Youtubes aus der jüdischen Welt
Das folgende Video aus charedischen Kreisen in Jerusalem mag uns allen auf musikalische und tänzerische Art Fröhlichkeit vermitteln!
_________________________________________________________________________________
Slichot-Gebete in der Synagoge ICZ, Löwenstrasse, Zürich, am 16. September 2017, 23.00 Uhr:
Weitere Youtubes aus der jüdischen Welt:
https://www.youtube.com/watch?v=anPJFBzVC2c (Avinu malkeinu)
G'mar Chatima tova (Jom Kippur)
Havdala Jom Kippur:
________________________________________________________________________________
Informationen rund um Judentum
Ich begegne immer wieder im persönlichen Gespräch aber auch in den Medien, Aussagen generell über Judentum und nicht zuletzt über jüdische Religion, die nicht selten nicht korrekt sind. Ich möchte auf dieser Seite einige dieser Themen aufgreifen und zur Diskussion stellen.
Zusammenfassung:
2020
14. Juni 2022
Die ultra-orthodoxe Community v.a. in Israel sorgt mit ihrem politischen und sozialen Rechtsrutsch für viele Diskussionen. Wer sind diese Leute, die in dieser fanatischen Blase ein Eigenleben führen überhaupt? Der Film Shtisl versucht ein Portrait dieser jüdisch-orthodoxen Gruppe zu geben, und dieser Film scheint auch in der Tat überall dort, wo er gesehen wird (auch in muslimischen kreisen) auf ein interessiertes und sogar positives Echo zu stossen.
Andreas Scheiner von der NZZ geht diesem Phänomen nach: (NZZ 14.6.2022)
«‹Shtisel› bringt Frieden in die Welt», sagt der Star der israelischen Fernsehserie
Als Kind im neuen Staat Israel erlebte er schwere Stunden. Heute ist Dov Glickman der glücklichste Schauspieler der Welt. Eine Begegnung.
(NZZ) Andreas Scheiner14.06.2022, 05.30 Uhr
Alle Welt liebt ultraorthodoxe Juden – wer hätte es für möglich gehalten? «Shtisel» ist ein Wunder, wenn nicht biblischen Ausmasses, so doch in Bildschirmmassen: In Israel war die Fernsehserie bei der Erstausstrahlung vor bald zehn Jahren schneller ein Hit, als zwei Sabbatkerzen abbrennen können.
Aber wenn sich auch Nichtjuden allenthalben für eine Mischpoke in einer superorthodoxen Ecke Jerusalems interessieren, muss das gute Gründe haben. Ein wesentlicher Grund ist Dov Glickman, der das Oberhaupt der jüdischen Familie als echten «Mentsch» verkörpert.
«Shtisel» ist zwar zuvorderst die Geschichte vom grüblerischen Akiva, dem herzallerliebsten Kive, der sich von seinem Papa partout nicht verheiraten lassen will. Der zu allem Übel mit seiner «unkoscheren» Künstlernatur kämpft. Aber daraus wird kein besserwisserisches Emanzipationsdrama. Weil nämlich Shulem nicht ein böser Frömmler ist – und das israelische «Shtisel» ist nicht das deutsche «Unorthodox»: In dieser anderen Erfolgsserie aus der Sphäre des Ultraorthodoxen gibt es schlechte Juden und gute Deutsche: Das schrie schon fast nach einem Hit.
«Shtisel» hingegen verbleibt in der Welt der Gottesfürchtigen und zeigt nicht anklagend auf diese Leute. Natürlich leidet man mit Kive, weil man nicht versteht, warum Shulem ihn ständig mit Schidduchs, mit der Partnervermittlung, plagt. Wieso lässt er den Sohn nicht einfach machen und malen? Trotzdem ist einem der Vater sympathisch, gerne würde man mit dem Kettenraucher auf dessen Balkon mit Blick über den Stadtteil Ge’ula hinaustreten: auf eine Zigarette mit Shulem! Ein Cappuccino in der Kalkbreite in Zürich tut’s natürlich auch.
Shulem bei Sprüngli
Das jüdische Filmfestival Yesh! hat den Mann eingeladen, hier sitzt er nun in einer Lounge-Ecke des Kinos Houdini. Ohne Prophetenbart und Schläfenlocken, ohne den altväterlich-prüfenden Blick. Stattdessen im schwarzen T-Shirt, nahbar, gesprächig, ganz der umgängliche Tel Aviver. Man hat Shulem gerufen, und es kam Glickman.
«Sie wollen mir Fragen stellen?» Verschmitztes Glickman-Lächeln, fast talmudisch fügt er hinzu: «Es gibt auf dieser Welt keine Antworten, es gibt nur Fragen.» Auf die Frage, ob er zum ersten Mal in Zürich sei, weiss er dann doch eine Antwort: Ja, und es sei gar nicht so «bankenhaft» wie befürchtet. Er hat es nicht so freundlich erwartet. Als er sich nach dem Weg zum Sprüngli erkundigt habe, sei gleich jemand mit ihm bis zur Confiserie spaziert.
Man kann es sich vorstellen: Von Glickman, 72 Jahre alt, fühlt man sich an die Hand genommen. Wie wäre es, wenn er zur Abwechslung die Fragen stellen und der Interviewer antworten würde, meint er noch. So ist das mit ihm: Er fragt nach dem Weg, und am Ende hat man das Gefühl, dass man selber zu Sprüngli wollte.
Aber jetzt würde man doch noch gerne etwas über ihn erfahren. Was gibt Glickman biografisch her? «Dov, Sie haben fast dasselbe Alter wie der Staat Israel.» – «Ich bin etwas jünger.» Im Dezember 1949 kommt er als Kind von russischen Einwanderern zur Welt, also ein Jahr nach der israelischen Staatsgründung. «In Menschenjahren ist das lange her», sagt er. «Aber für einen Staat ist es jung. Das Land ist in seinen Jugendjahren, mit allen Problemen, die man in der Jugend hat.»
Der neugeborene Staat steht auf wackligen Beinen, nach dem Unabhängigkeitskrieg kommen die Nachwehen: Es sind keine leichtlebigen frühen Jahre, und mit 14 erlebt Dov das «bis heute grösste Trauma seines Lebens». Er verliert den Bruder, der für die Armee als Pilot im Einsatz war. «In dem Alter wird man nicht zum Psychologen geschickt», sagt Glickman. Mehr sagt er nicht dazu, nur dass er sich damals zurückgezogen habe, er bezeichnet sich als einen introvertierten Jungen, «die andern fanden mich ein bisschen seltsam».
So werden Schauspieler geboren: Ein stilles Kind entdeckt die Bühne, hier kann es die inneren Dämonen herausschreien. «Als ich mit 15 in einem Stück auftrat, staunten die Mitschüler: ‹Bist du das wirklich?›» Auch das Kino hat ihn gestärkt. «Wir haben ‹Ben Hur› gesehen, ‹Spartacus›. Ich habe Gänsehaut, wenn ich daran zurückdenke. Schon Tage vor den Vorführungen waren wir nervös.»
Mit 17 wird Dov das jüngste Mitglied der örtlichen Schauspielschule, den Militärdienst darf er schieben. Nicht 1967 im Sechstagekrieg, sondern erst 1969 wird er eingezogen. Es gelingt ihm, in das Unterhaltungskorps zu kommen. Es sei nicht darum gegangen, Kampfhandlungen aus dem Weg zu gehen, betont er. «Ich wollte Schauspieler sein.»
Nach der Armee dreht er erste Filme, in der Ecke im Houdini zählt er sie gerne auf. Längst nicht alle taugten. «Manchmal muss man Müll annehmen, um den Strom zu bezahlen.» Die letzten zehn Jahre aber seien die besten gewesen. «Alles war wundervoll.»
Die Rolle seines Lebens
Als Dov Glickman vor zehn Jahren das Skript zu «Shtisel» vorgelegt bekommt, ist ihm klar: «Ich muss das machen.» Er habe noch nie ein so gutes Drehbuch gelesen. Berührungsängste, einen Orthodoxen zu spielen, hat er keine. Als Schauspieler wolle er nichts lieber, als eine fremde Welt betreten. «Gut, ein buddhistischer Priester wäre mir noch etwas fremder.»
Körperlich verlangt ihm die Rolle einiges ab. Ständig der schwere schwarze Mantel in der Sommerhitze, und jeden Morgen muss er in die Maske, wo man ihm Bart und Bauch ansetzt. «Der Bart nervt wahnsinnig. Und man dreht zwölf Stunden am Tag.»
Der Aufwand lohnt sich. «Shtisel» schlägt ein, «überall in der Welt, wir hatten Kritiken bis in die ‹New York Times›», staunt Glickman heute noch. «Anfangs habe ich mich geziert, zu sagen, es sei die Rolle meines Lebens. Jetzt sage ich: Es ist die Rolle meines Lebens.»
In Israel kennt ihn jeder. Aber auch im Ausland wird er manchmal erkannt. «Einmal sitzen meine Frau und ich in einem Café in Paris, zwei Frauen fragen, ob ich Schauspieler sei.» Sie würden meine Augen wiedererkennen, die Stimme. Die Frauen waren aus Libanon, sie sagten: «‹Die Muslime lieben ‹Shtisel›! Ihr habt die gleichen Probleme wie wir.› Ich dachte: ‹Shtisel› bringt noch den Frieden in die Welt.» «Shtisel» ist die Antwort.
_________________________________________________________________________________
14. Juni 2022
Gibt es im "Judentum" eine sogenannte "Streitkultur"? Und wenn ja, was ist das genau? Der folgende NZZ-Artikel geht diesem Thema nach
NZZ GASTKOMMENTAR vom 14. Juni 2022
Streitkultur: Was wir vom Judentum lernen können
Vielen Menschen fällt es schwer, Gegenmeinungen auszuhalten. Wir müssen unsere demokratische Fitness trainieren. Ein Blick auf jüdisches Denken hilft.
Anna Staroselski130 Kommentare14.06.2022, 05.30 Uhr
Oded Balilty / AP
Unsere liberalen Demokratien stehen weltweit vor grossen Herausforderungen: Klimawandel, Inflation, Umgang mit totalitären Regimen, Verbreitung von Falschinformationen und Verschwörungsmythen, Zunahme von Extremismus und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit und Polarisierung unserer Gesellschaft. Wir können diese Herausforderungen nur bestehen, wenn wir zusammenstehen und handeln.
Laut einer Allensbach-Umfrage aus diesem Jahr glaubt ein Drittel der Deutschen, in einer Scheindemokratie zu leben. Diese Menschen sind anfällig dafür, Medien als «Mainstream» abzulehnen und sich Verschwörungserzählungen zuzuwenden. Der Glaube an Verschwörungen fördert Misstrauen und Populismus und ebnet extremistischem und antisemitischem Gedankengut den Nährboden. Das Vertrauen in die Politik wird geschwächt und die gesellschaftliche Polarisierung vorangetrieben. Diese Entwicklungen sind weltweit zu verzeichnen und müssen dringend angegangen werden. Andernfalls bleibt nur wenig Hoffnung auf wissenschaftlich abgesicherte, vernünftig begründete und demokratisch verabredete Politik in den kommenden Krisen.
Die geschädigte Debattenkultur, die gesellschaftliche Polarisierung und Emotionalisierung führen auch dazu, dass es vielen Menschen offenbar schwerfällt, Gegenmeinungen auszuhalten. Themen werden tabuisiert, Gespräche abgebrochen, Diskussionen vermieden. Wir haben verlernt, einander ehrlich zuzuhören und miteinander sachlich zu streiten. Als Teilnehmer einer offenen und demokratischen Gesellschaft müssen wir aber im Gegenteil durch Partizipation, Engagement und politische Debatte unsere demokratische Fitness trainieren. Unser heutiges Problem ist nicht die Politikverdrossenheit, sondern die Polarisierung.
Gerechtes Handeln
Hier können wir vom Judentum lernen. Die jüdische Tradition legt grossen Wert darauf, Erinnern als eine aktive Handlung zu verstehen. Jeder jüdische Feiertag basiert auf einem Ereignis aus der Geschichte des jüdischen Volkes, an das erinnert wird. An Pessach wird an die Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten erinnert; an Tisha Be-Av trauert man um die Zerstörung des heiligen Tempels in Jerusalem und den Beginn der jüdischen Zerstreuung in der Welt; an Jom Kippur dankt man Gott, der dem jüdischen Volk die Sünde des Goldenen Kalbs verziehen hat. Mit dem Erinnern geht auch immer die Verantwortung und Verpflichtung zum gerechten Handeln einher.
Um in der Gegenwart kluge und nachhaltige Entscheidungen zu treffen, müssen wir als Gesellschaft unseren Blick an der Geschichte schulen. Historisches Wissen bildet das Fundament für politische Gestaltung. Lehren aus der Vergangenheit schützen uns davor, Fehler zu wiederholen.
Als Europäer und Demokraten müssen wir uns heute eingestehen, dass Menschenrechte, Freiheit und Demokratie nicht selbstverständlich, sondern fragile Errungenschaften sind. Im Judentum ist jeder Mensch dazu aufgerufen und dafür verantwortlich, seinen Beitrag zur Verbesserung und «Reparatur der Welt» zu leisten. Dies entstammt dem Konzept von Tikun Olam. Dazu gehört, dass wir selbst jeden Tag bewusst leben, lernen, uns Fehler einzugestehen, aber auch, füreinander zu sorgen und uns für die Gesellschaft zu engagieren, in der wir leben.
Jüdische Gelehrte beschäftigen sich seit Jahrhunderten damit, welche Gestalt die «Reparatur der Welt» annehmen kann. Bereits in antiken jüdischen Schriften lassen sich Debatten zur Pflicht, Bedürftige mit Essen und Kleidung auszustatten, zu ersten Ansätzen von Menschenrechten, zu einem Justizgrundrecht für alle Bürger, zu Bildungsgerechtigkeit und zum Schutz der Natur und Umwelt wiederfinden.
Hillel und Shammai
Eine der wichtigsten jüdischen Schriften, die den Kommentar zur Auslegung der Tora zum Gegenstand hat, ist der Talmud. Bereits der Aufbau des Talmuds ist bemerkenswert. Auf Tausenden Seiten werden Diskussionen festgehalten, eine Conclusio bleibt aus. Denn im Fokus stehen die Argumente. Der Talmud wird von einem Streit zwischen zwei Denkschulen – die Schule Hillels und die Schule Shammais – durchzogen. Hillel und Shammai führten heftige Debatten über Fragen der rituellen Praxis, Ethik und Theologie, die entscheidend für die Gestaltung des Judentums in seiner heutigen Form waren. Shammai bestand auf einer strengeren Auslegung, Hillel war der Nachsichtigere.
Der Streit zwischen den beiden Gelehrten ist ein Beispiel für die Streitkultur, die jüdisches Denken tief geprägt hat. Sie stehen konträr zueinander, aber immer in gegenseitigem Respekt für die Argumentation des anderen. Im rabbinischen Judentum haben sich überwiegend die Positionen Hillels durchgesetzt, da dieser bereit war, seine eigene Position selbstkritisch zu verändern, statt dogmatisch an der eigenen Überzeugung festzuhalten. Ich glaube, dass eine solche Diskussionskultur der Neugier und der Toleranz Polarisierungen abbauen und unsere Demokratie resilienter machen könnte.
Die gesellschaftliche Polarisierung vergiftet ja nicht nur unser zwischenmenschliches Klima, sondern trägt auch zur Oberflächlichkeit der Diskussionskultur bei.
