragen unserer Zeit sagt, um die Entscheidung darüber treffen zu können. Thomas Röper lebt seit 1998 überwiegend in Russland, spricht fließend Russisch und lässt den russischen Präsidenten Vladimir Putin selbst in diesem Buch in ausführlichen Zitaten zu Wort kommen. Sehen Sie, was Putin zu den drängendsten internationalen Problemen sagt, ob zu Syrien, der Ukraine, der weltweiten Flüchtlingskrise, zu dem Verhältnis zu Europa und Deutschland oder auch zu Fragen der Pressefreiheit. Putins Aussagen einmal komplett zu lesen, anstatt nur Zusammenfassungen oder aus dem Zusammenhang gerissene Ausschnitte zu lesen, ergibt eine interessante Sicht auf die Probleme der heutigen Welt. Das Ergebnis ist eine schonungslose Kritik an der Politik des Westens, wenn Putin die Dinge mal mit Humor und mal mit bitterem Ernst deutlich beim Namen nennt, denn – egal ob dies gut oder schlecht ist – er ist kein Diplomat und findet sehr deutliche und unmissverständliche Worte. Putin redet nicht um den heißen Brei herum und nach dieser Lektüre kann jeder für sich entscheiden, wie er zu Putins Thesen steht. Aber um diese Entscheidung treffen zu können, muss man erst einmal wissen, was Putin tatsächlich selber sagt und denkt. Und ob seine Positionen einem gefallen oder nicht, eines ist unstrittig: Seine Positionen sind seit 18 Jahren unverändert. Machen Sie sich selbst ein ungefiltertes Bild von dem, wofür Präsident Vladimir Putin steht!" 

Das was AMAZON hier schreibt, ist wörtlich aus dem Buch von Röper zitiert. 

Und zu mir: was habe ich zu dieser Putin-Biographie zu sagen? Zuerst muss ich festhalten, dass das Buch über Vladimir Putin von Thomas Röper publiziert, vor dem Ukrainekrieg, der am 21. Februar 2022 begann, geschrieben und publiziert wurde. Diese neueste Auflage datiert aber vom Mai 2022, also nach Beginn von Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine! Ich weiss nicht, ob Thomas Röper auch heute noch, da wir mitten in diesem grausamen Eroberungs- und Zerstörungskrieg Putins stehen, ein gleich positives Bild des Despoten Putin gezeichnet hätte. Vermutlich kaum! Aber so, wie Putin in Röpers Buch dargestellt wird, muss der Leser wohl leer schlucken: Vladimir Putin wird als ein intellektueller, humaner, menschenfreundlicher, feinsinniger, intellektueller Politiker dargestellt, der zudem enorm grosse Sympathien für Deutschland und seine Kultur empfinden soll und nichts anderes erzielen wolle, als ein integraler, friedlicher Partner Gesamteuropas sein wolle. Die NATO und erst recht die USA kommen dabei natürlich nicht  gut weg. Im Gegenteil! Putin, so wird er in diesem Buch immer wieder zitiert, muss eine berechtigte Angst vor der NATO haben, die ihn, resp. Russland, mit ihrer Osterweiterung existentiell bedrohen würde.  

Thomas Röper, ein Deutscher, der seit langem in Moskau lebt und die russische Sprache (wie er selber behauptet) perfekt beherrsche, scheint den russischen Präsidenten Putin sozusagen zu verehren. Es ist so eine Sache mit den unzähligen Zitaten von Putin, die sich ohne Quellenangaben  durchs ganze Buch ziehen, klar zu kommen. Solche Zitate sind aus meiner Sicht willkürlich und können - aus dem Zusammenhang gezogen werden - ein falsches Bild abgeben.  Ich würde nicht ausschliessen, dass diese Putin-Worte von Röper ganz bewusst einseitig in seiner sehr positiven Sicht auf Putin gewählt wurden. Nach allem, was heute (Herbst 2022) über die grausame Kriegsführung Putins rund um die Ukraine bekannt ist, kann dieses Bild Röpers nicht stimmen!

Annalena Bärbock, die deutsche Aussenministerin (die Grünen) meinte in den ersten Tagen des Ukraine-Krieges über Putin wörtlich: "Der Mann (Putin) ist ein professioneller Lügner"! Wenn ich dieses Buch von Röper mit den zahlreichen Zitaten von Putin lese und diese Worte mit den täglichen schlimmen Nachrichten über die Taten der russischen Armee vergleiche, dann würde ich dem "professionellen Lügner Putin" auch noch ganz dezidiert die Behauptung "Putin ist ein Heuchler" hinzufügen. Die von Röper angeführten schönen Worte sind mit den aktuellen kriegerischen Taten, für die Putin veranwortlich ist, nicht kompatibel! Es stellt mir dann beim Lesen von Röpers Putin-Biographie die Frage: lügt und heuchelt auch Thomas Röper bei dieser Putin-Darstellung, oder glaubt er tatsächlich, dass der Despot Putin wirklich so ein "Waisenknabe" ist, wie er ihn zeichnet? 

