Was bewegt, was fordert uns heraus?

Einen entscheidenden Faktor spielen dabei die sozialen Medien. Die Kanäle von Facebook, Twitter und Instagram sorgen für eine Art Nonstop-Empörung im Netz und fördern die Polarisierung in nie gekannter Stärke. Erregtes Grundrauschen als Dauerzustand, garniert mit einer Verrohung der Sprache: Dieser Brandbeschleuniger funktioniert bestens. 24 Stunden am Tag. Ein falscher Gast im «Arena»-Talk am Freitagabend beim Schweizer Fernsehen? Schon bricht in der digitalen Welt die Hölle los. Ein bissiger Eintrag einer Influencerin auf Instagram, weil sie sich über Demonstranten ärgerte, die die Innenstadt stundenlang blockiert hatten? Schon kündigt ein Staatsunternehmen wie die Post die Zusammenarbeit auf. Es ist so viel einfacher, mainstreamkonforme Antworten zu geben. Das spart eine Menge Ärger. Mittlerweile fürchten sich sogar die grossen Konzerne vor dem sogenannten Shitstorm im Netz. Nur so ist es zu erklären, dass die Migros in Zürich ihre Mohrenköpfe aus den Regalen verbannte und 60’000 Papiersäcke mit angeblich sexistischen Motiven einstampfte.

Wer in der Debatte um Schwarze, Weisse, Sexisten, Mohrenköpfe oder Ausländer vernünftig argumentiert und abwägt, wird nicht mehr erhört, sondern geht im Internetmob unter – überstimmt auch von Linken aus Politik und Medien, die sich zunehmend als Spaltpilze und Schreihälse entlarven und damit eine generelle Brutalisierung befeuern. Zu denken geben muss auch ein weiterer Aspekt: So schnell sich Hass und Hetze über Andersdenkenden entladen können, so schnell legt sich die Aufregung wieder. Die Rassismusdiskussion droht bereits wieder im Sand zu verlaufen, das Reizwort Mohrenkopf hat ausgedient. Das zeigt, wie oberflächlich und flüchtig die sozialen Medien sind. Doch für die geistigen Brandstifter bilden sie die ideale Plattform zum Zündeln.

Respekt heisst auch Höflichkeit, Toleranz und Fairness. Sie bilden die Basis einer funktionierenden Gesellschaft. Im Lockdown sind sie endgültig verloren gegangen.

16. Juni 2020

 

ANTISEMITISMUS an Anti-Rassismus-Demos in Paris

 

Im Moment werden weltweit Protestdemonstrationen mit der Thematik «Rassismus» veranstaltet. Der grauenhafte Mord an einem schwarzen Mann, George Floyd, der gefilmt wurde, begangen von einem weissen US Polizisten, rüttelte die Menschen auf und zeigte den existierenden und ausgelebten Rassismus, die aktuelle Unterdrückung von Menschen schwarzer Hautfarbe gleissend auf. Auch in der Schweiz fanden an den vergangenen Wochenenden in den Grossstädten Demos statt, die das Motto aus den USA «BLACK LIVES MATTER» trugen. Ich denke, dass jeder anständige Mensch dies nachvollziehen und diesen Aufschrei auch mitvollziehen kann und muss. Dass aber bei solchen Grossveranstaltungen leider auch Misstöne unter den Teilnehmern aufkommen, scheint leider auch Tatsache zu sein. Ich denke, dass auch der Fokus bei dieser Debatte generell nicht nur die Unterdrückung auf allen Ebenen von Menschen mit schwarzer Hautfarbe, sondern auch jegliche Art von Rassismus und Diskriminierung von Menschen  eingeschlossen werden muss. Das fehlte mir bei all diesen Demonstrationen, auch den schweizerischen! Warum wurde bei diesen Massendemos nicht auch zB die Thematik des «Antisemitismus» aufgegriffen, einer bedenklichen Art von Rassismus, die gerade in den letzten Jahren sich massiv ausgebreitet hat? – Es scheint, dass unter den Demonstrierenden offenbar auch selber «rassistische Tendenzen» ausgelebt wurden, was ganz besonders bedenklich ist. TACHLES berichtet zB von Zwischenfällen in Paris, bei denen Rufe von «dreckigen Juden» beobachtet wurden. Ich hörte auch von Demo-Beteiligten, die «antizionistische» Slogans ins Feld führten! Wie sagt man so schön und so treffend: es kann keine Toleranz gegenüber Intoleranz geben. Antirassismus-Aktivisten, die zu Juden- und israelhass aufrufen, sind eine Katastrophe und desavouieren die gerechtfertigte Anti-Rassismus-Debatte und schaden ihr. Solche Leute sollten an den Pranger gestellt werden!

 

TACHLES  Frankreich 16. Jun 2020

 

Demonstranten rufen «dreckige Juden»

 

Eine Demonstration gegen Rassismus und Polizeigewalt in Paris wird zur Plattform für antisemitische Parolen.

 

Die Pariser Polizei ermittelt wegen der Rufe «dreckige Juden», die am Samstag an einer Demonstration gegen Rassismus und Polizeigewalt zu hören waren. Die Protestaktion mit rund 15.000 Teilnehmer am Platz der Republik stand unter dem Motto «Gerechtigkeit für Adama» und war Teil einer Welle von Demonstrationen weltweit. Als Gegendemonstranten auf dem Dach eines Gebäudes am Platz ein grosses Banner mit der Schrift «Gerechtigkeit für Opfer von Verbrechen gegen Weisse» aufrollten, wurden in der Menge auf dem Platz Rufe mit der Parole «dreckige Juden» laut (Link). Francis Kalifat hat dazu als Präsident des jüdische Dachverbandes CRIF erklärt, die Parolen seien eine Beleidigung der Republik, aber auch des der Demonstrationen zugrunde liegenden Anliegens.

 

Zu der Kundgebung hatte ein Komitee um Assa Traoré aufgerufen, die Schwester von Adama Traoré. Dieser war 2016 im Alter von 24 Jahren in Paris bei seiner Festnahme gestorben. Im Mai gab ein Gericht ein medizinisches Gutachten bekannt. Dieses entlastet die Polizisten, die den jungen Schwarzen verhaftet hatten: Traoré sei an gesundheitlichen Problemen und Herzversagen gestorben. Eine von seinen Angehörigen in Auftrag gegebene Autopsie besagt jedoch, der Tod sei Ergebnis der Methoden der Polizei bei seiner Festnahme.

 

Das Gerichts-Gutachten vom Mai löste in ganz Frankreich Proteste aus (Link). Am Samstag wurde das Banner der Gegendemonstranten rasch von Hausbewohnern zerschnitten, löste aber auf dem Platz Zusammenstösse mit der Polizei aus. Weitere Kundgebungen fanden in Marseille, Lyon, Montpellier und Bordeaux statt (Link). Andreas Mink

 

11. Juni 2020

Zivilcourage ist ein grosses Wort. Und nur wenige Menschen, die ich kenne, leben ihr nach! Einer, den ich kenne, ist Klaus Rozsa, ein Querdenker! Das folgende Lebensbild dieses «Querdenkers» von Alex Baur in der WELTWOCHE, porträtiert Klaus! Klaus Rozsa ist für mich ein lebendiges Beispiel eines Menschen, der aktiv am Geschehen teilnimmt und Position bezieht, dies v.a. dann, wenn etwas Unrechtes geschieht! Ich denke, dass viele Menschen sich ein Beispiel an ihm nehmen könnten und sollten. Ich schliesse mich ein! Klaus Rozsa ist ein in zweiter Generation Shoa-Überlebender. Dass dieser Umstand ihn wesentlich geprägt hat, scheint offensichtlich zu sein. Dass er sich jahrelang in der extrem-linken Szene bewegte, die für ihren latenten Antisemitismus und v.a. ihrem Hass gegenüber «Zionismus»  bekannt ist, mag erstaunlich sein. Aber von dieser «Szene» scheint er sich gelöst zu haben. Heute ist er ein Unterstützer des israelischen Staates, das ihn offenbar gerade in der linken Szene verhasst macht! (was ist Zivilcourage: https://de.wikipedia.org/wiki/Zivilcourage

Die Weltwoche – 11. Juni 2020 Ausgaben-Nr. 24, Seite: 32 Geschichten

Der rasende Fotograf  - Alex Baur

Der Fotoreporter und Polizistenschreck Klaus Rózsa war ein Kopf der Opernhaus-Krawalle. Im persönlichen Umgang kann man sich kaum einen toleranteren Menschen vorstellen. Wie geht das zusammen?

Von Alex Baur

Jeder, der in den achtziger Jahren mit Strassenkrawallen in Zürich zu tun hatte, kannte sein Gesicht. Vor allem jeder Polizist. Denn Klaus Rózsa galt als einer der (wenn nicht der ) Rädelsführer. Zugleich war er der Pressefotograf, der die spektakulärsten Demo-Bilder knipste. Wo es krachte, war Rózsa meist ganz nahe dran. Seine Balanceakte zwischen Megafon und Fotoapparat waren atemberaubend.

Es war eine unmögliche Doppelrolle. Auf den meisten Redaktionen wurden Rózsa-Bilder, welche die Polizisten stets als gewalttätige Monster zeigten, nach Möglichkeit gemieden. Er schaffte es trotzdem immer wieder in die Blätter, weil er einfach die spektakulärsten Szenen brachte. Mehrmals wurden prügelnde Polizisten wegen ihm verurteilt. Bei der Polizei war Rózsa entsprechend verhasst. Doch sämtliche Versuche, ihm etwas Strafbares anzuhängen, scheiterten. Mit der Frustration stieg die Wut. Der Fotograf musste sich stets in Acht nehmen, er war ein begehrtes Prügelziel.

Als Reporter der NZZ verfolgte ich damals regelmässig Demonstrationen. Im persönlichen Umgang war Klaus Rózsa der toleranteste Mensch, den man sich vorstellen konnte. Doch sobald eine Polizeiuniform auftauchte, mutierte er zum wutschnaubenden Agitator. Es war, als kippte in seinem Hirn ein Schalter. In diesem Zustand war er unansprechbar. Schlagstöcke, Tränengas und Gummigeschosse wirkten auf ihn wie Doping.

Keine Berührungsängste

Ich war 25 Jahre jung, in der journalistischen Ausbildung, als ich Klaus Rózsa 1986 kennen lernte. Ich suchte ein Praktikum. Ohne lange zu fragen, nahm er mich mit ins linksalternative Radio LoRa, wo er eine Nachrichtensendung leitete. Als Verfechter von Atomstrom und Israel-Fan, der jede Form von politischer Gewalt und insbesondere die Guerillas in Lateinamerika verabscheute, kam ich mir beim Sender etwa so vor wie ein schwuler Rabbi, der sich in eine salafistische Moschee verirrt hat. Schnell wäre ich rausgeflogen, wenn sich Rózsa nicht mit seinem Prestige vor mich gestellt hätte.

Das Einzige, was ich damals mit den Linken teilte, war die Ablehnung des Autos wegen dem vermeintlichen Waldsterben, und das wiederum war so ziemlich das einzige Thema, bei dem der bekennende Umweltmuffel Rózsa nicht links tickte. Unsere Positionen hätten gegensätzlicher nicht sein können. Erstaunlicherweise war das nie ein Problem. Ich bewunderte seine Eloquenz am Mikrophon, seine Schlagfertigkeit, seine Fähigkeit, eine Sache auf den Punkt zu bringen und in eine packende Geschichte zu verpacken. Ich lernte viel von Rózsa. Er war ein journalistischer Vollprofi, und offenbar glaubte er daran, dass ich auch einer werden könnte.

Die in linken Kreisen verbreitete Intoleranz war ihm völlig fremd, Berührungsängste kannte er nicht. Anders als viele Bewegte, wie man die Linksautonomen der achtziger Jahre nannte, hatte Rózsa eine Abneigung gegen Drogen, ob legal oder illegal. Er führte eine Art audiovisuelles Gemischtwarenunternehmen, das in seinen besten Zeiten ein halbes Dutzend Angestellte beschäftigte.

Beim Kampf um das Kanzleizentrum war Rózsa die unbestrittene Leitfigur. Der alternative Treffpunkt im Areal des alten Schulhauses am Helvetiaplatz Ende der 1980er Jahre war sein Kind. Es war ein rauer Kampf mit Besetzungen und polizeilichen Räumungen. Schliesslich gelang es Rózsa, mit dem freisinnigen Stadtpräsident Thomas Wagner eine einvernehmliche Lösung zu schmieden. Das Projekt scheiterte nach Wagners Abwahl 1990, als die Sozialdemokraten die Führung in der Stadt übernahmen. Zweimal wurde das Kanzleizentrum an der Urne abgelehnt.

Eigentlich war es eine Tragödie. Der Kulturtreff war im Quartier verankert und wurde dort an der Urne mit wuchtigem Mehr angenommen. Rózsa hatte sogar eine Kooperation mit dem Opernhaus und dem Schauspielhaus zustande gebracht. Dank der Querfinanzierung über die Diskothek in der alten Turnhalle kam der Kulturbetrieb ohne öffentliche Gelder aus. Drogen wurden vom Areal ferngehalten. Das Kanzleizentrum hätte eine Erfolgsgeschichte werden können, wäre da nicht der Ruch der linksautonomen Chaoten gewesen, der alles überstrahlte. Das gesamtstädtische Njet an der Urne war ein Protestvotum gegen den Strassenterror der achtziger Jahre. Es war Rózsas bitterste Niederlage. Nur Klaus blieb staatenlos

Ein Politikum in der Stadt Zürich war auch seine Einbürgerung, die sich über zwei Jahrzehnte hinzog und dreimal abgelehnt wurde. Die Gründe waren rein politischer Natur. Rózsa war weder verschuldet noch vorbestraft. Geboren 1954 in Budapest, war er als Zweijähriger mit den Eltern und der vier Jahre älteren Schwester Olga in die Schweiz gekommen. Sein Vater - er besass beim Kreuzplatz einen kleinen Kleiderladen - und seine Schwester, waren längst eingebürgert. Nur Klaus blieb bis Ende der neunziger Jahre staatenlos.

Dass die Rózsas jüdisch waren, wusste man, doch darüber wurde im latent antisemitischen linken Milieu nicht gesprochen. Das änderte sich erst 2016, als Erich Schmid den Dokumentarfilm «Staatenlos» über Klaus Rózsa und seine Familie drehte. Es ist ein berührendes Epos um zwei Shoa-Überlebende, die mit ihren beiden Kindern 1956 aus Ungarn fliehen und nach einer Odyssee durch die halbe Schweiz im Hinterzimmer einer Koscher-Metzgerei im Zürcher Kreis 4 landen. Sicherheitshalber liessen die Eltern ihre Kinder katholisch taufen. Klaus kam als Teenager in ein strenges katholisches Internat in Bayern.

Doch zwei Jahre vor der Matura rebellierte der Bursche. Nach dem frühen Tod seiner Mutter wollte er nicht mehr ins Internat zurück. In der «Autonomen Republik Bunker» wurde er als 17-Jähriger von der trotzkistischen RML auf den revolutionären Kurs getrimmt. Beim Parteiblatt Maulwurf machte er erste journalistische Erfahrungen, daneben absolvierte er eine Lehre als Fotograf. Rózsa nahm diverse Stellen in der Branche an, machte sich aber bald selbständig als Fotograf und Revolutionär.