Apropos queer
Exemplarisch zeigt sich dies an den Debatten um Israel. Influencer mit Tausenden von Followern teilen primitive Grafiken, die in Kürze den Nahostkonflikt erklären sollen. Unzählige junge Menschen folgen ihren Idolen und teilen diese, ohne die Informationslage zu überprüfen. Besonders in links-progressiven Kreisen wird im Kontext des israelisch-palästinensischen Konflikts eine Täter-Opfer-Umkehr betrieben. «Queers for Palestine» ist auf Plakaten woker Jugendlicher zu lesen. Ob sie wissen, dass queere Menschen in Israel frei leben können, während sie in den palästinensischen Gebieten mit dem Tode bedroht wären? Zur Tel Aviv Pride Parade reisen jedes Jahr Menschen aus aller Welt an, von einer Ramallah Pride hab ich bisher noch nichts gelesen.
Zunehmend wird palästinensischer Terror als Mittel des Protests legitimiert und versucht, den Zionismus-Begriff als eine Form des Extremismus umzudeuten. Dabei steht Zionismus für jüdische Emanzipation, das Recht auf Selbstbestimmung und für die Freiheit, in einer jüdischen Heimstätte zu leben, ohne diskriminiert zu werden. Israeli ist es seit der Staatsgründung Israels gelungen, ein neues selbstbewusstes Bild von Juden zu schaffen, die wehrhaft sind und für die «nie wieder» die Befreiung aus der Opferrolle, nie wieder Unterdrückung bedeutet.
Eine beschädigte Diskussionskultur polarisiert unsere Gesellschaft nicht nur in Bezug auf Israel, sondern führt auch zur Verbreitung von Fake News, zu Verhetzung und Verbreitung von Verschwörungsmythen. Es erstaunt nicht, dass in diesem Kontext der Antisemitismus, eine Urform der Verschwörungserzählungen, stetig zunimmt. Und so betrifft der Kampf gegen Judenfeindschaft die gesamte Gesellschaft. Denn Antisemiten hassen nicht nur Juden, sie hassen auch unsere offene, demokratische Gesellschaft, zu der das Judentum seit nunmehr über 1700 Jahren gehört.
Juden dürfen und können nicht die Einzigen sein, die Antisemitismus bekämpfen – wir brauchen Verbündete! Zivilgesellschaftliche Bündnisse und Allianzen sind für unsere Demokratie von elementarer Bedeutung.
Die Verurteilung von Rechtsextremismus und Rassismus ist gesellschaftlich unumstritten. Beim Antisemitismus gestaltet sich das Engagement schwieriger. Im Nachgang des rassistischen Mords an George Floyd durch einen amerikanischen Polizisten sind in Deutschland, trotz Corona, massenhaft aufgebrachte Menschen auf die Strassen gezogen, um ein klares Zeichen gegen strukturellen Rassismus zu setzen. Dass dagegen die Empörung über den rechtsextremistischen und antisemitischen Anschlag auf die Synagoge in Halle nur ein paar Tage anhielt und grösstenteils in der Presse, nicht aber auf der Strasse zum Ausdruck kam, ist umso enttäuschender.
Demokratie in Gefahr
Einmal im Jahr zeigt sich die politische Elite im Land gebetsmühlenartig unter dem Hashtag #NieWieder pünktlich zum internationalen Holocaust-Gedenktag bestürzt über den Antisemitismus im Land, trotzdem schafft es die deutsche Mehrheitsgesellschaft aber nicht, Antisemitismus als Problem der Gesamtgesellschaft zu erkennen und dagegenzuhalten.
Menschen engagieren sich für die Rettung des Klimas, wir müssen uns aber auch endlich für den Schutz unseres gesellschaftlichen Klimas einsetzen. Denn ohne gesellschaftlichen Zusammenhalt und den Schutz von Minderheiten ist die Demokratie in Gefahr.
Für mich als Jüdin ebenso wie für die Zukunft unserer liberalen Demokratie ist wichtig, dass wir für unsere offene, demokratische Gesellschaft streiten, uns umfassend informieren, politische Debatten neu entdecken und unsere Prinzipien des friedlichen und toleranten Zusammenlebens verteidigen, zu denen wir in Europa nach so vielen Jahrhunderten des Krieges und der Verfolgung gefunden haben.
Wir brauchen dafür eine demokratische Kultur, ein ehrliches Interesse an kontroverser Diskussion und politischer Partizipation. Politik betrifft jeden Menschen. Die Verantwortung, das Klima der liberalen Öffentlichkeit zu retten, liegt bei uns.
Anna Staroselski ist Präsidentin der Jüdischen Studierendenunion Deutschland (JSUD) und Botschafterin 2022 für das Bündnis für Demokratie und Toleranz – gegen Extremismus und Gewalt (BfDT).
_________________________________________________________________________________
11. April 2022
Die Frage, ob es ein "jüdisches Gen" gäbe, ob die Juden "ein Volk"... oder was auch immer seien, wird immer wieder von neuem gestellt. Michael Wolffsohn versucht dieser Frage in der NZZ vom 11. April 2022 nachzugehen:
NZZ vom 11. April 2022
Sind die Juden ein Volk, eine Religion oder eine Schicksalsgemeinschaft?
Jüdische Genetik ist ein heikles Thema. Ein Plädoyer für Entspannung.
Michael Wolffsohn11.04.2022, 05.30 Uhr
Nati Shohat / EPA
«Jüdische Gene» – wer davon spricht, gerät schnell in Verdacht, Nazi oder Rassist zu sein. Vorurteilsfreie und weniger politisch ängstliche, vor allem jüdische Wissenschafter widmen sich schon seit längerem diesem Thema. Ihre historischen, ganz und gar unideologischen Erkenntnisse sind dabei eher ein Nebenprodukt. Ihr Hauptaugenmerk ist die Medizin. Verwiesen sei besonders auf Harry Ostrers 2012 erschienenes Buch «Legacy. A Genetic History of the Jewish People». Ostrer ist Medizingenetiker und Professor für Pathologie und Genetik am Albert Einstein College für Medizin der neoorthodox-jüdischen Yeshiva University in New York City. Koscherer geht’s nicht. Dass die meisten deutschen Genetiker bei der Populationsgenetik der Juden zögerten angesichts der traurigen Geschichte der Rassenforschung im 20. Jahrhundert, wundere ihn nicht, so Ostrer.
Aber schliessen freie Wissenschaft und Scheuklappen einander nicht aus? Archäogenetik ist wertfrei und nicht rassistisch. Wenngleich man sich fragt, wie es Rassismus geben kann, wenn es, worauf viele Experten beharren, keine Rassen gibt. Jedenfalls untersucht Archäogenetik das Erbmaterial von Menschen, Tieren und Pflanzen, um Erkenntnisse über die Evolution zu gewinnen. Rassismus ist menschenfeindlich. Medizinische Genetik ist menschenfreundlich und therapeutisch ausgerichtet. Ihrer Erkenntnisse kann und sollte sich die Geschichtswissenschaft bedenkenlos bedienen, wo und sofern sie ihrer bedarf.
Genetische Veränderungen von Bevölkerungsgruppen (Demografie) etwa durch Verbindungen mit anderen Gruppen (Biologie) sind eine Folge vieler, bei Juden notgedrungen häufiger Wanderungen oder Vertreibungen. Die Geografie erklärt hier die Biologie. Ideologie? Fehlanzeige.
Vier Gruppen
Die Forschungen von Ostrer und seinen Kollegen basieren auf DNA-Analysen, nach denen sie die gesamte Judenheit in vier Grossgruppen teilen:
1) Orientalische Juden, das sind Juden mit Vorfahren aus dem Land Israel/Judäa, Palästina, Iran, dem Irak, der Arabischen Halbinsel, Zentralasien. Der zwangsweise Exodus ihrer Vorfahren fand vor allem seit 721 vor Christus nach Assyrien und 586 vor Christus nach Babylon statt. Bei jemenitischen und äthiopischen Juden sind keine Land-Israel-Vorfahren erkennbar. Das bedeutet: Teile der einheimischen Bevölkerung konvertierten im Laufe der Geschichte zum Judentum.
2) Aschkenasim, das sind Juden mit west-, mittel- und osteuropäischen Vorfahren.
3) Sepharden, das sind Juden mit Vorfahren aus Spanien und anderen südeuropäischen Ländern.
4) Nordafrikaner, das sind Juden mit Vorfahren aus Marokko, Algerien, Tunesien, Libyen und Ägypten.
Vor etwa 2500 Jahren – zur Zeit assyrischer und babylonischer Diaspora – teilte sich erstmals je ein Zweig von orientalischen und (später teilweise blond-blauäugigen) europäischen Juden. Die freiwillige europäische Diaspora der Juden ist auf die hellenistische und besonders die römische Epoche im Heiligen Land anzusetzen, die unfreiwillige ab dem Jahr 70, also nach der Niederlage im Jüdischen Krieg gegen die römischen Besatzer sowie nach der Zerstörung des zweiten Jerusalemer Tempels.
Flucht, Vertreibung, Aufnahme
Anders als viele Legenden über die Juden besagen, missionierten die Juden in der hellenistisch-römischen Epoche recht aktiv und vermischten sich durchaus mit Nichtjuden. Die Hebräische Bibel thematisiert besonders im Buch Esra sowie im Makkabäerbuch offen und unumwunden, wenngleich heftig ablehnend, die assimilatorischen Juden. Ähnlich seit dem zweiten vorchristlichen Jahrhundert die Polarisierung zwischen romanisierten Juden einerseits und antirömisch-partikularistischen andererseits.
Die Chronologie der jüdischen Geografie bedeutet konkret die Abfolge von Flucht, Vertreibung und Aufnahme in der jeweiligen Region. Das führte kaum überraschend zu variierter Biologie, sprich: zu Vermischungen von Juden und Nichtjuden. DNA-Analysen dokumentieren sie. Zum Beispiel nacheinander die Verbindungen nordafrikanischer Juden mit phönizischen Kaufleuten, freiwilligen Migranten aus dem Land Israel vor der Zerstörung des zweiten Jerusalemer Tempels, jüdischen Flüchtlingen nach dessen Zerstörung im Jahr 70 oder Konvertiten nordafrikanischer Berber.
Flavius Josephus berichtet, dass im ersten Jahrhundert allein in der Cyrenaika etwa eine halbe Million Juden lebten. Zahlenangaben aus der Antike sollte man freilich skeptisch begegnen, aber bessere Zahlen als jene aus der Antike für die Antike gibt es nicht. Im gesamten Römischen Reich lebten, wieder laut Josephus, um 70 sechs Millionen Juden, in Judäa nur eine halbe Million.
Gemeinsamkeiten, Unterschiede
Daraus folgt, dass sich alle vier jüdischen Grossgruppen eindeutig auf mittelöstliche Urvorfahren zurückführen lassen. Die Genetik dieser Urvorfahren ist keineswegs rein jüdisch. Sie ähnelt zum Beispiel Drusen und Zyprioten sowie anderen nahöstlichen Völkern im und um das Land Israel. Dabei gibt es biologisch-geografisch Ähnlichkeiten (doch keine vollständigen Übereinstimmungen) mit Arabern (einschliesslich Palästinensern) und anderen Nachbarn. Juden der jeweils selben Region haben untereinander mehr genetische Gemeinsamkeiten als mit Nichtjuden, aber mit ihren einheimischen Nichtjuden wiederum mehr genetische Gemeinsamkeiten als mit Juden aus ferneren Siedlungsbereichen.
Bedeutsam ist bei allen Gruppen der Unterschied zwischen der jeweiligen mütterlichen oder väterlichen Linie. Bei nur 20 Prozent der aschkenasischen Frauen wurden nahöstliche Land-Israel-DNA-Wurzeln nachgewiesen. Gut die Hälfte der 80 Prozent der heutigen aschkenasischen Juden mit gemischten Vorfahren stammt allerdings von nur vier nichtjüdischen, europäischen Frauen ab. Das bedeutet: Man kann nicht unbedingt sagen, dass Mischpaarungen eher die Regel waren. Vielleicht haben jene vier konvertierten Frauen auch einfach nur sehr viele Kinder bekommen, die ihrerseits biologisch sehr erfolgreich waren. Was man aber sehr wohl sagen kann: Die meisten heutigen aschkenasischen Juden sind eindeutig gemischter europäischer und jüdischer/nahöstlicher Abstammung, also keine genetische Entität als Volk. Es gab Vermischung. Ausmass und zeitliche Abfolge sind jedoch nicht bestimmbar.
Keine nahöstlichen Land-Israel-DNA-Wurzeln wurden indes bei Juden aus dem Nordkaukasus ermittelt. Es gibt keine jüdischen Abkömmlinge des Chasaren-Königreichs, das im Mittelalter jüdisch wurde. Die These von Shlomo Sand («Die Erfindung des Landes Israel», 2014), wonach Aschkenasim Nachfahren der jüdischen Chasaren sind, entbehrt daher jeder empirischen Grundlage und ist ihrerseits reine Erfindung.
Enge Verbindungen
Es gab auf der Ebene von Mensch zu Mensch zwischen Juden und Christen offensichtlich enge Verbindungen, wechselseitige Offenheit, Toleranz, ja Akzeptanz. Jedenfalls Nähe. Kein Wunder, denn die mittelalterlichen Judengassen und -viertel lagen stadtgeografisch meistens im Zentrum oder zentrumsnah.
Die Verknüpfung von Chronologie, Geografie, Biologie und damit Demografie ermöglicht dieses Fazit: Je dichter die Geografie zwischen den jeweiligen Juden und Nichtjuden, desto näher ihre Biologie. Das wiederum bedeutet: Die Kontakte zwischen Juden und Nichtjuden waren schon vor dem Fall der Ghettomauern nicht nur geschäftlich, sondern auch geschlechtlich, also menschlich – aber eher die Ausnahme. Die Regel bestand aus Verfolgungen, Vertreibungen und Vernichtungen.
Angesichts dieser Empirie lässt sich die ewige Frage leichter beantworten: Sind die Juden, ist das Judentum nun ein Volk, eine Nation, eine Religion oder nur eine Schicksalsgemeinschaft?
Die Biologie und damit die Demografie der Juden haben uns gezeigt, dass durchaus Gemeinsamkeiten ohne Identitäten zwischen Juden bestehen. Gemäss dieser Empirie gilt: Ja, die Juden haben einen gemeinsamen, antiken, vorderorientalischen Ursprung. Sie sind, so gesehen, ein Volk. Jeder in dieses Volk Hineingeborene (natus) gehört zur jüdischen Nation. Diese kann – aber nicht automatisch – individuell und auch für jüdische Teilgruppen eine Kommunikationsgemeinschaft sein, ist also subjektiv.
In die Religion wird man ebenfalls hineingeboren. Einmal Jude, immer Jude. Zumindest hilachisch (religionsgesetzlich) objektiv. Womit wir bei der Identifikation wären. Diese kann nur subjektiv verstanden oder nur auf Teilgruppen – hier von Juden – bezogen werden.
Die Schicksalsgemeinschaft ist wiederum vor allem ausserpersönlich und ausserkollektiv bestimmt. Einzelne oder Gruppen können versuchen, ihrer Schicksalsgemeinschaft zu entfliehen, nicht ihrer genetischen Mitgift.
Aus alldem lässt sich schliessen, dass nach ausserpersönlichen, objektiven, nicht zuletzt genetischen Faktoren die Juden sowohl Volk als auch Nation, Religion und Schicksalsgemeinschaft sind. Ob sich jeder Jude oder Gruppen von Juden mit dem Judentum und den Juden individuell- oder kollektivsubjektiv identifizieren, kann wissenschaftlich lediglich quantifiziert werden, zum Beispiel durch Umfragen. Deren Ergebnisse wechseln, denn diese sind oft nur Momentaufnahmen, Stimmungen und kein Dauerphänomen. So oder so, wegen «jüdischer Gene» müssen keine Hexenjagden geführt werden. Entspannung, Normalität ist angesagt.