Dieses Buch ist - aus meiner Sicht - von Thomas Röper bewusst, vorsätzlich, tendenziell, einseitig verfasst. Putin wird (teilweise direkt, teilweise indirekt) verherrlichend aufgebaut und hilft auf keine Art und Weise,  ein echtes, umfassendes Bild dieses grausamen Despoten zu bekommen. Durch die ausgewählten Zitate (ohne Herkunftsangabe!) positioniert sich Röper als ein (indirekter) Versteher oder sogar als Verehrer Putins. 

Ich bin weiter auf der Suche nach einer wirklich umfassenden, vertieften und möglichst objektiven Putin-Biogaphie! Dieses Röper-Buch empfehle ich niemandem! 

Das pure Gegenteil zum Röper-Buch, das nichts anderes als billige Putin-Propaganda ist, wirkt auf mich Rüdiger von Fritschs Buch

ZEITENWENDE - Putins Krieg und die Folgen.

Rüdiger  von Fritsch, geboren 1953, bereitet die EU-Osterweiterung als Unterhändler in Brüssel vor. Er war Leiter des Planungsstabes des (deutschen)  Bundespräsidenten und Vizepräsident des BND. Von 2010-2014 war er deutscher Botschafter in Warschau und von 2014 - 2019 (deutscher) Botschafter in Moskau. 

Zuerst einmal zur Buchbeschreibung von Amazon: 

 

Krieg in Europa. Mit rücksichtsloser Gewalt überfällt Wladimir Putins Russland die Ukraine und bringt sämtliche Eckpfeiler zum Einsturz, die den Frieden in Europa seit mehr als einem halben Jahrhundert gesichert haben. Zeitenwende. 

 

In was für einer Welt werden wir morgen aufwachen? Wie wird Europa am Ende dieses Krieges aussehen? Rüdiger von Fritsch, ehemaliger Botschafter in Moskau, ist Wladimir Putin oft begegnet. Was diesen antreibt, was ihn stoppen könnte und was sein Krieg für uns bedeutet – davon handelt sein neues Buch. 

 

„Eine hellsichtige Analyse.“ Süddeutsche Zeitung über „Russlands Weg“

Diese Publikation geht in die Tiefe und erklärt aus seiner Sicht auf Russland und besonders auf Putin die Entwicklung zum heutigen Ukraine-Krieg. Fragen wirft er auf, wie 2IOn was für einer Welt werden wir morgen aufwachen? Wie wird Europa am Ende dieses Krieges aussehen?  von Fritsch hatte während seiner Zeit in Moskau verschiedentlich direkten Kontakt mit Putin. Analytisch versucht er, gerade diese Begegnungen zu hinterfragen. Er weist auch ein sehr vertieftes Wissen über die Geschichte Russland auf, die mindestens teilweise rund um den heutigen Krieg in der Ukraine von Belang ist

Alles ist momentan in Bewegung. Der Krieg in der Ukraine ist noch lange nicht beendet. Niemand weiss, wie er sich (Stand Oktober 2022) weiter entwickeln wird. Aber ich denke, dass Bücher wie dasjenige von Rüdiger von Fritsch bezüglich Backgroundinformation viel beitragen kann. Ich empfehle dieses Buch dringendst!

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August 2022 

Ich war in den vergangenen Monaten ein ganz fleissiger Bücherleser von (für mich!) hochinteressanten Büchern. Aber ich muss mich als ein eher "fauler" Berichterstatter hier in der Homepage über das Gelesene bekennen. Das möchte ich nun nachholen und sehr gerne die in den letzten Wochen genossenen Bücher mit Ihnen in einer kurzen Zusammenfassung teilen und vielleicht - das eine oder andere gelesene Buch - Ihnen weiter empfehlen! 

Mir scheint, dass laufend neue israelische Autoren und Autorinnen auftauchen, die auch auf deutsch publiziert werden. Dror Mishani ist ein israelischer Autor, den ich erstmals zu lesen bekam: 

"Vertrauen" von Dror Mishani ("Emuna" 2021)

Hier geht es um eine delikate kriminelle Geschichte, die sich in Tel Aviv abspielt und den Leser in eine spezielle Spannung versetzt! 

Amazon beschreibt diesen Krimi mit den folgenden Worten:

"In einem Vorort von Tel Aviv wird vor einem Krankenhaus ein Neugeborenes gefunden. Am selben Tag verschwindet ein Tourist und lässt sein Gepäck im Hotelzimmer zurück. Inspektor Avi Avraham hat genug von Bagatellfällen und häuslichen Dramen. Deshalb stürzt er sich gleich in den rätselhaften Vermisstenfall. Doch bald merkt er, dass auch das Private Sprengstoff birgt – und gerät in ein Labyrinth aus Gewalt und Täuschung, das ihn bis nach Paris führt und nicht nur mit dem Mossad in Konflikt bringt."

Und die Perlentaucher, Das Kulturmagazin, berichtet über "Vertrauen" das folgende:

"KLAPPENTEXT

Aus dem Hebräischen von Markus Lemke. In einem Vorort von Tel Aviv wird vor einem Krankenhaus ein Neugeborenes gefunden. Am selben Tag verschwindet ein Tourist und lässt sein Gepäck im Hotelzimmer zurück. Inspektor Avi Avraham hat genug von Bagatellfällen und häuslichen Dramen. Deshalb stürzt er sich gleich in den rätselhaften Vermisstenfall. Doch bald merkt er, dass auch das Private Sprengstoff birgt - und gerät in ein Labyrinth aus Gewalt und Täuschung, das ihn bis nach Paris führt und nicht nur mit dem Mossad in Konflikt bringt.