Verteidiger von Orban und Israel

In den siebziger Jahre herrschten raue Sitten auf den Zürcher Strassen. Viele Polizisten waren schlecht gerüstet und überfordert, die Gummiknüppel sassen locker. Es kam zu brutalen Übergriffen, die praktisch nie geahndet wurden. Wo andere sich duckten, reagierte der junge Rózsa mit Empörung. Jeder Schlag, den er einsteckte, stachelte ihn erst recht auf.

Nach der Niederlage mit dem Kanzleizentrum wurde es ruhiger um Klaus Rózsa. Die Alternativkultur hatte sich in Nischen etabliert. Rózsa zog für ein paar Jahre nach Ungarn, entdeckte seine Liebe zu Israel. Heute lebt er mit seiner Partnerin, der Schriftstellerin Bettina Spoerri, wieder in Zürich-Wiedikon. Letztes Jahr veröffentlichten die beiden einen alternativen Stadtführer für Zürich. Nachfolgewerke über Budapest und Tel Aviv sind in Arbeit. Im letzten September wurde Klaus Rózsa 65.

Sporadisch sorgte Rózsa in den sozialen Medien immer noch für Aufregung, etwa wenn er den ungarischen Premier Viktor Orban verteidigt oder die israelische Politik gegenüber den Palästinensern. Wer darin einen Bruch mit der linksalternativen Szene wittert, geht allerdings fehl. Rózsa war schon immer ein Querdenker, der sich nie in ein Kollektiv einbinden liess und seine grössten Konflikte im eigenen Milieu austrug. Doch sein Image als rasender Fotoreporter war stets mächtiger als der Mensch, der sich dahinter versteckt.

Tollkühner Balanceakt mit Megafon und Kamera: Klaus Rózsa 1980 bei seiner Verhaftung .

 

8. Juni 2020

Rund um die Corona-Pandemie-Katastrophe schwirren zahlreiche Theorien in der Welt herum. Unklar ist offenbar nach wie vor, ob ein Angesteckter nach Überwindung der Infektion resistent ist oder nicht. Der BEOBACHTER geht dieser Frage nach. Ein anderes aktuelles, meistens aber verschwiegenes Thema, ist der «Mundgeruch»:

BEOBACHTER - Coronavirus

Ist die Hälfte schon immun?

Forschende haben Hinweise darauf, dass ein grosser Teil der Bevölkerung bereits immun gegen das neuartige Coronavirus sein könnte. Das Immunsystem kennt vier Wellen der Verteidigung. Nicht immer sind alle nötig.Von Frederik Jötten - Veröffentlicht am 4. Juni 2020

Die Schlagzeilen lassen nichts Gutes ahnen für unser künftiges Zusammenleben mit dem neuartigen Coronavirus

Covid-19 Was Sie über das Coronavirus wissen müssen

: Manche Covid-19-Genesene hätten keine Antikörper im Blut. Sie wären also nicht anhaltend immun. Das hätte schlimme Folgen. Eine Rückkehr zu dem Leben, das wir als normal ansehen, wäre in absehbarer Zeit nicht möglich.

Doch die Angst ist wohl unbegründet. Denn ohne Immunität gegen den Erreger würde keine erkrankte Person gesunden. Die Forschung zeigt denn auch immer deutlicher, dass es eine durchaus übliche Immunreaktion gegen das Coronavirus gibt.

Die letzte Waffe

Die Öffentlichkeit ist bislang fixiert auf Antikörper – gibt es sie? Und wenn ja, wie lange sind sie nachweisbar? Doch Antikörper sind eben längst nicht alles, was unser Immunsystem

Corona und andere Krankheit Schafft mein Immunsystem das?

 gegen Viren aufzubieten hat. Im Gegenteil: Sie sind sogar erst die letzte Waffe, die gegen Erreger zum Einsatz kommt. Denn es vergeht eine Woche, bis die wirkungsvollsten dieser Abwehrmoleküle, die Immunglobuline der Klasse G (IgG), in grosser Zahl gebildet werden. Bis dahin muss der Körper das Virus mit anderen Mitteln in Schach halten.

«Bei einer Virusinfektion kommt es zunächst zu einem Lockdown der Zelle», sagt Christian Münz, Professor für Virale Immunbiologie an der Universität Zürich. «Die Zelle erkennt, dass fremde Erbsubstanz eines Erregers vorhanden ist, und fährt darauf ihren Stoffwechsel so weit herunter, dass die Vermehrung des Virus verlangsamt wird» (siehe Grafik weiter unten im Artikel).

Killerzellen werden aktiv

In einer zweiten Abwehrwelle werden sogenannte natürliche Killerzellen aktiv. «Wenn sich ein Virus in einer Zelle vermehrt, verändert sich die Balance ihrer Oberflächenmoleküle», sagt Münz. «Das erkennen die natürlichen Killerzellen und töten infizierte Zellen ab.» Der Körper opfert also eigene Zellen, um die Virenproduktion einzudämmen.

Behandlung gegen Covid-19

Was bringt Blutplasma?

Behandlungen mit Blutplasma könnten gegen das Coronavirus helfen – in Zürich ist die erste Patientenstudie gestartet. Warum Frauen davon ausgeschlossen sind.

Ein 130 Jahre altes Verfahren: Ein von Covid-19 genesener Rekrut spendet Blutplasma.

Von Frederik Jötten

Veröffentlicht am 7. Mai 2020

Andrej Peter war die Prozedur zwar unheimlich, trotzdem entschloss er sich, etwas gegen die Corona-Pandemie zu tun. Der 27-jährige Philosophie-Doktorand hatte Covid-19 überstanden, mit einem milden Verlauf. Ende April ging er zum Blutspendedienst Zürich, um sich Blutplasma abnehmen zu lassen.

Ärzte des Universitätsspitals Zürich (USZ) behandeln damit akut erkrankte Covid-19-Patienten

Covid-19 Was Sie über das Coronavirus wissen müssen

. Denn Peters Blut enthält Antikörper gegen das Virus Sars-CoV-2. Solange es weder ein wirksames Medikament noch einen Impfstoff gibt, ist von gesundeten Patienten gespendetes Plasma – Blut abzüglich der enthaltenen Blutzellen – eine der hoffnungsvollsten Therapien für Covid-19.

Am USZ ist nun die erste vom Heilmittelinstitut Swissmedic zugelassene klinische Studie zur Bekämpfung des Coronavirus

 

Blutspenden Das Millionengeschäft mit unserem Blut

 untersucht wurde, verliefen vielversprechend. Von den 17 schwer erkrankten Patienten, die behandelt wurden, besserten sich bei allen die Symptome. Von fünf Patienten, die bereits künstlich beatmet wurden, konnten sogar drei relativ rasch die Klinik verlassen, bei zwei weiteren war die Lebensgefahr gebannt.

Impfung gegen das Coronavirus «Die Schweiz braucht eine eigene Impfstoff-Fabrik» «Die Zahl der untersuchten Patienten ist noch gering», sagt Markus Manz. «Aber es gibt keinen Hinweis, dass die Plasmatherapie für Covid-19 schwerwiegende Nebenwirkungen hat.» Weltweit haben deshalb Studien dazu begonnen.

Die USZ-Studie soll in einem ersten Schritt belegen, dass das Verfahren sicher ist. Dann können weitere Schweizer Spitäler, die bereits Interesse angemeldet haben, in eine grössere Untersuchung eingegliedert werden.

Ein individueller Heilversuch mit Blutplasma von gesundeten Covid-19-Patienten ist auch in anderen Kliniken prinzipiell möglich. Eine Kontrollgruppe, in der es zum Vergleich keine oder eine grundsätzlich andere Behandlung gibt, wird in der ersten USZ-Studie nicht gebildet, eventuell aber in Folgestudien. «Im Sinne der Patienten werden alle Mittel eingesetzt, um sie zu heilen», sagt Markus Manz.

Antikörper wirken vor allem am Anfang der Infektion

Dazu können auch Medikamente zählen, die sich nicht gegen das Virus direkt richten, sondern die Immunantwort bremsen. So verabreichten die Ärzte in den beiden Studien aus China und Südkorea zusätzlich zum Blutplasma Corticosteroide, landläufig Kortison genannt. Bei den schweren Verläufen von Covid-19 ist nämlich oft nicht mehr das Virus selbst das Problem, sondern die überschiessende Immunantwort.

Von vielen antiviralen Medikamenten, wie etwa Tamiflu gegen Influenza, weiss man, dass sie vor allem wirken, wenn sie am Anfang der Infektion

Infektionen Natur pur gegen Viren und Bakterien

 eingenommen werden. Das Gleiche vermutet man auch von den Antikörpern aus dem Spenderplasma. «Wir transfundieren deshalb Covid-19-Patienten, die im Spital sind, aber noch nicht auf der Intensivstation liegen», sagt Markus Manz. Als Empfänger werden Menschen ausgesucht, die zusätzlich ein hohes Risiko haben. Mit Rekonvaleszenten-Plasma werden also am USZ nur Patienten behandelt, die über 50 sind und Risikofaktoren wie Herzkrankheiten und Diabetes haben. Oder solche, die über 18 sind und bereits mit Sauerstoff versorgt werden müssen.

«130'000 haben sich schon dafür interessiert, ob sie sich als Spender eignen.»

Beat Frey, Direktor des Zürcher Blutspendediensts

Keine Alternative zur Impfung

«Durch die Therapie wollen wir Beatmung

Patientenverfügung Medizinische Hilfe um jeden Preis?

 und Intubation vermeiden», sagt Manz. Die passive Immunisierung ist also eine Akutbehandlung. Eine Alternative zur Impfung ist sie nicht. Denn übertragene Antikörper sind bereits drei Wochen nach der Transfusion zur Hälfte abgebaut.

«Um die Pandemie

Die Gefahr, die nicht interessierte  in den Griff zu bekommen, wären ein wirksames Medikament oder eine Impfung billiger und einfacher zu handhaben», sagt Manz. «Für Plasmaprodukte braucht man immer eine Kühlkette.» Das sei schwer zu gewährleisten, zumal Patienten rund um den Globus versorgt werden müssten. Aber in der Schweiz mit ihrer Infrastruktur sei es machbar, Tausende Patienten mit Blutplasma zu behandeln.

Frauen als Spenderinnen ausgeschlossen

An der Bereitschaft zu spenden mangelt es nicht. «Wir erleben eine grosse Welle der Solidarität

Bürgerdienst «Das hat nichts mit dem Helfersyndrom zu tun» », sagt Beat Frey, Direktor des Blutspendediensts Zürich, der das Plasma für die USZ-Studie sammelt. «Wir haben einen Fragebogen online gestellt, um herauszufinden, wer als Spender geeignet ist – und der wurde schon 130'000-mal aufgerufen.»  Die Kriterien sind eng. Spender für die Studie müssen erst per Rachenabstrich positiv auf Sars-CoV-2 getestet worden sein und danach zweimal negativ. «Viele Menschen melden sich, die klare Symptome hatten, aber nicht getestet worden sind», sagt Frey. «Sie muss ich im Moment vertrösten. Vielleicht können wir sie später noch für eine weitere Studie rekrutieren.»

Andrej Peter erfüllte alle Voraussetzungen. Wegen eines Nebenjobs im medizinischen Bereich wurde er dreimal getestet. Er hat keine schweren Vorerkrankungen, die ein Gesundheitsrisiko für ihn als Spender bedeuteten – und er ist ein Mann.

«Wenn Frauen Plasma spenden, kommt es bei Transfusionen öfter zu Komplikationen», sagt dazu Beat Frey. Das liege an Antikörpern, die bei Schwangerschaften entstehen können. «Diese Komplikationen treten vor allem in der Lunge auf – und Covid-19 in seiner schwersten Form ist eine Lungenkrankheit. Deshalb haben wir Frauen als Spenderinnen ausgeschlossen», sagt der Hämatologe.

«Ein seltsames Gefühl»

Die Plasmaspende ist ein lange etabliertes Verfahren. Durch einen Venenzugang fliesst Blut in eine sogenannte Plasmapherese-Maschine. Sie trennt die Zellen des Bluts von seinen flüssigen Bestandteilen. Rote und weisse Blutkörperchen sowie Thrombozyten werden dann, aufgefüllt mit einer Ersatzlösung, durch den Venenzugang wieder in den Körper des Spenders zurückgepumpt, das Plasma in einen Beutel abgefüllt. 30 bis 40 Minuten dauert das.

«Dass das eigene Blut in einen Apparat geleitet wird, man es dann zum Teil zurückbekommt, war ein seltsames Gefühl», erzählt Andrej Peter. «Aber die Mitarbeiterinnen des Blutspendediensts haben mich so gut betreut, dass ich beruhigt war.»

Mundgeruch - Oh Liebling, dein Atem...

Mundgeruch ist lästig und wird gerne totgeschwiegen. Dabei ist es meist einfach, wieder zu frischem Atem zu kommen.

BEOBACHTER: Mundgeruch ist unangenehm und ein Tabuthema. Dabei helfen oft schon kleine Tricks, um ihm beizukommen.   Von Vera Sohmer,

aktualisiert am 4. Juni 2020

Der Legende nach wurde Clark Gables schlechter Atem nicht vom Winde verweht – und Vivien Leigh hasste es, ihren Filmpartner zu küssen. Mundgeruch ist nicht sexy. Er wird als unangenehm bis abstossend empfunden und gilt in der Gesellschaft sowie bei der Partnersuche als Killerkriterium. Umso bemerkenswerter ist, dass Schätzungen zufolge jeder vierte Erwachsene in Europa ab und zu Mundgeruch hat. Etwa jeder fünfzehnte verströmt permanent schlechten Atem.

Es wäre also angebracht, die Übelriechenden darauf aufmerksam zu machen. Aber den meisten ist das peinlich. Warum eigentlich? Es ist ähnlich wie beim Fuss- oder Achselschweiss: Viele sind betroffen, aber keiner spricht offen darüber. Lieber versucht man, die schlechten Gerüche mit allerlei Mittelchen zu übertünchen. Erschwerend kommt hinzu: Keiner kann sicher sein, ob er selber nicht auch Mundgeruch hat. Denn seinen eigenen Atem riecht man nicht.

Spezialist kann Ursache für Mundgeruch klären -

Zahnpflege Was uns die Zahnfee verschwieg wurde aber auch in der Zahnmedizin lange vernachlässigt. Erst in den letzten Jahren hat man sich fürs Thema sensiblisiert. Das ist auch sinnvoll, denn in neun von zehn Fällen liegt die Ursache von schlechtem Atem in der Mundhöhle. Leider haben viele Betroffene Hemmungen, Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Ob man einen Spezialisten aufsuchen sollte, hängt vom Leidensdruck ab. Wer meint, er habe Mundgeruch, ist oft völlig verunsichert. Das wird noch verstärkt durch Andeutungen oder Gesten anderer: der Arbeitskollege, der den Kopf zur Seite dreht; das Kind, das sich bei der Familienfeier die Nase zuhält.

Mehr zum Thema

 

Yoga - Wo es hilft – und wann es schadet - Missachtete Warnzeichen

Was Entzündungen in unserem Körper auslösen

In solchen Fällen kann eine Abklärung sinnvoll sein. Bei einer gründlichen Untersuchung kann man den Ursachen auf den Grund gehen und Betroffene vom lästigen Leiden befreien. Die Erfolgsaussichten sind gut: In den allermeisten Fällen ist es unspektakulär, Mundgeruch wegzubekommen. Und manchmal stellt sich heraus, dass alles nur eingebildet war und die Betroffenen gar keinen schlechten Atem haben. 