Michael Wolffsohn ist Historiker. Der vorliegende Text ist ein Auszug aus seinem neuen, in diesen Tagen im Herder-Verlag erscheinenden Buch «Eine andere Jüdische Weltgeschichte», Herder-Verlag, Freiburg i. B. 368 S., Fr. 28.90.
8. November 2020
Für mich - und vermutlich für viele andere auch - war nicht bekannt, dass es vor etwa 100 Jahren bekannte schwarze Chasanim (Kantoren) in amerikanischen Synagogen gab. Der folgende Artikel von TIMES OF ISRAEL beschreibt die Karriere von schwarzen Sängern, die als Vorsänger, Chasanim, in amerikanischen Synagogen (aber auch in Konzerten) auftraten:
TIMES OF ISRAEL 8.11.2020
21. April 2020
Das statistische Zentralbüro in Israel hat die neuesten Zahlen über die heute lebenden jüdischen Menschen veröffentlicht. Nach wie vor besteht die Diskussion, wer als "Jude" zu gelten habe. Dazu gehört ganz sicher ein Abkömmling einer "jüdischen Mutter", aber auch Menschen, die offiziell zum Judentum übergetreten sind. Gerade in Israel aber ist die Diskussion nach wie vor aktuelle, welche Übertritte (orthodox, konservativ, reform) als "echte Übertritte" zu gelten hätten. Diese Diskussionen (v.a. geführt durch das orthodoxe Oberrabbinat) sind mühsam und nicht selten diskriminierend!
Wieviele Juden gibt es weltweit? Wer ist überhaupt „Jude“?
Zahlen zur jüdischen Weltbevölkerung - Angaben des Statistischen Zentralbüros von Israel.
Die Zahl der Juden weltweit liegt bei 14,7 Millionen Menschen. Das ist klar weniger als die 16,6 Millionen, die für 1939 gegolten hatten, dem Jahr als der Zweite Weltkrieg ausbrach. Die Zahlen, die der Weltbevölkerung der Juden für 1925 ähneln, wurden im Vorfeld des Holocaust-Gedenktages vom Zentralen Statistischen Büro Israels veröffentlicht. Die Zahlen gelten für Ende 2018. Israels 6,7 Millionen Juden machen 45 Prozent des Welttotals aus. Rund 5,2 Millionen Juden sind im Land zur Welt gekommen, während rund eine Million entweder aus Europa oder Amerika stammen. Rund 293000 stammen aus Afrika, und 164000 aus Asien. Mit 5,7 Millionen haben die USA die zweitgrösste jüdische Bevölkerung, gefolgt von Frankreich mit rund 450000 und Kanada mit etwa 392000. Es folgen Grossbritannien (292000), Argentinien (180000), Russland (165000), Deutschland (118000) und Australien (116000). – In Israel leben heute rund 189500 Holocaustüberlebende. Rund 31000 von ihnen sind über 90, und mehr als 800 sogar über 100 Jahre alt. Letztes Jahr sind rund 15170 Holocaustüberlebende in Israel gestorben.
TACHLES Redaktion
BAD AROLSEN 21. Apr 2020 https://arolsen-archives.org/
Millionen Dokumente über Nazi-Opfer und Überlebende
Unzählige Dokumente aus Bad Arolsen sind nun online zugänglich.
Jetzt alle online verfügbar.
Das weltweit umfassendste Archiv über die Opfer und Überlebenden der Nazi-Verfolgung hat einen «Meilenstein» erreicht, indem es 26 Millionen Dokumente auf seiner online Datenbasis veröffentlichte, einschliesslich neue Informationen über Zwangsarbeiter und deportierte Juden. Die Arolsen Archive – Internationales Zentrum über Nazi-Verfolgung haben eine Sammlung von informationen über rund 17,5 Millionen Menschen. Die Archive gehören zur «Memory of the World Initiative» der Unesco. Die Archive wurden von den westlichen Alliierten 1944 gegründet und änderten ihren Namen 2019 auf Arolsen Archive. Alle 26 Millionen Dokumente der Archive sind jetzt online verfügbar. Die neusten Aufladungen schliessen Daten über die Deportationen von Juden, Roma und Sinti aus dem ehemaligen Deutschen Reich, Österreich, und Böhmen und Mähren ein. Das im deutschen Ort Bad Arolsen domizilierte Archiv erklärte, die jüngsten Hinzufügungen zu seiner online Datenbasis seien mit seinem Partner Yad Vashem in Jerusalem komplettiert worden.
TACHLES - Redaktion
7. Februar 2020
Juden in Zürich
Im Rhythmus von zwei Jahren trifft der Zürcher Stadtrat die Vorstände der ICZ und der JLG. Ich bin Mitglied beider Gemeinden, in der JLG bin ich sogar seit mehreren Jahren im Vorstand tätig. Am diesjährigen «Arbeits-Lunch» von 6. Februar 2020 nahm ich auch teil. Gerade beim Mittagessen gab es die Möglichkeit zu einem direkten Gespräch mit den Zürcher Stadträten. An diesem Treffen wurde auch die Thematik des jüdischen Kleinmuseums «Haus an der Brunngasse 8» aufgegriffen, siehe Artikel des ICZ-Newsletters vom 7.2.2020:
«Der Stadtrat von Zürich ist die Exekutive und bildet die Regierung der Limmatstadt. Alle zwei Jahre trifft er sich mit den Vorständen und Rabbinern von ICZ
und JLG, den beiden öffentlich-rechtlich anerkannten jüdischen Gemeinden (siehe unten).
Erstmalig wurde 1273 die jüdische Gemeinde von Zürich schriftlich erwähnt. Im 14. Jahrhundert gab es eine Synagoge in der Nähe
der heutigen Froschaugasse, die damals noch Judengasse hiess. Erst vor wenigen Jahren wurden mittelalterliche Wandmalereien, darunter mit Iwrit versehene Wappen, in einem Haus an der Brunngasse
8 entdeckt. Die Stadt Zürich plant, darin ein Mini-Museum zu eröffnung und die Geschichte der Zürcher Juden zu erzählen.»
| |
Vorstand & Rabbinat | |
Vorstand & Rabbinat | |
| |
| |
Gedankenaustausch zwischen ICZ, JLG und dem Zürcher Stadtrat Do 6. Februar 2020 im Muraltengut | |
| |
Gedankenaustausch zwischen ICZ, JLG und dem Zürcher Stadtrat Do 6. Februar 2020 im Muraltengut | |
Heute fand der traditionelle Gedankenaustausch zwischen ICZ, JLG und dem Stadtrat von Zürich statt. Auf jüdischer Seite waren Vorstand, Generalsekretäre und Rabbiner anwesend, aufseiten der Behörden die Stadtpräsidentin und sechs weitere Regierungsmitglieder sowie die Stadtschreiberin. Dieser wertvolle Austausch ermöglicht es, die guten Beziehungen zu pflegen, aber auch aktuelle und wichtige Anliegen der jüdischen Gemeinschaft anzusprechen. Das Themenspektrum reichte hierbei von Jugend, Schule, Kultur und Bibliothek bis hin zu Religiösem und der Friedhofsplanung für die kommenden Generationen. Selbstverständlich wurde auch offen über Antisemitismus, Prävention und Sicherheitsanliegen gesprochen. Alle Beteiligten fühlten sich ernst genommen und äusserten ihre Wertschätzung für die Arbeit der anderen. Dadurch konnten Wünsche und Fragen direkt eingebracht und diskutiert werden, was wiederum einen positiven Einfluss auf das Leben jüdischen Einwohnerinnen und Einwohner von Zürich hat. Die Rede von ICZ-Präsident Jacques Lande finden Sie online: | |
| |
Heute fand der traditionelle Gedankenaustausch zwischen ICZ, JLG und dem Stadtrat von Zürich statt. Auf jüdischer Seite waren Vorstand, Generalsekretäre und Rabbiner anwesend, aufseiten der Behörden die Stadtpräsidentin und sechs weitere Regierungsmitglieder sowie die Stadtschreiberin. Dieser wertvolle Austausch ermöglicht es, die guten Beziehungen zu pflegen, aber auch aktuelle und wichtige Anliegen der jüdischen Gemeinschaft anzusprechen. Das Themenspektrum reichte hierbei von Jugend, Schule, Kultur und Bibliothek bis hin zu Religiösem und der Friedhofsplanung für die kommenden Generationen. Selbstverständlich wurde auch offen über Antisemitismus, Prävention und Sicherheitsanliegen gesprochen. Alle Beteiligten fühlten sich ernst genommen und äusserten ihre Wertschätzung für die Arbeit der anderen. Dadurch konnten Wünsche und Fragen direkt eingebracht und diskutiert werden, was wiederum einen positiven Einfluss auf das Leben jüdischen Einwohnerinnen und Einwohner von Zürich hat. Die Rede von ICZ-Präsident Jacques Lande finden Sie online: | |
| |
| | |
| Gemeinde | |
Gemeinde | ||
Gemeinde |
15. Januar 2020
In der langen Geschichte des Judentums hat es immer wieder Übertritte von Einzelnen, aber nicht selten auch von Völkern gegeben. Die berühmtesten sind die Chasaren, jedenfalls die Oberschicht der Chasaren. Aber auch einzelne Menschen traten immer wieder der jüdischen Religion bei und konvertierten – bis in unsere Tage. Zu vermerken ist, dass die jüdische Religion keine "Mission" kennt und auch nicht vorsätzlich Menschen zum Beitritt veranlasst.
Ein interessanter Fall eines Übertritts ist die Grosstochter einer Prinzessin von Kambodscha, die Bat Mizva feierte.
The granddaughter of a Cambodian princess had a bat mitzvah
(JTA) — Members of the Cambodian royal family gathered last month at the Raffles Hotel Le Royal in Phnom Penh for a celebration. There was music, traditional Cambodian dance performances and plenty of food.
The occasion? The coming-of-age party of the granddaughter of one of the princesses. Well, a bat mitzvah to be exact.
The celebrant, Elior Koroghli, is the the great-granddaughter of the late King Sisowath Monivong, who reigned from 1927 to 1941. She is also an Orthodox Jew.
The 13-year-old grew up in Las Vegas, the daughter of Monivong’s granddaughter Sathsowi Thay Koroghli, who converted to Judaism as an adult, and Ray Koroghli, a Persian Jew. While in Cambodia for the bat mitzvah, the Koroghlis met with the current king and queen mother, and the extended family posed for a photograph, the tzitzit fringes worn by Elior’s brothers clearly visible in the frame.
The festivities reflected the various parts of her heritage. Elior wore both a traditional Cambodian costume and a sparkly bat mitzvah dress. She lit a menorah — the celebration took place during Hanukkah — and performed a Persian-style candle-lighting ceremony. And she played traditional Jewish, Persian and Cambodian songs on the piano, including the classic “Hava Nagila.”
The Koroghlis provided kosher food with the help of Rabbi Bentzion Butman, the Chabad emissary in Cambodia. Chabad.org first reported on the celebration.
“It was just incredible how you can bring Cambodian, Jewish and Persian all into one, where we go to Cambodia and I’m wearing their costume but I’m also lighting a menorah there, and I’m wearing ‘tznius’ clothing,” Elior told the Jewish Telegraphic Agency, using the Hebrew word for modesty.
For members of her family who live in Cambodia, it was the first time they had been to a Jewish event of any kind.
Elior’s mother, Sathsowi, was born in Washington, D.C., where her father was serving as a Cambodian diplomat. Her mother, Princess Sisowath Neary Bong Nga, was King Monivong’s daughter. Sathsowi moved back to Cambodia with her family when she was 2, but most of her childhood was spent in Long Beach, California. She met her husband at a birthday party in Las Vegas.
“He just came to ask me to dance and that was it,” Sathsowi told JTA in a telephone interview.
Today the couple lives with their three children — Elior and her brothers Matanel, 11, and Eliav, 7 — in Henderson, a suburb popular among Las Vegas Jews. Ray works in commercial real estate and Sathsowi is a homemaker.
Though their cultures differ, Sathsowi, who was raised a Buddhist, said religion did not come up much while she and Ray were initially dating. But a few years later, she joined her husband for a lecture by Rabbi Shea Harlig, the Chabad emissary in Las Vegas. Sathsowi only caught the end of the talk, but the rabbi’s teaching about God being infinite stuck with her.
“I was taught about Buddha. And I’m thankful for all that I was taught because it made me who I am. It gives me patience, it makes me who I am at [my] core,” Sathsowi said. “But on the other hand, I just believe that something created all this. So when the rabbi spoke about that, it was just like, whoa, this is how I’m feeling. So that’s why I wanted to know more.”
Sathsowi eventually became a Jew by choice, initially converting through the Conservative movement in 2003. Two years later, she and Ray were married in Israel. The couple would come to embrace Orthodox Judaism and, nine years after her first conversion, Sathsowi had a second one with an Orthodox rabbi. The couple also had a second wedding ceremony performed by an Orthodox rabbi.
“It just kind of happened naturally,” she said. “It took a long time, many years.”
The process wasn’t all easy. She faced pushback from her mother, who was unhappy her daughter was leaving the religion of her birth. At times she felt like an outsider as the only Asian person in her husband’s Persian Jewish family.
It was a desire to reconcile those identities that led Sathsowi to celebrate her daughter’s bat mitzvah in Phnom Penh. The family had already held a celebration at their home in Henderson a year earlier, but Sathsowi wanted something different.
“We want to show her her identity — she’s Persian, she’s Cambodian, she’s Jewish,” Sathsowi said.
For Elior, the identities seem to go hand in hand easily.
“It’s just awesome to be part of a little bit of everything,” she said, “and it’s all different and they all give me different feelings.”
2019
2. Oktober 2019
Es liegt lange zurück: im Jahr 1492 wurden die jüdischen Bewohner Spaniens gezwungen, zum Katholizismus überzutreten oder das Land zu verlassen. Ich kenne eine Zahl von ca. 200‘000 Menschen, die damals das Land verliessen (im nachstehenden Text in der NZZ wird eine wesentlich niedrigere Zahl angegebn!). Abertausende verblieben im Land und fügten sich dem religiösen Zwang und konvertierten zum Christentum. Aber viele dieser Menschen taten das nicht aus religiöser Ueberzeugung, zeigten sich gegen aussen als Christen, verblieben in ihren Herzen und ihrer Überzeugung dem Glauben ihrer Vorfahren treu. Die fanatische Inquisition versuchten, dem mit brutalen Mitteln entgegenzuwirken. Durch brutale Verfolgungen, die in fürchterlichen Autodafés, Quälereien und Verbrennungen endeten, wurden Abertausende von Menschen verfolgt.
Nun 500 Jahre später erinnerte man sich in Spanien dieser Geschichte, und Nachfahren dieser Verfolgten und Geflüchteten (man spricht von etwa 3,5 Mio Sefardim, die ihren Ursprung in Spanien mehr oder weniger nachweisen konnten) und verspricht ihnen durch die Vergabe der spanischen (und genauso der portugiesischen) Staatsbürgerschaft. Die NZZ berichtet:
Die Nachfahren spanischer Juden erfahren späte Gerechtigkeit
Vor mehr als 500 Jahren wurden die Juden aus Spanien vertrieben. In den letzten Jahren konnten ihre Nachfahren die spanische Staatsangehörigkeit einfordern – und jüngst verzeichneten die Ämter einen wahren Ansturm.