10.03.2022

Rezensent Carsten Hueck empfiehlt wärmstens den Krimi von Dror Mishani. Der ambitionierte Provinzermittler Avi Avraham und dessen gemächliche Art haben es ihm ebenso angetan wie die beiden locker verbundenen Erzählstränge um ein ausgesetztes Baby und eine Leiche im Meer vor Tel Aviv. Das ruhige Tempo, die vielen Verweise zu Simenon und Mankells Wallander sowie das allmähliche Zusammenführen paralleler Handlungsfäden machen Hueck große Freude

Im Moment lese ich gerade einige Sachbücher (die ich hier dann auch noch aufführen werde). Da tut es mir gut, mich daneben  in so ein Buch wie "Vertrauen" zu stürzen, mit in Spannung zu versetzen und in eine ganz andere Welt zu versenken.

Ich kann diesen Krimi bestens empfehlen!

Jetzt zu etwas ganz anderem: 

Über "Judentum" (die jüdische Religion, die Geschichte des jüdischen Volks usw.) gibt es ganze Bibliotheken, die sich sehr unterschiedlich darüber auslassen, was "Judentum" ist. Hans Küng (19. März 1928 in Sursee, Kanton Luzern geboren, gestorben am 6. April 2021 in Tübingen) der in der Nähe von mir (Zofingen) zur Welt kam und dort aufwuchs, war Theologe, römisch-katholischer Priester und  Autor von vielen Büchern. Von 1960 bis zu seiner  Emeritierung  im Jahr 1996 war er Theologie-Professor an der Bernhard  Karls  Universität Tübingen, zuletzt für Ökumenische Theologie. Bis März 2013 war er Präsident der von ihm mitgegründeten Stiftung Weltethos) taucht in seinem monumentalen Werk von 900 Seiten ganz tief in alle Schichten des "Judentums" ein. Details über Hans Küng auf Wikipedia:  https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_K%C3%BCng . 

Da stellt sich schon die erste Frage: Wie kommt ein katholischer Theologe dazu, sich derart vertieft mit "Judentum" zu beschäftigen und dann eine 900-seitige Publikation dazu  zu veröffentlichen: 

"Das Judentum" - Die religiöse Situation der Zeit von Hans Küng (1999, 905 Seiten) 

Ich erlaube mir diese Frage ganz persönlich zu beantworten: Hans Küngs Christlichsein, seine religiöse Identität ist sehr eng verbunden - und alimentiert - durch die starken Wurzeln (der christlichen Religion) im Judentum. Das Judentum (die Plattform von Jesus) spielt für Küng eine eminent wichtige, elementare Rolle. Ohne Judentum gäbe es - nach Küng - auch kein Christentum.

Amazon Buchbesprechung  schreibt zu diesem Buch das Folgende:

"Der weltbekannte Tübinger Theologe begann seine große Analyse der religiösen Situation der Gegenwart mit diesem Buch. Es stellt die jüdische Religion und Kultur in ihrer Kontinuität, Vitalität und Dynamik vor. In seiner überzeugenden Verbindung von Darstellung und Deutung eröffnet dieses Werk über das Judentum dem Leser, unabhängig von der eigenen Religion, neue Zugänge."

Und weiter eine Kurzbeschreibung: 

"Der weltbekannte Tübinger Theologe begann seine große Analyse der religiösen Situation der Gegenwart mit diesem Buch. Es stellt die jüdische Religion und Kultur in ihrer Kontinuität, Vitalität und Dynamik vor. In seiner überzeugenden Verbindung von Darstellung und Deutung eröffnet dieses Werk über das Judentum dem Leser, unabhängig von der eigenen Religion, neue Zugänge." (https://www.lovelybooks.de/autor/Hans-K%C3%BCng/Das-Judentum-144662610-w/)