Die wichtigsten Fragen zu Mundgeruch - Woher kommt Mundgeruch?

Neben schlecht gepflegten Zähnen - Dentalhygiene -  Das tut den Zähnen gut  und entzündetem Zahnfleisch ist Zungenbelag die häufigste Ursache für schlechten Atem. Auf der Zunge können sich Bakterien ansiedeln, die schlechte Gerüche verbreiten. Wer die Zunge mit Schaber oder Zungenbürste säubert, riecht wieder gut.

Auch Stress

Stress und Körpersymptome Körper im Alarmzustand kann Mundgeruch verursachen, er hemmt den Speichelfluss. Und in einem trockenen Mund fühlen sich geruchsbildende Bakterien wohl.

Viele Businessleute sind im Mund top gepflegt, haben aber übel riechenden Atem. Der Grund: Sie stehen unter Druck und trinken zu viel Kaffee, was den Mund austrocknet. Das Mittel dagegen ist einfach: viel Wasser trinken und wasserhaltige Früchte essen. 

Gibt es zuverlässige Selbsttests?

Jein. Am ehesten funktioniert die «Airbag-Methode»: Man nehme eine geruchsneutrale Plastiktüte und atme sie voll. Dabei durch die Nase ein- und durch den Mund ausatmen. Dann den Sack verschliessen. Um den Geruchssinn zu schärfen, an die frische Luft gehen, an frisch gemahlenem Kaffee oder einem Espresso riechen. Danach den Airbag vor der Nase ausdrücken.

Oft empfohlen wird die «Wrist-Licking-Methode», bei der man mit der Zunge kräftig die Rückseite des Handgelenks ableckt und daran riecht. Das kann nur Hinweise auf Mundgeruch geben, wenn die Ursache dafür auf der Zunge liegt.

Was definitiv nichts bringt: in die hohle Hand atmen und schnuppern. Die einzige echt zuverlässige Methode: eine Vertrauensperson fragen: «Habe ich eigentlich Mundgeruch?»

 

Was taugen Pastillen und Wässerchen gegen Mundgeruch?

An Mitteln mangelt es nicht: Sprays, Wässerchen zum Gurgeln, Chlorophylltabletten, Pfefferminzblättchen, die man auf der Zunge platziert. Sie übertünchen allerdings den Geruch nur für kurze Zeit, beseitigen aber nicht die Ursache.

Wer unter Mundtrockenheit leidet, kann zu zuckerfreien Kaugummis oder Bonbons greifen. Auch sie beseitigen die Ursachen nicht, regen aber die Speichelproduktion an. 

 

2. Juni 2020

Wer kennt ihn nicht, den «Christo“, der ganze Landschaften, Gebäude verkleidete und praktisch umfunktionierte-  mit einer fast grenzenlosen Phantasie. –

Christo ist soeben verstorben. Er stammte aus Bulgarien und hat jüdische Wurzeln. Andreas Mink vom Tachles offeriert ein Lebensbild dieses einzigartigen Künstlers:

 

TACHLES - KUNSTWELT 01. Juni 2020

Christo in New York verstorben - Der Konzeptkünstler Christo.

Der in Bulgarien geborene Konzeptkünstler wurde 84 Jahre alt.

Die von Christo und seiner Frau Jean-Claude vorgenommenen Eingriffe in Naturlandschaften und Städte waren häufig massiv, aber stets von begrenzter Dauer. Die 7503 «Gates» aus orangenfarbenem Tuch und Stahlrahmen im Central Park von Manhattan zogen im Februar 2005 über zwei Wochen Millionen von Besuchern an. In Berlin blieb der Reichstag 1995 ebenfalls nur vorübergehend vollständig verpackt und eingeschnürt. Aber nach dem Tod des Konzeptkünstlers am Sonntag in New York steht fest: Ihre Kunst wird den am 13. Juni 1935 als Sohn einer jüdischen Unternehmerfamilie im bulgarischen Gabrovo geborenen Christo und seine bereits 2009 verstorbene Gattin und Partnerin Jeanne-Claude überstehen. Auch sie wurde am 13. Juni 1935 geboren. Wie sein Team auf Facebook mitteilt, wird «L’Arc de Triomphe, Wrapped», die Verhüllung des Triumphbogens in Paris wie geplant vom 18. September bis zum 3. Oktober 2021 stattfinden (facebook).

Das Paar hatte mit den Vorarbeiten dazu bereits 1962 begonnen. Andere Projekte laufen ebenso weiter, wie eine grosse Werkschau am Centre Georges Pompidou über die Zeit und die Arbeit des Paares in Paris von Juli bis Oktober. Dass ihre Installationen häufig jahrzehntelanger Vorbereitungen bedurften, geht aus dem Ehrgeiz des Paares hervor: Interventionen an der Little Bay im australischen Sydney (1968–69), der «Valley Curtain» in Colorado (1972), «Running Fence» in Kalifornien (1976), «Surrounded Islands» in Miami (1983), die verhüllte Brücke Pont Neuf in Paris (1985), die von tragischen Unfällen markierten «Umbrellas» in Japan und Kalifornien (1991) und zuletzt die «Floating Piers» auf dem italienischen Iseo-See (2016) und die Pyramide aus Ölfässer «London Mastaba» am dortigen Serpentine Lake (2018) waren ebenso raumgreifend, wie umstritten (christojeanneclaude). Dies gilt vor allem für die Anfänge des Paares.

Noch die «Gates» in Manhattan hatten endlose Widerstände von Bürokraten zu überwinden, bis der damalige Bürgermeister Michael Bloomberg das Projekt unterstützt hat. Skeptisch – mitunter auch mit einer Brise Eifersucht – blieben angesichts der Begeisterung eines Massenpublikums für die Spektakel des Paares indes Insider und Kollegen in der Kunstszene.

Dabei lässt sich das Duo durchaus in die Fluxus- und Aktionskunst der 1960er Jahre einordnen. Christo war jedoch bereits als Kind von den Stoffbahnen in der Fabrik der Familie fasziniert. Die Mutter Tzveta Dimitrova war Generalsekretärin der Akademie der Schönen Künste in Sofia gewesen und lehrte ihn Malen und Zeichnen. 1956 floh er versteckt in einem Güterzug aus dem kommunistischen Bulgarien zunächst nach Prag und von dort nach Paris. Dort hielt er sich mit allerlei Jobs und als Portraitmaler über Wasser. Die Qualität der Arbeiten führt zu Sitzungen mit dem französischen General und Kriegshelden Jacques de Guillebon. Dabei lernte Christo dessen Tochter Jeanne-Claude kennen. Die war zwar gerade erst eine Ehe eingegangen, verliebte sich aber in den jungen Exilanten. Beide gingen auch eine kreative Partnerschaft ein, die jedoch erst Jahre später offiziell anerkannt wurde. Vom Zeitgeist der turbulenten Epoche bewegt, zielte das Paar auf die Befreiung der Kunst aus Museen und grossbürgerlicher Umgebung. Christo war früh am Verpacken von Gegenständen interessiert. Die Verhüllung der Aussenwelt durch gigantische Stoffbahnen wirkt wie die maximale Umkehrung traditioneller Kunst: Leinwände bilden nicht mehr die Welt zweidimensional ab, sondern umfassen ihre Objekte.  

Gleichzeitig bewies das Paar Sinn für Marketing und trat ab 1961 nurmehr unter den Vornamen auf. Damals verbarrikadierten Christo und Jeanne-Claude als Reaktion auf den Mauerbau in Berlin eine Pariser Strasse mit Ölfässern. Nach der Teilnahme an der Dokumenta IV in Kassel erreichten ihre Projekte endgültig geographische Ausmasse. 1969 kleidete das Paar einen Küstenabschnitt in Australien und 1972 zogen sie einen massiven Vorhang aus orangefarbenem Stoff über ein Tal in Rifle, Colorado. Von da an begann die Marke «Christo und Jeanne-Claude» ihren Siegeszug durch die Kunst- und die wirkliche Welt (nytimes). Andreas Mink    

 

20. April 2020

Gewisse Leute unter uns gefährden durch ihr egoistisches Fehlverhalten ihre Mitmenschen mit Infektion und sind dadurch eine Gefahr für Leib und Leben. So ein Verhalten könnte je danach sogar rechtliche Folgen haben (Straftatbestand von «versuchter Körperverletzung», «versuchter Totschlag»). Wie in allen Extremsituationen kann auch in der jetzigen Corona-Pandemie-Zeit ein extremes Verhalten (im Guten und im Bösen) unserer Mitmenschen beobachtet werden.

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie werden vermutlich noch monatelang die Bevölkerung beschäftigen und vor allem alle Lebensäusserungen krass einschränken. Schönfärberisch wird von den Verantwortlichen immer wieder betont, dass eine grosse Mehrheit sich immer an die Anordnungen des BAG halten würden. Dass sich die «Mehrheit» daran gehalten hat, das mag sicher richtig sein. Aber ich persönlich beobachte tagtäglich in meinem Umfeld, v.a. in der unmittelbaren Nachbarschaft, schwere Verstösse gegen die BAG-Vorschriften. Da sehe ich Leute – übrigens der altersmässigen Risikogruppe zugehörig – die sich über diese Vorgaben foutieren, sich nicht entfernt daran halten und dadurch ihre unmittelbare Umgebung (also die Mit-Nachbarn) mit einer Ansteckung bedrohen.

Ich gehe davon aus, dass solche schwerwiegenden Missachtungen/Übertretungen der BAG Vorschriften auch anderswo ausgelebt werden. 

Ab Ende April versprach der Schweizer Bundesrat nun eine Lockerung der  Vorschriften. Umfragen haben  gezeigt, dass eine Mehrheit der Schweizer Bevölkerung das Tragen von Gesichtsmasken in der Öffentlichkeit fordert. Ich vermute aber, dass auch hier gewisse Leute sich über diese Bestimmungen hinwegsetzen werden.

Ich bin der Meinung, dass  Übertretungen der BAG-Vorschriften jeder Art streng bestraft werden müssen. Teilweise wurde dies von Seiten der Polizei auch getan, und zwar bei Ansammlungen von mehr als 2 Personen ohne das social distancing. Es wurden Bussen von CHF 100.—pro Person ausgesprochen. Ich bin der Meinung, dass bei Gesichtsmaskenpflicht Fehlbare ebenfalls bestraft werden sollten. Auf eine andere Art werden diese Gesetzesübertreter sonst nicht zur Vernunft kommen und auch zukünftig ihre Mitmenschen mit Ansteckung bedrohen.

Der folgende Text ist eine Zusammenfassung des sda (veröffentlich in Bluewin Infos vom 20.4.2020) und zeigt den aktuellen Meinungsstand der Scheizer Bevölkerung. 

Mehrheit der Schweizer für Masken-Pflicht – jeder Dritte storniert Reise

SDA 20.4.2020 - 08:00

Tamedia-Umfrage: Maskenpflicht findet breite Zustimmung

Die Lockerung der Massnahmen zur Eindämmung des Coronavirus sollte nach dem Willen einer Mehrheit der Schweizer Bevölkerung mit einer generellen Maskenpflicht in der Öffentlichkeit einhergehen. Das geht aus einer am Montag veröffentlichten Tamedia-Umfrage hervor.

Sechs von zehn befragten Personen sprachen sich in der Umfrage dafür aus, dass das Tragen von Masken in der Schweiz verpflichtend wird, sobald genügend Schutzmasken verfügbar sind. Ein Obligatorium fände derzeit bei der Basis aller Parteien eine Mehrheit.

Parteien von rechts bis links halten nichts von einer staatlich verordneten Durchseuchung. Eine knappe Mehrheit lehnt es ab, dass der Staat Ansteckungen in Kauf nimmt mit dem Ziel, dass die Bevölkerung immun wird.

Ja zur Impfpflicht

Hingegen stösst die Nutzung anonymisierter Bewegungsdaten in grossen Teilen der Bevölkerung auf Akzeptanz. Sollte dereinst ein Impfstoff vorliegen, würden Wähler aller Parteien eine Impfpflicht befürworten.

Der Bundesrat erhält von der Bevölkerung gute Noten. Die Massnahmen zum Gesundheitsschutz und zur Unterstützung der Wirtschaft werden als angemessen beurteilt. Auch die schrittweise Lockerung der Massnahmen stösst bei den befragten Personen auf Zustimmung.

Corona: Wie hoch ist das Risiko für Asthmatiker?

Schweizer Kreuz erleuchtet den Burj Khalifa

Die rasche Wiedereröffnung von Geschäften und Coiffeursalons beurteilt die Bevölkerung positiv. Nur knapp jeder Dritte möchte, dass Restaurants schon in den nächsten Wochen wieder Gäste bewirten dürfen. In der SVP-Basis wollen dies nur 35 Prozent, bei der FDP sind es 32 Prozent und bei der CVP 29 Prozent.

Kinos und Zoos sollen warten

Eine Wiedereröffnung von Freizeitbetrieben wie Kinos oder Zoos befürworten nur gerade 13 Prozent und eine Aufhebung des Veranstaltungsverbots nur 6 Prozent. Romands und Tessiner sind dabei noch deutlich zurückhaltender als die Deutschschweizer. Die Tamedia-Umfrage wurde am 15. April 2020 auf den Online-Plattformen der Tamedia-Zeitungen und von "20 Minuten" durchgeführt. Insgesamt nahmen 40'835 Personen aus allen Landesteilen daran teil. Die Umfrage erfolgte in Zusammenarbeit mit den Politologen Lucas Leemann und Fabio Wasserfallen.

So viele Anhänger hat Schwedens Plan bei uns Auch in der Schweiz findet das umstrittene Modell Anklang, wie eine Umfrage von 20 Minuten zeigt. Rund jeder dritte Befragte ist dafür (13 Prozent) oder eher dafür (21 Prozent), dass der Staat die Ansteckung von Bevölkerungsgruppen ausserhalb der Risikogruppe zugunsten einer Herdenimmunität in Kauf nehmen soll. Schweden will Covid-19 mittels Durchseuchung bekämpfen. Laut einer neuen Umfrage hätte das Vorgehen auch in der Schweiz Anhänger. Im Kampf gegen das Coronavirus fährt Schweden einen Sonderkurs: Statt auf einen Lockdown setzt der Staat auf eine kontrollierte Durchseuchung. Der schwedische Staatsepidemiologe Anders Tegnell geht anhand seiner mathematischen Modellen davon aus, dass es im Mai in Stockholm möglicherweise eine Herdenimmunität von drei bis vier Prozent gibt. Auch in der Schweiz findet das umstrittene Modell Anklang, wie eine Umfrage von 20 Minuten zeigt (siehe Box). Und jeder dritte Befragte ist dafür (13 Prozent) oder eher dafür (21 Prozent), dass der Staat die Ansteckung von Bevölkerungsgruppen ausserhalb der Risikogruppe zugunsten einer Herdenimmunität in Kauf nehmen soll. Die Männer (38 Prozent) zeigen sich dabei etwas weniger zurückhaltend als die Frauen (31 Prozent). Viel Support von jüngster Altersgruppe Am grössten ist die Zustimmung mit 16 Prozent bei der jüngsten Altersgruppe (18- bis 34-Jährige), am geringsten bei der ältesten Altersgruppe (über 65-Jährige) mit 9 Prozent. Die grössten Chancen hat eine Herdenimmunität bei Absolventen einer Uni oder Fachhochschule oder einer höheren Fachschule (16 Prozent bzw. 15 Prozent). Am wenigsten sprachen sich dafür die Befragten mit einem obligatorischen Schulabschluss oder einer Berufslehre aus (12 Prozent).