Ute Müller, Madrid, NZZ 2.10.2019, 05:30 Uhr
Auch die Spanier werden von ihrer Geschichte eingeholt. Vor gut 500 Jahren hatten die Könige Fernando II. und Isabel I. die Juden ihres Landes in einem Edikt aufgefordert, sich zum katholischen Glauben zu bekennen oder die Iberische Halbinsel zu verlassen. Schätzungsweise 50 000 Juden wurden vertrieben. Die Zahl ihrer Nachkommen, der Sephardim, wird heute auf 3,5 Millionen geschätzt. Die meisten leben in Israel, Frankreich, der Türkei, den USA oder Lateinamerika. Als symbolische Wiedergutmachung bot Madrid ihnen die Rückkehr in die einstige Heimat oder zumindest die spanische Staatsbürgerschaft an. Das vor vier Jahren in Kraft getretene Gesetz sah für die Sephardim eine Vorzugsbehandlung vor, die es ermöglichte, schnell an spanische Papiere zu kommen, ohne einen Wohnsitz im Land zu haben. Der Verband der jüdischen Gemeinschaften in Spanien bezeichnete das Gesetz damals als wichtige Geste. Allen guten Absichten zum Trotz war die Nachfrage am Anfang verhalten, was daran lag, dass Spanien damals in einer schweren Wirtschaftskrise steckte und als Zufluchtsort nicht besonders attraktiv war. Doch das hat sich geändert. Kurz vor Fristablauf Ende September kam plötzlich eine wahre Bewerbungsflut. In einem einzigen Monat wurden mehr als 50 000 Anträge eingereicht, fast so viele wie in den vorausgegangenen vier Jahren. Die Anträge kommen aus 60 Ländern, wobei krisengeschüttelte Länder wie Mexiko und Venezuela besonders stark vertreten sind.
Erstaunlich wenige Anträge gingen aus Israel ein. Bis zum 31. August haben knapp 800 israelische Sephardim die spanische Nationalität erhalten, weitere 2500 Anträge werden bearbeitet. Vermutlich hat das geringere Interesse eher mit der vorgeschriebenen Sprachprüfung zu tun als mit Ressentiments. «Wir Sepharden haben während all dieser Jahrhunderte nie Groll gegen die Spanier gehegt», sagte Avraham Haim, Vorsitzender der sephardischen Gemeinde in Jerusalem, gegenüber der Tageszeitung «El País». «Im Gegenteil, wir sind mächtig stolz darauf, Spanier zu sein.»
12. März 2019
Gehören die "Juden" einer Rasse an? Das ist eine Frage, die immer wieder kontrovers diskutiert und beantwortet wird.
Chabad Lubawitsch geht dieser Frage nach und kommt zu einer klaren Definition:
Are Jews a "Race"?
By Tzvi Freeman - CHABAD LUBAWITSCH MAGAZINE 12.3.2019
Rewritten March, 2019.
While there is a definite cluster of Jewish genes, plenty of people have those genes but aren’t Jewish, and plenty don’t have them and are. DNA does not make you a Jew. It’s something much deeper.
Let’s start from the beginning. The Jewish people began with the descendants of Abraham and Sarah, Isaac and Rebecca, Jacob, Leah and Rachel. The children of Jacob, to start with, likely married out of the family. Then there was the "mixed multitude" that came with the Children of Israel out of Egypt. Until the covenant at Mount Sinai, there was no formal conversion, and Jewishness followed the paternal line. (From Sinai on, Jewishness follows the maternal line.)
The royal family itself is linked to King David, a descendant of a convert named Ruth whose story is told in a book of the Hebrew Bible named after her. Another book, the Megillah of Esther, speaks of “many of the people of the land” becoming Jewish during the Persian exile.
In the Mishnaic Period, some of the greatest sages and leaders were converts—such as Onkelos, Shemaya and Avtalyon—or descendants of converts, such as Rabbi Akiva and Rabbi Meir. Mass conversions may well have occurred in Canaan, Yemen and the Caucasus. Today there are African Jews, Japanese Jews, even Inuit Jews. It seems difficult to call such a mixture a "race."
Indeed, scientists continue to argue whether the term race has any useful meaning when classifying human beings. Racism as a sociopolitical Does race have any useful meaning when classifying human beings?ideology died with the Holocaust and was laid to rest by the civil rights movement for all thinking people. It should be obvious to all who have learned the history of the last century that humanity can no longer afford to discriminate by race or genetic makeup if we are to survive on this planet.
Nevertheless, it’s indisputable that certain groups form clusters in which certain genetic properties are more common than for humanity as a whole. It’s important to understand those clusters, as they help us understand national identities and allegiances, as well as genetic inheritance.
Since Jews have mostly “married in” for several thousand years, yes, there are certain features that are distinctly common among Jews—as there are among Inuits, Icelanders, Amish, the Basque people and others. On the other hand, since there is room for conversion, those features are not ubiquitous within the group.
One feature that stands out in the Jewish cluster: The We’ve yet to find evidence that Jewish intelligence or philanthropy is genetic.average verbal IQ score among Jews is 120. Translate that into percentiles and we discover that the average Jew is a “one out of ten”—brighter than 91% of the population. That may explain why Jews, at only 1.4% of the American population, make up 22% of Ivy League students, 20% of America’s chief executives and have earned 25% of the Nobel Prizes awarded to American scientists (not including Jews born outside the US, such as Albert Einstein) since 1950—32% worldwide in the 21st century—and 52%(!) of Pulitzer Prizes for nonfiction (the key is verbal IQ).
(For a sampling of great Jewish authors, see 101 Authors Who Didn’t Write the Bible.)
But is it all in the genes? So far, no real evidence. No “Jewish genes” for IQ scores have turned up, nor for scientific innovation. Neither do we know of any genetic basis for charitability, yet Jews give far more charity than others in the same income bracket and make up a highly disproportionate number of America’s leading philanthropists (19 out of the top 53 and five out of the top six in 2015 according to the Chronicle of Philanthropy). Is it biology or is it culture?
All that geneticists know so far is that there is certainly a “cluster” of typical Jewish DNA. They’ve also been able to identify several distinct haplotypes—markers in the chromosome structure that cropped up in one individual and have been passed on ever since. That allows them to approximate the age of these unique features, along with a good guess at the geographic origin. The time machine of our genes show that most Jews have a shared ancestry that traces back to ancient Israel. Any competing theories will have to argue with hard science.
Nevertheless, from the perspective of traditional A DNA test demonstrating typical Jewish DNA is not a blank pass into the tribe.Jewish law (known as halachah), a DNA test demonstrating typical Jewish DNA is not a blank pass into the tribe. After all, if your ancestry is from Europe, there’s about a 90% chance of some Jewish DNA turning up in there. That’s due to the many Jews over the ages who were forcibly converted, or simply left the fold due to the hardships involved.
On the other hand, there are entire communities of Jews with no typical Jewish haplotypes to speak of—such as the Bene Israel in India, who are considered Jewish by orthodox standards. Does that mean they are not descendants of Abraham? Not necessarily. Perhaps they were isolated before those haplotype markers turned up.
All this means you’ll still need evidence of a Jewish mother no matter how kosher your DNA. (See our article How Do I Know If I Am a Jew? for all the details.)
Common descent, then, does not make a race, nor does proof that you share it guarantee citizenship. On the other hand, neither does it imply exclusivity.
The traditional Jewish self-concept is that Jews comprise a family held together by a covenant with G‑d accepted at Mount Sinai. Anyone born into that family is there for life—just as you can’t divorce your parents, you can’t undo your Jewishness. A Jew who calls himself by any other name is still a Jew.
On the other hand, just as you could be born into a family, you might also get yourself adopted in—which is fundamentally what conversion is all about. And again, once in, it’s a knot that can’t be undone. Only that to tie that knot, you’ll need to accept upon yourself the same covenant we entered and the mission we were assigned at Mount Sinai over 3300 years ago before a tribunal of qualified Jews.
Jews are bound together tighter than any DNA or ideology could bond us. It is a bond eternal that runs deeper than any bond.
Looking for specifics on what makes a person Jewish? Read: Who Is a Jew?
Or maybe you were curious about what Jews believe? Browse through our section titled An Introduction to Jews and Judaism.
To learn about the rule of matrilineal descent in Judaism, read: Matrilineal Descent in Judaism.
Looking for information on conversion to Judaism? Read: Should I Convert to Judaism? or How To Convert to Judaism.
Wondering if perhaps you might already be Jewish? See How Do I Know If I Am Jewish?
Rabbi Tzvi Freeman, a senior editor at Chabad.org, also heads our Ask
The Rabbi team. He is the author of Bringing Heaven Down to Earth and more recently Wisdom to Heal the Earth.
To subscribe to regular updates of Rabbi Freeman's writing, visit Freeman Files subscription. You can also subscribe to A
Daily Dose of Wisdom.
FaceBook @RabbiTzviFreeman Periscope @Tzvi_Freeman .
30. Dezember 2018
Im Jahr 1492 kam das Ausweisungsedikt in Spanien zur Geltung. Die Juden, die damals in Spanien lebten, hatten zwei Möglichkeiten zum Überleben: entweder mussten sie zur katholischen Kirche konvertieren oder sie mussten das Land verlassen.
Viele Menschen liessen sich zum christlichen Glauben zwingen, pflegten aber nicht selten im Untergrund noch ein kryptojüdisches Leben. Die brutale Inquisition versuchte jahrhundertelang diese Menschen, die Marranos nachzuspüren – manchmal aufgrund von Denunziationen. Nicht selten wurden auch völlig Unschuldige verurteilt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Aufgrund von Denunziationen kam es auch immer wieder dazu, dass sogar Verstorbene und Beerdigte ausgegraben und ihre sterblichen Überreste dem Feuer übergeben wurden.
Nachkommen von diesen Menschen, Conversos, blieben aber jahrhundertelang ihrem jüdischen Glauben offenbar dem Glauben ihrer Vorfahren verbunden, verheirateten sich zum Beispiel nur unter ihresgleichen, oder übten spezielle Traditionen und Rituale aus. Beispiele: Waschungen im fliessenden Wasser von Bächen, pflegten das Essen von Fladenbrot während der Pessachzeit, pflegten das Bedecken der Augen in der katholischen Messe, wenn das Wort „Jesus Christus“ erwähnt wurde.
In den letzten Jahrzehnten ergaben Forschungen, dass offenbar Millionen von Menschen in Spanien, Portugal oder Südamerika Nachkommen von jüdischen Vorfahren immer noch existieren. Nicht selten kommt es dazu, dass diese Nachkommen wieder ganz neu ihre jüdischen Wurzeln entdecken und den Weg zurück zur Religion und Kultur ihrer verfolgten Vorfahren finden.
Der folgende HAARETZ-Artikel geht auf dieses Thema ein:
A Surprising Number of Latin Americans Have Jewish Roots, Study Finds
Even the researchers could hardly believe the findings: 23% of Latin America's urban population could be descendants of Conversos – Spanish Jews forced to convert to Christianity
By Asaf Ronel 29.12.2018 Asaf
27. Dezember 2018
Seit der Schweizer Film „Wolkenbruch…“ mit grossem Erfolg die Thematik des „Schidech“, der Heiratsvermittlung in ultra-orthodoxen Kreisen aufgegriffen hat, beschäftigen sich viele Leute mit dieser Art der Heiratsvermittlung.Man vergisst dabei, dass diese Art der Partnervermittlung bis vor kurzen in gehobenen Schichten ebenfalls gang und gäbe war.
Der folgende NZZ-Artikel über das Ehepaar Chaim und Ilana Lipschitz nimmt dieses Thema auf und zeigt, dass so eine Form der Partnersuche nicht unbedingt etwas Altmodisches oder sogar Schlechtes sein muss.
Wenn ich etwas Persönliches hier einbringen darf: vor 45 Jahren bin ich meiner Frau (von heute) spontan auf einem Schiff von Venedig nach Haifa begegnet. Und genau sieben Tage nach unserem ersten Zusammentreffen entschieden wir uns, so rasch wie möglich zu heiraten. Das war in Jerusalem am 15. Juni 1973! Das ging also wesentlich rascher als bei einem traditionellen Schidech!
nzz 26.12.2018
Verlobt, verheiratet, verliebt: Wie zwei Jüdisch-Orthodoxe in Zürich zwecks Heirat verkuppelt werden
Zwei Wochen nach ihrem ersten Treffen haben sich Ilana und Chaim Lipschitz verlobt, fünf Monate später waren sie bereits verheiratet. Das jüdisch-orthodoxe Zürcher Paar über die Vorteile einer arrangierten Ehe und Dates, die sich wie ein Vorstellungsgespräch anfühlen.
Lena Schenkel26.12.2018 https://www.nzz.ch/zuerich/verlobt-verheiratet-verliebt-wie-zwei-juedisch-orthodoxe-zwecks-heirat-verkuppelt-werden-ld.1447525
5. November 2018
Von den beiden jüdischen Dachverbänden SIG und PLJS wird zur aktuellen Selbstbestimmungsinitiative-Abstimmung folgende Stellungnahme verbreitet:
Sehr geehrte Damen und Herren,
SIG und PLJS treten selten in einem Abstimmungskampf auf. Die Konsequenzen einer Annahme der Selbstbestimmungsinitiative sind aber für Minderheiten in der Schweiz schwerwiegend. Völkerrecht und Menschenrechte bieten Schutz vor Diskriminierung und garantieren Rechte für Minderheiten, die auch dem Staat gegenüber durchsetzbar sind. Darum kämpfen auch die Schweizer Juden, vertreten durch ihre beiden Dachverbände, für ein NEIN zur Selbstbestimmungsinitiative am 25. November 2018.
Mehr Informationen: http://www.swissjews.ch/de/news/sig-news/die-juedischen-dachverbaende-sagen-nein-zur-selbstbestimmungsinitiative/
3./4. November 2018
Die schreckliche Zeit des Zweiten Weltkrieges, die Zeit der Shoa, liegt schon einige Jahrzehnte hinter uns. Aber immer noch gibt es unbewältigte düstere Kapitel, über die eigentlich nie richtig gesprochen wurde. Eines davon ist das Schicksal der jüdischen Bevölkerung Roms, praktisch vor der Haustüre des Papstes Pius XII.
Andrea Spalinger geht dieser Geschichte im nachstehenden NZZ-Artikel nach:
Am 16. Oktober 1943 wurden über tausend Juden aus Rom nach Auschwitz deportiert. Nur 16 von ihnen haben überlebt. Doch bis heute wird in Italien kaum über die Diskriminierung und Verfolgung der Juden gesprochen.
Andrea Spalinger, Rom 3.11.2018 https://www.nzz.ch/international/ein-duesteres-kapitel-der-geschichte-roms-ld.1433469
3./4. November 2018
Die Schindluderei mit den Geldern für sogenannte Nahosthilfe:
Mehr und mehr sickert durch, dass viele NGOs unter falschen Vorzeichen Gelder von europäischen Staaten beziehen, die dann in die Kassen von antisemitischen, antiisraelischen Hassorganisationen fliessen.
Der folgende Artikel von Marcel Gyr und Jenni Thier „Dänemark verschärft Regeln für Nahosthilfe“ der NZZ vom 3. November 2018 geht dieser Sache nach. Dass auch die Schweiz in diesem Business frischfröhlich schon lange mitmischt, ist eine zum Teil bekannte Tatsache!
Gleich viel Geld für weniger NGO: Dänemark verschärft Regeln für die Hilfe im Nahen Osten
Die Höhe der Finanzhilfe bleibt unangetastet bei rund einer Million Franken. Doch Dänemark, das bisherige Partnerland der Schweiz, stellt neue Kriterien für Palästina-freundliche NGO auf.