In Kürze (man könnte sich natürlich über so eine Thematik in dieser Grössenordnung   seitenlang ausleben) möchte ich ein paar persönliche Gedanken äussern. Auf mich  als Jude wirkte Küngs Buch über Judentum enorm erfrischend, extrem tiefgründig, detailliert und von einer überzeugenden grossen Liebe zum Judentum geprägt. Für Küng ist Judentum für seine eigene Religion essentiell. So, wie er seine eigene Religion sieht und empfindet, so geht er auch mit seiner Sichtweise und seinen Ausführungen aufs Judentum vor: sehr vertieft, sehr kritisch, immer wieder die problematischen gelebten Aspekte des Judentums im Vergleich zum Christentum (selbst-) kritisch unter die Lupe genommen. Sein Blick auf den modernen jüdischen Staat Israel ist im gleichen Licht zu sehen: einerseits voller Bewunderung und zu 100% für die Existenz Israel einstehend wird er aber in der Einschätzung der aktuellen politischen Lage (bis 1999) sehr kritisch, überkritisch und erwartet - typisch für einen christlichen Theologen - vom Staat Israel "Übermenschliches", ein Idealverhalten, das kein anderer Staat in einer vergleichbaren Situation erfüllen könnte. Die Schuld, dass es zwischen israelis und Palästinensern (noch) nicht zu einem Frieden kam, schiebt Küng vollständig auf die israelische Seite ab. Die nach wie vor konkrete Bedrohung und die Zielrichtung nicht unbedeutender palästinensischer Gruppierungen, nämlich die vollständige Zerstörung Israels, lässt er nicht gelten. Er spricht auch - wiederholend - von einer "menschenverachtenden israelischen Besatzung" der Westbank und des Gazastreifens. Man darf Israels Politik in dieser eindeutig heiklen und schwierigen Situation bezüglich Umgang mit den konkreten Eliminierungszielen kritisieren. Es ist aber aus meiner Sicht unstatthaft von einer "menschenverachtenden Besatzung" zu faseln, wie Küng dies tut und dabei alle bestehenden "menschenverachtenden Aktivitäten" des palästinensischen  Gegner und Israels Nachbarstaaten (zB Syrien, Iran usw.) unerwähnt zu lassen. Dazu ist (aus meiner Sicht) ein normaler demokratischer Staat nun einmal einfach nicht fähig ist. Der jüdische Staat ist ein sozusagen "normaler Staat" mit allen echten Problemen einer gelebten Demokratie und zudem in einer nach wie vor sehr schwierigen existentiellen Situation. Mit anderen Worten: Küngs Erwartungen an Israel sind zu hoch, unrealstisch, einseitig!  Küngs einseitige Opfer-Täter-Sicht, in der der jüdische Staat die alleinige Verantwortung für die gegenwärtige unfriedliche Patt-Situation zu tragen hat, ist überzogen und für mich nicht nachvollziehbar.  Infolgedessen sind seine Erwartungen bezüglich einer Friedenslösung im Palästinakonflikt  unrealistisch und letzten Endes auch nicht praktikabel. Küng hat zu seiner Lebenszeit auch nicht die weitere positive Entwicklung im Mittleren Osten,  Israels Oeffnung  unter dem Abraham-Abkommen nicht mitbekommen. 

Aber nochmals: Küngs Ausführungen über den Ursprung und die Entwicklung v.a. des religiösen Judentums sind lesenswert! 

Das Buch ist - für Juden und Nichtjuden - in der Tat lesenswert und v.a. auch diskussionswürdig. Ich habe persönlich beim Lesen dieses Buches sehr viel über meine eigene Religion und die Entwicklung des Judentums generell durch die Jahrhunderte  hindurch  gelernt.

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April 2022 

Ich denke, dass ich praktisch (fast) alle Bücher von Irvin Yalom gelesen habe. Jedes einzelne Buch hat mich sozusagen ergriffen und jeweils zum Weiterstudium des darin enthaltenen Themas animiert. 

Jetzt habe ich soeben seine Autobiographie "Becoming Myself" gelesen. Irvin Yalom, der grosse Psychologe und Buchautor, hat nun ein hohes Alter erreicht, gegen neunzig. Erst kürzlich hat er seine Frau Marilyn verloren (und zusammen mit ihr ein gemeinsames Buch geschrieben). Ich bin gerade dran, dieses ebenfalls grossartige Buch, das er zusammen mit der sterbenden Marilyn schrieb, zu lesen! 

Becoming Myself - a Psychiatrist's Memoir (2017, englisch) 

Um was geht es hier, wie kann zusammenfassend diese Memoiren eines Psychiaters umschrieben werden? Ich nehme Zuflucht (wie immer) zu Amazon's Buchbesprechung:  

'I was born in Washington, DC, June 13, 1931, of parents who immigrated from Russia shortly after the first world war. Home was the inner city of Washington - a small apartment atop my parents' grocery store on First and Seaton Street. During my childhood, Washington was a segregated city, and I lived in the midst of a poor, black neighborhood. Life on the streets was often perilous. Indoor reading was my refuge and, twice a week, I made the hazardous bicycle trek to the central library at Seventh and K streets to stock up on supplies'.

Irvin Yalom is a gifted and lyrical writer whose memoir traces his life, from the apartment above his parents' grocery store to a world stage via the intimacy of his consulting room. The memoir includes his self-analysis and is interwoven with vignettes from patients whose stories have played such a central role in his life.

For his legion of fans, and anyone interested in the human psyche, this book is not to be missed.
 

Dieses Buch ist nicht nur für die Legion seiner Fans ein "Must" zu lesen, sondern für jedermann, der sich generell für eine Lebensbeschreibung eines hochinteressanten Menschen interessiert, der aus ganz bescheidenen Verhältnissen (einer jüdischen Immigrantenfamilie in den USA) stammte und durch seine Arbeit als Psychotherapeut, spzialisiert auf Gruppentherapie, und Autor vieler Romane Weltruhm erlangte.  

Wie bei vielen Büchern, die ich in meinem langen Leben las, so fällt es mir auch bei diesem "Becoming Myself" schwer, in Kürze all das in Worte zu fassen, was ich hier während des Lesens erlebte, empfand und genoss.  