Gefahr von zweiter Welle sei zu hoch SVP-Nationalrat und Weltwoche-Chefredaktor Roger Köppel führte kürzlich in einem Videobeitrag ins Feld, dass Schweden mit der kontrollierten Durchseuchung am Ende besser aufgestellt sein könnte als die Schweiz. Köppel bat seine Zuschauer deshalb: «Bevor wir uns an den Schweden die Schuhe abputzen: Bitte mit offenem Visier die Resultate abwarten. Bis jetzt sieht das gar nicht so schlecht aus. Die Schweden müssen sich da auf keinen Fall verstecken.» Bis am Sonntag hatte Schweden bei den Todesopfern pro eine Million Einwohner die Schweiz jedoch überholt. Die Skepsis ist in Wirtschaftskreisen gross. «Einer kompletten Umstellung auf eine Herdenimmunisierung gegenüber wäre ich zurückhaltend», sagt Hans-Ulrich Bigler, Direktor de Schweizerischen Gewerbeverbands. Die Gefahr einer zweiten Welle sei so zu hoch. «Eine Herdenimmunisierung könnte vielleicht dann in Betracht gezogen werden, wenn man wüsste, wie es sich mit der Wachstumsrate des Virus genau verhält.» Der sicherere Weg, um die Wirtschaft trotz Corona in Gang zu bringen, sind laut Bigler Schutzkonzepte und Social Distancing. «Der Gastrobereich hat in einem Schutzkonzept nachgewiesen, unter welchen Voraussetzungen auch dort eine frühzeitige Öffnung möglich ist.»

«Totale Entgleisung möglich»

SP-Nationalrätin Barbara Gysi hält eine Immunisierung der Bevölkerung grundsätzlich für nichts Schlechtes. «Der Weg dorthin wäre aber gefahrenreich. Der Versuch einer Durchseuchung könnte total entgleisen», warnt sie. Es bestehe die Gefahr von Patientinnen und Patienten, die womöglich nicht mehr behandelt werden könnten und dadurch unnötiger Todesfälle.

Laut Gysi bietet die Schweiz auch nicht dieselben Voraussetzungen wie Schweden. «Schweden ist im Norden deutlich weniger besiedelt und sehr viel weiter weg vom Krisenherd Italien als die Schweiz.» Die Herdenimmunität sei ein gefährliches Gedankengut. «Es führt dazu, dass sich die Leute nicht mehr an die Regeln und Empfehlungen halten.»

Auch für Ärzte ist eine aktive Durchseuchung undenkbar. Für Robert Vogt, Herz und Gefässchirurg an der Klinik Hirslanden, kommt es gemäss seinem Gastkommentar in der «Mittelländischen Zeitung» «mit Sicherheit nicht in Frage, Millionen von gesunden Mitbürgern absichtlich mit einem aggressiven Virus zu infizieren, von welchem wir eigentlich überhaupt nichts wissen». Die Wahrscheinlichkeit einer zufälligen Mutation, die das Virus noch aggressiver machen könnte, werde mit einer wachsenden Anzahl Viren pro Population grösser, argumentiert er unter anderem.

19. April 2020

Extremsituationen, wie die heutige Corona-Pandemie-Situation, verursachen auch bei Menschen Extremreaktionen! Hier in der Schweiz ist das BAG zuständig für das richtige Verhalten der Bevölkerung und gibt laufend Verordnungen/Empfehlungen für einen richtigen  Umgang. Es ist leider eine Tatsache, dass sich im zwischenmenschlichen Verhalten v.a. auch  im Nachbarschaftsbereich, auf Spazierwegen (und überall, wo Menschen zusammentreffen) viele unserer Mitmenschen über diese lebenswichtigen Verordnungen hinwegsetzten, sich darüber foutieren! Manchmaml nimmt dieses zu beobachtende Fehlverhalten Extremformen an!

Ich beobachte dieses Fehlverhalten (das übrigens strafbar ist)  nicht zuletzt bei Nachbarn, die zB über die Ostertage frisch fröhlich bis zu sechs eingeladene Leuten , eng zusammengepfercht an ihrem Gartentisch versammelten. Die Empfehlung für die Ostertage, möglichst niemand in den Privatbereich einzuladen, aber auch das Einhalten der wichtigen Abstandsregel von 2 Metern, werden somit brutal gebrochen. Interessant mag in diesem Zusammenhang auch die Tatsache sein, dass diese Leute in die altersmässige «Risikogruppe» gehören. Damit gefährden sich diese Unholde nicht nur selber, angesteckt zu werden. Sie nehmen auch in Kauf, dass sie – sofern sie angesteckt werden – nicht nur alle Mitbewohner im gleichen Haus gefährden und letzten Endes auch alle diese Nachbarn in Quarantäne zwingen. Das ist ein unverzeihliches Fehlverhalten, das unentschuldbar ist.

Gleich sieht es auch auf Spazierwegen und überall dort aus, wo Menschen einander begegnen! Da gibt es die Anständigen, die – wie es sich gehört – diese Abstandsregeln und alle BAG-Vorschriften klar einhalten. Aber leider gibt es daneben auch das Gegenteil: Ich beobachte auch hier ein extrem egoistisches, unentschuldbares Verhalten: jüngere Leute (aber auch Alte!) breiten sich zB auf diesen Wegen egoistisch über die ganze Wegbreite aus. Ich habe erlebt, dass auf Hinweise zur Einhaltung der «social distance»-Vorschrift Grobheiten aller Art die Runde machen: «Ihr Alten könnt ja zu Hause bleiben!», «spielen Sie den Polizisten», und noch Schlimmeres usw. usw.

Der folgende Artikel der NZZ geht auf das Ansteckungsrisiko von Joggern und Bikern ein, die gerade  als Folge ihrer körperlichen Anstrengungen ein ganz besonderes Risiko für Menschen darstellen, denen sie begegnen. Ich gehe davon aus, dass die meisten dieser Sportler sich gar nicht bewusst sind, wie gross ihre Ansteckungsgefahr durch ihre Ausscheidungen ist:

Kann man sich beim Radfahren und beim Joggen mit dem Corona-Virus infizieren?

«Läufer und Velosportler sollten sich nebeneinander aufhalten und nicht hintereinander. Auch versetzt hintereinander ist man relativ sicher», sagt Bert Blocken, Physiker an der der Universität Eindhoven.

 

NZZ Tom Mustroph - 18.04.2020, 06.30 Uhr  

Joggen in einem Park in Rom: Durch das Tragen von Masken soll die Ansteckungsgefahr reduziert werden können.

Alberto Lingria / Reuters

Sportliche Betätigung in Zeiten der Corona-Pandemie ist wichtig, sowohl für den in Quarantäne ruhiggestellten Körper als auch für den unruhigen Geist. Studien von Aerodynamikern sowohl des Massachusetts Institute of Technology (MIT) als auch der Universität Eindhoven legen aber nahe, dass diese Betätigung gerade jetzt nicht ohne Risiko ist. Denn in der Atemluft der anderen können sich Coronaviren befinden. Und diese mit Viren angereicherte Atemluft kann sich weit über die empfohlenen zwei Meter Distanz hinaus ausbreiten. 20 Meter beim Velofahren

«Viele Menschen würden erschrecken, wenn sie sähen, welche Partikel sich gewöhnlich in der Atemluft befinden», sagt Bert Blocken am Telefon. Zum Alltagsgeschäft des Physikers der Universität Eindhoven gehört es, diese Partikel zu visualisieren – analog im Windkanaltest und digital in Computersimulationen. Ende letzter Woche hat er eine Studie über die Flugbahnen von Tröpfchen in der Atemluft veröffentlicht (www.urbanphysics.net). Tröpfcheninfektion gilt laut dem Berliner Robert-Koch-Institut derzeit als der verbreitetste Übertragungsweg von Sars-CoV-2. In eindrücklichen Bildern demonstriert Blocken in der Studie, wie aus Nase und Mund dringende Atemluft einen Jogger umhüllt und aufgrund von dessen Vorwärtsbewegung ihm wie ein Kometenschweif folgt. Bis zu zehn Metern kann die Wolke sich hinter einem Läufer ausbreiten, der mit 14,4 km/h unterwegs ist. Bei Velosportlern kann, je nach Geschwindigkeit, nicht einmal ein Sicherheitsabstand von zwanzig Metern ausreichen.

«Das gilt aber nur für die Personen, die sich im Windschatten befinden», präzisiert Blocken. Der Aerodynamiker aus Eindhoven ist ein Windschattenspezialist. Im letzten Jahr hatte er bei den Radprofis bereits die unterschiedlichen Windschatteneffekte für verschiedene Positionen im Feld, aber auch in Bezug auf Begleitfahrzeuge im Windkanal getestet. Als die Covid-19-Pandemie auch für Europa zu einem Problem wurde, beendete er mit seinem Team gerade eine Untersuchung über die Bewegung von festen Partikeln in der Luft. «Wir haben darauf aufgebaut und das Forschungsdesign dann auf Tröpfchen und Tröpfchenwolken ausgedehnt», erzählt Blocken.

 

Mehrere Stunden in der Tröpfchenwolke

Bereits Alltagsbeobachtungen legen nahe, dass der Windschatteneffekt bei sich bewegenden Objekten zu grösseren Luftzirkulationen führen kann. Mit genau dieser Begründung sagte etwa der in Kalifornien beheimatete Bicycle Club of Irvine alle Gruppenausfahrten ab (http://www.bikeirvine.org/news/2020/4/1/riding-in-the-time-of-covid-19). Eine schematische Darstellung auf der Homepage des Klubs zeigt, wie sich Partikel in der Atemluft hinter dem Rücken eines Velosportlers ausbreiten. Extrapoliert man dieses Bild auf Feldgrösse oder auch nur auf eine Radwandergruppe, wird das Problem deutlich: Mehrere Stunden halten sich zahlreiche Personen in den ausgeatmeten Tröpfchenwolken von Vordermann und Vorderfrau auf. Das Gleiche gilt, wenngleich weniger ausgeprägt, für Laufgruppen.

Bei einem sich mit 4 km/h bewegenden Spaziergänger erkannte Blocken einen Abstand von fünf Metern und bei einem sich mit 14,4 km/h bewegenden Läufer einen Abstand von zehn Metern als sicher an. «Dann treffen die Partikelwolken nicht auf Kopf, Oberkörper und Hände», erklärt Blocken. Zahlen für Velofahrer befinden sich nicht in der Studie, denn hier sind die Messungen komplizierter. Aufgrund der bisherigen Ergebnisse empfiehlt Blocken dort Abstände von 20 Metern. «Das gilt aber nur für Personen, die sich im Windschatten befinden. Läuft oder fährt man nebeneinander oder versetzt hintereinander, reichen die normalen Abstände aus», präzisiert er.

Wie hoch die Infektionsgefahr selbst ist, will der Aerodynamiker nicht einschätzen. «Selbst Biologen haben unterschiedliche Positionen darüber, wie lange ein Virus in der Luft noch ansteckend sein kann. Mir kam es darauf an, die Flugbahnen der Tröpfchenwolken zu beschreiben. Und wenn ein Sicherheitsabstand von zwei Metern zwischen stehenden Personen gefordert wird, dann müssen wir auch kohärent sein und schauen, welche Abstände zwischen sich bewegenden Personen als sicher angesehen werden können», sagt er.

Eine Studie der MIT-Physikerin Lydia Bourouiba, veröffentlicht bereits Ende März im Journal der American Medical Association (https://jamanetwork.com/journals/jama/fullarticle/2763852), kommt zu dem Schluss, dass die landläufig empfohlenen Abstände nicht einmal bei stehenden Personen ausreichen könnten. Sie integrierte in ihre Studie ein Video, das in Zeitlupe demonstriert, wie eine Tröpfchenwolke nach einem heftigen Niesanfall sich auf bis zu acht Meter ausbreitet. Wie häufig in der Praxis derartige explosionsähnliche Nieser vorkommen und wie hoch die tatsächliche Infektionsgefahr ist, diskutierte Bourouiba nicht.

Was bedeuten diese Studien nun für den Sport? «Läufer und Velosportler sollten sich nebeneinander aufhalten und nicht hintereinander. Auch versetzt hintereinander ist man relativ sicher», sagt Blocken. Befindet sich vor dem Gesicht ausreichend Abstand, wäre man sogar vor den Niesanfällen, die Bourouiba hochauflösend fotografiert hat, weitgehend geschützt.

Und wenn es windet?

Welchen Einfluss Seitenwind, Rückenwind und Gegenwind auf die Ausbreitung der Tröpfchenwolken haben, haben die Aerodynamiker bisher nicht untersucht. Ebenso wenig die Effekte von Masken. «Das ist sehr kompliziert. Es gibt viele unterschiedliche Masken, und es hängt auch davon ab, wie man sie aufsetzt», sagt Blocken. Dass die Gefahr durch das Tragen von Masken reduziert werden kann, hält er aber für wahrscheinlich. Könnte das auch eine Massnahme für den Profisport sein, die Tour de France als Maskenrennen also? «Ich sage nicht Nein. Es kann tatsächlich helfen», meint Blocken.

Für die Alltagspraxis lässt sich aus den Untersuchungen ableiten: Auf die Vorteile des Laufens und Fahrens im Windschatten sollte man unbedingt verzichten.

Mehr zum Thema: Coronavirus: So halten Sie sich fit

Fitnesscenter und Sportvereine haben ihren Betrieb eingestellt. Das tägliche Training muss zu Hause stattfinden. Tipps und Anleitungen für das Fitnessprogramm in den eigenen vier Wänden.

 

  1. April 2020

Rund um die Corona-Virus-Pandemie schiessen die Statistiken wie Pilze aus dem Boden. In UK hat man herausgefunden, dass in der jüdischen Gemeinschaft die Infektionsrate von Corona-Virus offenbar am höchsten ist. Warum ist dies so? Halten sich v.a. die Ultraorthodoxen Kreise nicht an die vorgeschriebenen Verhaltensvorgaben, oder was ist der Grund?

JEWISH TELEGRAPH AGENCY

Share to FacebookShare to TwitterShare to EmailShare to WhatsAppShare to More

(JTA) — There are about 250,000 Jews in the United Kingdom. They account for only 0.3% of its population.

But the coronavirus has killed 44 known Jewish victims so far — about 2.5% of the total U.K. tally.

That means British Jews are overrepresented by a factor of eight in their country’s death toll from COVID-19.

The statistics are compiled, released and updated periodically by the Board of Deputies of British Jews, an umbrella group representing British Jewry. The stats are unique because they are the first centralized attempt anywhere in the world at measuring the Jewish death rate and comparing it to a national total.

The figures are raising concerns that British Jews are particularly at risk from the virus. They are also giving rise to multiple hypotheses to explain this reality, though none seem conclusive.

Here are the theories and why they are difficult to prove at this point in the pandemic’s spread.