Marcel Gyr und Jenni Thier3.11.2018, 05:30 Uhr https://www.nzz.ch/schweiz/daenemark-verschaerft-regeln-fuer-die-hilfe-im-nahen-osten-ld.1433028
8. November 2018
80 Jahre Reichspogromnacht – Schweizweit werden die Synagogen beleuchtet
Am 9. November 2018 jährt sich zum 80. Mal die Reichspogromnacht. Der Schweizerische Israelitische Gemeindebund SIG und die Plattform der Liberalen Juden der Schweiz PLJS haben zu diesem Anlass zusammen mit verschiedenen jüdischen Gemeinden eine stille Form des Gedenkens gewählt. Am 8. November 2018 werden in Basel, Bern, Genf, Lausanne und Zürich die Synagogen von aussen speziell beleuchtet.
Rund um den 80. Jahrestag der Reichspogromnacht finden schweizweit Gedenkveranstaltungen statt.
Veranstaltungsüberblick zum Gedenken an den 8. November 1938, der Reichspogromnacht in Deutschland
3.11.2018
Gedenknacht der Israelitischen Religionsgesellschaft Zürich IRG
Am Samstag vor dem Jahrestag veranstaltet der SIG eine Melawe Malke im Gemeindehaus der IRG. An dieser Gedenkveranstaltung wird Rabbiner Mosche Baumel
über Rabbiner Hyle Wechsler, den letzten Mekubal von Aschkenas, sprechen.
8.11.2018
Gedenkveranstaltung der Israelitischen Gemeinde Basel IGB
In Basel lädt die Israelitische Gemeinde Basel IGB zu einer Gedenkveranstaltung
mit Zeitzeugin Christa Markovits, Historiker Erik Petry und musikalischen Beiträgen ein. Die Aussenbeleuchtung der Synagoge wird im Anschluss an die Veranstaltung feierlich eingeschaltet.
Gedenkveranstaltung der Jüdischen Gemeinde Bern JGB
In Bern lädt die Jüdische Gemeinde Bern JGB zu einer Gedenkveranstaltung mit JGB-Präsident Ralph Friedländer, Historiker Daniel Gerson, Gemeinderabbiner David Polnauer und musikalischen Beiträgen ein. Die Aussenbeleuchtung der Synagoge
wird um 18.00 Uhr eingeschaltet.
Gedenkveranstaltung der Communauté Israélite de Genève CIG
In Genf lädt die Communauté Israélite de Genève CIG zusammen mit dem Verein Schweizer Freunde von Yad Vashem
zum 80. Jahrestag ein. Zu Beginn wird um 18.00 Uhr die Aussenbeleuchtung der Grossen Synagoge Beth Yaakov eingeschaltet. An der anschliessenden Gedenkveranstaltung sind die Genfer Staatsrätin Anne Emery-Torracinta, Botschafter Michael Freiherr von Ungern-Sternberg
der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik Deutschland bei den Vereinten Nationen, Schriftstellerin Corinne Chaponnière, CIG-Oberrabbiner Dr. Izhak Dayan und CIG-Präsident Philippe A. Grumbach zu Gast.
Aussenbeleuchtung der Synagoge
der Communauté Israélite Libérale de Genève
In Genf beteiligt sich auch die Communauté Israélite Libérale de Genève am Jahrestag und lässt die Synagoge ab 18.00 Uhr von aussen beleuchten.
Begegnung und Aussenbeleuchtung der Synagoge der Communauté Israélite de Lausanne et du Canton de Vaud
In Lausanne lässt die Communauté Israélite de Lausanne et du Canton de Vaud ihre Synagoge ab 18.00 Uhr von aussen
beleuchten. Zusätzlich findet in Prilly eine Begegnung eines Zeitzeugen mit jungen Erwachsenen der Gemeinde statt.
Aussenbeleuchtung der Synagoge in Lugano
Die Synagoge in Lugano wird ab 18.00 Uhr von aussen und innen beleuchtet.
Gedenkanlass
und Erleuchtung der Synagoge Löwenstrasse in Zürich
In Zürich lädt die Israelitische Cultusgemeinde Zürich ICZ zum 80. Jahrestag ein. Es findet ein Gedenkanlass mit dem Zeitzeugen Werner Merzbacher, ICZ-Präsidentin Shella
Kertész, ICZ-Rabbiner Noam Hertig, SIG-Präsident Herbert Winter, Historiker Jacques Picard und musikalischen Beiträgen statt. Die Aussenbeleuchtung der Synagoge wird im Anschluss an die Veranstaltung feierlich eingeschaltet.
Mehr Informationen und Anmeldung
11.11.2018
Symposium «80 Jahre Reichspogromnacht» der Jüdischen Liberalen Gemeinde JLG Or Chadasch
Die Jüdische Liberale Gemeinde Or Chadasch lädt
gemeinsam mit der Jüdischen Liberalen Gemeinde Migwan in Basel zum Gedenksymposium ein. Der erste Teil wendet sich mit einer Gedenkveranstaltung und Beiträgen von Zeitzeugen explizit an Jugendliche ab 14 Jahren. Nach dem Stehlunch werden Martine
Brunschwig Graf (Präsidentin EKR), Gregor Spuhler (Leiter Archiv für Zeitgeschichte) und Iris Ritzmann thematische Referate halten.
Mehr Informationen und Anmeldung
30. September 2018
Spuren jüdischen Lebens in Osteuropa
Bis zum Holocaust pulsierte in Mittel- und Osteuropa das jüdische Leben auf allen Ebenen. Die Nazis vernichteten nicht nur Millionen von Menschen. Damit verschwand auch praktisch das meiste jüdische religiöse und kulturelle Leben. Im Spiegel berichtet der folgende Artikel mit Fotos von heute über diese untergegangene, reiche Welt des Judentums:
"Bloodlands": Fotos der Spuren jüdischen Lebens in Osteuropa
Spuren jüdischen Lebens in Osteuropa Porträt einer verschwindenden Welt
Hier ein verwilderter Friedhof, dort eine zum Fitnessklub umgebaute Synagoge: Christian Herrmann findet und fotografiert Orte in Osteuropa, wo einst Juden lebten - bevor sie ermordet wurden. Von Katja Iken
23. September 2018
Der jüdische Staat Israel kann man ganz ruhig als „multikulturell“ bezeichnen. Unter seinen Bewohnern kann man jede Hautfarbe entdecken. Gegner von Israel bringen immer wieder das Argument der Apartheid ins Spiel! Die Wirklichkeit in Israel zeigt ein ganz anderes Bild. Ich würde sogar behaupten, dass es selten einen Staat gibt, in dem so viele verschiedene „Rassen“, Mentalitäten und auch kulturelle Eigenarten recht friedlich zusammen leben wie in Israel.
Der nachfolgende Artikel der NZZ von Ulrich Schmied geht auf die Einwanderung der Falaschmura aus Äthiopien ein, die schwarzer Hautfarbe sind und eine spezielle Spielart des gelebten Judentums präsentieren.
Ein Zückerchen für Äthiopiens Juden
Israels Ministerpräsident Netanyahu hat die Aufnahme von 1000 Falashamura angeordnet. Doch in Äthiopien warten 7000 weitere auf die Ausreise und die Einbürgerung. Das Problem: Sie sind nicht überall beliebt. Ist Netanyahus Geste Grossherzigkeit oder Kalkulation?
https://www.nzz.ch/international/ein-zueckerchen-fuer-aethiopiens-juden-ld.1421286
Ulrich Schmid20.9.2018, 13:57 Uhr
2. April 2018
Seit Jahrzehnten finden (v.a. israelische) Archäologen und Historiker immer wieder neue Relikte aus ferner Zeit, die das bis anhin bekannte Bild der früher Hebräer zum Teil verändern. Neuerdings hat man im Sinai wiederum Relikte gefunden, die möglicherweise ein neues Licht auf "Gottesvorstellungen" werfen.
A Strange Drawing Found in Sinai Could Undermine Our Entire Idea of Judaism
Is that a 3,000-year-old picture of god, his penis and his wife depicted by early Jews at Kuntillet Ajrud?
By Nir Hasson, Apr 02, 2018 – HAARETZ
22. Januar 2018
Der folgende Film über Rabbi William Wolff ist ein Lebensbild eines nicht mehr so jungen, aber nicht weniger agilen und witzigen Rabbis der sehr alten Schule! Rabbi Wolff ist ein richtiges Original. Er wurde von ARTE ausgestrahlt!
https://www.youtube.com/watch?v=a5QQrNgkFzI&feature=youtu.be
25. Dezember 2017
A History of the True Hebrews (Documentary)
Wer sind die wirklichen Hebräer? Rund um diese Frage gibt es viele Behauptungen. Das folgende Video geht dieser Frage nach und versucht sie zu beantworten.
https://www.youtube.com/watch?v=T4zjfVgud-U
14. Dezember 2017
Lange, bevor der Islam sich ausbreitete, war ein grosser Bevölkerungsteil auf der Saudi Arabischen Halbinsel jüdisch. Der folgende Artikel von HAARETZ geht darauf ein:
Before Islam: When Saudi Arabia Was a Jewish Kingdom
The discovery of the oldest-known pre-Islamic Arabic writing in Saudi Arabia, from ca. 470 CE, evidently caused some consternation, given its Christian and Jewish context.
https://www.haaretz.com/jewish/archaeology/1.709010
30. November 2017
Import von geschächtetem Fleisch weiter erlaubt
Die Thematik von "geschächtetem Fleisch", das für praktizierende jüdische Menschen Voraussetzung für "Fleischgenuss" ist, darf nach einem Beschluss des Ständerates auf eine Motion vom Berner SP-Nationalrat Matthias Aebischer weiterhin importiert werden. SP Nationalrat Aebischer hat sich nach Einreichung seiner Motion in Interviews neben der qualvollen Aufzucht von Stopfenten auch über das "Schächten" geäussert. Er hinterliess den Eindruck, dass er sich mit diesem Thema eindeutig nicht genügend auseinandergesetzt hat und sich demnach - wie viele andere - keine abschliessende Kenntnis der "Schächtung" besitzt. Seine Aussagen waren wirr!
Und so scheint es mir allgemein bei Kritikern von geschächtetem Fleisch zu sein. Vor allem von Seiten von Fleischessern kommen immer wieder Argumente, die rund um diese Schlachtungsart aus meiner Sicht nicht stichhaltig sind. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass JEDE Schlachtungsart, jede Tötungsart eines Tieres eine an und für sich brutale Angelegenheit ist. Die verschiedenen Tötungsarten beim Schlachtvorgang haben alle für sich Vorteile UND Nachteile! Ich bin definitiv der Meinung, dass Tierliebhaber, die gegen eine Tötung von Tieren für den Essgebrauch sind, einen vegetarischen oder sogar veganen Lebensstil anzielen müssten. Ich persönlich esse sehr selten Fleisch, darf mich deshalb nicht als Vegetarier ausgeben, empfinde aber für einen überzeugten Vegetarier hohe Achtung! Mit Kritikern der Schächtung habe ich allerdings grosse Mühe, wenn sie selber Fleisch aus einem Schlachthaus geniessen!
Zum NZZ Artikel: https://www.nzz.ch/schweiz/aktuelle-themen/kein-importverbot-fuer-foie-gras-ld.1333675
Bagatellisierte Tierquälerei
Die Stiftung «Tier im Recht» verzeichnet einen neuen Rekord an durchgeführten Tierschutz-Strafverfahren – und fordert mehr Sorgfalt beim Strafvollzug
14. Oktober 2017
In der vieltausenjährigen Geschichte des Judentums ist es immer wieder zu Übertritten zur jüdischen Religion gekommen, obwohl das Judentum eigentlich keine Mission kennt.
Die Geschichte einer russischen Grossfamilie, die vor mehr als 100 Jahren ihr Land verliess und nach Palästina reiste und sich dort zum Judentum bekannte, ist bemerkenswert. HAARETZ vom 13.10.2017 berichtet darüber. Diese Geschichte beinhaltet auch eine wunderschöne Liebesgeschichte!
The Christians Who Left Russia to Join the Jews in the Holy Land
Notebooks over a century old tell the story of the Russians who took on a new religion and helped build what would become a new country!
https://www.haaretz.com/israel-news/.premium-1.816846
8. Oktober 2017
The Last Jews of Ankara: A Once-thriving Jewish Community Dwindles to Near-extinction (Jom Kippur 2017)
The ancient Turkish community dates back to biblical times but today its 24 members struggle to make a minyan on Yom Kippur
By Esti Judah and Davide Lerner Oct 02, 2017 (Haaretz, 8.10.2017)
https://www.haaretz.com/middle-east-news/turkey/.premium-1.815395
5. September 2017
Wem gehört die Klagemauer?
Die sogenannte "Klagemauer", die westliche Stützmauer des Tempelberges ist bekanntlich der letzte Überrest des Zweiten Jerusalemer Tempels. Seit der Zerstörung dieses (jüdischen) Tempels werden diese Steine verehrt, wird dort gebetet und werden Wünsche und Klagen auf Zetteln in die Ritzen gelegt.
Die Kontrolle über diese Stätte wird durch ultra-orthodoxe Funktionäre ausgeübt, die dort das Sagen haben. Liberale Traditionen, zum Beisipiel das Beten von Männern und Frauen, oder das Toralesen von Frauen, werden nicht zugelassen. Die Kotel (wie dieser Ort auf hebräisch heisst) ist also ein Ort der (religiösen) innerjüdischen Auseinandersetzung. Ganz zu schweigen von allen anderen Problemen mit den islamischen Stellen, die sich rund um den ganzen Tempelberg immer wieder entladen.
Richard C. Schneider geht in seinem Essay "Wem gehört die Klagemauer" diesem Thema nach:
Liberale Juden wollen die Vorherrschaft der Orthodoxie in religiösen Belangen zurückdrängen. Noch kann Israels Regierung Strömungen bremsen, die sich auch in Israel eine Trennung von Staat und Religion wünschen.
Richard C. Schneider Jerusalem
Mit Schrecken blickte die internationale Öffentlichkeit im Juli auf die blutigen Unruhen zwischen Israelis und Palästinensern am Tempelberg in Jerusalem – einem der heiligsten Orte für Muslime, Juden und Christen. Nur einen Monat zuvor war es an diesem Ort allerdings zu einer anderen Auseinandersetzung gekommen, die in der breiten Öffentlichkeit kaum verfolgt wurde. Denn es war ein innerjüdischer Konflikt, der unblutig verlief. Für den Staat Israel ist er jedoch von zentraler Bedeutung.
Es ging um das wichtigste Heiligtum des jüdischen Glaubens, die sogenannte Klagemauer, also die äussere Westmauer des zweiten jüdischen Tempels, der dort stand, wo sich heute der islamische Felsendom und die Al-Aqsa-Moschee befinden. Die Mauer, die sich unterhalb des Tempelplateaus befindet, ist ein Reststück des Tempels, der 70 n. Chr. von den Römern zerstört wurde.
Wie in ganz Israel hat auch an der Klagemauer die jüdische Orthodoxie das Sagen. Sie verdankt dem Staatsgründer und ersten israelischen Premier David Ben-Gurion das Monopol auf alle religiösen Belange. Ben-Gurion, ein säkularer Jude, brauchte nach dem Holocaust Einheit unter den jüdischen Fraktionen, um das Ziel, einen eigenen Staat zu schaffen, zu erreichen. Nach dem europäischen Judenmord war Israel eine noch drängendere Notwendigkeit geworden, interne Auseinandersetzungen bedeuteten eine Schwächung der politischen Stosskraft. So erhielt die Orthodoxie das Recht, zivilrechtliche Dinge wie Geburt, Beschneidung, Eheschliessung und Tod zu regeln, ebenso religiöse Entscheidungen, die das ganze Land betreffen. Deshalb müssen etwa Hotels in Israel eine koschere Küche haben, und am Sabbat dürfen keine öffentlichen Verkehrsmittel fahren.