Die folgenden Rezensionen drücken eigentlich das aus, was ich auch darüber zu sagen habe:  

Irvin D. Yalom has made a career of investigating the lives of others. In this profound memoir, he turns his writing and his therapeutic eye on himself. He opens his story with a nightmare: He is twelve and is riding his bike past the home of an acne-scarred girl. Like every morning, he calls out, hoping to befriend her, "Hello Measles!" But in his dream, the girl's father makes Yalom understand that his daily greeting had hurt her. For Yalom, this was the birth of empathy; he would not forget the lesson. As Becoming Myself unfolds, we see the birth of the insightful thinker whose books have been a beacon to so many. This is not simply a man's life story, Yalom's reflections on his life and development are an invitation for us to reflect on the origins of our own selves and the meanings of our lives. 

Becoming Myself: A Psychiatrist’s Memoir, by Irvin D. Yalom, New York, NY: Basic Books, ISBN: 9780465098897, 2017, 343 pages, $30.00.  

    I have read and enjoyed several of Irvin Yalom’s books. His Theory and Practice of Group Psychotherapy has been a valuable resource to my work as a group facilitator and social work educator. So, I looked forward to reading his latest book, Becoming Myself: A Psychiatrist’s Memoir. I was not disappointed. Yalom’s memoir is an easy-to-read and enjoyable journey through the life of a very interesting man.  

    While sharing his experiences as a new and developing psychiatrist, Yalom provides a brief history of psychiatric treatment orientation in the U.S. He describes the orthodox Freudian and the analytical approaches, which were prevalent when he began his career, and then goes on to discuss how psychiatry moved toward the interpersonal approach, a modification of the orthodox Freudian approach. He touches on the biopsychological approach, which at the time primarily offered “somatic therapies as insulin coma therapy and— electroconvulsive therapy (ECT)” (p. 102). Group therapy was a new idea at this time. Throughout his work, Yalom has significantly contributed to the understanding of what makes therapy helpful and of how to engage meaningfully with clients in individual and group therapy.  

    Yalom has much to offer social workers. Throughout the book, he repeatedly touches on three points that are central to good social work. The first is the importance of human relationships. This is one of our core values. Social workers learn that it is through the relationships we form with our clients that positive change can happen. We must be present and engaged with the client.  

    The second point is Yalom’s focus on process—what is happening in the here and now. The past is important, the future is important, but what is happening here and now, as we are working on this challenge together, is most important. It is where hope and empowerment occur as clients start to believe in themselves and their ability to change. 

     The third point is the need to self-reflect. Yalom models ongoing self-reflection as he strives to be of use to his clients. It is through his reflection on his experiences in his own therapy and on his work with clients that Yalom developed his ideas about what works and why. Yalom is curious and continually learning. 

     I recommend this book. Those familiar with Yalom’s work will enjoy learning more about him, and those to whom Yalom is new will gain insights into how to work effectively with clients and how to enjoy a long and satisfying career. 

 Reviewed by Karen Zellmann, MSW, LCSW, BSW Program Coordinator and Associate Professor, Western Illinois University. 

Beim Lesen von Yaloms Buch habe ich den Eindruck, dass ich Irvin Yalom ganz persönlich, ganz direkt so richtig kennenlernen kann. Er beschreibt mit einer entwaffnenden Ehrlichkeit, seine eigene Entwicklung, seine Studien, seine Erfolge als Psychotherapeut; v.a. auf dem Gebiet der Gruppentherapie, seine literarischen Tätigkeiten, aber ganz besonders seine erste Begegnung als 15jähriger mit seiner Frau, mit der er dann gegen 70 Jahre zusammenlebte. Dabei geht er mit einer ganz speziellen Selbstkritik vor, die manchmal sogar überraschend aber enorm sympathisch wirkt.  

Ich habe vor einiger Zeit auch den Film über sein Leben gesehen (von einer Schweizer Regisseurin) und dieses schriftliche Zeugnis dieses ganz speziellen Mannes nun als wunderbare Ergänzung erlebt. Ich kann dieses Buch jedermann empfehlen zu lesen!  

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Alfred Bodenheimer, der jüdische Theologe in Basel, der gleichzeitig in Jerusalem lebt, hat ein ganz neues Buch herausgegeben:  

"Mord in der Strasse des 29. November" 

Ich habe alle seine bisherigen Bücher, Krimis sozusagen, gelesen, in denen der kluge Zürcher Rabbi Gabriel Klein die Hauptrolle spielte. In diesem neuen Buch, frisch herausgekommen, gibt es keinen Rabbi Klein im Mittelpunkt, sondern eine Kinny Glass, eine Polizeipsychologin, die die Fäden zieht. Die Geschichte spielt nicht mehr in der Schweiz, sondern in Israel und spiegelt die aktuelle Zeit der Corona-Pandemie und den in dieser Weltgegend üblichen Terrorismus. 

"Amazon Buchbesprechung: Mitten im Lockdown werden die Knesset- Abgeordnete Ruchama Wacholder und ihr Ehemann Gil beim Spaziergang mit ihrem Hund Itztrubal auf offener Straße erschossen. Als lasteten die Corona-Pandemie und der völlige Stillstand des gesellschaftlichen Lebens nicht schon schwer genug auf den Gemütern, denkt sich Polizeipsychologin Kinny Glass. Der Fall geht ihr auch persönlich nahe: Kinnys Ex-Mann Ariel hat mit Gil Wacholder zusammengearbeitet. Auf dem Laufenden hält sie der leitende Ermittler Nissim – der allerdings nicht wirklich ihr »Neuer« ist, wie Kinnys Tochter Mia behauptet. Mehrere Zeugenaussagen deuten auf einen islamistischen Terroranschlag hin, doch der Wirbel um regierungskritische Äußerungen von Ruchama Wacholder lässt eher ein parteipolitisches Motiv vermuten. Als der israelische Geheimdienst den Fall an sich reißen will, soll Kinny im Namen der Polizei verhandeln. Wenn man sie schon einspannt, wird sie wohl auch ein wenig ermitteln dürfen, entscheidet die Psychologin. Dass sie Iztrubal zu sich genommen hat, macht die Sache leichter: Gemeinsam mit dem Yorkshireterrier erlaubt sie sich trotz Ausgangssperre den ein oder anderen Spaziergang durch die leeren Straßen Jerusalems." 