It’s early 

While Jews do seem to be overrepresented in the national death tally, “the numbers of Jewish deaths being reported so far are, statistically, very small – too small to draw any firm conclusions,” wrote Jonathan Boyd, the executive director of the Institute for Jewish Policy Research, or JPR, a group that researches the demographics of European Jewry, in a Jewish Chronicle op-ed published Monday.

Board of Deputies President Marie van der Zyl told the Jewish Telegraphic Agency about her organization’s monitoring of Jewish fatalities.

“While the figures are worrying, the current sample size is far too small to rule out variance and we cannot use them to come to any definitive conclusions,” she said.

But Boyd added that he “wouldn’t be surprised to see elevated counts among Jews.” More on that below.

The haredi Orthodox 

Reports of failures to observe social distancing protocols at some haredi Orthodox synagogues and institutions have raised concerns about the spread of the virus among that specific denomination.

“People are touching the same surfaces, the same siddurim,” or prayer books, a health worker told The Jewish Chronicle last week about the heavily haredi London neighborhood of Stamford Hill. “I believe the community is susceptible to the virus because they are so close knit.”

Separately, 20 British Jewish physicians, none of them haredi, also singled out haredim in a pamphlet circulated in Stamford Hill a couple of weeks ago urging them to heed social distancing guidelines.

“You are fully responsible for deaths that occur as a result of ignoring this advice,” the physicians wrote.

Their concern echoed similar warnings in other places with large haredi minorities, including Israel, the United States and Belgium.

But Herschel Gluck, a haredi rabbi and head of London’s Shomrim Jewish security force, argued that “the facts don’t support this hypothesis.”

The disease has claimed several haredi Jews, including Zeev Willy Stern and Uri Ashkenazi. But other victims have included four members of the Modern Orthodox Spanish and Portuguese community in London and two from the Reform community, including a rabbi.

Rabbi Alexander Goldberg, the Jewish chaplain at the University of Surrey near London, agrees with Gluck and he is not haredi. Goldberg believes he contracted and recovered from the virus, although medical authorities did not want to test him when he reported symptoms.

“Among Jews, this disease doesn’t seem to be confined to the haredi population. All sorts of Jews seem to have it,” Goldberg said.

The mobility factor

To Goldberg, a former community issues director at the Board of Deputies, “the one thing that the Jews who caught the coronavirus do have in common is that they belong to a group with a high level of mobility.”

Haredi families from Britain travel frequently to visit family in Israel, Belgium, New York and beyond, as do Jewish businessmen regardless of their denomination. 

Boyd concurs that mobility may be playing a role. Among Jews of all denominations, “many work in the center of town, travelling in daily by tube, and are very much in the thick of things,” he wrote.

“Collectively, we are wealthier and better educated than average, which also means that we are more likely to travel abroad – another way in which we might have been more likely than others to have picked up the infection early on.”

But Gluck has his doubts.

“The tube had many commuters, the trains were packed,” he said of the London underground and national railway, which operated at full capacity until as recently as March 25, when the United Kingdom introduced a national lockdown (it came more than a week after France had taken the same measure.) 

London is home to a number of immigrant groups, including more than 800,000 Poles and 600,000 Italians, who travel back to their countries of origin frequently on low-cost flights. 

“It doesn’t stand to reason that Jews would be more exposed because of travel,” Gluck said.

Age and city lifeJews are older than the general population and concentrated in London — the city that has seen the most coronavirus cases of any region in the U.K., and is believed to be several weeks ahead of the rest of the country.

“A London effect may partially explain higher counts” among Jews, Boyd wrote, referencing the fact that 60% of all British Jews live in or around the capital. “The city is an ideal place for a virus to spread, and like New York City in the United States, it is at the vanguard of the epidemic in this country.”

British Jews, Boyd added, are old — “21% are aged 65 and above, compared to 16.4% of the population as a whole, and given that the virus is more virulent among the old than the young, Jews may be disproportionately affected.”

But, he added, Jews are also healthier than average — 5% have bad or very bad health compared to a national average of 5.6%.

That may sound like splitting hairs, but it’s “not an insignificant difference, particularly bearing in mind our age profile,” Boyd wrote.

“[I]t’s due both to cultural factors and our socioeconomic status, both of which have commonly protected us against ill-health,” he continued.

Purim and community life

Boyd and several other commentators have noted the proximity of the Jewish holiday of Purim, which fell on March 9, to the outbreak of the coronavirus in Europe.

At St. John’s Wood Synagogue in London, with 1,300 seats one of the city’s largest Jewish places of worship, a rabbi contracted the virus shortly after returning from a Purim celebration in Morocco. He spent many hours interacting with dozens of congregants before he developed symptoms and self-quarantined.

Festivals like Purim “bring even more people together than usual,” helping the virus spread, Boyd wrote.

More broadly, there may be “something about the way in which Jews organize their lives that might inadvertently cause the virus to spread between us,” he added. A quarter of Jewish adults attend synagogue most weeks, whereas the equivalent proportion for church attendance among British Christians is about 10%, Boyd noted.

“These are all perfect environments for a virus to multiply,” he wrote. “So physical social interaction – typically the essential, even obligatory lubricant which underpins Jewish life – now poses a mortal threat.”

Trending on JTA

Conservative pastor says spread of coronavirus in synagogues is punishment from God

 

First Person

The Netherlands is OK with citizens being exposed to the coronavirus. That’s both reassuring and terrifying to me.

 

Leading New York rabbi who recovered from coronavirus contributes to treatment experiment

31. März 2020

Jüdische und nicht jüdische selbsternannte „Gutmenschen“ melden sich bezüglich der Bevölkerung des Gazastreifens rund um die Bedrohung des Coronan-Virus lauthals zu Wort: Israel sei verantwortlich, dass die Zivilbevölkerung im Gazastreifen rund um die Corona-Virus-Pandemie geschützt werden müsse! Und diese Verantwortung werde von Seiten Israels nicht wahrgenommen, so behaupten diese Kreise. Das stimmt nicht. Von diesen Kreisen höre ich aber dann andererseits überhaupt kein Wort über die wirkliche Verantwortung der Beherrscher im Gazastreifen! Das sind die Schergen der Hamas-Terrororganisation. Diese Fanatiker schicken übrigens gerade jetzt, während der Corona-Virus-Krise, täglich tödliche Raketen auf israelische Zivilisten. Da muss ich staunen, dass darüber weder von diesen „Gutmenschen“ noch generell von den Medien praktisch nichts berichtet wird.

Die israelische Botschaft informiert über die aktuellen israelischen Tätigkeiten zu Gunsten der Gaza-Bevölkerung.

 24.03.2020

Zusammenarbeit zwischen Israel und den Palästinensern im Kampf gegen das Coronavirus

Coronavirus unterscheidet weder zwischen Völkern noch zwischen Grenzen. Israel und die Palästinensische Autonomiebehörde arbeiten eng zusammen und koordinieren politische Massnahmen, um die Ausbreitung des Coronavirus in Judäa und Samaria zu minimieren und seinen Ausbruch im Gazastreifen zu verhindern. Zur Koordinierung der Aktivitäten zwischen Israel und der Palästinensischen Autonomiebehörde wurde ein gemeinsamer Arbeitsraum eingerichtet. Israel unterstützt die Palästinensische Autonomiebehörde durch die Bereitstellung wichtiger Coronavirus-Hilfsgüter, einschliesslich Schutzkits (wie Masken und Anzüge), Testkits und Schulungsworkshops für palästinensische medizinische Teams. Im Rahmen der Zusammenarbeit haben Israel und Jordanien der Palästinensischen Autonomiebehörde über tausend Abstriche, Masken und Tests geliefert. Darüber hinaus wurden weitere medizinische Geräte, Schutz- und Hygieneausrüstungen an die medizinischen Teams und Krankenwagen übergeben.  Die Palästinenser entschieden sich dafür, alle Grenzübergänge im Gazastreifen zu schliessen, einschliesslich des Grenzübergangs Rafah zu Ägypten. Nur in schweren humanitären Fällen gestatten sie die Ein- oder Ausreise. Die Palästinenser haben auch jeden, der in den Gazastreifen einreist, angewiesen, sofort nach der Ankunft 14 Tage lang Quarantäne zu Hause zu halten. Die Handelsübergänge nach Gaza bleiben für den Transfer von Waren und Hilfe offen. In der vergangenen Woche sind 206 Tonnen medizinische Hilfsgüter, 12 Tonnen Lebensmittel und 50 Tonnen Baumaterial in den Gazastreifen gelangt. Abstriche und Schutzausrüstungen wurden von palästinensischen Händlern, die privat gekauft haben, nach Gaza gebracht, und am Übergang Erez wurden Schulungen für medizinische Teams durchgeführt. Mit Unterstützung der Weltgesundheitsorganisation wurden Testkits nach Gaza eingeführt. Es gibt zwei Labors in Gaza, in denen das Virus getestet wird. Israel ist bereit, bei den Laboruntersuchungen zu helfen, und wird dies in Abstimmung mit der PA und der WHO tun. Die Koordination mit dem Gazastreifen erfolgt zwischen dem palästinensischen Gesundheitsministerium und der Weltgesundheitsorganisation.

Zusätzliche Details zur israelischen Hilfe: In den letzten Tagen hat Israel etwa 1000 Schutzsets und 100 Liter Desinfektionsmittel auf Alkoholbasis an die Palästinensische Autonomiebehörde in Judäa und Samaria geliefert. Israel hat den Gazastreifen mit Hunderten von Test- und Schutzausrüstungen (einschliesslich Masken und Anzüge) sowie mit Workshops für die Ausbildung seiner medizinischen Teams (einschliesslich des Transports von Teams aus dem Gazastreifen zur Ausbildung in Israel) versorgt.

30. März 2020

Überall, querbeet durch die Religionen, aber v.a. in fundamentalistischen Kreisen, wird nun die Corona-Virus-Pandemie für das Ausleben von virulentem Antisemitismus missbraucht. Das Beispiel eines protestantischen Pastors zeigt dies drastisch. Solche Ideen gehörten eigentlich ins dunkelste Mittelalter.

Conservative pastor says spread of coronavirus in synagogues is punishment from God

March 29, 2020 2:21 pm JEWISH TELEGRAPH AGENCY

Rick Wiles, a Florida pastor known for his anti-Semitic conspiracy theories, is the founder of TruNews. (Screenshot from Vimeo)

(JTA) — Rick Wiles, the Florida pastor who claimed that the effort to impeach President Trump was a “Jew coup,” said the spread of coronavirus in synagogues is a punishment of the Jewish people for opposing Jesus.

Wiles made the claim Wednesday on his TruNews broadcast.

“The people who are going in to the synagogue are coming out of the synagogue with the virus,” Wiles said. “It’s spreading in Israel through the synagogues. God is spreading it in your synagogues! You are under judgment because you oppose his son, Jesus Christ. That is why you have a plague in your synagogues. Repent and believe on the name of Jesus Christ, and the plague will stop.”

Wiles also claimed that the U.S. outbreak started at the American Israel Public Affairs Committee policy conference in Washington, D.C., in early March. In fact, the first case and the first outbreak were both reported in Washington state.

In November, Wiles called the impeachment effort a “Jew coup,” and said that Jews will also “kill millions of Christians.” Wiles’ TruNews website regularly releases anti-Semitic, Islamophobic and homophobic videos.

In February, TruNews was permanently banned from YouTube, but it continues to receive media credentials from the White House.

By Marcy Oster 

30. März 2020

Der Corona-Virus wütet weltweit. Tausende von Opfern sind bisher zu beklagen. Besonders hart schlägt diese Pandemie in den USA zu. Ein Bericht von TACHLES über die Situation in New York: Covid-19 29. Mär 2020

Augenzeugen-Berichte vom «Hotspot» New York, TACHLES berichtet:

 

Manhattan menschenleer am Sonntagnachmittag. 

Bewohner der Metropole berichten über ihren Alltag unter der seit 22. März geltenden, weitgehenden Ausgangssperre in New York City. Darunter sind ein Zuwanderer aus Zürich, eine chinesische Familie, prominente Mode-Designer und eine Gesundheits-Reporterin bei ABC News.

Bis zu 200'000 Amerikaner könnten an Covid-19 sterben. Dies hat am Sonntagvormittag Dr. Anthony Fauci am US-Fernsehen erklärt. Der prominente Epidemologe gehört dem Team der US-Regierung zur Bekämpfung des Virus an. So stehen die schlimmsten Tage der Epidemie Amerika erst noch bevor (Link). Praktisch gesehen, rechnen Experten wie Dr. Fauci mit einer Ausbreitung von Covid-19 von bisherigen Brennpunkten auf das ganze Land. Momentan nehmen die Erkrankungen um 20 Prozent täglich zu. Sonntagmittag lag die Zahl bei 125.000 und über 2000 Todesfällen. Die USA haben bei den Fällen China um 50 Prozent übertroffen.
Dabei sind New York City und Region momentan der absolute «Hotspot». Hier ist der Grossteil der rund 55.000 Erkrankten im Gliedstaat New York zuhause. Fast 700 Menschen in der City sind Covid-19 zum Opfer gefallen. New York hat aber auch mit dem Demokraten Andrew Cuomo einen Gouverneur, der die von Covid-19 drohende Gefahr frühzeitig erkannt hat und als Modell an Tatkraft erscheint. Dennoch droht speziell New York City von der Pandemie überwältigt zu werden. In Spitälern sind die Intensivstationen bereits überbelegt. Wie überall im Land fehlt es dank der konfusen Reaktion der Trump-Regierung in Washington von Test-Geräten über Gesichtsmasken und Schutzkittel bis hin zu Atemgeräten an notwendigsten Mitteln zur Bekämpfung von Covid-19. An etlichen Spitälern sind bereits die Leichenkammern überfüllt von Virus-Opfern. Seit Mittwoch nehmen Gefrier-Laster die weiterhin dramatisch steigende Zahl der Verstorbenen auf. Wie sieht das Leben in dem Virus-Hotspot aus? Wir haben mit New Yorkern gesprochen, die seit über zehn Tagen unter einer Ausgangssperre leben, die Wirtschaft und Handel weitgehend stillgelegt hat. Die acht Millionen Bewohner haben sich weitgehend in ihre Wohnungen zurück gezogen und üben «social distancing».