Doch dieses Monopol hat im Laufe der Jahrzehnte für viel Unruhe nicht nur innerhalb Israels gesorgt, sondern noch mehr in der jüdischen Welt. Die meisten Juden weltweit sind nicht mehr orthodox. Insbesondere in den USA ist die grosse Mehrheit der rund sechs Millionen Juden entweder säkular, oder sie gehört reformierten Gemeinden an, in denen Männer und Frauen in der Synagoge beisammensitzen und nicht getrennt wie in orthodoxen Synagogen. Frauen können Rabbiner werden, dürfen aus der Thora lesen – Dinge, welche die patriarchalische Orthodoxie als blasphemisch ablehnt.
Aber mehr noch: Konversionen, die von liberalen Rabbinern durchgeführt werden, werden in Israel nicht anerkannt, sodass eine solche Person nicht ohne weiteres einwandern kann. Ebenso werden nicht orthodoxe Ehen nicht immer anerkannt. Die Probleme, denen sich die Mehrheit der amerikanischen Juden in Israel gegenübersieht, sind mannigfaltig. Das verärgert die nach Israel wichtigste jüdische Gemeinschaft der Welt.
Trennung von Männern und Frauen
Aufgrund des Monopols darf an der Klagemauer ausschliesslich nach dem orthodoxen Ritus gebetet werden. Die Mauer ist aufgeteilt in einen Teil für Männer und einen kleineren Teil für Frauen. Jahrelang kämpften liberale Gruppen in Israel, etwa die Women of the Wall, um das Recht, an der Klagemauer so zu beten, wie sie das wollen. Die Westmauer gehöre allen Juden, argumentieren sie. Sie sei das Heiligtum, welches das jüdische Volk einen und nicht trennen solle. Immer wieder werden liberale Gemeinden aus den USA in Israel vorstellig, um bei der Regierung eine Lockerung der Regeln an der Klagemauer zu erreichen.
Vor kurzem schienen sie am Ziel zu sein. Nach jahrelangen Verhandlungen einigte sich Premier Benjamin Netanyahu mit den entsprechenden Organisationen auf einen Kompromiss. Ein Teil der Westmauer sollte dem egalitären Gottesdienst vorbehalten werden. Der grösste Teil der Mauer bliebe aber weiterhin in den Händen der Orthodoxie.
Doch im Juni kassierte Netanyahu den Kompromiss: Der Druck des Rabbinats und seiner ultraorthodoxen Koalitionspartner war zu gross geworden. Wenn Netanyahu, ein durch und durch säkularer Jude, etwas nicht verlieren will, dann ist es seine Macht – schon gar nicht wegen eines Stücks Mauer. Also verwarfen der Premier und sein Kabinett den Kompromiss und überraschten damit nicht orthodoxe Institutionen in Israel und den USA.
Nathan Sharansky, der Präsident der Jewish Agency, die sich um die Beziehungen zwischen Israel und der jüdischen Diaspora kümmert, tobte. Er war wesentlich an dem Zustandekommen des Kompromisses beteiligt gewesen und war von Netanyahus Entscheidung hinterrücks erwischt worden. Alle grossen amerikanisch-jüdischen Organisationen erklärten, die Entscheidung Netanyahus würde die Beziehung zwischen Israel und dem amerikanischen Judentum schwächen. Salai Meridor, ein ehemaliger israelischer Botschafter in den USA, wurde noch deutlicher: Die Entscheidung sei «eine Ohrfeige ins Gesicht des Weltjudentums».
Netanyahu schien sich total verkalkuliert zu haben. Wut und Enttäuschung über die israelische Regierung waren gross in den USA. Eine Reihe US-jüdischer Organisationen sowie Einzelpersonen drohten, ihr Engagement im jüdischen Staat zu reduzieren oder gar abzubrechen. Ike Fisher etwa, ein U-Samerikanischer Tycoon, stoppte millionenschwere Investitionen und zog sein Geld aus Israel ab.
Netanyahu blieb allerdings hart. Er schien davon auszugehen, dass die Wogen sich schon bald wieder glätten würden. Er war sich sicher, dass kein Jude Israel fallenlassen würde. Dazu ist der jüdische Staat als Rückversicherung für das Diaspora-Judentum zu wichtig. Aber ist das wirklich so? Das mag für die Juden in Europa gelten, wo sich gerade in den letzten Jahren neue Bedrohungen für die jüdischen Gemeinden abzeichnen. Die USA, die «Goldene Medine», das «goldene Land», wie Amerika auf Jiddisch genannt wird, aber sind anders. Juden sind integriert, man findet sie in vielen wichtigen Positionen an Universitäten, in Unternehmen, in der Politik.
Die liberale Mehrheit der US-Juden
Die Mehrheit der US-Juden ist liberal, wählt demokratisch. Sie hat schon lange ein Problem mit der zunehmend nationalistischen, orthodoxen und zum Teil tribalistischen Entwicklung in Israel. Die grosse Mehrheit amerikanischer Juden sieht Menschenrechte, Liberalismus und Pluralismus, soziales Engagement und Solidarität mit Minderheiten als wesentliche Werte ihres jüdischen Selbstverständnisses.
Doch Israels Premier erhielt ausgerechnet von Präsident Donald Trump unfreiwillige Schützenhilfe. Der seit Monaten anwachsende Antisemitismus in den USA, der mit Charlottesville einen traurigen Höhepunkt erlebte, sorgt für Unruhe in den jüdischen Gemeinden. Ein Brandanschlag auf ein Holocaust-Museum in Boston, die Schändung einer Synagoge in Philadelphia, die Rufe der Alt-Right, man werde die USA nicht den Juden überlassen – all das sind Auswüchse, die sich Juden in den USA des 21. Jahrhunderts nicht vorstellen konnten.
Vor allem ältere Juden haben Angst, dass sie die USA verlassen müssen. Ganz gleich, wie real diese Befürchtungen sind – es bedurfte nur weniger Monate, um Urängste in der jüdischen Bevölkerung zu wecken. Für Netanyahu, so zynisch das klingen mag, ist dies ein Geschenk. Er wird es nicht versäumen, den amerikanischen Juden klarzumachen, dass Israel auch für sie eine Rückversicherung ist, dass Israel weiterhin unterstützt werden muss, koste es, was es wolle. Angesichts der Vorgänge in den USA, die ja nicht nur Juden bedrohen, sondern das gesamte demokratische System erschüttern, ist ein kleiner Streit um die Klagemauer schnell vergessen.
Doch so einfach ist es auf Dauer nicht. Die Women of the Wall haben längst angekündigt, dass sie ihren Kampf um die Liberalisierung der Klagemauer fortführen werden. Und irgendwann wird sich die politische Lage in den USA wohl wieder beruhigen. Sodass die Frage, inwiefern Israel der grossen Mehrheit der Diasporajuden gleiche Rechte einräumt, wieder auf die Tagesordnung liberaler jüdischer Organisationen kommen dürfte.
Nicht erst seit dem Scheitern des Kompromisses um die Klagemauer ist deutlich geworden, dass die Einheit des Judentums bedroht ist. Längst driften «israelische» und «jüdische» Identität auseinander. Eine im Grunde logische Entwicklung aufgrund unterschiedlicher Realitäten. Israelische Identität hat viel mit Kriegen und Militärdienst zu tun, jüdische Identität in der Diaspora mit der Erfahrung, als Minderheit in einer nicht jüdischen Umwelt zu leben. Allein diese beiden Aspekte führen dazu, dass man anders wird und denkt. In den USA hat sich im liberalen Judentum zum Teil sogar eine neue jüdische Theologie entwickelt, für die Israel – gemeint ist der moderne jüdische Staat, nicht das biblische Israel – nicht mehr von zentraler Bedeutung ist.
Irgendwann wird sich Israel eine Frage stellen müssen, der man bislang aus dem Weg geht: Ist es wirklich der Staat aller Juden oder «nur» der Staat seiner Bürger? Damit sind dann auch alle Israelis gemeint, die keine Juden sind, wie etwa anderthalb Millionen Araber mit israelischer Staatsbürgerschaft. Selbst wenn Netanyahu mit seiner Entscheidung diesmal noch davongekommen zu sein scheint – das Verhältnis zwischen Israel und den amerikanischen Juden könnte in Zukunft problematische Zeiten erleben. Es sei denn, der Antisemitismus würde weltweit weiter anwachsen – wie so häufig in der jüdischen Geschichte. Denn der Feind von aussen verbindet.
7. August 2017
Sarah Ebel-Fraiman, Zürich: Religiöses Judentum und Sozialismus - Spannungsfelder?
Auf der Homepage der Religiös-Sozialistischen Vereinigung RESOS (einer christlichen Bewegung) lese ich einen Beitrag von jüdischer Seite über "religiöses Judentum und Sozialismus - Spannungsfelder?", den ich hier aufführen möchte. Ich wurde von Jochi Weil, einem in Sachen Friedensförderung aktiven Hansdampf-in-allen-Gassen!, auf diesen Text hingewiesen:
http://www.kirchgemeinde.ch/kg/resos/resos
30. Juni 2017
Es ist ein offenes Geheimnis, dass in Israel, namentlich in Jerusalem, ultra-orthodoxe Kreise, die eine Minderheit unter der jüdischen Bevölkerung bilden, mehr und mehr das Sagen haben wollen. -
Für neue religiöse Unruhe sorgen diese Kreise, die die Regierung Netanyahu offenbar unter Druck setzten, wieder einmal mehr rund um die Kotel (Westmauer des Tempelberges) bezüglich den Betenden für Unruhe sorgen. Diese Kreise setzen alles in Bewegung, damit nicht nur diejenigen Teile, an denen Männer und Frauen getrennt beten, sondern auch der dritte Teil (unter dem Robinson-Tor), der bis anhin Frauen und Männern gleichzeitig Zutritt gewährte. Sie wollen wieder den alten Status herbeiführen. Dass hingegen wird von liberaler jüdischer Seite nicht goutiert. Die liberalen Gemeinden in den USA, zu denen die Mehrheit religiöser Juden gehört, melden sich nun vehement zu Wort.
Das offizielle Statement der israelischen Regierung dazu:
Erklärung des Kabinetts zur Klagemauer Kabinettssekretär Tzachi Braverman hat sich am Montag zu der Entscheidung der Regierung betreffs der Klagemauer geäußert. Braverman erklärte: „Es ist Premierminister Netanyahu wichtig, dass jeder Jude an der Klagemauer beten kann. Daher hat er begleitend zu der gestrigen Entscheidung drei Direktiven herausgegeben, die leider nicht beachtet wurden: „Zunächst hat der Premierminister angewiesen, die | ||
Erklärung des Kabinetts zur Klagemauer | ||
Kabinettssekretär Tzachi Braverman hat sich am Montag zu der Entscheidung der Regierung betreffs der Klagemauer geäußert. Braverman erklärte: „Es ist Premierminister Netanyahu wichtig, dass jeder Jude an der Klagemauer beten kann. Daher hat er begleitend zu der gestrigen Entscheidung drei Direktiven herausgegeben, die leider nicht beachtet wurden: „Zunächst hat der Premierminister angewiesen, die | ||
Gebet an der Klagemauer, hier eine Aufnahme von 1938 (Foto: GPO) |
Andreas Mink, 30. Juni 2017 - Tachles 30.6.2017
Die Debatte um den Zugang zur Klagemauer und die Anerkennung von Konversionen in Israel erschüttert weiterhin auch die USA.
Would the Reform Jewish Leader Give Up the Western Wall for Peace? (Haaretz 29.6.2017)
A Haredi politician's hint that he would join the left if it drops the Reform movement raises a touchy question: Does peace or religious plurality take precedent?
5. April 2017
Aufruf zur finanziellen Unterstützung rund um die Rettung von historischen Überresten aus biblischen Zeiten.
Auf dem Jerusalemer Tempelberg wütet die Wakf und versucht, sämtliche Quellen und Reminiszenzen über die jüdische Vergangenheit zu eliminieren!
Seit der Wiedervereinigung Jerusalems in der Folge des 6-Tage-Krieges von 1967 geniessen die islamischen Verantwortlichen auf dem Tempelberg rund um den Omarschrein und die Al-Aqsa-Moschee Narrenfreiheit.
Für religiöse Juden, die dort beten möchten, an der Stelle, an der die zwei biblischen Tempel standen, gilt von islamischer Seite ein Zutrittsverbot. Allerdings wird auch von religiös-jüdischer Seite den Gläubigen empfohlen, dieses Terrain nicht zu betreten, da nicht klar ist, wo genau das "Allerheiligste" des Tempels lag, das nur vom Hohepriester an Jom Kippur betreten werden durfte.
Es ist eine Binsenwahrheit, dass von islamischer Seite alles versucht wird, um jüdische (v.a. biblische) Spuren der Vergangenheit zu verwischen. Die Narrenfreiheit, die dort oben herrscht, nutzten die Funktionäre des (mosl.) Haram alScharif, um klammheimlich im Untergrund eine neue Moschee zu bauen. Dabei wurde bei Nacht und Nebel tonnenweise Aushub weggeschaffen. Unter diesem "Aushub" befanden sich zahlreiche archäologisch (und auch religiös) wichtige Überreste aus biblischer Zeit, die für die archäologische Auswertung von höchster Wichtigkeit ist. Dieser aufgefundene Aushub - vermutlich nur ein kleiner Teil vom wirklichen Aushub - wurde von israelischen Archäologen aufgefunden. Man geht davon aus, dass bereits wichtige historische Überreste bereits verloren gingen oder willentlich vernichtet wurden. Hier wird nun noch am verbliebenen Rest wissenschaftlich gearbeitet und ausgewertet unter dem Motto: noch retten, was gerettet werden kann!
Diese staatliche archäologische Stelle, die hier arbeitet, die Israel Archaeology Foundation, braucht für ihre weitere Arbeit dringend finanzielle Flüssigmittel. Das folgende Rundschreiben geht auf diese Thematik ein. Ich unterstütze diesen Aufruf für finanzielle Unterstützung!
Spenden werden erbeten auf das folgende Konto:
Account name:
Israel Archaeology Foundation
Bank: BANK LEUMI LE ISRAEL B.M.
Leumi's swift code: LUMIILITXXX
Account number (IBAN): IL06- 0109- 0400- 0002- 5110- 015
im März 2017
Die "Aug' um Auge"-Behauptung
Die immer wiederkehrende Behauptung, dass die Hebräische Bibel (aus christlicher Sicht: das Alte Testament) einem rachesüchtigen Gott huldige und vor allem diejenige Stelle, die von "Aug' anstelle eines Auges...' die Rede sei, ist nicht richtig. Das folgende Beispiel aus dem reformierten Online-Portal ref.ch zeigt wieder einmal mehr, dass diese Behauptung nach wie vor ihr Unwesen treibt.
Ein Beispiel, das mir kürzlich über den Weg gelaufen ist:
Katharina Meier 17. März 2017 „… Aug um Aug, Zahn um Zahn: In den USA kennen 31 der 50 Bundesstaaten die Todesstrafe“.
Aug' um Auge - עין תּחת עין ajin tachat ajin
Hier geht es um das sogenannte Talions-Gebot aus (der hebräischen Bibel) Ex 21,23–25, das auch im Neuen Testament bei Matthäus (Mt 5,1–7.28f. und Mt 5,38f) erwähnt wird:
„[…] so sollst du geben Leben für Leben, Auge für Auge, Zahn für Zahn, Hand für Hand, Fuß für Fuß, Brandmal für Brandmal, Wunde für Wunde, Strieme
für Strieme.“ (Übers. Wikipedia).