Bodenheimers Schilderungen in diesem Krimi haben mich angesprochen und mich in die sehr schwierige Zeit in Israel während der Corona-Pandemie mit allen Einschränkungen und der extremen Spannung und den Ängsten, mit denen die Menschen in Israel zu leben hatten, auf ganz eindrückliche Art versetzt. Ich empfinde dieses neueste Buch von Alfred Bodenheimer als eine weitere Steigerung seiner literarischen Arbeit. Dieses Buch kann ich wärmstens denjenigen Leuten empfehlen, die sich nicht nur für einen Krimi begeistern, sondern auch interessiert sind zu erfahren, wie israelische Bürger mit dieser speziellen belastenden Zeit der Corona-Pandemiekrise umgehen und die gleichzeitigen Spannungen der tödlichen Terroristenattacken auf Zivilisten aushalten.  

Februar 2022 

Ich bin in der Tat ein "Bücherwurm", und in meinem aktuellen Alter (dem sogenannten Dritten Alter) habe ich die gute Möglichkeit, mir wesentlich mehr Zeit zum Lesen zu nehmen, als das früher der Fall war. Und diese Zeit nehme ich mir auch! In der letzten Zeit habe ich eine ganze Menge Bücher genossen, die ich nun zusammenfassend vorstellen will:  

Kürzlich schenkten mir gute Freude Bernhard Schlinks "Die Enkelin", ein packendes Buch über eine Thematik, die uns Schweizer eigentlich eher fremd ist: "deutsche Probleme" rund um die zwei Deutschlands, die Wiedervereinigung und den Umgang mit der jüngsten Geschichte und auch ein Blick in sogenannte "völkische Siedlungen" auf dem Gebiet der ehemaligen DDR.  

Um was geht es hier: 

Birgit ist zu Kaspar in den Westen geflohen, für die Liebe und die Freiheit. Erst nach ihrem Tod entdeckt er, welchen Preis sie dafür bezahlt hat. Er spürt ihrem Geheimnis nach, begegnet im Osten den Menschen, die für sie zählten, erlebt ihre Bedrückung und ihren Eigensinn. Seine Suche führt ihn zu einer völkischen Gemeinschaft auf dem Land – und zu einem jungen Mädchen, das in ihm den Großvater und in dem er die Enkelin sieht. Ihre Welten könnten nicht fremder sein. Er ringt um sie.(Buchbeschrieb von Amazon).  

Und was sagt der "Perlentaucher" (die Kulturzeitschrift) zu diesem Buch:   

KLAPPENTEXT (siehe oben, Amazon Zusammenfassung) 

15.11.2021

Rezensentin Dorothea Westphal ist von Bernhard Schlinks neuem Roman "Die Enkelin" nicht ganz überzeugt. Der Autor erzählt darin vom siebzigjährigen Buchhändler Kaspar, der erst nach dem überraschenden Tod seiner depressiven und alkoholabhängigen Frau von ihren Geheimnissen erfährt, darunter das schwerwiegendste, dass sie vor ihrer Flucht aus der DDR mit einem dortigen Funktionär ein Kind bekommen hat, der mittlerweile ziemlich rechten Svenja, deren 14-jährige Tochter Sigrun gegen Geld über die Ferien dem Protagonisten als Enkelin überlassen wird, wie Westphal erklärt. Die Dialoge zwischen Kaspar und Sigrun empfindet die Rezensentin als steif, die Figuren wirken ihr zufolge dadurch eher unauthentisch, auch wenn die Beschreibungen des rechten Milieus sie durchaus interessieren. Am Ende ist Westphal in ihrer Beurteilung des Buches hin- und hergerissen. Immerhin sind die beschriebenen Konfliktlösungen und Antriebe nicht allzu naiv, schließt sie. 