Sonja Rubin und Kip Chapelle, Mode-Designer
Sonja Rubin und Kip Chapelle leben an der 8. Avenue im Stadtteil Chelsea im Südwesten von Manhattan unweit der «High Line». Dort liegt das Studio des international bekannten Designer-Paars. Das Quartier ist ansonsten ein Magnet für Besucher aus der ganzen Welt. Aber nun herrscht auf der 8th Avenue eine gespenstische Stille. Rubin sagt: «Wir haben vor zehn Tagen unser Studio und die Boutique im kalifornischen Malibu geschlossen. Wir gehen alle paar Tage zum Einkaufen von Nahrungsmitteln aus und ich laufe jeden Morgen hinüber an den Hudson und jogge hinunter zum Battery Park. Aber es sind nur wenig Leute unterwegs. Jeder hält Distanz. Jogger, die ich seit vielen Jahren kenne, halten nicht mehr an. Vor wenigen Wochen hätten wir einander noch freundlich in den Arm genommen. Es fällt schwer, das nicht mehr zu tun. Aber wir gehen einander aus dem Weg.»
Chappelle: «Ja, wir nehmen das social distancing sehr ernst. Nach und nach geht uns auf, wie lebensgefährlich die Epidemie wirklich ist. Ich habe zwar schon die ersten Nachrichten dazu aus China im Januar ernstgenommen. Aber selbst als die Erkrankungen in Iran und Europa begannen, war Covid-19 noch weit weg. Jetzt ist der Virus hier und jeden Tag sieht die Lage anders aus. Wir versuchen uns so gut als möglich anzupassen.» Chappelle ist dankbar für die strikten Auflagen von Stadtpräsident Bill de Blasio und Gouverneur Andrew Cuomo: «Ohne extreme Massnahmen würden wir eine furchtbare Katastrophe erleben!» Allerdings hat er deutlich früher auf die ersten Nachrichten über den Virus reagiert, als die meisten Amerikaner. Chapelles Vater in Dayton, Ohio, benötigt Dialyse. Chapelle hat deshalb bereits im Januar einen Vorrat von Gesichtsmasken für ihn gekauft.
War Chapelle zunächst mit praktischen Fragen und der Sorge über die Leistungsfähigkeit des Gesundheitssystems beschäftigt, denkt er in den eigenen vier Wänden über die Zukunft nach: «Keiner von uns hat je eine solche Krise erlebt. Die Epidemie stellt jeden Aspekt unseres Lebens langfristig zur Disposition: unsere Jobs, das soziale Miteinander, Sportveranstaltungen oder auch nur der Betrieb der U-Bahn. Wie wird unsere Zukunft aussehen? Für dieses Jahr haben wir uns jedenfalls von sämtlichen Plänen verabschiedet.» Beide treten inzwischen mit dem Medien-Konsum kürzer. Da werde soviel Desinformation gestreut: «Das macht die Leute erst richtig panisch», sagt Chapelle.
Dabei sind beide gesund und verbringen viel Zeit auf FaceTime und Social Media im Kontakt mit Verwandten und Freunden. Das Paar verfügt über Reserven genug, die fünf Angestellten im Studio und der Boutique noch weiter zu bezahlen. Aber auch das ist eine täglich neue Kalkulation. Chapelle erwartet, dass Banken längerfristig zurückhaltend auf die Krise reagieren werden und lieber dem Staat die Initiative bei Krediten zu überlassen, als selbst Risiken einzugehen.
Auch Rubin spricht über die Schwierigkeit, die totale Veränderung des Alltags gedanklich zu verarbeiten, die so rasch über Amerika hereingebrochen ist. Sie waren noch Anfang Februar Skifahren in den Dolomiten und nahmen dann an einer Museums-Eröffnung in Wien teil, wo ihre Design ausgestellt worden sind. Nun ist sie dankbar, dass der Supermarkt «Whole Foods» Kunden nurmehr einzeln ins Geschäft lässt und dort Angestellte auf den Abstand von sechs Fuss oder knapp zwei Metern zwischen Kunden achten: «Zum Glück sind die Panikkäufe der ersten März-Wochen abgeklungen!» Schwer verständlich findet Rubin, dass ihr eine Freundin in Köln erzählt hat, sie sei gerade beim Zahnarzt gewesen: «Das ist hier unvorstellbar. Hier geht Niemand mehr freiwillig in die U-Bahn. Mein Zahnarzt hat schon vor zwei Wochen einen Termin abgesagt.» Auch Friseure sind schon länger dicht.
Humor hat das Paar indes nicht verloren. Rubin erwartet, dass am Ende der Epidemie die langen Haartrachten der 1970er zurück gekehrt sein werden. Und sie zitiert einen Freund, der seine Zeit mit dem Kochen von Rezepten aus der «New York Times» und anschliessend einer guten Flasche Wein verbringt: «Wenn du die Epidemie überlebst, bist du entweder ein Meisterkoch – oder ein Alkoholiker.»

Anita Lei und ihre Familie
Menschenleer ist es auch in Midtown Manhattan. Hier führt Anita Lei seit vielen Jahren im «Garment District» nördlich der 34. Strasse eine Schneiderei. Inzwischen hat der Vermieter das Gebäude geschlossen. Miete muss Lei jedoch weiter zahlen. Und wie ihr Mann, der ein kleines Dim Sum-Lokal betreibt, war sie gezwungen die Angestellten entlassen: «Aber die bekommen jetzt staatliche Hilfen». Das Paar hat sich mit Leis Eltern in das Haus der Familie in Brooklyn zurückgezogen. Dorthin sind auch die beiden Söhne heimgekehrt, nachdem ihre Universitäten geschlossen haben. Brendan, der Ältere, sagt im Telefon-Interview: «Hier ist Jedermann enorm angespannt. Die Menschen haben Angst vor dem Virus. Da bleibt man schon freiwillig zuhause. Es gibt draussen auch Nichts zu tun – von Lebensmittelgeschäften abgesehen, sind praktisch sämtliche Läden geschlossen.» Die Leis haben sich rechtzeitig mit Essen eingedeckt. Nun unternehmen sie alle zwei, drei Tage eine schnelle Expedition dafür in einen Supermarkt.
Brendan sagt, es sei schon etwas eng mit drei Generationen und sechs Personen unter einem Dach. Aber er und sein Bruder würden die Zeit mit Online-Unterricht verbringen, den die meisten Unis und viele Schulen inzwischen eingerichtet haben: «Daneben sitzen wir am Computer beim Gaming – so wie früher.» Wie die meisten Amerikaner halten die Leis über FaceTime oder Social Media Kontakt mit Freunden und Verwandten. Die Mutter arbeitet weiter an der Nähmaschine: «Und wir spielen zusammen Mahjong.»
Die Leis sind sparsam und haben Rücklagen, um noch etwas länger durchzuhalten. Aber neben der Sorge um den Virus macht ihnen der von Konservativen geschürte Hass auf Asiaten zu schaffen. Brendan sagt: «Das ist schon ziemlich schlimm. Weil die Epidemie in China ausgebrochen ist, wird das jetzt `Chinesischer Virus´ genannt.» Dabei sei das doch ein Problem, das die ganze Welt betreffe. In New York gäbe es zwar keine offenen Attacken auf Asiaten: «Die Leute hier sind das Leben in einer diversen Metropole gewöhnt. Aber wenn man sich schon leicht räuspert, gibt es giftige Blicke. Menschen wenden sich ab und halten die Hand vors Gesicht.» Jedenfalls sei die Epidemie nicht wie 9-11. Die Tragödie habe die New Yorker enger zusammen gebracht, Fremde hätten einander mit einer neuen Freundschaftlichkeit behandelt: «Covid-19 bringt dagegen Furcht, Misstrauen und Unsicherheit unter das Volk. Das ist besonders schlimm im Internet. Aber selbst Kommilitonen gehen zu mir auf Distanz, weil ich Chinese bin», sagt Brendan. Aber die Familie kann sich nicht vorstellen, New York zukünftig zu verlassen. Anita Lei setzt hinzu, die chinesische Regierung habe die Epidemie durch rasches und entschlossenes Durchgreifen sehr viel schneller unter Kontrolle gebracht, als die USA. Hierzulande gehe immer noch die Legende um, für jüngere Menschen sei der Virus ungefährlich: «Dabei liegen hier auch viele 20- bis 40-Jährige auf Intensiv-Stationen.»

Markus Huemer, Zürcher in New York
Markus Huemer erlebt die Epidemie anders. Der gebürtige Zürcher sagt: «Man muss aufpassen, dass man nicht panisch ist. Das ist noch gefährlicher als die Epidemie.» Die Panik komme von überall her, vor allem aber von den sensationelle Berichterstattung fixierten Medien in Amerika. Der Lehrer an der renommierten «Parsons School of Design» in Manhattan hat seinen Medienkonsum deshalb drastisch reduziert: «Die Berichterstattung hier ist grässlich. Wenn ich mit Studenten telefoniere, höre ich unheimlich viel Misinformation, die sie aus den Medien aufgesogen haben.» Huemer kritisiert, dass gleichzeitig viel zu wenig etwa über die Schliessung der Stabsabteilung für die Bekämpfung von Epidemien im Nationalen Sicherheit durch die Trump-Regierung vor zwei Jahren berichtet werde.
Er schaltet aber jeden Vormittag zu, wenn Gouverneur Andrew Cuomo seine Pressekonferenz gibt: «Der gibt als Einziger klare Informationen über die Lage hier. Darauf kann man sich stützen. Er drückt sich nicht kompliziert aus und wirkt vertrauenswürdig. Ich nehme ihm ab, dass er solidarisch mit uns Bürgern, den Helfern und dem medizinischen Personal ist, dass gegen den Virus kämpft. Ich hätte das nie gedacht. Ich war nie ein Fan von Cuomo. Er hat immer etwas arrogant gewirkt und fast gelangweilt. Aber jetzt zeigt er sein Format bei dieser enormen Herausforderung. Cuomo ist jetzt eigentlich unser Präsident.» Innerlich panisch sei er aber nicht, sagt Huemer. Ihn sorgt nur, den neuen Erwartungen an ihn im Beruf gerecht zu werden: «Wir stellen momentan den gesamten Lehrbetrieb auf «Zoom» um. Das ist recht kompliziert und mir liegt der persönliche Unterricht mehr.» Im Gegensatz zu den Leis fühlt sich Huemer heute an die Tage nach 9-11 erinnert: «Die Nachbarn hier in unserem grossen Apartment-Komplex in Long Island City im Stadtteil Queens sind jetzt extrem nett – wenn auch natürlich aus der jetzt vorgeschriebenen Distanz heraus.» Die Hausverwaltung sei exemplarisch: «Die putzen die Wohnanlage mit hunderten Apartments unentwegt von unten bis oben.» Neben freundlichen Gesten und Gesichtern in der näheren Umgebung ist Huemer für die Disziplin dankbar, mit der New Yorker jetzt generell die neuen Regeln beachten und auf Abstand halten: «Das ist sehr beruhigend. Ich hoffe nur, dass es dabei bleibt und keine Massen-Panik einsetzt. Dann müssen die Behörden wohl eine totale Ausgangssperre verhängen». Froh ist er auch, dass er mit seinem Partner Jorge zusammenlebt, einem für Justizbehörden landesweit tätigen Rechtsexperten: «Alleine kann ich mir die jetzige Situation nicht vorstellen. Wir sind sehr vorsichtig und gehen nur alle paar Tage zum Essen kaufen. Dabei wechseln wir uns ab. In den Läden geht es jetzt nicht mehr so panisch zu, wie vor acht Tagen. Und die haben Leute, die auf die Distanz zwischen den Käufern achten. Auch auf der Strasse gehen Alle einander aus dem Weg. Das sehe ich täglich beim Joggen. Aber viele Leute sind nicht mehr unterwegs. Und wir haben auch Glück, dass wir hier im siebten Stock einen Balkon haben. Sobald die Sonne herauskommt, setze ich mich hinaus, tanke Vitamine und schaue den Singvögeln an unserer Futterkrippe zu.» Aber viel Zeit verbringt er am Computer. Nicht allein bei der Arbeit, sondern auch beim Skypen oder Texten mit Freunden und Verwandten. Seine Schwester in der Schweiz ruft Huemer alle zwei Tage an: «Jorge arbeitet jede Nacht mindestens bis 22 Uhr. Seine Arbeitstage könnten dreimal so lange sein. Die Tage verfliegen schneller als je. Das hat sicher mit der Nervosität zu tun. Dabei versuche ich, Multi Tasking zu vermeiden. Ich will mich nicht ablenken zu lassen und konzentriert bleiben.»

Susan Schwartz, Gesundheitsreporterin bei ABC News
Susan Schwartz hat die Katastrophe kommen sehen. Die Journalistin hat an der Yale University öffentliche Gesundheit studiert und arbeitet seit Jahrzehnten bei der populären Nachrichtensendung «World News Tonight» auf dem Sender ABC. Wir erreichen sie Donnerstag nach Feierabend gegen 22 Uhr auf dem Heimweg von ihrem Studio nahe dem Lincoln Center an der 66. Strasse an ihre Wohnung an der Upper East Side: «Es ist schon unheimlich. Die Stadt ist so leer. Immerhin kann ich jetzt auf der Strasse laufen, da ist das Licht besser. Die halbe Stunde Fussmarsch tut meinen Nerven gut.» Schwartz hat im Januar rasch auf die ersten Meldungen aus Wuhan reagiert: «Mir wurde klar, dass da auch auf Amerika eine ganz neue Bedrohung zukommen wird. Wir haben dann viele Experten interviewt und das Thema in die Öffentlichkeit gebracht. Aber um wirklich etwas gegen Covid-19 zu erreichen, braucht es politische Führungskraft.»
Die sieht Schwartz bei dem New Yorker Gouverneur Andrew Cuomo: «Der verkörpert das Beste an uns New Yorkern: Er ist hart, direkt, hellwach, aggressiv und zeigt Stärke. Aber das Weisse Haus unterstützt Gouverneure wie ihn immer noch viel zu wenig. Dazu kommt die enorme Bevölkerungsdichte in der City. So stösst auch Cuomo jetzt an seine Grenzen.» Schwartz mag daher keine Prognosen über den Verlauf der Epidemie stellen: «Ich habe nur gelernt, dass wir trotz einer imponierenden Flut neuer Studien viel zu wenig über Covid-19 wissen. Das fängt damit an, dass immer noch viel zu wenige Tests gemacht werden.» Die Epidemie sei schneller gerade über New York herein gebrochen, als von Experten erwartet: «Da bleibt nur, energisch am Ball und beweglich zu bleiben.» Sie bewundert deshalb auch die Flexibilität, die sie allerorten in der City sieht: «So haben sich die Stände am `Farmers Market´ bei uns nahe der Columbia University an der Upper West Side schnell angepasst und verkaufen nurmehr fertig abgepackte Tüten mit Obst oder Gemüse – Niemand kann die Waren mehr anfassen und bezahlt wird strikt ohne Cash.»
Ihr eigenes Leben hat sich jedenfalls radikal verändert. Ihr Mann und einer zwei der erwachsenen Söhne sind in den Bungalow ihrer verstorbenen Eltern in New London, Connecticut, gezogen und arbeiten von dort aus Online. Schwartz vermisst die Familie. Auch die Redaktion von ABC News arbeitet weitgehend auf Distanz: «Aber ich gehe drei, vier Tage die Woche in unser Studio, um mit meinem leitenden Redakteur über Bild- und Video-Material zu entscheiden und Beiträge zu schneiden.» Die Redaktion habe sich frühzeitig auf Covid-19 eingestellt, sagt Schwartz: «Wir hatten trotzdem schon ein paar Fälle – aber die waren glücklicherweise leicht.»
Wie unsere anderen Gesprächspartner ist die Journalistin froh über die Disziplin, mit der New Yorker generell auf das «social distancing» achten: «Das gilt sogar für die Obdachlosen, die jetzt viel sichtbarer in der Öffentlichkeit sind.» Aber gerade hier sieht Schwartz auch einen tragischen Unterschied zu den Tagen nach 9-11: «Auch heute sind New Yorker angefangen von den Handwerkern in unserem Apartmenthaus oder Laden-Verkäufern so freundlich und hilfsbereit. Sie haben auch früh mit dem Tragen von Gesichtsmasken begonnen. Aber nach den Attacken auf das World Trade Center fanden wir hier den grössten Trost in der menschlichen Nähe. Heute verbietet uns diese unheimliche Gefahr, dass wir einander nahe kommen und in die Arme nehmen.» Andreas Mink