Ich zitiere nachfolgend Wikipedia, die folgendes sehr präzis ausführt:
"Nach rabbinischer und
überwiegender historisch-kritischer Auffassung verlangt der Rechtssatz
bei allen Körperverletzungsdelikten einen angemessenen Schadensersatz vom Täter, um die im Alten Orient verbreitete Blutrache illegal
zu machen, durch eine Verhältnismäßigkeit von
Vergehen und Strafe abzulösen und Gleichheit vor dem Gesetz für
Männer und Frauen, Arme und Reiche herzustellen.
Der Rechtssatz wurde in der Christentumsgeschichte oft als „Auge um Auge, Zahn um Zahn…“ übersetzt und als Talionsformel (von lateinisch talio, „Vergeltung“) aufgefasst, die das Opfer oder seine Vertreter auffordere, dem Täter Gleiches mit Gleichem „heimzuzahlen“ bzw. sein Vergehen zu sühnen („wie du mir, so ich dir“). Tatsache ist jedoch, dass der biblische Kontext und die jüdische Tradition dieser Auslegung wiedersprechen. - Beide Auffassungen haben die Religions- und Rechtsgeschichte beeinflusst."
Mischpatim - "Auge um Auge" - im ernst? / Parascha Talk vom 10. Februar 2018
Israelitische Cultusgemeinde Zürich ICZ, Rabbiner Noam Herzig dazu:
Ich empfehle im weiteren bei Wikipedia noch vertiefter diese Thematik anzugehen:
____________________________________________________________________
WOCHENPARASCHOT, Erklärungen von Rav Noam Hertig, ICZ (Youtubes) - im Anschluss finden Sie die Likrat Schabat von Rabbiner Ruven Bar-Ephraim der JLG Zürich.
_____________________________________________
Hier finden Sie die ICZ-Youtubes und die Texte des Likrat Schabat von Rav Bar-Ephraim zu den Wochenabschnitten
2018
23. März 2018
Sidra Zaw, Schabbat HaGadol, 8. Nissan 5778
Innerjüdische Dialektik
Ich liebe die Prophetenbücher. Ich meine die mit Namen genannten Bücher wie Jeschaja, Jirmeja, Jecheskel, Hoschea, Joel, Amos, Owadja, Jona, Micha, Nachum, Chawakuk, Zefanja, Chagai, Secharja und Malachi. Diese Bücher enthalten in wunderschöner Sprache gefasste – wenn auch nicht immer verständliche –Prophezeiungen, Gedichte, und innen- und aussenpolitische Verkündigungen. Die Propheten reden Klartext über Missstände in der Gesellschaft und das (Miss-)Verhalten der Könige und der Priester. Die Tradition, an Schabbat und an Feiertagen nach der Tora-Lesung eine Haftara aus einem der Prophetenbücher zu lesen, bringt eine innerjüdische Dialektik ans Licht. Die Talmud Rabbinen kuppelten die von ihnen ausgewählte Haftara planmässig an jeweils je eine Sidra aus der Tora, womit sie eine Verbindung zwischen der Tora und den Propheten erstellten. Das eine Mal unterschreibt die Haftara den Tora-Text, das andere Mal kommentiert oder kritisiert sie ihn.
Wir lesen diese Woche die Sidra Zaw, die sich mit dem Tempeldienst, den Opfergaben und den Aufgaben der Priester befasst. Der Text ist so detailliert, dass wir das herumspritzende Blut fast riechen können. Dieser Text skizziert ein Bild einer vergangenen Realität. Eine Welt, die wir uns nur schwer vorstellen können. Eine Realität, in der das Schlachten und verbrennen von Tieren uns nahe zu Gott bringen soll, ist nicht mehr die unsere.
Die talmudischen Rabbinen hatten offenbar auch Mühe mit der Verbindung zwischen Opferritualen und Gottesnähe. In Mischna Awot (1, 1) lesen wir: „Mosche empfing die Torah vom Sinai her und überlieferte sie an Jehoschua; Jehoschua überlieferte sie den Ältesten; die Ältesten überlieferten sie den Propheten; die Propheten überlieferten sie den Männern der grossen Versammlung“. In ihrer Absicht, den Weg aufzuzeigen, den die Tora quer durch das Judentum und Generationen hin ablegt, lassen sie die Priester aus. Dies ist umso auffallender, da die Priester in der Verbreitung der Tora unter dem Volk – sie hatten die Aufgabe dem Volk aus der Tora vorzulesen – eine wichtige Rolle gespielt haben, und darüber hinaus, sich ein ansehnlicher Teil der Tora dem Tempeldienst, den Aufgaben und dem erforderten Verhalten der Priester widmet. Dass die Sehnsucht der talmudischen Rabbinen für einem Wiederaufbau des Tempels nicht wirklich passioniert war, zeigt sich auch in der Wahl der Haftara zum Tora-Text des ‚Schabbat Hagadol‘, dem Schabbat vor Pessach. Der Prophet Malachi ‚schreit‘ dem Volk leidenschaftlich zu, es käme nicht auf die Präzision des Opferkultes an, sondern darauf, ob man recht tut, gerecht ist und der Gerechtigkeit nachstrebt. Nur dann, so Malachi, wird der Elijahu kommen und die Generationen versöhnen.
Oft kommt die Frage auf mich zu, weshalb wir im Liberalen Judentum die Texte über den Tempeldienst und die Opferrituale noch lesen? Meine feste Antwort: Da die ganze Tora zu unserer Erbschaft gehört. Da bestimmte Texte uns die Möglichkeit bieten, uns damit auseinanderzusetzen und unsere eigenen Standpunkte einzunehmen. Da wir auch heute noch Rituale ausführen und es mir ein Anliegen ist, dem ‚richtigen‘ (dem Recht-Tun entsprechenden) Verhältnis zwischen Moral und Ritual recht zu tun. Obschon Rituale in der Erhaltung der Tradition wichtig sind, dürfen sie die Gerechtigkeit niemals überschatten. Und genau dies nahmen die talmudischen Rabbinen in Betracht. Wenn notwendig, war ihre Wahl der Haftara darauf ausgerichtet, den Tora-Text auszugleichen.
Schabbat Schalom, Rabbiner Ruven Bar Ephraim, Jüdische Liberale Gemeinde Zürich
18. März 2018
Wajikra - "Der Anführer (Nassi), der sündigen wird"/ Parascha T
2. März 2018
Ki Tisa - Wie können wir G-tt erfassen?/ Parascha Talk
17. Februar 2018
Terumah - Geben und Nehmen - ICZ heisst Mitmachen / Parascha Talk
10. Februar 2018
Mischpatim - "Auge um Auge" - im ernst? / Parascha Talk
2. Februar 2018
Sidra Jitro, 18. Schewat 5778
02.02.2018 18.45 Ma’ariw leSchabbat
03.02.2018 10.00 Schacharit leSchabbat – 40 Jahre Or Chadasch
Helden - Frage eine willkürliche jüdische Person, welche drei Ereignisse aus der Tora die wichtigsten seien, und sie werden wie aus einem Mund sagen: Die Schöpfung, der Auszug aus Ägypten und die Gesetzes-Offenbarung am Berg Sinai. Die drei Ereignisse sind tief in der kollektiven jüdischen Erinnerung und in die individuelle jüdische Seele eingekerbt. Die Psalmen und liturgischen Texte sind von diesen drei Themen durchzogen, wobei die Anerkennung Gottes als Schöpfer, Erlöser und Gesetzgeber im Zentrum steht. In der jüdischen Tradition symbolisieren Schöpfung, Erlösung und Offenbarung jedoch nicht nur den Zusammenhalt auf Grund einer prägenden Vergangenheit. Sie haben eine auf die Zukunft gezielte Bedeutung bekommen. Mit der Fähigkeit zu schöpfen, sind wir imstande, uns selbst und die Welt um uns herum zu verbessern. Die Offenbarung Gottes ist ein immerwährender Zustand, der uns in den Momenten der Wahl dazu zwingt, das Gute zu wählen. Die Erlösung aus der bedrängten Zeit in Ägypten schöpft Hoffnung auf eine messianische Erlösung.
In der dieswöchigen Sidra Jitro, lesen wir über die Offenbarung der zehn Worte am Berg Sinai. Das Volk steht am Fuss des Berges, auf sicherem Abstand, um von der göttlichen Erscheinung auf dem Gipfel des Berges nicht getroffen zu werden. Gottes Manifestation ist wuchtig: Der Berg bebt, die Elemente toben, es donnert, blitzt und raucht, ein gewaltiger Schofarton zerschmettert den Himmelsraum. Darüber, was das Volk von dem Text der zehn Worte genau gehört hat, sind sich die Tora Erklärer nicht einig. Manche meinen, die Kinder Israels hätten alles gehört, andere, nur das Wort ‚Anochi‘ - Ich bin - und wieder andere glauben zu wissen, sie hätten nur den ersten Buchstaben, das Alef - א- (ein stummer Buchstabe) gehört. Wie bei vielen Mizwot in der Tora, ist Gott, der Aussprecher der zehn Worte, in der Ich-Form, der Angesprochene in der Du-Form geschrieben. Das Volk empfing das Gesetz, jede einzelne Person jedoch jedes einzelne der zehn Worte. Das Volk verpflichtete sich der Gesetzestreue, das Individuum des Aufbaues einer gerechten Gesellschaft.
Vor vierzig Jahren gründete eine Gruppe Gleichgesinnter die Jüdische Liberale Gemeinde Or Chadasch. Ihr Ziel war es, in Zürich ein neues Licht auf das Judentum scheinen zu lassen. Das Judentum, das die Gründergeneration vor Augen hatte, sollte offen und zeitgemäss gelebt werden. Werte nicht Dogmen, sollten das Fundament sein. Mutige Männer und Frauen verabschiedeten sich von ihrer ‚Heimatgemeinde‘ und ebneten den Weg für die Gleichberechtigung der Männer und Frauen im Kultus und in der Führung der Gemeinde. Diese mutigen Männer und Frauen gründeten eine Gemeinde, in der Familien und Individuen, ungeachtet ihrer Zusammenstellung und Veranlagung, willkommen sind. Die neue Gemeinde wurde ein Inbegriff für ‚Tradition und Erneuerung‘, ein Leitbild, das das Judentum seit je her wie kein anderes kennzeichnet. Eine Gruppe von 80 Personen verpflichtete sich als Kollektiv einem Ideal, jedes einzelne Mitglied jedoch, dem Aufbau einer zeitgemässen Normen entsprechenden jüdischen Gemeinde.
Wir haben diesen Pionieren viel zu verdanken. Heute, nach 40 Jahren, kann die von der Aussenwelt respektierte, gut organisierte, weltoffene, tolerante und gleichzeitig traditionelle Gemeinde auf das Konto dieser Helden geschrieben werden.
Wohl uns, die so viel Gutes erben durften.
Möge der EWIGE uns unaufhörlich inspirieren. Möge das Licht der Or Chadasch unaufhörlich neu bleiben.
Schabbat Schalom, Rabbiner Ruven Bar Ephraim
Und der ICZ Parascha-Talk zu Jitro:
2017
22. Dezember 2017
Wajigasch: Das grosse Missverständnis - warum Josef nie nach seinem Vater suchte / Parascha Talk
Chanukka 2017
Chanukkah... Wo bleiben die Latkes? / Holiday Highlights
Gedanken von Rabbiner Dr. E. Tarantul
ttps://www.youtube.com/watch?v=7LZ9LZVwkM
8. Dezember 2017
Wajeschew: Bevorzugung in Familien und ihre Tücken / Parascha Talk
1. Dezember 2017
Vajischlach: Doron, Tefila, Milchama – Geschenk, Gebet, Kampf / Parascha Talk
3. November 2017
Wajera: Was wollte G-tt prüfen, als er von Awraham verlangte seinen Sohn zu opfern?/ Parascha Talk
27. Oktober 2017
Lech-Lecha: Warum nennt man uns Juden auch Iwri’im – Hebräer (Überquerer)?/ Parascha Talk
19. Oktober 2017
Noachs verschlossene Arche vs. Awrahams offenes Zelt / Parascha Talk
23. September 2017
Haasinu: Himmel und Erde miteinander verbinden / Parascha Talk
17. September 2017
Slichot-Gebete in der Synagoge der ICZ (Löwenstrasse) vor Rosh Hashana
15. September 2017
Nizawim Wajelech: Ein Bund für die Zukunft/ Parascha Talk
8. September 2017
Ki Tavo - Was bedeutet es ein auserwähltes Volk zu sein?/ Parascha Talk
September 2017
Ki Tetze - Das widerspenstige und ungehorsame Kind - ein hoffnungsloser Fall? / Parascha Talk
24. August 2017
Schoftim - Nostalgie und ihre Tücken / Parascha Talk
18. August 2017
Reeh - Fleischverzehr – nur ein temporäres Zugeständnis G-ttes? / Parascha Talk
11. August 2017
Ekew - Aus welcher Motivation heraus sollen wir die Gebote einhalten?/ Parascha Talk – 11. August 2017
4. August 2017
Waetchanan - Was bedeutet es G-tt zu lieben? / Parascha Talk
28. Juli 2017
Dewarim - Mischne Tora: mehr als nur Wiederholung / Parascha Talk
21. Juli 2017
Matot Masei - Vorankommen durch Zurückblicken / Parascha Talk
13. Juli 2017: Pinchas
https://www.youtube.com/watch?v=qw_2FL1cHd0&feature=share
7. Juli 2017
Balak - Aus dem Potenzial unserer Synagogen und Lehrhäuser schöpfen / Parascha Talk
1. Juli 2017: Chukat - Anger Management / Parascha Talk: https://www.youtube.com/watch?v=19zj1hGtzd0&feature=youtu.be
______________________________________________________________________________________
Hier folgen die "Likrat Schabat" von Rabbiner Ruven Bar-Ephraim der Liberalen Jüdischen Gemeinde OR CHADASCH:
15. September 2017
Sidra Nizawim-Wajelech, 25. Ellul 5777
Die Elemente toben
Zur gleichen Zeit als die Orkane Harvey, Irma, José und Katia die karibischen Inseln, die amerikanischen Bundesstaaten Florida, Texas, Carolinas und Teile von Mexico zerstörten, wüteten in Nepal, Indien und Bangladesch Monsunregenstürme. Wir haben es mit einer nie zuvor registrierten Naturgewalt zu tun: grosse Gebiete sind überschwemmt, Abertausende Menschen fanden den Tod, Millionen Menschen haben Hab und Gut verloren. Infrastrukturen sind zerstört, Wasserquellen verunreinigt und Ernten vernichtet. Hunger und Epidemien drohen. Die Katastrophe ist gross, das Leiden, ob nun in Amerika oder im fernen Osten, allgegenwärtig. Die Möglichkeiten staatlicher Behörden für Hilfeleistungen dahingegen sind unverhältnismässig. Zwei Katastrophen, je auf der anderen Seite der Welt, haben die Menschheit getroffen. Ist dies ein Zeichen Gottes? Lesen wir nicht zwei Mal pro Tag im zweiten Abschnitt des Schema Jisrael, dass wer sich nicht an die Mizwot halte, bestraft werde, dass extreme Regenfälle und Dürre zu misslungenen Ernten und Hungersnot führen würden?
Ich bin nicht der Ansicht, dass wer keine Tefilin legt, sich nicht an die Kaschrutregeln hält oder an Erev Schabbat keine Kerzen zündet, einer Naturkatastrophe ausgeliefert ist. Allerdings weisen Klimaexperten auf einen Zusammenhang zwischen der aktuellen Naturgewalt und unserem Verhalten. Sicher, Monsunregenfälle und Orkane gab es immer schon, das Ausmass davon jedoch ist neu und eine Folge des durch Menschen verursachten Klimawandels.