12.11.2021

Wie alle seine Bestseller handelt auch Bernhard Schlinks "Die Enkelin" von einer "Katastrophe der neueren deutschen Geschichte", stellt Rezensent Christian Mayer fest - den Folgen der deutschen Teilung,  der Zwiegespaltenheit jener, die weder hüben noch drüben eine echte Heimat hatten. Die besondere Stärke dieses Romans, so Meyer, ist jedoch seine ambivalente Erzählerfigur, dank der der Roman eine große Spannung entwickele. Kaspar hat seine Frau Birgit im Sommer '64 in der DDR kennengelernt, lesen wir. Später, als sich die Hoffnungen dieses Sommers als illusorisch herausstellten, verhalf er ihr zur Flucht in den Westen, wo sie heirateten und bis zu Birgits verfrühtem Tod zusammenlebten. Erst jetzt, als Witwer, erfährt Kaspar vom großen Geheimnis seiner Frau - der verschollenen Tochter, die er nun zu suchen beginnt und auch findet - bei den völkischen Siedlern, wo sie mit ihrem Mann und ihrer Tochter fernab der bürgerlichen Gesellschaft lebt. Wie Kaspar diese Enkelin seiner Frau nun aus ihrem Umfeld zu befreien versucht, und dabei seine eigenen Schwächen, die Begrenztheit seiner eigenen Weltsicht offenbart, ist durchaus anrührend und überzeugend, findet der Rezensent. Nicht geglückt ist es dem Autor hingegen, das rechtsradikale Milieu realistisch und klischeefrei darzustellen, was in seiner Gesamtwertung aber nicht so sehr ins Gewicht zu fallen scheint. Entscheidender ist die Widersprüchlichkeit, die Gefangenheit des Erzählers, in der sich auch die Gefangenheit seines Autors spiegele, meint der Rezensent.

Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

28.10.2021

Laut Rezensent Tilman Spreckelsen hat Bernhard Schlinks neuer Roman, in dem es einmal mehr auch um die deutsche Teilung und Wiedervereinigung geht, exemplifiziert an privaten Schicksalen, wie der Rezensent erklärt, deutliche Schwächen. Was wie eine klassische Ehegeschichte beginnt, in der die ehemaligen Partner auf die gemeinsamen Jahre zurückblicken, schlingert laut Spreckelsen in eine didaktisch angehauchte Erzählung in Teil zwei des Buches. Familiäre Strukturen und Brüche abbilden kann der Autor, gibt Spreckelsen zu. Dass aber die Erzählerstimmen im Buch sämtlich gleich (und gleich unoriginell) klingen, empfindet der Rezensent als Zumutung."

Und wie ist es mir ergangen beim Lesen dieses eher ungewöhnlichen Buches: 

Beim Lesen dieses Buches machten meine Gefühle Berg- und Talfahrten! Kaspar, der Protagonist, erlebte ich als ein eher zurückhaltender Mensch, der rechtschaffen, anständig durch diese recht tumultuösen Lebensgeschichten, die hier beschrieben werden, segelt. Zu Beginn des Buches wird er mit dem Tod (Selbstmord?) seiner Frau konfrontiert. Der Umgang mit dieser Situation scheint ihn zu überfordern. Auch mich - beim Lesen!  In der Folge vertieft er sich dann in die Tagebuchnotierungen der Verstorbenen und entdeckt, dass es da einiges gibt, von dem er bis jetzt gar nichts wusste, das ihm von seiner Frau vorenthalten wurde. Seine Fahrt in diese Vergangenheit und dann die Entdeckungen der aktuellen Situationen erschüttern mich selber beim Lesen. Als Schweizer entdecke ich dann eine mir eher unbekannte Welt des heutigen, wiedervereinigten Deutschlands, einer Welt auch des radikalen Rechtsfanatismus (der völkischen Siedlungen im Osten), die ich bis anhin nicht kannte. 

https://www.vielfalt-mediathek.de/material/rechtsextremismus/voelkische-siedlungen-rechtsextreme-rueckzugs-und-aktionsraeume-im-laendlichen-raum-niedersachsens

Da scheint mir in dieser Erzählung eine gewisse Schwäche  zu liegen: Die Reisen nach Ostdeutschland, die Begegnungen mit der Tochter und Enkelin von Birgit, das Angebot einer Erbschaft an die Enkelin usw. wirken auf mich nicht ganz glaubwürdig! Auch die Beschreibung der Enkelin anlässlich ihrer Ferienaufenthalten bei Kaspar wirkt auf mich eher gekünstelt, konstruiert, unecht. 

Aber im grossen Ganzen haben mich die Ausführungen in diesem Buch, die mich in eine für mich eher fremde Welt entführten, doch  gefesselt! Das abrupte Ende dieser Geschichte erlebte ich dann aber als zu krass. Mich hätte brennend interessiert zu erfahren, wie sich die Enkelin weiter entwickelt hätte! Wie auch immer: ich kann dieses Buch zum Lesen empfehlen!

Und nun zu einer ganz anderen Art von Literatur: zu Harry Kemelmans Krimis über den cleveren Rabbi David Small! Schon vor Jahren hörte ich von allen Seiten, wie spannend, unterhaltend und auch faszinierend diese Geschichten aus den 60er Jahren von Harry Kemelman seien. 

Wie bei vielem bei mir, so dauerte es auch hier Jahrzehnte, bis ich auf Art von Literatur stiess,  diese Rabbi Small Bücher. Aber es blieb nicht beim ersten Buch. Nachdem mein Interesse geweckt war, verschlang ich alle weiteren Kemelman Krimis! Ich  bin selber seit Jahren im Vorstand einer jüdischen Gemeinde tätig, und da scheint es beim Lesen dieser Rabbi-Small-Geschichten rund um den Vorstand der jüdischen Gemeinde in Barnard's Crossing ähnlich wild zuzugehen wie bei uns in Zürich! Allerdings - das muss ich schon betonen - geht es bei meiner Vorstandsarbeit nie um Mord und Totschlag, wie dies in den Harry Kemelman Krimis der Fall ist! 