MONTAG, 30. MÄRZ 2020

07.00 Uhr 
Dramatische Zeugenberichte aus London
Die Redaktion erreichen dramatische Berichte von Zeugen und Korrespondenten aus verschiedenen Teilen der Welt. Dramatisch ist im Moment die Situation in England. Nachdem die Regierung von Premier Boris Johnson die Situation rund um das Coronavirus negierte, schlägt die Epidemie im ohnehin desolaten Gesundheitssystem von England gandenlos zu. So auch in der jüdischen Gemeinde von London. Täglich werden dort Tote in Absenz der Familien beerdigt. Eine seit 20 Jahren in London lebende Schweizerin berichtet gegenüber tachles: «Leider ist in England die Situation rund um Corona momentan schrecklich. Praktisch jede jüdische Familie bei uns in London hat den Virus. Jeden, den wir kennen, hat in der Familie jemanden. Leider sind letzte Woche schon die Väter von zwei Freundinnen gestorben, zwei gute Freundinnen. Sie konnten die sterbenden Väter nicht mehr besuchen und nur noch per Video verabschieden. Sie mussten die ganze Beerdigung auf dem Internet mitverfolgen. Es ist hier schrecklich, die Intensivstationen sind überfüllt, die Menschen warten im Warteraum, mit Kranken, nicht Kranken mit dem Virus. Es ist eine Riesenwelle im Gang, und es ist wirklich, wirklich schlimm. Jeden Tag warten wir auf schlechte Neuigkeiten von jemand anderem, der wieder gestorben oder im Spital ist.» Andere berichten darüber, dass sich weite Teile der orthodox-jüdischen Bevölkerung kaum oder gar nicht um die Minimalvorgaben von Trennung der Bevölkerung halten. Gebete in Gemeinschaft und andere Versammlungen finden statt. Die Schulen waren noch bis letzte Woche geöffnet.«Die Charedim scheren sich einen Deut um alles. Die neuen Hygienevorschriften werden nicht eingehalten. Die meisten Koschergeschäfte bergen Ansammlungen von Menschen», sagt der praktizierende Jude aus London gegenüber tachles online. Gemäss einem Arzt in London sei die Zahl von Infizierten überproportional hoch unter der jüdischen und darunter der charedischen Bevölkerung. Bereits vorige Woche berichtete tachles online über Problemen mit dem Versammlungsverbot in Zürichs orthodoxen Gemeinden. Die Kantonspolizei intervenierte. In Gruppen sozialer Medien debattierten orthodoxe Mitglieder der jüdischen Gemeinde über anti-charedische Berichterstattung. Inzwischen allerdings haben die Rabbiner orthodoxer jüdischer Gemeinden ihre Mitglieder nochmals aufgerufen, Vorgaben von Behörden zu respektieren und strikte einzuhalten. Gemäss Recherchen von tachles finden immer noch gemeinsame Gebete statt. TACHLES Redaktion  

26. März 2020

Die Corona-Virus-Pandemie breitet sich weiter aus – weltweit. Auf den (Schweizer) Strassen sieht man von Tag zu Tag weniger Autos und Menschen. Man hört, dass die Bevölkerung sich mehr und mehr an die Verhaltensvorschriften des BAG halten würden. – Ich persönlich erlebe hingegen in meinem kleinen Umfeld auch Negatives. Regelmässig gehe ich meiner Frau im nahen Wald spazieren. Das tut gut und wird zudem auch empfohlen. Auf diesen Waldstrassen begegnen wir von Zeit zu Zeit (jungen) Joggern, die jeweils zu zweit die ganze Strasse für sich beanspruchen. Wenn ich in solchen Fällen darum bitte, doch auf Abstand zu achten, erlebe ich nicht selten sehr abschätzige Reaktionen: „Leute wie du, gehören zu Hause eingesperrt!“, „Ich mache, was ich will…“ usw.  Ich empfinde solche bizarren Bemerkungen als nichts anderes, als Diskriminierung der „älteren Generation“. Viele stellen sich natürlich die Frage, ob dieser Coronavirus tatsächlich nur für die Senioren über 65 Jahren bedrohlich und nicht auch für jüngere Menschen. Die Süddeutsche Zeitung geht dieser Frage nach.

 

 

Coronavirus: Für wen Covid-19 besonders bedrohlich ist

Von Werner Bartens

vor 1 Std.

• Für Raucher gäbe es wohl keinen besseren Zeitpunkt als jetzt, um ihr Laster aufzugeben. Denn bei einer vorgeschädigten Lunge können Viren wie Sars-CoV-2 leichter eindringen.

• Auch Patienten mit Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Lungenleiden und eingeschränkter Immunantwort wie etwa Krebspatienten sind besonders anfällig.

• Für den Verlauf der Krankheit Covid-19 ist das biologische Alter entscheidend. Daher sollte man sich weiterhin fit halten und bewegen.

Für wen Covid-19 besonders bedrohlich ist

Früher sprachen Ärzte wie Laien davon, dass Patienten chronische Leiden hatten oder schlicht krank waren. Nun aber ist der Begriff "Vorerkrankungen" zum geflügelten Wort geworden. Damit sind jene Krankheiten oder Beeinträchtigungen gemeint, von denen Menschen schon geplagt wurden, bevor die Welt lernen musste, wie man das Wort Coronavirus ausspricht.

Während es viele Gesunde beruhigt, wenn es heißt, dass schwere Verläufe oder gar Todesfälle durch das neuartige Coronavirus hauptsächlich Menschen mit Vorerkrankungen betreffen, fragen sich chronisch Kranke, was dies für sie bedeutet. Schließlich sind chronische Rückenschmerzen, ein Leberschaden und Neurodermitis auch Vorerkrankungen. Nach bisherigen Auswertungen der Covid-19-Krankheitsfälle zeigt sich aber, dass es Erkrankungen und Lebensumstände gibt, die mit einem deutlich höheren Risiko für einen schweren Verlauf einhergehen als andere.

Mehr von Microsoft News:

So gäbe es für Raucher wohl keinen besseren Zeitpunkt als jetzt, um ihr Laster aufzugeben. Denn Raucher fügen ihrer Lunge schweren Schaden zu. Zellen sterben ab, Gewebe vernarbt, Flüssigkeit sammelt sich an, es kommt zur dauerhaften Entzündung. Zudem bleibt die Wand der Zellen in den Lungenbläschen nicht so lange stabil wie bei Nichtrauchern - Viren wie Sars-CoV-2 können leichter eindringen. Forscher vermuten zudem, dass Hypoxie, also die lokale Unterversorgung mit Sauerstoff, die Bildung von ACE2-Rezeptoren an der Oberfläche von Lungenzellen anregt. Diese Andockstellen gelten als Eintrittspforten für das neuartige Coronavirus - Raucher machen ihnen gleichsam die Tür auf.

Auch Patienten mit Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Lungenleiden und eingeschränkter Immunantwort wie etwa Krebspatienten sind besonders gefährdet. Den genannten Krankheiten ist gemeinsam, dass sie im Alter häufiger vorkommen. Darum ist nicht immer klar, was mehr zur ungünstigen Prognose beiträgt; die mit den Jahren schwindenden Widerstandskräfte oder Einschränkungen durch die Vorerkrankung. Spezifische Gründe gibt es jedoch außerdem.

"Viele Tumor-Patienten sind durch die Krankheit geschwächt und ihre Abwehrkräfte oft schon in Mitleidenschaft gezogen", sagt Wolf-Dieter Ludwig, lange Jahre Chefarzt für Krebsmedizin in Berlin-Buch und zudem Vorsitzender der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft. "Das macht sie auch anfälliger für Infektionen." Ludwig hat in den vergangenen Tagen wiederholt darauf hingewiesen, dass chronisch Kranke auf keinen Fall ihre Medikamente absetzen sollten. Hinweise auf Wechselwirkungen mit dem neuartigen Coronavirus seien nicht belegt.

 

17. März 2020

Ein erster Höhepunkt rund um die gegenwärtige Corona-Pandemie-Krise ist erreicht: die Schweizer Regierung (Bundesrat) hat den entsprechenden  Notstand ausgerufen! Ich persönlich denke, dass die Folgen unglaubliche Ausmasse auf ökonomischer und sozialer Ebene haben werden!

 

Coronavirus – wie gehen wir mit den Einschränkungen um?

Nicolai Morawitz und Josua Widmer (auf Bluewin)

17.3.2020 - 00:00

Aus Sorge vor den Auswirkungen des Coronavirus zieht der Bund die Daumenschrauben an. Unser Alltag wird dadurch immer ungemütlicher. Und wie geht es Ihnen dabei?

Im Kampf gegen die Corona-Pandemie kommt das öffentliche Leben fast zum Erliegen. Plötzlich müssen wir mit Einschränkungen klarkommen, die noch vor ein paar Tagen undenkbar gewesen wären. Mit «Social Distancing» fing es an, mittlerweile sind auch die Schulen geschlossen, der Kunst- und Gastro-Betrieb ist massiv eingeschränkt.

Wir wollten von den Menschen in Bern wissen: Wie gehen Sie ganz persönlich mit diesen Einschränkungen um, und wie verändern Sie ihren Alltag?

In unserem neuen Video-Format «Die Frage der Woche» stellen wir ab jetzt Woche für Woche die dringlichste Frage, die die Schweizer aktuell beschäftigt. Dabei beschränken wir uns nicht auf unseren Standort in Zürich, sondern fangen für Sie Meinungen aus der ganzen Schweiz ein.

Halten Sie sich an die Weisungen des Bundes?

Formularbeginn

Ja, aber ich finde die Weisungen zu wenig streng.

Ich befolge die Richtlinien des Bundes sehr exakt.

Ich halte mich nur an das, was ich sinnvoll finde.

Formularende

 

Notstand seit Mitternacht – «Ernstfall wird Milliarden kosten»

Agenturen/red/phi - 17.3.2020 - 08:40

Corona-Krise könnte Monate dauern

US-Präsident Donald Trump sagte, es könne aber auch anders kommen, wenn die Amerikaner die neuen Richtlinien befolgten.

17.03.2020

Um Mitternacht ist in der Schweiz der vom Bundesrat ausgerufene Notstand in Kraft getreten. Geschäfte und Lokale müssen geschlossen bleiben. An den Grenzen herrscht Einreiseverbot.

Die Ereignisse der letzten Stunden in Kürze

13. März 2020

Der CORONA VIRUS scheint die ganze Welt mehr und mehr zu beherrschen. Diese Pandemie ist Thema auf allen News-Seiten. Was ist das Neueste rund um die Corona-Pandemie? Wie steht es mit Hochrechnungen bezüglich Ansteckungen, wieviele Menschen, die das Corona-Virus tragen, müssen hospitalisiert werden? Wieviele müssen mit dem Tod rechnen? Diese Fragen können im Moment natürlich (noch) nicht genau beantwortet werden! Es gibt zu viele unbekannte Faktoren.

Ohne Gegenmassnahmen kommen auch die Schweizer Spitäler bei der Behandlung von Corona-Erkrankten schnell an ihre Grenzen

Eine Aufstellung zeigt, dass das Coronavirus zum Stresstest für das Schweizer Gesundheitssystem werden könnte. Die Spitäler verfügen über total 1500 Plätze in der Intensivpflege. Viel hängt davon ab, wie massiv die epidemische Welle sein wird.

NZZ Christof Forster, Bern 13.03.2020, 05.30 Uhr

Rund 5 Prozent der Corona-Patienten sind auf Intensivpflege angewiesen.  Ärzte ziehen ihre Schutzkleidung in der Isolationsabklärungsstation des Universitätsspitals Zürich an.

Karin Hofer / NZZ

Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte diese Woche, solange kein Impfstoff und keine Therapiemöglichkeiten vorlägen, würden in Deutschland voraussichtlich 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung infiziert. Daraus lässt sich ableiten, welche Belastungen auf die Gesundheitswesen der vom Coronavirus betroffenen Länder zukommen werden. In Norditalien sind die Spitäler überfordert. Weil der Andrang derart gross ist, können nicht mehr alle Schwerkranken angemessen gepflegt werden. Die Spitäler hatten wenig Zeit, um sich auf die rasche Zunahme an Erkrankten vorzubereiten.

Einige Zahlen zeigen, wofür sich die Schweizer Spitäler wappnen müssen. Hier geht es nicht um eine Prognose; jeder Wert ist nur eine Annahme. Die Aufstellung soll vielmehr eine Vorstellung über die Welle geben, die auf das Schweizer Gesundheitswesen zukommen könnte.

Über 215 000 Patienten auf der Intensivstation

Die Schätzungen über die Ansteckungsrate reichen von 20 bis 70 Prozent. Ein angenommener Wert von 50 Prozent würde bedeuten, dass in der Schweiz früher oder später über 4 Millionen Menschen mit dem Coronavirus infiziert werden. Die Erfahrungen in China zeigen, dass bei 80 Prozent der Infizierten die Krankheit mild bis moderat verläuft oder sie nicht einmal etwas merken. Bei 15 bis 20 Prozent ist der Verlauf ernsthafter. Vorsichtig gerechnet müssen 10 Prozent der Infizierten im Spital behandelt werden. Die Hälfte davon dürfte aufgrund des schweren Verlaufs auf die Intensivstation kommen. Das bedeutet, dass in diesem Szenario über 200 000 Patienten (5 Prozent von 4 Millionen) auf Intensivpflege angewiesen sein werden, um zu überleben. Um abzuschätzen, ob in der Schweiz dafür genügend Kapazitäten vorhanden sind, muss man die Verweildauer der Patienten auf der Intensivstation kennen. Erfahrungen zeigen, dass Patienten mit schweren Verläufen zwei Wochen oder länger Intensivpflege benötigen. In dieser Aufstellung wird vorsichtig mit einer Woche gerechnet. 

Nun sei angenommen, die Hälfte der Bevölkerung stecke sich gleichmässig innerhalb eines Jahres mit dem Coronavirus an. Dies wird in der Realität so nicht geschehen, denn Epidemien laufen in Wellen ab. Doch selbst unter dieser unrealistisch optimistischen Annahme wären über 4000 Betten auf Intensivstationen in Schweizer Spitälern notwendig, um die Patienten zu versorgen. 

Eine Pflegefachperson kümmert sich um ein bis zwei Patienten

Die Schweizerische Gesellschaft für Intensivmedizin (SGI) liefert aktuelle Zahlen zu den Kapazitäten. In der Schweiz gibt es 82 Intensivstationen. Dort stehen gegenwärtig total 1000 Betten zur Verfügung. Davon sind 850 mit Beatmungsgeräten ausgerüstet. Bei Covid-19-Patienten mit schweren Verläufen kommt es häufig zu Atemproblemen. An einigen Standorten könnten laut SGI die Kapazitäten aufgestockt werden. Es sei angenommen, dass kurzfristig kaum mehr als 30 Prozent Betten dazukommen. Das Potenzial ist beschränkt, weil es neben der Infrastruktur vor allem qualifiziertes Personal braucht. Auf der Intensivstation kümmern sich Pflegefachpersonen in der Regel um ein bis zwei Patienten. 