Wir sind, so scheint mir, vom richtigen Weg abgekommen. Den göttlichen Auftrag, die Welt zu erobern und über sie zu herrschen, interpretieren wir in unserer Arroganz offenbar völlig falsch. Wir entreissen der Welt die lebensbedingende Natur. Wir zerstören die Welt. Wir schlagen die uns im Midrasch Kohelet schon vor 1200 Jahren gegebene Warnung in den Wind: „Als der Heilige, gepriesen sei er, den ersten Menschen schuf, nahm er ihn und zeigte ihm alle Bäume im Garten Eden und sagte: Schau wie schön und gut meine Werke sind. Alle habe ich für dich erschaffen. Denke daran, dass du sie nicht zerstörst und meine Welt nicht ruinierst, denn nach dir gibt es niemanden, der sie wieder herrichtet.“ (Midrasch Kohelet Raba 7, 28)
Lasst uns vornehmen, uns ab dem neuen Jahr aktiv und zielgerichtet für den Erhalt unserer Welt einzusetzen. Mögen wir den Weg finden, die Erde vor ihrem bevorstehenden Schicksal zu retten.
Sylvia und ich wünschen allen Lesern und Leserinnen des Likrat Schabbat ein süsses, gutes und gesundes 5778.
Schabbat schalom!
2. September 2017
Sidra Ki Tezej, 11. Elul 5777
Ki Tezej
Ein Beispiel dafür ist die Mizwa, gefundene Sachen dem Eigner oder der Eignerin zurückzubringen. Die Begründung dafür ist bemerkenswert: „Du darfst dich nicht entziehen“. Was wird damit gemeint? Wir sollen nicht nur im juristischen Sinn das Richtige tun, sondern auch im zwischenmenschlichen Sinn.
dich deinen Brüdern nicht zu entziehen
Schabbat schalom, Rabbiner Ruven Bar Ephraim
______________________________________________________________________________________________
SCHIURIM VON CHABAD LUBAWITSCH
Ich empfehle, diese Schiurim auf Youtube der Aufmerksamkeit. Sie behandeln aktuelle jüdische Themen.
Vergessen Sie nicht, sich zu registrieren, damit Sie auf die angegebenen Seiten von Chabad Lubawitsch gelangen können!
Vorbereitungskurs von Chabad Lubawitsch auf die kommenden Rosh Hashana-Feiertage:
17 Rosh Hashanah Facts Every Jew Should Know
1. Heads Up!
Surprise! Rosh Hashanah does not mean “New Year” in Hebrew. It actually means “Head of the Year.” Just like your head (brain) tells your body what to do, how you behave on Rosh Hashanah has far-reaching consequences for the entire year. Read more here.
2. Toot, Toot!
The central observance of Rosh Hashanah is listening to the blowing of the shofar on both mornings of Rosh Hashanah. Made from a hollowed-out ram’s horn, the shofar produces three “voices”: tekiah (a long blast), shevarim (a series of three short blasts) and teruah (a staccato burst of at least nine blasts). The shofar is blown at various intervals during the Rosh Hashanah morning service. Add them all up and you get 100 “voices” in total. Read about why we blow 100 blasts here.
3. Silent Shabbat
When Rosh Hashanah coincides with Shabbat, we do not blow the shofar on that day. The sages enacted this as a precaution, in case someone would end up carrying a shofar to an expert to blow. There is a deeper lesson here as well. On Shabbat, the coronation of the King is so deep and so special that it’s accomplished without the bells and whistles of the shofar. Read more here.
4. House Calls
Chabad rabbis all over the world walk many miles on Rosh Hashanah (when car travel is forbidden) to blow shofar for people who are unable to make it to synagogue. If you know someone who cannot make it to synagogue, let your closest Chabad rabbi know as soon as possible. Find a Chabad rabbi here.
5. Twice as Nice
Rosh Hashanah is celebrated for two days. In fact, while most holidays get an extra day in the Diaspora, Rosh Hashanah is the only one that is celebrated for two days in Israel as well. Read: Why Rosh Hashanah is Two Days.
6. But Not Thrice
The Jewish calendar follows a particular rhythm. The first morning of Rosh Hashanah can be Monday, Tuesday, Thursday or Shabbat—never Sunday, Wednesday or Friday. See the Rosh Hashanah Calendar.
7. Fireworks in Your Dining Room
That’s right. Like Shabbat and other Jewish holidays, the Rosh Hashanah meals should be eaten in the joyous glow of candles, lit by the woman (or women) of the house. Remember: On the first night, it is ideal to light before the onset of the holiday. On the second night, light only after nightfall, taking care to use a preexisting flame and not blow out your match when done. (Even though we may light fires and cook on holidays, kindling a new fire or extinguishing flames are forbidden.) Read how to light here and see when to light here.
8. Round Rolls
On Rosh Hashanah we traditionally start our holiday feasts with two loaves of round challah, sweetened with raisins to demonstrate our wish for a sweet new year. To add sweetness to our already sweet wish, we dip the challah in honey before taking the first bite. Read: Why Rosh Hashanah Challah Is Round, Not Braided.
9. Apple Dipped in Honey
The meal then proceeds, including a number of sweet delicacies and other foods that express our prayerful wishes for the year. The most common symbolic food is apple slices dipped in honey (or sugar in some communities). Another favorite is tzimmes, a traditional Eastern European dish that includes carrots. Read about why we eat an apple dipped in honey on Rosh Hashanah.
10. Head for the Head
It is customary to sample a morsel from the head of a fish on Rosh Hashanah, symbolizing our wish to be “a head and not a tail.” Some people prefer the head of a ram, which is appropriate since it evokes the time when Abraham almost followed G‑d’s command to sacrifice his son Isaac, until G‑d stopped him at the last moment and had him sacrifice a ram instead. Phew! Read about why eat from the head of a fish here.
11. Seed Count!
Many people eat pomegranates on Rosh Hashanah, demonstrating their wish for as many merits as the pomegranate has seeds. It is commonly said that the pomegranate has 613 seeds, corresponding to the 613 mitzvahs in the Torah. However, this has yet to be empirically demonstrated by seed counters worldwide. Listen to this class for more on this custom and check out our first-class collection of Rosh Hashanah recipes.
12. Meet and Greet
The traditional Rosh Hashanah greeting is “shanah tovah” (שנה טובה), which means “good year.” The word u’metuka (ומתוקה), “and sweet,” is sometimes added. More Rosh Hashanah greetings.
13. A Day to Pray
The Rosh Hashanah morning services are particularly long, mostly due to the extra liturgy inserted into the cantor’s repetition of the Amidah (the standing prayer). Much of it is poetic in style, and arranged according to the Hebrew alphabet—a boon for people wishing to learn the prayers by heart. Read up on the Rosh Hashanah prayers here and find a friendly Rosh Hashanah service near you here.
14. Birth and (Near) Death
On both days of Rosh Hashanah we read about the life of Isaac. On the first day we read about G‑d granting Sarah’s wish and blessing her with a son, Isaac. On the second day we read how Abraham almost sacrificed him on an altar. Explore the Rosh Hashanah Torah readings here.
15. Castaway Sins
On the first afternoon of Rosh Hashanah (provided it is not Shabbat), it is customary to walk to a body of fresh water and recite a special prayer, symbolically casting our sins into the waters. The waterside ceremony (called tashlich) is evocative of the coronation ceremonies of old, where the rushing waters symbolized good wishes for a long reign—appropriate on Rosh Hashanah, when G‑d is coronated King of the Universe. Read: What is Tashlich?
16. Don’t Blink
That’s right. Even though napping on Shabbat is considered a virtuous way to celebrate the day of rest, on Rosh Hashanah we make a point of not napping (and some people even stay awake at night), not wasting a precious moment on something as trivial as shuteye. The Talmud states that if one sleeps at the beginning of the year—i.e., on Rosh Hashanah—his good fortune also sleeps.
17. Like Sheep
On Rosh Hashanah every single creature passes before G‑d in judgement. Yet it is not a sad day, but one of quiet confidence and optimism. After all, if G‑d created us and continues to sustain us, He obviously believes we have something to accomplish on His earth. And if He believes in us, so should we.
Wishing you a shanah tovah, a good and sweet year!
Your friends at Chabad.org
Do I really need to forgive?
And how, if my heart isn't in it?
A COMPREHENSIVE COURSE ON
GIVING AND GETTING
FORGIVENESS
Monday, September 4
9:00 AM
http://www.chabad.org/multimedia/course_cdo/aid/2850558/jewish/The-Jewish-Pathway-to-Forgiveness.htm
Lesson 3: The Time of Redemption: Predicting Moshiach?
When is Moshiach coming? (That’s the “million-dollar question.) We will examine the six-thousand year map of human history described by our Sages, consider at which juncture we now find ourselves, and look for evidence that the redemption is currently unfolding. We will explore the Zohar’s prediction that revolutionary technological and scientific advances coupled with Divine knowledge spreading at unprecedented speed are clear harbingers of the Messianic Era.
Handouts: | ||
Topics: |
August 2017
Why Do We Wrap the Tefillin Straps 7 Times Around the Arm?
Many reasons for a most basic custom
by Yehuda Shurpin
The Talmud makes no mention of how many times one should wrap the straps of tefillin around the arm, but the widespread custom is to do so seven times (in addition to first wrapping them around the biceps and later the fingers).1
The ubiquity of this custom can be credited to the Kabbalists, specifically Rabbi Isaac Luria, known as the the Arizal (1534–1572).
The Seven Maidservants
The Arizal explains that wrapping the tefillin around the arm seven times corresponds to the verse in the book of Esther2 that relates how Esther was given “seven maidens fitting to give her from the king's house . . .”3
Many correlate the “seven maidens” to seven specific angels4 that the Zohar connects to this verse.5 Others explain it refers to the seven “chambers,” or sefirot,of the spiritual worlds.6
Seven Attributes
The purpose of tefillin is to bind our mind and emotions to G‑d. The mind is represented by the tefillin of the head, and the emotions are represented by the positioning of the arm tefillin near our hearts, the seat of emotion. Devoting our emotions to G‑d—i.e. developing a love and awe for the Creator— impacts our behavior; thus, the emotive tefillin are placed on the arm, which symbolizes action.
Jewish mysticism teaches that there are seven primary emotions (see The Sefirot); thus, some explain that we wrap the straps seven times around our arm to represent these emotions.7
A Wedding
Tefillin are a symbol of the loving relationship between the Jewish nation and G‑d, which is analogous to the relationship between a husband and wife. Seven blessings are recited at a wedding ceremony, and many have the custom for the bride to circle the groom seven times. Accordingly, when we put on tefillin, the straps are wrapped around the arm seven times.8 9
(This is also why we additionally wrap the tefillin straps around our fingers, representing the ring a husband gives his wife under the chuppah.10 Indeed, some have the custom, while wrapping the strap around their fingers, to recite the verse “And I will betroth you to Me forever, and I will betroth you to Me with righteousness and with justice and with loving-kindness and with mercy. And I will betroth you to Me with faith, and you shall know the Lord.”11)
Seven Coils = Seven Words
The seven coils of the arm tefillin correspond to the seven words in the verse12 "פּוֹתֵ֥חַ "אֶת־יָדֶ֑ךָ וּמַשְׂבִּ֖יעַ לְכָל־חַ֣י רָצֽוֹן– "You open Your hand and satisfy every living thing [with] its desire."13
(This verse is considered a central point of our daily prayers. In fact, we recite Ashrei in our daily prayers because it contains this verse. Furthermore, unlike almost all other verses in our prayers, the halachah is that if one recited this verse without thinking about the intent of the words, he must repeat it.14)
When we put on tefillin, we are connecting our mind and heart to G‑d. Some therefore say that the seven coils relate to the seven words in the verse15 “וְאַתֶּם הַדְּבֵקִים בַּה׳ אֱלֹקיכֶם חַיִּים כֻּלְּכֶם הַיּוֹם”—“But you who cleave to the L‑rd your G‑d are alive, all of you, this day.”16
Subduing the Evil Inclination
The Talmud tells us that throughout Scripture, the yezter hara—evil inclination—is referred to by seven names,17 each representing a different aspect of the evil inclination. We put the tefillin on our left—inferior—hand and wrap the straps around seven times to subdue the forces of impurity and our evil inclination, which resides in the left side of our body.18
Shabbat—The Other Sign
Our sages teach that we were given three signs that represent the covenant between G‑d and His people: Shabbat, circumcision and tefillin. Circumcision is constant, and tefillin are worn daily. The seven coils ensure that Shabbat is also represented every day.19
Seven Heavens—Seven Branches of the Menorah
When we put on tefillin, we connect with G‑d and draw down holiness and divine light into the world. Based on this, some explain that the seven coils represent either the seven heavens20 or the seven branches of the Menorah in the holy Temple, which brought spiritual light into the world.21
For more on the mitzvah of tefillin, visit Tefillin and Its Significance.
Footnotes
Even those who appear to wrap eight times are essentially conforming to this custom.
Pri Etz Chaim, Shaar HaTefillin 10; Shaar HaKevanot, Tefillin 5; Olat Tamid, p. 34b.
They are the angels Michael, Gabriel, Raphael, Uriel, Tzadikel, Uphiel, and Raziel.
Zohar Chodosh, Shir Hashirim 64a; see also Igra D’parka 109; Brit David p. 120; Maaseh Breishit, vol. 3, p. 10.
See Kovetz Makvatzial, p. 94-96, where he cites various Kabbalists (including the Kabbalist Rabbi Tzemach, who quotes Rabbi Shmuel Vital) regarding the meaning of the “seven maidens.”
Mavo l’Torat Chassidut (Ekstein), p. 108; Al Avoteinu V’al Yechusom, p. 73.
Totzot Chaim.
Sefer Matamim, Tefillin 12.
Reishit Chachmah, Shaar HaKedushah, ch. 6.
Hosea 2:21-22.
See Aruch Hashulchan, Orech Chaim 27:19.
Shulchan Aruch Harav, Orech Chaim 51:8.
Divrei Yechezkel Hachadash, p. 319.
Talmud, Sukkah 52a.
Otzar Kol Minhagei Yeshurun 65:4, citing the Sefer Maaseh Ilfas; Sefer Brit David, p. 121.
Higyonei Aharon, Likutim.
Tiferet Yisroel (Fishman), p. 338.
Ner Mitzvah (Meshash), p. 188; see also the Sefer Sod Chashmal, p. 78, 345.
29. August 2017
Courses » Approaching Moshiach
When is Moshiach coming? (That’s the “million-dollar question.) We will examine the six-thousand year map of human history described by our Sages, consider at which juncture we now find ourselves, and look for evidence that the redemption is currently unfolding. We will explore the Zohar’s prediction that revolutionary technological and scientific advances coupled with Divine knowledge spreading at unprecedented speed are clear harbingers of the Messianic Era.
Lesson 3: The Time of Redemption: Predicting Moshiach?
Who Created G‑d? - By Aron Moss
24. August 2017
Tikkun Olam and the Secret of Tzimtzum
The ultimate explanation to why things are so messed up—and what we are supposed to do about it
By Tzvi Freeman
Was bedeutet der Messias im Judentum?
August 2017:
Lesson 1: The Future: Utopia in the Real World?
Lesson 2 of your course “Approaching Moshiach”
August 2017: The Future: Utopia in the Real World?
What makes Moshiach so central to Judaism? By exploring the spiritual meaning of exile and why we yearn for Moshiach, we derive surprising lessons about its universal application. The Messianic Era is the clear expression of the Divine as it was originally intended to be, and the global prosperity we all yearn for – and can strive for in our personal lives.