Hier in Kürze eine Übersicht

Zuerst zum Autor dieser Bücher, zu Harry Kemelmann (Wikipedia hilft hier)

Harry Kemelmann

russisch-jüdischer Einwanderer

englische Literatur

Boston State College

Kriminalromane

Protagonist

Rabbi

jüdischen Gemeinde

Ostküste der Vereinigten Staaten

Pilpul

talmudische

Zeitgeist

Figur

Pater Brown

G. K. Chesterton

Seelsorger

Amateurdetektiv

Konservativen Judentum

Assimilation

Kurzgeschichten

Ellery Queen’s Mystery Magazine

Sachbuch

Edgar Allan Poe Award – Kategorie Bestes Erstlingswerk

Schriftgelehrten

Und nun zu den einzelnen Rabbi Small Büchern (Amazon): 

Am Freitag schlief der Rabbi lang 

An einem Freitag wird die Leiche einer jungen Frau entdeckt. Sie war Kindermädchen und, wie bei der Obduktion festgestellt wird, schwanger. Wurde sie deshalb ermordet? Bald verhaftet die Polizei einen Verdächtigen. Doch Rabbi David Small glaubt nicht an dessen Schuld. Er überzeugt Polizeichef Lanigan, macht sich damit aber selbst verdächtig. Denn unter den Fenstern seiner Synagoge geschah der Mord, und in seinem Wagen wurde die Handtasche der Toten gefunden. - 

Am Dienstag sah der Rabbi rot 

Es sieht so aus, als sei Professor Hendryx von einer Homer-Büste erschlagen worden. Sie stand über seinem Schreibtisch und fiel durch eine Bombenexplosion herunter. Doch dann stellt sich heraus, dass der Professor schon eine halbe Stunde früher tot war. Rabbi David Small, der an der Universität eigentlich eine Vorlesung halten soll, macht sich auf die Suche nach dem Mörder. Denn er ist überzeugt, dass die verhafteten Studenten unschuldig sind. - Der fünfte Fall für Rabbi und Amateurdetektiv David Small.

Am Montag flog der Rabbi ab

Rabbi David Small ist nach Israel gereist, um Urlaub zu machen. Doch der Sabbat in Jerusalem verläuft ganz anders, als er sich das vorgestellt hat: Bei einer Bombenexplosion sterben zwei Männer. Der israelische Geheimdienst verdächtigt den Rabbi, seine Finger im Spiel gehabt zu haben. Er hat alle Hände voll zu tun, sich aus dieser misslichen Lage zu befreien. Und dann taucht auch noch ein junger Mann auf, dessen Unschuld er ebenfalls beweisen muss. Der vierte Fall für den legendären Rabbi David Small.

Der Rabbi schoss am Donnerstag

Der alte Jordan ist ungeheuer reich - und ein ungeheures Ekel. So wundert es eigentlich niemanden, dass er eines Tages erschossen wird. Die Liste der Verdächtigen ist lang und Polizeichef Lanigan muss feststellen, dass gute Alibis in der Stadt Mangelware sind. Rabbi David Small versagt unterdessen kläglich an einer Schießbude – und beweist damit, dass er bei den unmöglichsten Gelegenheiten die besten Ideen hat. Der siebte Fall für den klugen Rabbi und leidenschaftlichen Amateurdetektiv David Small.

Am Samstag ass der Rabbi nichts

Auf Rabbi David Small lastet ein schlimmer Verdacht: Hat er den jüdischen Friedhof entweiht, indem er dort einen Selbstmörder begrub? Der Rabbi und Amateurdetektiv ermittelt auf eigene Faust und findet heraus, dass der Mann ermordet wurde. Doch damit steckt er plötzlich in noch viel größeren Schwierigkeiten als zuvor. Der zweite Fall für Rabbi David Small, den kurzsichtigen, unsportlichen, aber überaus scharf

sinnigen Schriftgelehrten, der nie um eine treffende Sentenz aus dem Talmud verlegen ist.

Am Sonntag blieb der Rabbi weg

Polizeichef Lanigan ist ratlos. Er hat einen Fall mit zwei toten jungen Männern und keine Ahnung, wie die Morde zusammenhängen. Einer bezog offenbar Drogen vom anderen und wurde in Rabbi David Smalls zukünftiger Synagoge ermordet. Der Polizeichef nimmt mehrere junge Verdächtige fest, was deren Eltern – wichtige Persönlichkeiten in der jüdischen Gemeinde – überhaupt nicht passt. Seine Ermittlungen laufen ins Leere. Lanigan bleibt nichts anderes übrig, als den Rabbi um Hilfe zu bitten. - Der dritte Fall für den legendären Rabbi David Small.

Am Mittwoch wird der Rabbi nass

Es ging mir so, wie Freunde mir erzählten und es ihnen erging: man fängt mit dem ersten Rabbi Small-Krimi an.... und stürzt sich gleich in den zweiten, dritten, bis alle durchgelesen sind! Was mich bei diesen Krimis ganz besonders fasziniert hat, die die Beschreibungen der involvierten Personen, mit all ihren Eigenheiten im Verhalten und auch m Aussehen. Man muss diese Krimis lesen, und dabei lernt auch der nichtjüdische Leser sehr viel über Judentum! 

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