Neben den Intensivstationen verfügen Spitäler über insgesamt 450 Betten mit eingeschränkter Intensivpflege. Diese sind im Spitalalltag für jene Patienten gedacht, die nicht auf lebenserhaltende Massnahmen angewiesen sind, deren Zustand aber keine Verlegung auf die Allgemeinstation erlaubt. Der Einfachheit halber werden diese Betten hier der Intensivstation zugerechnet. Dies ergibt, inklusive der Aufstockung um 30 Prozent, rund 1750 verfügbare Betten mit Intensivpflege. 

Nicht alle Patienten könnten versorgt werden

Ein Teil davon wird jedoch durch Patienten belegt sein, die nach Unfällen oder aufgrund schwerer Erkrankungen Intensivpflege benötigen. Um Kapazitäten freizuschaufeln, verschieben die Spitäler Eingriffe, die nicht dringlich sind. Es scheint eine optimistische Annahme, dass dadurch die Hälfte der Betten (875) für Corona-Patienten frei werden. Doch auch dann bleibt eine grosse Lücke: Notwendig wären rund 4000 Betten. Mit der heutigen Infrastruktur könnte also höchstens ein Fünftel der Patienten mit schweren Verläufen versorgt werden. Mit einer Ansteckungsrate von 20 statt 50 Prozent wäre es immerhin die Hälfte der Patienten. Die Zahlen zeigen, wie wichtig es ist, die Zahl der Ansteckungen zu bremsen. 

Allerdings werden die geschätzten 4000 Patienten nicht gleichmässig auf die Spitäler zukommen. Weil die Pandemie wellenartig verläuft, wird auch der Zustrom der Erkrankten auf die Spitäler auf diese Art erfolgen. Deshalb betonen Epidemiologen unablässig, dass Massnahmen zur Eindämmung des Virus zentral seien. Der Basler Spitalhygieniker Andreas Widmer sagt im NZZ-Interview: «Wir müssen die Welle von Covid-19-Patienten brechen, sonst geraten wir in einen Tsunami.» Viel sei schon gewonnen, wenn die Ansteckungen langsamer und damit für die Spitäler besser verkraftbar seien. Sonst drohten Szenarien wie in Italien, wo Spitäler nicht mehr alle schwer erkrankten Patienten intensivmedizinisch betreuen können.

Mehr zum Thema

Interview

Infektionsspezialist: «Wir müssen die Welle von Coronavirus-Infektionen brechen, sonst geraten wir in einen Tsunami»

 

Der Basler Infektionsspezialist und Spitalhygieniker Andreas Widmer warnt: Nur wenn sich jeder Einzelne an die vom Bund ausgegebenen Weisungen halte, werde das Schweizer Gesundheitssystem nicht zusammenbrechen.

Erich Aschwanden 12.03.2020

8. März 2020

Die CORONA-VIRUS Pandemie macht die ganze Welt «verrückt». News in den Printmedien, am Fernsehen, praktisch überall, werden von der Thematik «Corona-Virus» dominiert.

Rund um das Corona-Virus gibt es aber auch juristische Probleme, die auftauchen können. Der BEOBACHTER versucht einige davon zu beantworten:

Rechtliche Fragen zum Coronavirus

Darf der Chef meine Italienreise verbieten? Wer bezahlt meine stornierte Asienreise? Sollte ich Medikamente auf Vorrat kaufen? Wir klären auf.

 

Kommentare

Viele Unternehmen führen Massnahmen ein, um Angestellte vor einer Ansteckung zu schützen. 

 

Von Jasmine Helbling, Nicole Müller, Dana Martelli und Chantal Hebeisen
Veröffentlicht am 3. März 2020,
aktualisiert am 5. März 2020

Überblick: Rechtliche Fragen rund um das Corona-Virus

Mein Chef verlangt, dass ich bei der Arbeit eine Atemschutzmaske trage. Darf er mich dazu zwingen?

Ein Arbeitgeber muss die Gesundheit seiner Angestellten schützen und die Empfehlungen der Behörden umsetzen. Bisher hat das Bundesamt für Gesundheit (BAG) noch keine Massnahmen zum Schutz vor dem Coronavirus angeordnet. Betriebe können deshalb selber entscheiden, welche Schutzmassnahmen sie treffen. Diese müssen allerdings verhältnismässig sein: Nicht in allen Betrieben sind Schutzmasken möglich oder nötig. Er kann Sie also nicht einfach so zwingen. 

 

Ich huste seit einigen Tagen, fühle mich sonst aber fit. Darf mich der Chef zur Ärztin schicken?

Nein, er kann Sie nicht zu einem Arzttermin zwingen. Er darf Ihnen aber verbieten zu arbeiten oder Sie ins Home Office Home-Office Tipps für das Büro zu Hause schicken, wenn das vertraglich so geregelt wurde oder wenn sie sich darauf einigen. Ihren Lohn muss er weiterhin bezahlen. Sie sollten sich jedoch vorsorglich auf das Coronavirus testen lassen.

 

Ich habe Angst, mich im Zug mit dem Coronavirus anzustecken. Darf ich im Home Office arbeiten?

Wenn Ihr Chef kein Home Office erlaubt, dürfen Sie aus Angst vor einer möglichen Ansteckung nicht zu Hause bleiben. Gerechtfertigt wäre das nur, wenn es unter den Arbeitskollegen einen konkreten Verdacht auf eine Corona-Ansteckung gibt. Dann dürfen Sie die Arbeit verweigern, bekommen aber trotzdem Lohn.

 

Ich habe Ferien in Thailand gebucht. Nach der Rückkehr soll ich wegen des Coronavirus zwei Wochen im Home Office arbeiten. Ich habe aber keine Möglichkeit dazu. Was jetzt?

Ein Arbeitgeber darf Home Office nur dann anordnen, wenn dieser Punkt im Arbeitsvertrag geregelt ist. Und wenn er Ihnen die Arbeit zu Hause ermöglichen kann. So muss er zum Beispiel einen Laptop zur Verfügung stellen, wenn Sie für die Büroarbeit keinen eigenen haben. Falls das nicht möglich ist oder Sie zu Hause kein Internet haben, muss der Arbeitgeber den Lohn zahlen – auch wenn Sie nicht arbeiten.

 

Meine Chefin will, dass ich für die Arbeit nach Italien reise. Kann ich mich wehren?

Wenn das Bundesamt für Gesundheit von einer Reise nach Italien abrät, weil das Risiko sich mit Corona anzustecken hoch ist, kann Ihre Chefin Sie nicht zwingen. Das widerspräche ihrer Fürsorgepflicht.

 

Geschäftsreisen, in von dem Coronavirus betroffene Länder, hat mein Arbeitgeber bereits gestrichen. Jetzt will er mir auch meinen privaten Urlaub verbieten. Darf er das?

Nein, so weit reicht sein WeisungsrechtWeisungsrecht Was darf der Arbeitgeber verlangen? nicht.

 

Ich sitze in den Ferien fest, weil der Flugverkehr vorübergehend eingestellt wurde. Bekomme ich trotzdem Lohn?

Wenn Sie selber nicht am CoronavirusCovid-19  Fragen wie:  Was Sie über das Coronavirus wissen müssen erkrankt sind, muss Ihnen der Chef für den Ausfall keinen Lohn zahlen.

 

Bin ich haftbar, wenn ich mit Husten und Fieber ins Büro komme und meine Kollegen mit dem Coronavirus anstecke?

Das wäre zwar unverantwortlich, die Wahrscheinlichkeit, dass Sie dafür haftbar gemacht werden, ist aber gering. Dafür müsste man nachweisen können, dass tatsächlich Sie die Kolleginnen mit dem Coronavirus angesteckt haben.

 

Mein Chef hat angekündigt, unser KMU wegen des Coronavirus für einige Wochen zu schliessen. Bekomme ich weiterhin einen Lohn?

Ja, das wäre ein sogenannter Arbeitgeberverzug: Wenn der Arbeitgeber keine Arbeit anbieten kann, muss der Arbeitnehmer nicht darunter leiden. Der Lohn muss deshalb bezahlt werden. Vor ein paar Jahren gab es einen ähnlichen Fall: Nachdem der isländische Vulkan Eyjafjallajökull ausgebrochen war, kam es zu Betriebsschliessungen, weil Rohstoffe nicht nachgeliefert werden konnten. Die Löhne wurden trotzdem bezahlt. 

 

Ich arbeite in der Tourismusbranche und habe gerade viel weniger zu tun. Meine Chefin will, dass ich das Pensum reduziere, ich bin aber auf den vollen Lohn angewiesen. Was kann ich tun?

Sie sind nicht verpflichtet, Ihr Pensum zu reduzieren. Das wirtschaftliche Risiko liegt beim Arbeitgeber – er darf es nicht auf seine Angestellten abwälzen. Ihr Chef kann aber KurzarbeitKurzarbeit Ihre Rechte bei reduzierter Arbeitszeit anordnen. In diesem Fall wird die Arbeit vorübergehend reduziert oder sogar eingestellt. Sie erhalten eine Entschädigung von 80 Prozent Ihres Lohns. Zwar dürfen Sie die Kurzarbeit auch ablehnen, das ist allerdings nicht empfehlenswert: Der Chef könnte Ihnen aus wirtschaftlichen Gründen kündigen.

 

Ich betreibe eine Kita, die kurzfristig geschlossen werden muss. Mit welchem Geld bezahle ich die Miete und das Personal, wenn die Elternbeiträge fehlen?

Es gehört zum wirtschaftlichen Risiko eines Arbeitgebers, den Lohn und Mietzins weiterhin bezahlen zu können. Vielleicht hat er dieses Risiko versichert.

Ich sollte am Genfer Auto-Salon als Hostesse arbeiten. Nun wurde die Veranstaltung wegen des Coronavirus abgesagt. Bekomme ich eine Entschädigung?

Bei derart kurzen Einsätzen wird selten eine Kündigungsfrist vereinbart. Ohne eine solche ist ein befristeter Arbeitsvertrag nicht kündbar. Falls Ihnen die Firma keinen vergleichbaren Job anbieten kann, muss sie den vollen Lohn zahlen. Wenn sich nur ein Job mit schlechterer Bezahlung finden lässt, schuldet Ihnen die Firma wenigstens die Differenz.

 

29. Februar 2020

Die Ausbreitung des CORONA-VIRUS wirft weltweit riesige Wellen. Ich beobachte in meinem engeren Umfeld eine grosse Unruhe, ja sogar eine Art von Hysterie. Dass so ein Virus die ganze Welt derart in Aufruhr stürzen könnte, hätte ich mir noch vor einigen wenigen Wochen nicht vorstellen können.

 Wer hat Angst vor dem Coronavirus?

Das Tessin nicht. Eine NZZ Reportage.

Sascha Britsko (Text) und Christoph Ruckstuhl (Bilder) 29.02.2020, 05.30 Uhr

«Politisch war das die richtige Entscheidung», schreit mir der Vize-Bürgermeister Alessandro Fontana ins Ohr, während aus den Boxen «Wie heisst die Mutter von Niki Lauda?» dröhnt. Er meint das Verbot der Fasnacht in seinem Dorf Tesserete, das am Tag zuvor von der Regierung verhängt wurde.

Etwa 30 Leute haben sich an diesem Donnerstagnachmittag in der Bar getroffen. Sie widersetzen sich nicht etwa der kantonalen Weisung. Sie sind Mitglieder des Fasnachtskomitees und der Dorfvereine, sie hätten sich so oder so zu einem Mittagessen getroffen, sagt Fontana. Wieso also nicht verkleidet?

Fontana trägt einen Anzug mit farbigen Totenköpfen und Afro-Perücke. Er sagt, er habe sich als «Farbe» verkleidet. Sein Atem riecht nach Tequila. «Aber Sie wissen nicht, was diese Fasnacht für unsere Stadt bedeutet», schreit er weiter. «Das ist die grösste Veranstaltung unseres Dorfes. Ohne die Fasnacht würden viele Vereine hier nicht überleben.»

Einige Stunden zuvor. Das Wetter an diesem Donnerstagmorgen widerspiegelt die momentane Gefühlslage des Tessins wohl ziemlich gut: Die Sonne scheint, aber der Wind ist eisig. Vor zwei Tagen wurde der erste Corona-Fall hier bestätigt. Das Fazit: Ja, die Italiener sind schuld. Ein Mann kehrte vor etwas mehr als einer Woche aus Mailand zurück und schleppte das bereits erwartete Virus ein.

Sechs Verdachtsfälle sind an diesem Tag im Tessin noch in Abklärung, die Medien melden im Minutentakt neue bestätigte Fälle, verstreut über die ganze Schweiz. Zurzeit gibt es keinen Impfstoff und keine Behandlungsmöglichkeiten bei Corona, auch Covid-19 genannt. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat über Twitter Wissenschafter dazu aufgerufen, sich zu melden, falls sie sich an der Entwicklung eines Gegenmittels beteiligen möchten. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit.

Doch während die Regierung Massnahme an Massnahme reiht, bleibt der Durchschnittsbürger vergleichsweise stumm. Was denken die Menschen eigentlich über das Coronavirus? 

Eine Push-Nachricht leuchtet auf dem Bildschirm meines Telefons auf: «Zwei Corona-Fälle in Graubünden bestätigt.» Ich gehe los.

Das Telefon läuft heiss

Ich starte meine Suche dort, wo alles begonnen hat: bei den Zöllnern in Chiasso. An der Strada San Gottardo sitze ich drei freundlichen Gesichtern gegenüber. Eines davon gehört Roberto Arrondo, dem Postenchef der Zollstelle. 10 000 Menschen passieren hier täglich die Grenze. Pendler, Touristen, Migranten. Und mit ihnen auch das Coronavirus.

Diesen Morgen hat Roberto Arrondo die Informationsplakate des BAG aufgehängt. Drei Vorsichtsmassnahmen werden genannt: Hände waschen, in den Ellbogen niesen, Abstand halten. Und das sei genau das, was die Zöllner auch täten, versichert er mir. Man halte die Hygienemassnahmen strikt ein, nicht nur in Corona-Zeiten. «Nach wie vor tragen wir Handschuhe, aber wir waschen vielleicht ein wenig öfter unsere Hände», sagt Arrondo lächelnd. 

Vor einer Ansteckung fürchtet sich in der Zollstelle niemand, sagt mir Arrondo. Die Zöllner seien auch sonst allen möglichen Krankheiten ausgesetzt: Krätze, Tuberkulose. Alltag. «Das gehört zu unserem Job.»

Nur die Telefone würden seit einigen Tagen heisslaufen. «Alle paar Minuten ruft jemand an und fragt: ‹Darf ich nach Italien einkaufen gehen und wieder zurückkommen?› oder ‹Darf ich von Italien her einreisen?›. Das beschäftigt die Leute.» Auf der Website des Kantons sind zwar alle Informationen aufgeschaltet, und es gibt auch eine kostenlose Corona-Hotline, aber «die Leute gehen hier über die Grenze, also wollen sie es auch von uns hören».

In der Bevölkerung spüren die Zöllner keine Panik. Einige Grenzgänger würden Masken tragen, aber nicht mehr als sonst auch. Andere würden der Schweiz gar mehr vertrauen als einem Mundschutz. Am Tag zuvor sei ein Mann mit Mundschutz über die Grenze gefahren. Sobald er auf Schweizer Boden gewesen sei, habe er die Maske abgenommen. «Für so sicher hält man die Schweiz.»

Mein iPhone vibriert: «Der Engadiner Skimarathon wird abgesagt.» Ich eile weiter.

Mehr erfahren

Diese Seite teilen